Entstehungsdaten:
USA 2017
Regie:
Sean Carter
Darsteller:
Bella Thorne
Chandler Riggs
Natalie Martinez
Ioan Gruffudd
Leigh Whannell
Trailer
Seit ich sie in Jorge Michel Grau´s 2015er Thriller „Big Sky“ das erste Mal bewusst in einem Film wahrgenommen habe, sehe ich Bella Thorne (unabhängig ihres manchmal nicht gerade vorteilhaften privaten Gebarens und ihres meinen Geschmack oft verfehlenden musikalischen Outputs) eigentlich ganz gern. Sie, die im Oktober 1997 als Annabella Avery Thorne zur Welt kam, ist hübsch, schauspielerisch begabt, hat einen cool klingenden Namen und hegt zudem ein Faible fürs Horror-Genre. Drei solcher Produktionen, an denen sie in den vergangenen Jahren mitgewirkt hat, wurden jedoch gleich mehrfach verschoben und sind jeweils erst einige Zeit nach ihrer Entstehung erschienen: McG´s „the Babysitter“, Frank Khalfoun´s „Amityville: the Awakening“ und Sean Carter´s „Keep Watching“. Um letzteres Werk soll es hier im Folgenden nun gehen: Auf einem Skript des Newcomers Joseph Dembner basierend ursprünglich schon 2014 unter dem Titel „Home Invasion“ abgedreht, hat man den Streifen an Halloween 2017 für nur einen einzigen Abend in die US-Kinos gebracht, bevor er Anfang 2018 dann in mehreren Ländern auf DVD und/oder BluRay veröffentlicht wurde…
Eröffnet wird mit einer News-Sendung, in der von der brutalen Ermordung einer Familie berichtet wird – wobei ein Mitglied eben jener noch immer als „vermisst“ gilt und man in dem gemeinsam bewohnten Haus (dem Tatort) etliche verborgen platzierte Mini-Kameras gefunden hat, über die das garstige Treiben im Internet gestreamt wurde. Es werden einige junge Leute interviewt, die sich die Geschehnisse angesehen hatten – das aber unwissend, dass das Gebotene tatsächlich „echt“ war: Teils angewidert geben sie zu, davon durchaus „gut unterhalten“ worden zu sein – so wie es sich der geneigte Betrachter von einem effektiv arrangierten Movie mit der betreffenden Ausrichtung generell ja stets erhoffen würde. Im Anschluss daran erhält man eine vor einem Computer sitzende Gestalt präsentiert, welche sich den allerlei private Bilder, Videos und Kommentare aufweisenden „Social-Media-Account“ der Teenagerin Jamie Mitchell (Thorne) anschaut – worüber hinaus einem anhand einer Reihe offenkundig heimlich aufgenommener Clips schnell klar wird, dass sie inzwischen bereits gestalkt sowie von ihm als „nächste Zielperson“ auserkoren wurde…
Als Jamie am Ende eines 10-tägigen Urlaubs zusammen mit ihrem Bruder DJ (Chandler Riggs), ihrem Vater Adam (Ioan Gruffudd) und dessen neuen Ehefrau Olivia (Natalie Martinez) nach Hause zurückkehrt, beschäftigen sie verschiedene belastende Gedanken und Empfindungen: Bspw. hat sie Olivia nach dem Tod ihrer Mutter noch immer nicht akzeptiert und befürchtet gegenwärtig, eventuell schwanger zu sein. Zudem taucht ihr Onkel Matt (Leigh Whannell) am Abend überraschend bei ihnen auf – sich (von seiner Partnerin „rausgeschmissen“) auf der Suche nach einem „Schlafplatz“ befindend. Niemand ahnt, dass in ihrer Abwesenheit zig kleine Kameras angebracht wurden, die nun nahezu jeden Winkel des Anwesens und Gebäudeinnern abdecken. Kurz nachdem die meisten zu Bett gegangen sind, werden sie plötzlich seitens ungewohnter Geräusche aufgeschreckt: Zwei Maskierte (Maya Eshet und Matthew Willig) sind dabei, die Fenster und Außentüren des Erdgeschosses zu vergittern – worauf ihnen der „Creator“ (Christopher James Baker) die Nachricht übermittelt, dass er von ihnen erwartet, sich aktiv gegen die beiden zur Wehr zu setzen: Fortan heißt es für die Mitchells also „kill or be killed“…
Auf den ersten Blick könnte man „Keep Watching“ für einen „Found Footage Flick“ halten – allerdings handelt es sich bei den sich entfaltenden Ereignissen um „live“ übertragene (obgleich ein zeitverzögertes Streamen ebenfalls passen würde und sogar logischer wäre). Grundsätzlich markieren die Kameras den größten „Knackpunkt“ des Films – von denen es sehr viele (50? 100? ich weiß es nicht) gibt, die förmlich „überall“ positioniert wurden und seither „alles“ aufzeichnen. Das im Laufe einer Woche zu schaffen ist nicht unmöglich – doch ist es u.a. schon unglaubwürdig, dass keine entdeckt wird (so winzig sind die Dinger nun auch wieder nicht), dass spezielle Zimmer-Bereiche bei ihrer Anordnung mit berücksichtigt wurden (wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand hinter einem Aquarium verstecken wird?) sowie dass das Ganze überhaupt in einer derartigen Form „ausgestrahlt“ werden kann. Wer ist es, der „in Real-Time“ die einzelnen „Cam-Feeds“ überwacht und sich ums zugehörige Editing kümmert? Mit dem „Creator“ gelegentlich eine Drohne steuernd oder einen Van fahrend, kann er das eigentlich nicht wirklich (allein) bewerkstelligen. „Lauert“ da etwa noch einer?
An sich sollte man über so einiges lieber nicht groß nachdenken – so z.B. über die konkreten Motive der Killer, was genau sie damit bezwecken, auf welchem Wege man im Internet auf den Stream aufmerksam werden kann/könnte (bzw. gemacht wird) oder was denn für „technische Vorkehrungen“ getroffen wurden, um zu verhindern, dass die übers Vorgehen inzwischen ja informierten Behörden eben jenen nicht irgendwie abschalten oder zurückverfolgen. In sein Drehbuch hat Dembner zwar manch eine Gegebenheit eingebunden, die sich „Medien-kritisch“ betrachten lässt – unter ihnen die Masse an „persönlichen Preisgaben“, die kontinuierlich auf Seiten wie „Facebook“ (nicht selten für jeden zugänglich) gepostet werden, oder die morbide Faszination nicht weniger Menschen (oftmals frei von Empathie) hinsichtlich Gewalt und Leid, sofern es sie nicht selbst betrifft – doch werden diese Ansätze nie vernünftig vertieft, um daraus eine ergiebig-substanzielle „Botschaft“ zu generieren. Aus dem Konzept hätte ein talentierterer Schreiberling mit Sicherheit deutlich mehr Potential „herauszuschöpfen“ vermocht – wogegen Dembner hier (in jeder Beziehung) bloß oberflächliches angeliefert hat…
Im Rahmen des Einstiegsakts erfährt man zu jedem Protagonisten ein bis zwei Details, welche später jedoch überwiegend keinerlei weitere Bedeutung spielen – á la dass Adam jemandem eine stolze Summe Geld schuldet, sein Bruder Matt mal wieder „Stress“ daheim hat und Jamie sich nicht sicher darüber ist, wie ihr Boyfriend Josh (Jared Abrahamson aus „Detour“) wohl darauf reagiert, wenn sie ihm davon berichtet, dass sie vermutlich schwanger ist. Zumindest hat man ihr, die u.a. ihre verstorbene Mutter noch immer sehr vermisst und die neue Frau ihres Vaters (entsprechend) „nicht anerkennen“ mag, die beste Charakter-Zeichnung zugestanden. Thorne meistert den Part überzeugend – sei es im Zuge von Interaktionen mit den anderen, während sie mit ihren sie bedrückenden Emotionen fertig zu werden versucht oder als „Opfer“ des über sie und ihre Familie hereinbrechenden Terrors. Als ihr auf Videogames stehender Bruder DJ verbleibt der aus der Hit-Serie „the Walking Dead“ bekannte Chandler Riggs unterdessen recht „blass“ – zum Glück aber ohne dabei zu nerven – und auch Ioan Gruffudd („San Andreas“) gelingt es nicht, dem Part ihres Dads einen „nachhaltigen Eindruck“ zu verleihen…
Minimal besser ergeht es da Natalie Martinez („Message from the King“) als Olivia, die in der eingeschränkten Zeit vor Ausbruch des Schreckens immerhin ein paar Facetten ihrer Rolle (vor allem im Hinblick auf ihr Verhalten gegenüber den Kindern) zur Schau stellt und einem daher nicht ganz so „eindimensional“ wie Adam vorkommt. Derweil hätte man auf den Auftritt Leigh Whannells – welcher sich unter Genre-Freunden dank seiner Beteiligung an den „Saw“- und „Insidious“-Franchises ja „einen geschätzten Namen“ erworben hat – im Grunde komplett verzichten können, ohne dass es irgendwie etwas ausgemacht hätte. In ihrer Funktion als bedrohlich-fiese, creepy Maskierungen tragende „Baddies“ agieren Christopher James Baker („the Purge: Election Year“), Maya Eshet („To the Bone“) und der Hünen-hafte Ex-Football-Player Matthew Willig („Wild Card“) indes allesamt „zweckdienlich“ – wobei ihre „Einwirkungen“ mit Kleinigkeiten wie das Entwenden eines Ladekabels oder Platzieren einzelner „Geschenke“ (bspw. ein für DJ zum Finden abgelegtes Sturm-Feuerzeug) beginnen, bevor sie dann das Haus „verriegeln“ und den ersten Anwesenden töten…
Die Kills an sich sind „nichts Besonderes“, viel passiert in dunklen Umgebungen und bis auf einige punktuelle (meist „suggestive“) Spannungs-Momente mangelt es den Geschehnissen an einem intensiveren Suspense-Grad. Der Score Tyler Bates' („John Wick“) ist kaum der Rede wert – und obgleich die Kamera-Arbeit Sharone Meirs („Whiplash“) mit zahlreichen kreativen Perspektiven (wie von einem Decken-Ventilator herab oder durch gläserne Displays hindurch) aufwartet, lenken die bereits erwähnten damit verknüpfen „Unglaubwürdigkeiten“ das Publikum schlichtweg zu oft zu stark ab: Eine „Tischfußball-Kicker-Cam“ sei da einfach mal exemplarisch hervorgehoben. Unabhängig des sich einigermaßen zügig entfaltenden Verlaufs, einer kompetenten Miss Thorne als Lead sowie einer Handvoll solider Set-Pieces und netter Ideen – zu denen das Einbinden einer Drohne, spezielle „X“-Markierungen und eine effektive Szene rund um ein Polaroid-Foto zählen – weist der Streifen letztlich jedoch nicht genügend positive Eigenschaften auf, um eine Empfehlung zu rechtfertigen. Ach, und „natürlich“ gibt es am Ende noch einen „Twist“, der die sprichwörtliche „Tür“ für ein Sequel weit offen lässt…
Fazit: „Keep Watching“ ist ein düsterer, einen mehrfach an die beiden Bryan Bertino Streifen „the Strangers“ und „Mockingbird“ denken lassender „Home Invasion“-Thriller, der jedoch sowohl an seiner „gehaltsarmen“ Vorlage als auch an seiner nicht sonderlich inspirierten Umsetzung krankt und dessen beileibe nicht uninteressantes „visuelles Konzept“ sich in der präsentierten Form obendrein als ein unvorteilhaftes „zweischneidiges Schwert“ entpuppt…