Entstehungsdaten:
USA 2014
Regie:
Albert Pyun
Darsteller:
Tommie Vegas
Shane Ryan
Brittany Bochart
Trailer
Eigentlich hatte sich der an Multipler Sklerose erkrankte, sich u.a. mit Sinnes-, Sprach- und Motorik-Störungen, Konzentrations-Schwierigkeiten, Gedächtnis-Verlust sowie regelmäßigen schmerzhaften Anfällen konfrontiert sehende B-Movie-Regie-Veteran Albert Pyun („Radioactive Dreams“, „Cyborg“, „Nemesis“, „Mean Guns“ etc.) 2013 dazu entschieden, sich nach über 30 Jahren im Business aus gesundheitlichen Gründen in den „Ruhestand“ zurückzuziehen. Schon bald darauf begann er die mit seiner zuvor leidenschaftlich ausgeübten Profession verbundene Beschäftigung und „persönliche Herausforderung“ jedoch zu vermissen – was drin resultierte, dass er und seine Ehefrau Cynthia Curnan sich kurzerhand an die Konzeption eines neuen Projekts begaben, zu dessen Realisierung er in seinem Zustand letztlich auch in der Lage sein würde…
Herausgekommen ist dabei „the Interrogation of Cheryl Cooper“ – ein im März 2014 weitestgehend in einem einzigen (knapp einstündigen) „Take“ auf einer Sound-Stage in Las Vegas abgedrehter experimenteller Micro-Budget-„Found Footage“-Flick, der Pyun´s bis dato 51. Spielfilm-Arbeit markierte und zugleich (ähnlich wie „Road to Hell“ gegenüber Walter Hill´s „Streets of Fire“) ein „Companion Piece“ zu seiner eigenen Veröffentlichung „Infection“ (aka „Invasion“) bildet, welche dem Publikum 2005 einige „merkwürdige Geschehnisse außerirdischen Ursprungs“ rein anhand der Dashcam-Aufzeichnungen eines Streifenwagens präsentierte. Das Ergebnis damals war interessant – aber unbefriedigend. Wie bereits mehrere ihres Mannes – unter ihnen die H.P. Lovecraft Adaption „Cool Air“ – wurden beide Werke von Curnan verfasst…
Eröffnet wird mit einigen Szenen aus dem Vorgänger – samt der Info
2005 Lawton County, California. Kurz danach dann die Einblendung
10 Years later – gefolgt von
On September 12, 2014, the Las Vegas Metropolitan Police answered a call to the closed and bankrupt hotel resort of Fountain Blu. Hmmm, also meiner Rechnung nach sind das bloß neun. Nunja – weiter im Text:
Inside they found the mutilated remains of 21 victims. 7 males and 14 females, between the ages of 19 and 26, were savagely and horrifically murdered. The victims included the security guards on duty that night. All the recordings from the site´s security cameras were missing – except for a recording from a personal video camera belonging to the Security Guards. Warum „Security Guards“ mal groß, mal klein geschrieben wurde: Keine Ahnung…
Die erwähnte, fortan ohne Unterbrechung abgespielte Aufnahme trägt die Kennzeichnung „the Interrogation of Cheryl Cooper“ und zeigt das Innere eines recht dunkel gehaltenen kleinen Raums, in dem ein Tisch und zwei Stühle stehen – auf einem derer Cheryl (Tommie Vegas) just wieder zu sich kommt: Desorientiert, sichtlich mitgenommen, die Hände hinter ihrem Rücken per Handschellen gefesselt sowie Blut in ihren Haaren, auf ihrer Kleidung und Haut aufweisend. Herein tritt Ben (Shane Ryan), der sich ihr als ein Police Detective vorstellt, sie beruhigt und darüber aufklärt, dass sie die alleinige Überlebende des besagten Massakers sei. Mit dem Killer noch immer ungefasst, sieht er es als wichtig an, das Geschehene mit ihr so „frisch“ bzw. rasch es geht durchzusprechen…
Cheryl berichtet ihm, online eine Einladung zu einer Konzert-Veranstaltung auf dem Gelände des ehemaligen Resorts erhalten zu haben – und da das nach einer coolen Location klang, sind sie und einige Freunde spontan dorthin gefahren, wo sie sich u.a. an kostenfreien Drinks bedienen durften, welche sich im Nachhinein allerdings als „mit Betäubungsmittel versetzt“ herausstellten. Zudem hatten sie bereits im Vorfeld einige Drogen (á la Ecstasy) konsumiert. Folglich musste der Täter bloß noch etwas abwarten, bis sie ihm hilflos ausgeliefert waren. Mit zum Teil mehr als 50 Messer-Stichen hatte er die Opfer daraufhin gequält und getötet – manche von ihnen obendrein (sowohl vor als auch nach ihrem Tod) grässlich verstümmelt, zerlegt sowie „mit Gegenständen via verschiedene Körper-Öffnungen penetriert“…
Zusätzlich verfügt Ben über ein am Tatort gefundenes Video, auf dem die Morde zu sehen sind. Hatte der Killer Unterstützung? Seine Fragen – z.B. wie sich Cheryl denn eigentlich als einzige von den Fesseln befreien und fliehen konnte – werden mit der Zeit zunehmend „bohrender“ – während er selbst geradezu eine Art „Faszination“ für das Ganze zu hegen scheint. Eines der (vielen) Probleme, an denen „the Interrogation of Cheryl Cooper“ krankt, ist das von Anfang an „abnormal“ anmutende Verhalten beider: Sie ist merkwürdig zurückhaltend für jemand in ihrer Lage – allein schon hinsichtlich der Handschellen – er indes auf Anhieb unruhig, unsympathisch und unglaubwürdig – was u.a. zur Folge hat, dass der Zuschauer nie eine „ergiebige Verbindung“ zu den Charakteren aufzubauen vermag…
Wie bei einem Theater-Stück gab es bei der Aufzeichnung der knapp 50-minütigen Verhör-Szene keine Unterbrechungen oder Regie-Anweisungen. Was nicht uninteressant beginnt, verliert jedoch schnell an Reiz – primär aufgrund der mauen Dialog-Qualität, so einigen repetitiven Momenten sowie der schwachen Performances. Tommie Vegas („Party Night“) lässt die nötige Überzeugungskraft und „Mehrschichtigkeit” vermissen, welche die Rolle gebraucht hätte – wohingegen der im Micro- und Low-Budget-Bereich als Darsteller und Regisseur rege aktive Shane Ryan („Amateur Porn Star Killer 1-3“) Ben unvorteilhaft klischeehaft-unsubtil portraitiert. Schlimmer noch ist allerdings Newcomerin Brittany Bochart als seine Partnerin und Freundin Officer Bardo: Herrje, agiert das Mädel „hölzern“ und „cringeworthy“ schlecht…
Der Auftritt Bardos geht mit einer Reihe von Augenblicken einher, die zwischen „unfreiwillig komisch“ und „zum Kopfschütteln mies“ variieren – unter ihnen ein Taser-Einsatz und ihre mehrfach geäußerte Feststellung, welch ein „Hottie“ Cheryl doch sei. Die erkennbare Vorsicht Shanes, Tommie bloß nicht zu verletzen, als Ben Cheryl mal hart auf die Tischfläche niederschlägt, ist ebenfalls nicht wirklich optimal zu registrieren – im Kontext des Drehs aber nachvollziehbar, da man diese Tätlichkeit ja schließlich weder mit Schnitten noch alternativen Einstellungen irgendwie anders arrangieren konnte. Das Gewollte erreichte Pyun übrigens in einem einzigen Anlauf – allerdings hatte er hier auch weniger „Faktoren“ als bei seinem u.a. mit Fahrzeugen und einer größeren Cast&Crew aufwartenden „Infection“-Außen-Shoot zu berücksichtigen…
Über das Projekt schrieb Pyun mal:
One of the tricky aspects of „the Interrogation of Cheryl Cooper“ has been that it´s a „found footage“ film – so it has different rules in a sense than a conventional film. Fraglos richtig – nur scheint er eben jene „Regeln“ entweder nicht so recht verstanden oder sie bewusst nicht vernünftig eingehalten zu haben. Das Publikum erhält die aufgenommene Befragung Cheryls präsentiert, bei der Ben´s Kamera vermutlich auf einem Stativ stand oder auf etwas draufgelegt wurde, da sie keiner der Zugegenen gehalten oder bedient haben kann – und dennoch hat Cinematographer Michael Su („Party Bus to Hell“) ständig Zooms und Schwenks ausgeführt, die zwar das Anschauen des Gebotenen ansprechender gestalten, so im Grunde aber überhaupt nicht hätten sein können bzw. dürfen…
Doch es geht noch weiter: Wiederkehrend werden kurze Images und Clips eingespielt – bspw. einer verzweifelten Frau oder eines blutigen Opfers – was offenbar Erinnerungen Cheryls sind – allerdings haben diese (jeglicher Logik nach) auf der „gefundenen“ Video-Datei rein absolut nichts zu suchen. Pyun strebte einen „immersiven, sich aufs Unterbewusstsein auswirkenden Effekt“ an, der in der gewollten Weise aber nie zustande kommt – u.a. da der „Beklemmungs-Grad“ keine genügend ausgeprägte Intensität erreicht und sich der Verlauf (trotz der nur 63 Minuten betragenden Länge des Streifens) bisweilen unschön „zieht“. Das mit Abstand Beste an dem Werk sind indes einige echt coole Passagen des Scores Anthony Riparettis („Cyborg Warriors“), mit welchem Pyun ja bereits seit den Achtzigern regelmäßig zusammenarbeitet…
Richtig genervt hat mich irgendwann die „stilistische Entscheidung“, die Aufnahme, welche sich Ben und Cheryl ansehen, im Zuge dessen als „unspezifisch-transparentes Flackern“ das gesamte Bild ausfüllen zu lassen – quasi als würden wir, die Zuschauer, dabei „durch die Mattscheibe hindurch“ auf die beiden blicken. Fast eine halbe Stunde dauert das an! Detailfreudig wird das, was mit den jungen Leuten dort im Hotel geschah, beschrieben – aber nicht gezeigt. Mit talentierteren Mimen, einem beseelteren Skript und ohne dieser lästig-unruhigen „Textur“ hätte diese Phase eventuell „funktionieren“ können – doch beileibe nicht so! Statt zu „unbehaglichem Kopf-Kino“ angeregt zu werden, ärgert man sich mehr als alles andere…
In erster Linie markiert Pyun´s „the Interrogation of Cheryl Cooper“ mal wieder ein „Kuriosum“ des gebürtigen Hawaiianers. Als Film dagegen ist das Ergebnis fern von gut – und ergibt obendrein nicht sonderlich viel Sinn: Das fängt bei dem Eingangs-Hinweis
The Digital Video hat odd anomalies periodically throughout the entire recording. The anomalies are believed to have been added later... an und erstreckt sich bis hin zu einigen abstrusen Infos, die per Text im Rahmen des Abspanns nachgereicht werden, der seinerseits nach einem an die Horror-Elemente von „Infection“ anknüpfenden „Twist“ einsetzt und einige (nicht unstimmungsvolle) Ausschnitte aus eben jenem 2005er Streifen aufweist, in denen auch Cheryl zu sehen ist, welche damals von der Miss Vegas nur bedingt ähnelnden Jenny Dare Paulin gespielt wurde…
zu verorten nahe der Grenze zur