Entstehungsdaten:
Südafrika 2016
Regie:
Alastair Orr
Darsteller:
Sharni Vinson
Carlyn Burchell
Steven John Ward
Gustav Gerdener
Zino Ventura
Trailer
Bei „From a House on Willow Street” haben wir es mit einem südafrikanischen, von Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Alastair Orr („Indigenous“) erschaffenen Horror-Streifen aus dem Jahr 2016 zutun, der hierzulande unter dem haarsträubend plumpen Titel „Demon Girl – das Böse lebt in ihr“ (samt eines geradezu angepasst miesen Cover-Motivs) veröffentlicht wurde. Wie es scheint, war den deutschen Verantwortlichen letzterer Sachverhalt (vom qualitativen Eindruck her) durchaus gewahr, da die betreffende BluRay-Edition (erfreulicherweise) mit einer das wesentlich schickere Original-Artwork aufweisenden „Wende-Variante“ ausgestattet wurde bzw. daherkommt. Eine multi-nationale Besetzung präsentierend sowie irgendwo in den Vereinigten Staaten angesiedelt, verliert der Film im Bereich der Einführung kaum Zeit zugunsten eines ansprechend zügigen Einstiegs ins Geschehen…
Es ist Katherine (Carlyn Burchell), die Tochter eines Diamanten-Händlers, welche „im Visier“ von Hazel (Sharni Vinson), Ade (Steven John Ward), Mark (Zino Ventura) und James (Gustav Gerdener) steht: Das Quartett beabsichtigt nämlich, die Teenagerin zu entführen und auf diesem Wege ein nettes Lösegeld-Sümmchen zu erpressen. Nach einiger Planung gelingt ihnen ersterer Teil des Vorhabens reibungslos: Sie brechen bei der Familie ein, überwältigen das Mädel, bringen sie in eine ehemalige Fabrik und ketten sie im Keller an. So weit, so gut. Dann aber reagieren die Eltern weder auf Anrufe noch auf ein ihnen zugesandtes Video – worauf entschieden wird, dass Ade und James zum Haus zurückkehren und die Lage erkunden. Zuvor war ihnen bereits aufgefallen, dass die Fronttür nicht verschlossen und das Alarm-System nicht aktiviert war – bloß hatten sie sich im Folgenden nichts groß weiter dabei gedacht…
Vor Ort ist alles still und dunkel – genau wie sie es verlassen hatten. Bei näherer Betrachtung entdecken sie im Innern jedoch schon bald einige „merkwürdige Ding“ – unter ihnen ein sich immer wieder veränderndes Wandbild Katherines sowie eine Anordnung in die Rückwand ihres Schranks geritzter „okkulter Symbole“. Spätestens als sie die übel zugerichteten Leichen der Eltern sowie die Körper zweier Männer finden – welche sich obendrein als Geistliche entpuppen – treten sie die Flucht aus dem Haus an, um die anderen zu warnen. Jene sehen sich inzwischen aber ebenfalls schon mit „gespenstischen Erscheinungen“ und einer zunehmend bedrohlicher auftretenden Katherine konfrontiert. Offenkundig geht es von ihr aus, dass sie fortan von Manifestationen verstorbener Personen heimgesucht werden, die mit ihnen jeweils durch ein schuldbewusstes Gefühl der Angst und/oder des Bedauerns „verbunden“ sind…
Wie erwähnt, eröffnet „From a House on Willow Street” flott und Neugier erweckend: Die Szenen in dem „altmodischen“ (mit viel Holz und wenig moderner Technik ausgestatteten) Wohnsitz des Diamanten-Händlers – welche übrigens im „Lindfield Victorian House Museum“ in Johannesburg gedreht wurden – entfalten sich stimmungsvoll beklemmend, creepy, mit knatschenden Dielen und Türen – während die von Anfang an (nicht bloß für die Kidnapper) irritierend „mitgenommen“ ausschauende Katherine (ungesunder Teint, Blut im Augenweiß, ungepflegte Haare und Klamotten) über eine ergiebige mysteriöse Ausstrahlung verfügt. Was ist mit ihr passiert? Haben ihre Eltern ihr etwas angetan? Als man sie beruhigt, ihr zuredet, zeigt sie sich kooperativer – allerdings beginnt sie nach dem Aufsplitten der Gruppe prompt mit einer Reihe gegen Hazel und Mark gerichteter „übernatürlicher Psycho-Spielchen“…
Wie es sich herausstellt, ist Katherine von einem Dämon besessen, der eine spezielle Intention verfolgt und dafür sozusagen „Seelen sammeln“ muss – und zwar eine exakte Anzahl, deren Erreichen „horrende globale Auswirkungen entfachen“ würde. Aus diesem Grund hatte die Kirche auch einen Exorzismus bei ihr durchzuführen versucht, nachdem man sie hinzugezogen hatte – welcher jedoch fürchterlich misslang. Um an seine Opfer heranzukommen, konfrontiert der Dämon jene mit Individuen aus ihrer Vergangenheit, die bei ihnen stark belastende Empfindungen hervorrufen: Mark bspw. sieht plötzlich seine verstorbene Tochter wieder – nun jedoch mit einer grässlich verzerrten Kinder-Fratze – Hazel und James ihre Mütter sowie Ade einen übergewichtigen Kerl mit einer großen Glas-Scherbe im Gesicht, der kürzlich bei einem Auto-Crash ums Leben kam, in den er verwickelt war…
Handwerklich punktet der Film mit diversen garstigen Make-up-Kreationen, die von hochwertiger Qualität sind und beim Publikum regelmäßig Grusel und/oder Ekel erzeugen. In Addition zu allerlei Wunden und „Entstellungen“ weisen die Besessenen überdies noch lange, stachelig-groteske Zungen-/Wurm-/Tentakel-artige „Auswüchse“ auf: Ein cooler Einfall, der zum Ende hin aber leider ein Stück weit „überreizt“ wird. Die CGIs sind ebenfalls ordentlich geraten – obgleich man den Feuer- und Funken-Effekten das eingeschränkte Budget durchaus ansieht – die zentralen Locations (Katherine´s Elternhaus und das alte Industrie-Gebäude) vermitteln beide eine düster-unheimliche Atmosphäre, die Sound-Designer haben anständige Arbeit geleistet und der Score Andries Smits („Phoenix Wilder and the great Elephant Adventure“) erfüllt seinen Zweck in einem rundum soliden Maße…
Schauspielerisch haben wir es bei „From a House on Willow Street“ (im Durchschnitt) mit mittelprächtigen Performances zutun: Die besten stammen von der Kanadierin Carlyn Burchell (TV´s „Bomb Girls“), welche Katherine (u.a. mit ihren Blicken und ihrem an den Tag gelegten Gebaren) überzeugend verkörpert, ohne dabei „nervig“ oder „zu aufdringlich“ anzumuten, sowie von der Australierin Sharni Vinson („You´re Next“), für die es ja keineswegs das erste Mal ist, dass sie eine smarte, toughe Frauen-Figur portraitiert. Gustav Gerdener („Sink“), Steven John Ward („Angel of the Skies“) und Newcomer Zino Ventura agieren indes schwächer – alle weiteren sind (allein schon vom Umfang ihrer Parts her) nicht der Rede wert. Generell ist noch zu erwähnen, dass niemand ein echter „Sympathie-Träger“ ist: Auf der einen Seite haben wir drei Kriminelle – auf der anderen Katherine, deren „eigentliches Wesen“ wir aber nie wirklich kennenlernen…
Irgendwann im Verlauf wird einem bewusst, dass der straffe Einstieg auf Kosten der Charaktere geschah, denn über die Taten und Entscheidungen, an welche der Dämon mit seinen „Einwirkungen“ anknüpft, erfährt man schlichtweg nicht genügend, um auf dieser Basis eine ersprießliche „emotionale Connection“ zu den Protagonisten aufzubauen. Obendrein hat man nie das Gefühl, als könnte jemand Katherine (also sie als Mensch an sich) noch „retten“: Es geht im Prinzip ausschließlich darum, ihr nicht zum Opfer zu fallen und sie aufzuhalten, um möglichst „noch weitaus Schlimmeres“ zu verhindern. Schade außerdem, dass das Skript mit so einigen Klischees, stereotypen Dialog-Zeilen und Personen, die in gewissen Situationen nicht gerade Cleverness beweisen, aufwartet – einzelner netter Ideen (wie z.B. eine an Katherine´s Kette befestigte Glocke) zum Trotz…
Der kreierte Look kann sich sehen lassen: Cinematographer Brendan Barnes („Expiration“) hat die Ereignisse in schicke, nicht unnötig „verwackelte“ Bilder gekleidet, ins Orangene tendierende Farbtöne passen prima zum rostigen Interieur der Fabrik, das Tempo ist hoch und Orr´s Inszenierung verdient die Bezeichnung „kompetent“. Die Sache ist bloß, dass sich das Ganze in der zweiten Hälfte von den mysteriösen Vorfällen der ersten Phase aus zunehmend hin zu einer konventionellen, vorhersehbaren und innovationsarmen (aber nie langweiligen) „Horror-Show“ (samt immer mehr „Härten“ und „Scare Tactics“ der teils repetitiven Art) entwickelt – was insbesondere im Zuge des wüsten Finales u.a. den Spannungs-Grad negativ beeinflusst. Und dennoch: Als kurzweiliges B-Movie für Freunde düster-gewalttätiger Genre-Kost ist „From a House on Willow Street“ alles in allem durchaus zu gebrauchen…
knappe