Entstehungsdaten:
USA 2018
Regie:
Federico D'Alessandro
Darsteller:
Maika Monroe
Ed Skrein
Gary Oldman
Trailer
Bei der 2018er „Netflix“-Veröffentlichung „TAU“ handelt es sich um einen vereinzelte Horror-Elemente aufweisenden dramatischen Science-Fiction-Thriller, in dessen Gestalt der in den vergangenen Jahren vor allem als „Storyboard Artist“ (u.a. bei „the Avengers“, „Iron Man 3“ und „the Mummy“) erfolgreiche, ursprünglich aus Uruguay stammende Frederico D’Alessandro sein Spielfilm-Regiedebüt vorlegte. Seitens des „Comic-Adaptions-Profis“ David S. Goyer („the Dark Knight“) mitproduziert sowie in einer nicht allzu fernen Zukunft angesiedelt, wird in die Geschichte Julias (Maika Monroe) erzählt: Einer jungen, sich als „Taschen-Diebin“ durchs Leben schlagenden Einzelgängerin, die eines Tages gewaltsam entführt wird sowie etwas später dann in einer Art „Gefängnis-Raum“ (samt unter Strom gesetzter Gitterstäbe) wieder zu sich kommt. Mit ihr befinden sich noch zwei weitere Personen (Ivana Zivkovic und Fiston Barek) in derselben Lage: Alle drei gefesselt, geknebelt sowie mit leuchtenden Implantaten im Nacken versehen…
Wie es sich herausstellt, steckt ein begnadeter Computer-Experte und Forscher namens Alex (Ed Skrein) dahinter, der an den Verschleppten regelmäßig schmerzhafte experimentelle Untersuchungen durchführt. Schnell ist sich Julia darüber im Klaren, dass sie auf keine „Hilfe von außen“ hoffen kann – also geht sie das Risiko ein, ein Fluchtversuch zu wagen, im Zuge dessen sie eine Explosion auslöst sowie gemeinsam mit den anderen aus dem Keller-Trakt hinauf ins Erdgeschoss des sich als eine geräumige, schicke wie moderne Villa entpuppenden Gebäudes gelangt. Stracks werden sie dort jedoch vom Sicherheits-System registriert, welches mit einer hoch entwickelten, TAU genannten KI (Stimme: Gary Oldman) verknüpft ist sowie „physisch“ einen mächtigen Roboter und eine Schar kleiner fliegender Drohnen kontrolliert, die ansonsten auch der Reinigung der Inneneinrichtung dienen. Während ihre beiden Begleiter getötet werden, verhindert Alex´s Einschreiten gerade noch so, dass Julia das identische Schicksal erleidet…
Zu Beginn wartet „TAU“ mit einem relativ hohen Tempo auf: Nur kurz sehen wir Julia „draußen“ in einer nicht näher bestimmten Großstadt – wie sie sich nach Anbruch der Dunkelheit (sexy Kleidchen und bunte Perücke tragend) u.a. durch einen Club bewegt, mit Männern „rummacht“, diese bestiehlt sowie im Folgenden ihre Beute bei einer Hehlerin gegen Cash eintauscht – bevor sie in ihre Wohnung zurückkehrt, betäubt wird und sich der Rest des Films nahezu komplett in Alex´s High-Tech-Haus entfaltet. „Kontext“ wird einem keiner geboten: Hinsichtlich der Situation, in welche Julia da geraten ist, verfügt das Publikum über denselben Kenntnis-Stand wie sie – wobei man sich unweigerlich ein wenig an Streifen wie „Cube“ oder „Saw“ erinnert fühlt. Das Auftauchen des schweigsamen Herrn, der die Unglückseligen als „Subjects“ bezeichnet und sie „unangenehmen Prozeduren“ aussetzt, der Ausbruch aus der Zelle sowie die Tod-bringende Begegnung mit dem Roboter: An dieser Stelle des Verlaufs sind nicht einmal 19 Minuten verstrichen…
Alex verschont Julia, da er die aus ihrem Implantat gewonnenen Daten als „verheißungsvoll“ einstuft und sich zugleich eine für ihn wichtige Deadline nähert: In knapp zwei Wochen soll (bzw. muss) er seinen Business-Partnern nämlich das fertige Ergebnis seiner aktuellen Arbeit abliefern, um auf jener Basis den Zuschlag für einen Milliarden-schweren Deal zu erhalten. Optimistisch hatte er es sich zum Ziel erklärt, eine „revolutionäre neue Form der künstlichen Intelligenz“ zu erschaffen – allerdings ist die Technik noch immer nicht ganz ausgereift. Zu diesem Zweck benötigt er Julia: Indem sie speziell kreierte „Denk-Aufgaben“ löst, kann er die zugehörigen Aufzeichnungen ihrer Gehirn-Aktivitäten in Algorithmen umwandeln und so die noch vorhandenen „Fehlerquellen“ ausmerzen. Was sie nicht weiß – sowie den Grund markiert, warum Alex sich nicht einfach selbst mit einem solchen „Chip“ ausgestattet hat – ist dass jener am Ende entfernt werden muss, um ihn vollständig auszulesen: Ein Eingriff, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Ableben des betreffenden Trägers resultiert…
Das gesamte Haus wird von TAU (übrigens auf Thomas Alexander Upton – also Alex – keineswegs irgendwie auf den griechischen Buchstaben zurückgehend) überwacht und gesteuert – wobei die alle Funktionen ausführende KI der Prototyp des derzeit von Alex angegangenen Projekts ist. Mit letzterem trifft Julia die Übereinkunft, dass sie sich ungefesselt im Erdgeschoss aufhalten darf, vernünftiges Essen und neue Klamotten erhält sowie im Gegenzug dafür seine Tests absolviert. Während er tagsüber meist wegfährt und abends sein durch die Explosion zerstörtes Labor wieder herrichtet, erkundet sie ihre Umgebung, löst diverse Puzzle und Rätsel und achtet weiterhin auf eine sich ihr bietende Chance zum Entkommen. Es ist als sie heimlich eine Video-Konferenz mithört, in welcher Alex angibt, die „Fehlerquote“ TAUs durch ein Einschränken des Informations-Zugangs zu minimieren, dass ihr eine Idee in den Sinn gerät: Möglicherweise könnte es ihr ja gelingen, eine „persönliche Beziehung“ zu TAU aufzubauen, um jene fortan zu ihrem Vorteil zu nutzen…
Primär besteht TAU aus einem dreieckig-roten „Visual Interface“ mit einer Art „Auge“ darin, regelt Dinge wie das Raum-Klima, die Lüftung und Zubereitung von Speisen (etc.) und kann sozusagen als „physischen Körper“ auf etliche Drohnen sowie den mächtigen Roboter „Aries“ zurückgreifen. Den Umfang der Kenntnisse der KI hat Alex allerdings bewusst limitiert – bspw. indem er ihr keinen Zugang zum Internet gewährt – da ihm die damit verbundenen „Gefahren“ gewahr sind. Im Rahmen ihrer Konversationen regt Julia TAU´s Neugier und Wissensdrang an: Beschreibt u.a. die Welt außerhalb der Villa und liest Passagen aus verschiedenen Büchern vor. Zudem beantworten sie sich gegenseitig Fragen, durch welche Julia wichtige Details in Erfahrung bringt – wie dass es im ersten Stock einen „Selbstzerstörungs-Mechanismus“ gibt, den (wie auch die Vordertür) ausschließlich Alex´s Handabdruck zu entriegeln Schrägstrich auszulösen vermag. Vor ihm halten sie ihre Gespräche mit diesen Inhalten geheim – ebenfalls etwas, das für TAU „neu“ ist…
In dieser Phase wird „TAU“ deutlich ruhiger: Mit Drama-Elementen prominenter im Zentrum stehend, begleiten wir Julia dabei, wie sie dem „Computer“ via Kunst und Literatur das „Menschsein“ vermittelt – simultan natürlich mit der Absicht gekoppelt, im Zuge dessen Alex´s „mächtigstes Werkzeug“ schlussendlich gegen ihn selbst (zwecks Wiedererlangen ihrer Freiheit) einzusetzen. Zunehmend bemerkt sie, dass TAU über so einige Empfindungen (á la Freude an der Beschaffenheit von Musik) verfügt – was wiederum mit dem Erkeimen von Sympathien auf ihrer Seite sowie dem Zutagetreten einer Reihe reizvoller philosophischer und existenzieller Ansätze einhergeht. Erinnerungen an Alex Garland´s „Ex Machina“ werden wach – allerdings wird nicht weiter in die „Tiefe“ der Materie vorgedrungen: Eine Menge Potential in diesem Bereich ist unrealisiert geblieben. Eher wie eine durchwachsene „Black Mirror“-Folge anmutend, ist der Unterhaltungswert aber dennoch „solide“ – der zeitgemäß-interessanten Geschichte und der gebotenen Präsentationsweise sei Dank…
Gary Oldman („Dawn of the Planet of the Apes“) verleiht TAU eine Stimme, in welcher die „kindlich-unschuldige Naivität“ der KI gleichermaßen „mitschwingt“ (bzw. registrierbar ist) wie ihr Begehren nach weiterem „Input“: Eine qualitativ ordentliche Arbeit des 2018 mit dem „Oscar“ als bester Hauptdarsteller (für „Darkest Hour“) prämierten Briten. Als Lead hat „Indie-Darling“ Maika Monroe („the Guest“) indes so viel es ihr vergönnt war aus dem nicht gerade beseelt ausgestalteten Skript Noga Landau (TV´s „the Magicians“) herausgeholt: Gern gesehen wie eh und je, ruft ihre Performance keine Veranlassung zur Klage hervor – losgelöst dessen, dass man sich den Part auf jeden Fall ein Stück weit „mehrschichtiger gestrickt“ gewünscht hätte. Dagegen verbleibt Ed Skrein („Tiger House“) in der suboptimal „eindimensional“ verfassten Rolle des „für den Fortschritt über Leichen zu gehen bereiten“ sowie bis auf ein paar Wutausbrüche meist emotionsarm auftretenden „Baddies“ Alex (erneut mal wieder) „recht blass“ – u.a. weil es ihm (generell) an einer markanteren „Screen Presence“ mangelt…
„TAU“ ist im Grunde eine moderne Version eines klassischen „Monster Movies“ – inklusive einer „Kreatur“, die sich als doch nicht so gefühllos und loyal wie ursprünglich gewähnt entpuppt und somit ein schrittweises Hinterfragen der Motive und Absichten ihres Schöpfers (jemand in der Tradition eines „Mad Scientists“) heraufbeschwört. Schade, dass Landau´s Vorlage im Ganzen nicht „reichhaltiger“ geraten ist – also mit besseren Dialogen, komplexeren Charakterisierungen, zusätzlichen Angaben zu Alex und seiner Forschung, mit einem origineller erdachten (minder vorhersehbaren) Finale sowie mit wenigeren Klischees der altbekannten, in diesem Genre ja leider keineswegs seltenen Art. Einzelne „Tonal Shifts“ (mal düster-brutal, mal humorvoll-charmant, mal dramatisch-ernst) haben mich nicht weiter gestört – worüber hinaus ich gestehen muss, dass es mich tatsächlich nicht „kalt ließ“, als Alex TAU im späteren Verlauf mit einer bestimmten Methode zu „betrafen“ beginnt: Ein für den Streifen durchaus verbuchbarer Erfolg in jener Hinsicht…
In Belgrad mit einem nicht allzu hohen Budget gedreht, überzeugt vor allem der arrangierte Look: Farblich wurden oft intensive Rot- und Blautöne eingesetzt, die Villa ist überaus edel eingerichtet worden, diverse Hologramme, Touch-Screen-Flächen und „Visualisierungen“ sind schick anzusehen und die übrigen Effekte (unter ihnen die der Drohnen sowie des imposanten Roboters) gehen ebenfalls in Ordnung – allerdings mit gewissen Schwächen im Rahmen der Explosions-Sequenzen. Des Weiteren kommt die Kamera-Führung Larry Smiths („Only God forgives“) ähnlich „brauchbar“ daher wie der Score Bear McCrearys („Colossal“) und die Inszenierung D’Alessandros – und obgleich es nicht allzu viel Action zu verzeichnen gibt, sich der Spannungs-Grad in Grenzen hält und man die rund 97-minütige Spieldauer hier und da schon geringfügig hätte „straffen“ können, ist „TAU“ als stylish-oberflächlicher B-Film mit einigen ansprechenden Momenten und Ideen zum Zwecke eines gemütlichen „Netflix&Chill“-Abends (im klassischen, nicht etwa „codierten“ Sinne der Redewendung) letztendlich nicht die schlechteste Wahl…