Entstehungsdaten:
USA 2013
Regie:
Fede Alvarez
Darsteller:
Jane Levy
Shiloh Fernandez
Lou Taylor Pucci
Jessica Lucas
Elizabeth Blackmore
Trailer
Seit seiner Premiere im Jahr 1981 hat sich Sam Raimi´s Low-Budget-Horror-Flick „the Evil Dead“ zu einem unbestrittenen, von Fans auch heute noch herzlich gemochten Kult-Klassiker eben jenes Genres entwickelt. Hierzulande Anfang 1984 unter dem Titel „Tanz der Teufel“ veröffentlicht, geriet der Streifen aufgrund seiner drastischen Gewalt-Darstellung rasch in den Fokus deutscher „Jugendschützer“ – was einige Monate darauf in der Beschlagnahmung aller Kopien seitens der Staatsanwaltschaft resultierte. Während dieser Schritt viel zu dem mit dem Werk verbundenen Ruf beisteuerte, verdankt es sein Ansehen dagegen in erster Linie seiner Atmosphäre sowie der von Raimi (und seinem Team) im Rahmen der Umsetzung zur Schau gestellten „Leidenschaft“ und Kreativität. Mit „Evil Dead II: Dead by Dawn“ (1987) und „Army of Darkness“ (1992) schufen Raimi und sein Produktions-Partner Rob Tapert im Folgenden sogar zwei Sequels, die zunehmend aufwändiger und humorvoller daherkamen sowie jeweils erneut mit ihrem Jugend-Kumpel Bruce Campbell als „Lead“ aufwarteten…
Es war nach dem Millenniums-Wechsel, dass sich in Hollywood ein markanter „Trend“ zu entwickeln begann – nämlich moderne Remakes (oder „Reimaginings“, wie sie alternativ ganz gern genannt werden) älterer oder ausländischer Horror-Filme. Gelungene Ergebnisse dieser „Praktik“ gab es im Laufe der Zeit so einige – unter ihnen Marcus Nispel´s „the Texas Chainsaw Massacre“, Zack Snyder´s „Dawn of the Dead“ und Alexandre Aja´s „the Hills have Eyes“ – doch „unschöne Fehlschläge“ (á la Rupert Wainwright´s „the Fog“) sowie die mitunter recht „bornierte“ Einstellung diverser „Freunde der Originale“ sorgten generell für eine Menge „Zerrissenheit“ in der Hinsicht. In Anbetracht dessen war es also fern von verwunderlich, dass die Meldung, dass „the Evil Dead“ ebenfalls eine „Neu-Interpretation“ erfahren sollte, vorrangig mit Skepsis und/oder Unmut aufgenommen wurde. Immerhin gaben Tapert, Campbell und Raimi (welcher 2004 ja auch an der gelungenen US-Version von „the Grudge“ beteiligt war) bekannt, das Projekt „hinter den Kulissen“ eng begleiten zu wollen…
Als Regisseur wurde Fede Alvarez auserwählt. 1978 in Uruguay geboren, hatte der bis dato bloß eine Handvoll „Shorts“ gestemmt, von denen einer Raimi positiv aufgefallen war: „Ataque de Pánico“ (2009). Für nur rund $300 realisiert, zeigt jener „Vierminüter“ eine zerstörerische Roboter-Invasion innerhalb der Stadtgrenzen Montevideos auf – und das höchst „CGI-lastig“, was „bestimmte Kreise“ natürlich stracks (missbilligend) „in Aufregung versetzte“. Entgegen der gehegten Befürchtung entschlossen sich die Verantwortlichen allerdings dazu, soweit wie möglich auf „Practical Effects“ zurückzugreifen: Eine grandiose Entscheidung, wie sich später herausstellen würde. Das Verfassen dieser im Grunde nun schon vierten Variante der Materie (nach dem ursprünglichen halbstündigen Kurzfilm „Within the Woods“, „the Evil Dead“ und sowie der sehr ähnlich angelegten ersten Fortsetzung) überließ Raimi dieses Mal anderen – und zwar Alvarez und seinem Landsmann Rodo Sayagues, deren Skript anschließend gar noch ein wenig von der „Oscar“-Preisträgerin Diablo Cody („Juno“) überarbeitet wurde…
Mit einem Budget von zirka $17 Millionen ging es dann in Neuseeland „vor die Kameras“, wo man optimale Bedingungen für die Produktion zu organisieren vermochte. Die hohe Zahl der anspruchsvollen „handgemachten“ F/X-Kreationen erforderte einen relativ langen, u.a. 70 Nächte umfassenden Dreh, der übrigens in der chronologischen Abfolge der erzählten Geschichte durchgeführt wurde, um bei den Aufnahmen (speziell aufs Make-up und das „überall“ versprühte Kunst-Blut bezogen) die „Kontinuität“ zu bewahren. Es war bis zur New Yorker „Comic Con“ im Oktober 2012, dass die Öffentlichkeit auf einen „Sneek Peek“ warten musste – worauf der betreffende „Red Band Teaser Trailer“ jedoch prompt jedwede „Furcht vor verwässerter PG-13-Kost“ eindrucksvoll vertrieb. Seinen 2013er „Kino-Run“ beendete der Streifen als „Hit“ mit etwas mehr als $97,5 Millionen – Kritiker- und Publikums-Zuspruch inklusive. Unabhängig dessen wurde die ungekürzte Fassung in Deutschland von der zuständigen Bundesprüfstelle (nachträglich) auf die „Liste der jugendgefährdenden Medien“ gesetzt…
Das liegt inzwischen über fünf Jahre zurück. Was hat sich seither getan? Nunja, während man „Tanz der Teufel“ heute problemlos ungeschnitten erwerben kann – und das gar mit einer „FSK-16“-Freigabe versehen – ist „Evil Dead“ weiterhin „indiziert“. Zumindest steht den Fans des Remakes nun aber auch der (absolut zu empfehlende) „Extended Cut“ zur Verfügung, auf dessen Basis diese Kritik beruht. Eröffnet wird in Gestalt eines ansprechend düsteren, harten, Tempo-reichen sowie optisch toll ausschauenden Prologs, der einem auf Anhieb einen guten „Vorgeschmack“ auf alles Anknüpfende offeriert – bevor uns die fünf zentralen Protagonisten des Geschehens „vorgestellt“ werden: David (Shiloh Fernandez), Eric (Lou Taylor Pucci), Mia (Jane Levy), Olivia (Jessica Lucas) und Natalie (Elizabeth Blackmore). Trivia dazu: Einfach mal auf die Buchstaben achten, mit denen die Namen beginnen. Um Mia zu helfen, von ihrer Drogensucht loszukommen, finden sich jene nun jedenfalls für ein paar Tage in einer abgelegenen, zuletzt unbewohnten Waldhütte ein…
Anders als bei der konventionellen Storyline des Originals ist im Vorliegenden also keineswegs „Spring-Break-Party-Time!“ der Anlass ihres Trips, sondern der angedachte Entzug Mias, welche das zuvor schon einmal erfolglos versucht hatte sowie überdies beinahe an einer Überdosis gestorben wäre. Unterstützt wird sie dabei von ihren Freunden Eric und Olivia (einer ausgebildeten Krankenschwester), von ihrem Bruder David, mit dem sie seit dem Tod ihrer Mutter kaum noch Kontakt hatte, sowie von seiner aktuellen Partnerin Natalie. Zunächst läuft alles wie vorgesehen bzw. erwartet – bis sie per Zufall auf einen Keller voller toter Tiere stoßen, in welchem sie zudem auch noch ein altes, mit Stacheldraht umspanntes, in Haut gebundenes, diverse okkulte Illustrationen, Symbole und hineingekritzelte „Warnungen“ aufweisendes Buch finden: Das sogenannte „Necronomicon“. Fasziniert, beschäftigt sich Eric intensiver mit dessen Inhalt – wodurch er kurzerhand jedoch (unwissentlich) eine bösartige „dämonische Macht“ entfesselt, die sich nur wenig später „in Mia einnistet“…
„Evil Dead“ offeriert einem bessere Charaktere, Schauspieler, Dialoge und Erläuterungen als sie Raimi damals aufzubieten vermochte: Obgleich weder Mia, David und Konsorten noch die Handlung an sich wirklich „drei-dimensional“ oder „tiefgründig“ gestrickt wurden, markiert das Gebotene dennoch (nicht bloß in der Hinsicht) eine evidente Qualitäts-Steigerung. Es war klar, dass Mia´s plötzliches Absetzen der bis dato regelmäßig konsumierten Rauschmittel bei ihr zu verschiedenen physischen wie psychischen Symptomen führen würde – weshalb die frühen Anzeichen ihrer Besessenheit fälschlicherweise jenem Ursprung zugeschrieben werden und sie nicht sofort jenen entlegenen Ort verlassen: Ein cleverer „Schachzug“ der Autoren. Erst als Mia sich unter der Dusche mit kochend heißem Wasser schwer verbrüht, wird die Entscheidung gefällt, sie in ein Krankenhaus zu fahren – doch weit kommen sie nicht, da heftige Regengüsse in der Zwischenzeit eine die einzige Zugangsstraße unpassierbar machende Überschwemmung ausgelöst hatten…
Zwangsweise müssen sie in der Hütte ausharren. Nach Anbruch der Dunkelheit fängt Mia´s Gesicht zunehmend an Regan MacNeil´s „Dämonen-Visage“ in William Friedkin´s Klassiker „the Exorcist“ zu erinnern an – obendrein verkündet sie den anderen in einer „unnatürlichen“ Stimme, dass sie alle vorm Morgengrauen sterben würden. Von da an bricht der Horror „offen“ über die Anwesenden herein, nachdem aus ihren Reihen bisher nur Mia (und ein Hund) Opfer dieser „Einwirkungen und Übergriffe“ geworden waren. Was sie nicht mitbekommen hatten, war dass Mia u.a. bereits einer Art „Doppelgängerin“ begegnet war sowie im Wald die berüchtigte „Baum-Vergewaltigung“ durchleiden musste: Eine auch in der hier präsentierten Form noch immer abstoßende, von Alvarez allerdings geschickter konzipierte (plus um eine neue „psycho-sexuelle Komponente“ ergänzte) Szene, die sich inspiriert von der 1981er Version unterscheidet, welche ja bewusst in (für jene Ära typische) „Exploitation-Gefilde“ vorstieß und deren Einbindung bzw. Umsetzungsweise Raimi bekanntlich selbst schon länger bereut…
Ohne dabei irgendwie „bemüht“ zu wirken, „verbeugt“ sich „Evil Dead“ des Öfteren vor dem Original – sei es im Zuge des „Nachstellens“ geschätzter Momente (á la die berühmte „entfesselt“ durchs Geäst rasende Kamera-Perspektive), dank gewisser Wortlaute oder der Integration spezieller Fans unweigerlich ein Grinsen abringender Details (wie ein bestimmtes Gewehr, eine Kettensäge oder ein Oldsmobile Delta 88, Jahrgang 1973) – etabliert sich sehr schnell jedoch (weit über die deutlich höherwertigere technische Ausstattung sowie die damit verbundenen „ausgeschöpften Möglichkeiten“ hinaus) als ein erfreulich eigenständiges, in zentralen Bereichen „individuelle Pfade“ beschreitendes Werk. Nichts erweckt mehr einen „trashy-billigen“ Eindruck, einzelne Gegebenheiten (z.B. wie sich die „Übertragung“ zwischen den Betroffenen vollzieht) werden präziser dargelegt und von Humor, Slapstick oder unfreiwilliger Komik fehlt im Prinzip jede Spur – mit Ausnahme einer Bemerkung Erics, die er an einer Stelle erwidert, als eine von ihm getätigte Aussage hinterfragt wird…
In der Hauptrolle überzeugt die aus TV´s „Suburgatory“ bekannte Kalifornierin Jane Levy – welche mit Alvarez später ja auch den Erfolgs-Thriller „Don´t breathe“ drehte – und das sowohl als gepeinigte, vom Entzug „geräderte“ ebenso wie als besessene Mia. Egal ob traumatisierte „Geschundene“ (ihr Gespräch mit David in diesem Zusammenhang ist klasse gespielt), fiese „Höllen-Brut“ oder wehrhafte Heroine: Eine feine, glaubwürdige Performance. Als ihr Bruder verbleibt Shiloh Fernandez („the East“) dagegen leider ein unvorteilhaftes Stück weit „blass“ – während Lou Taylor Pucci („Spring“) den sich „etwas zu stark“ für das „Buch der Toten“ interessierenden Eric durchweg prima mimt. Die zwei übrigen Damen der Runde – Jessica Lucas („Pompeii“) als Olivia und Elizabeth Blackmore („August Creek“) als Natalie – verkörpern ihre Parts indes an sich gleichermaßen ordentlich – haben vom Skript her allerdings nicht gerade „reichhaltiges Material“ zugeschrieben bekommen: Ihre „nachhaltigen Auftritte“ haben sie erst, als beide jeweils (grässlich) „in Mitleidenschaft geraten“…
„Evil Dead“ wartet mit allerlei garstigen Grausamkeiten auf, die abwechslungsreich sowie auf höchstem handwerklichen Niveau arrangiert wurden: Es wird literweise Blut erbrochen und vergossen, mit einer Nadel auf ein Gesicht eingestochen sowie mit einer Scherbe eine Wange zerschnitten. Ein Kopf wird zertrümmert, eine Nagel-Pistole „zweckentfremdet“, Gliedmaße werden zerquetscht und abgetrennt – plus noch so einiges mehr. Die Protagonisten müssen ungeheure Schmerzen ertragen – und auch der Zuschauer „fühlt“ da gelegentlich mit: Bspw. als jemand die rausgeschobene Klinge eines Cutter-Messers „leckt“ und sich dabei die Zunge mittig-längs zertrennt – in Großaufnahme. Die fantastische Make-up- und Prosthetics-Arbeit potenziert die „Wucht“ der Anblicke dieser Verletzungen zusätzlich – schlichtweg weil das Gebotene nicht diesen künstlichen „aus dem Rechner“-Look aufweist: Die darin investierte Kreativität und Mühe ist unverkennbar. Ja, bei Flammen und Wasser-Massen griff man auf CGIs zurück – doch rufen jene ihrerseits ebenfalls keinerlei Veranlassung zur Klage hervor…
Angenehm straff entfaltet sich der frei von überflüssigem „Fett auf den Rippen“ geartete, sich kontinuierlich „eskalierend steigernde“ Verlauf. Die Grenzen des „R“-Ratings ausreizend, hat Alvarez immer wieder „eine Schippe draufgelegt“ – bis das unerbittliche Finale inmitten eines (im wahrsten Sinne des Wortes) „Blut-Regens“ ausgefochten wird. Insgesamt kamen beim Dreh rund 70.000 Gallonen (!) der roten Flüssigkeit zum Einsatz. Trotz all des Splatters und Gores beweist Alvarez außerdem jedoch noch ein kompetentes Gespür groteske Einfälle, ergiebig platzierte „Schocks“ und eine stimmungsvolle, düster-ungemütliche Atmosphäre. Das Sound-Design (inklusive der wirksamen Verwendung markanter Geräusche und stiller Passagen) ist eindringlicher Beschaffenheit, der Score Roque Baños' („Frágiles“) erfüllt seinen Zweck und Cinematographer Aaron Morton („6 Days“) hat die Geschehnisse in überaus ansprechende Bilder gekleidet. Generell ist der schick ausgeleuchtete, mit diversen tollen „Shot-Kompositionen“ versehene Streifen ein echter „optischer Leckerbissen“…
Alles in allem hat sich „Evil Dead“ als ein famoses Remake Schrägstrich stylish-aggressives „Update“ von Sam Raimi´s Low-Budget-Horror-Kult-Flick herausgestellt: Ein zugleich eigenständiges wie auch sich bestens in die „Franchise“ einfügendes Werk – zwar ohne Albernheiten, dafür aber vorzüglich realisiert, unverfroren brutal sowie prall gefüllt mit exzellenten „Practical Effects“, welche u.a. dazu beitragen, dass das Ergebnis derart „gut altert“. Und noch eine Sache: Kudos an die Macher, wie „reibungslos“ es ihnen gelungen ist, bei der beliebten bisherigen Hauptfigur der Reihe (Ashley J. Williams) quasi einen „Gender-Swap“ durchzuführen – denn nicht etwa David entpuppt sich am Ende (Kettensägen-Nutzung zum Trotz) als „der Ash dieser Story“, sondern Mia! Gern würde ich sehen, was aus ihr nach der „Mid-Credits-Sequenz“ des „Extended Cuts“ so wird. Bei einem Sequel sollte man auf Bruce Campbell in seiner „ikonischen Rolle“ dann aber besser verzichten – schließlich beweist sein „Cameo“ hier bereits anschaulich, dass sein Part „vom Ton her“ einfach nicht mehr in diesen neuen Kontext passt…
knappe