Entstehungsdaten:
USA 2017
Regie:
Dustin Ferguson
Darsteller:
Schuylar Craig
Crystal Milani
Sue Price
Mel Novak
Dawna Lee Heising
Trailer
U.a. eine stylishe Optik sowie einige coole Ideen, Locations und Setpieces aufweisend, gilt der 1992er Cyberpunk-Science-Fiction-Action-Thriller "Nemesis" weitläufig (zumindest unter B-Movie-Fans) als ein "Karriere-Highlight" sowohl von Regisseur Albert Pyun als auch seines Hauptdarstellers Oliver Gruner. Im Folgenden baute ersterer die ursprünglich von Drehbuch-Autorin Rebecca Charles erdachte Materie gar zu einer kleinen "Franchise" aus – das aber leider inklusive eines "Umswitchens" der Hauptfigur hin zu einer muskulösen Kriegerin, für deren Verkörperung die Bodybuilderin Sue Price Kickbox-Champion Gruner "ablöste". Obendrein war zu verzeichnen, dass Produktionsqualität und Unterhaltungswert mit jedem entstandenen Sequel – also "Nebula" (1995), "Time Lapse" (1996) und "Death Angel" (1996) – jeweils ein neuerliches Stück weit nachließen…
Obwohl es inzwischen nicht gerade selten ist, dass ein Film selbst nach vielen Jahren noch eine "späte" Fortsetzung erhält – was mitunter nicht einmal konkret mit dem Erfolg oder Bekanntheitsgrad des Vorgängerwerks in Verbindung gebracht werden kann; siehe dazu nur mal die betreffende "Spanne" bei Fällen wie "the Car" (1977/2019) und "Top Gun" (1986/2020) – hat mich die Ankündigung, dass "Nemesis 5" 2018 seine Veröffentlichung erfahren würde, dennoch überrascht. Mit Pyun dieses Mal bloß noch als Executive Producer, dafür aber mit Price erneut in einer Nebenrolle mit an Bord, war ich spontan durchaus ein Quäntchen neugierig – jedenfalls bis ich las, dass Dustin Ferguson (Schöpfer solcher "Gurken" á la "the Legacy of Boggy Creek", "Slumber Party Slasherthon" und "Horndogs Beach Party") für die Realisierung des Projekts verantwortlich sei…
Gründer der "42nd Street Films"-Schmiede, hat Ferguson bislang bei über 60 Low-Budget-Flicks (der fast ausschließlich "trashy-furchtbaren Art") sowie bei zahlreichen Musik-Videos Regie geführt – worüber hinaus er u.a. auch als Editor und Musiker "Dirty D." aktiv ist. Das angeblich von Pyun himself "abgesegnete" Skript steuerte Newcomer Mike Reeb bei – für die Besetzung griff Ferguson vorrangig auf Akteure zurück, mit denen er zuvor bereits zusammengearbeitet hatte. Als Ende 2017 dann das erste "bewegte Bildmaterial" online auftauchte, kommentierte ich es in einem Forum mit dem Satz
"Lässt die bisherigen Sequels im Vergleich wie "Blade Runner" wirken." – und tatsächlich setzt das fertige Ergebnis (das kann ich an dieser Stelle ruhig schonmal vorab vermelden) den "Niedergang" der Reihe nahtlos fort. Ja, selbst der befremdlich-miese vierte Teil ist interessanter…
"Nemesis 5: the New Model" eröffnet mit einigen Kontext-Infos, die einem via "Opening-Crawl" präsentiert werden – worauf sich immer wieder mit Landschafts-Aufnahmen abwechselnde Credits erscheinen und man nach rund dreieinhalb Minuten ins Geschehen einsteigt: Seit irgendwann in der Zukunft langwierig-gravierende Kämpfe zwischen "Truppen des L.A.P.D." und Angehörigen der "Red Army Hammerheads" ausgebrochen waren, haben es nicht wenige der Überlebenden überaus schwer – wie z.B. das junge Waisenmädchen Ari Frost (Joelle Reeb), das eines Tages zufällig auf die "legendäre" Kriegerin Alex Sinclair (Price) trifft, welche sie prompt bei sich aufnimmt. Fortan u.a. im Umgang mit Waffen unterrichtet, wächst Ari zu einer jungen, im Gegensatz zur "kybernetisch modifizierten" Alex "100% menschlich" verbleibenden Frau (Schuylar Craig) heran…
Aufgrund ihrer nach und nach versagenden "künstlichen Komponenten" wird Alex zunehmend schwächer – dafür simultan aber auch "emotionaler". Es ist als Ari mit ihrer "Ausbildung" fertig ist, dass sie kurzerhand via "Time Lapse" zurück ins Jahr 2077 reist, um die Anführer der "Red Army Hammerheads" aufzuspüren, eben jene dann auszuschalten und somit das ganze "Elend" im Vorhinein noch abzuwenden. Wie sie an die Technik dafür gelangt ist – wo sie und Alex bis dato doch eigentlich in 'nem ollen Schuppen im Ödland hausten: Keine Ahnung. Es folgt jedenfalls eine Hommage an die Anfangssequenz von Pyun´s "Original" – welche sich erneut in einem Hotelzimmer entfaltet, nur halt in jeglicher Hinsicht wesentlich schlechter arrangiert wurde – sowie die Titel-Einblendung plus drei weitere Minuten an Credits…
Dank eines gewaltsam beschafften Speichermediums mit wichtigen Daten gelingt es Ari und einer kleinen Gruppe an Rebellen (unter ihnen Edwin Garcia und Crystal Milani), den geheimen Standort der "Red Army Hammerheads"-Zentrale herauszufinden – nur liegt die in einer "gesetzlosen Wüstenzone" etliche Meilen außerhalb von Los Angeles. Auf ihrem Weg dorthin werden sie von feindlichen Agenten und Drohnen verfolgt sowie des Öfteren angegriffen – zudem wird sogar eine "Nebula"-Killermaschine aktiviert und entsandt, um sie aufzuhalten. Am Ende diverser Strapazen – zu denen auch ein Zwischenstopp in einer "Außenposten-Bar" zählt – erreicht Ari schließlich ihr Ziel, wo sie relativ zügig dem großen Wert auf "Menschlichkeit" legenden Leader der Organisation (Mel Novak) und dessen mit vielerlei "Implantaten" versehenen Schwester (Dawna Lee Heising) gegenübersteht…
Überwiegend lachhaft sowie mich an gewisse "Amateur-Fan-Filme" erinnernd, ist "Nemesis 5" richtig übel geraten. Ja, das Budget war eindeutig sehr gering – allerdings vermag man (bei entsprechendem Herangehen und Talent) damit verbundene "Limitierungen" durchaus mit Kreativität zu kaschieren (siehe dazu bspw. nur mal "FP2: Beats of Rage" von Jason Trost). Hier indes fühlte ich mich bisweilen geradezu "verkaspert" – etwa angesichts der Qualität der gebotenen Action oder der Tatsache, dass die meisten zu sehenden Waffen offenkundig Exemplare aus Plastik sind! Gedreht wurde (statt in und um L.A.) übrigens in Nebraska – was man u.a. an einem Nummernschild sowie der "auffällig ins Bild gerückten" (seit 1921 in der Innenstadt Lincolns besuchbaren) "Zoo Bar" erkennen kann…
Die "preiswerten" Locations – primär irgendwelche Hinterhöfe, Privatwohnungen, Gewerbegebäude und karge ländliche Gegenden – sind (mit Ausnahme einzelner Natur-Impressionen, zu denen ein wirklich schöner Sonnenaufgang zählt) weitestgehend "reizlos" zu beäugen und werden häufig mit kräftigen Farbfiltern versehen dargereicht. Die Kamera-Arbeit Mark Thimijans ("the Amityville Legacy") ist "einfallslos-simpel" – während Regisseur Ferguson in seiner "Zweit-Funktion" als Editor scheinbar in erster Linie die Laufzeit im Blick hatte: Ohne Vor- und Abspann beträgt diese nämlich bloß knapp über eine Stunde – was an sich wiederum aber nur dadurch zustande gekommen ist, da allerlei Einstellungen und Szenen schlichtweg "zu ausgedehnt" daherkommen sowie im Prinzip rein als "Filler" dienen (á la 25 Sekunden lang ein Garagentor beim Aufgehen betrachten zu müssen)…
Pyun hatte in seinen Sequels mehrfach Auszüge aus den vorherigen Teilen "recycelt" – im Vorliegenden wird u.a. einfach mal ein fast dreiminütiger Song eingespielt, der Aufnahmen einiger Berge sowie eines umherfahrenden Jeeps "untermalt". Zum Vorspulen oder Abschalten animierend dröge bewegen sich die Geschehnisse "holprig" sowie arm an Tempo voran – inhaltlich gibt es nichts, das Interesse erweckt oder Aufmerksamkeit erfordert. Die erzählte Story ist banal und "dünn", präsentiert die "Red Army Hammerheads" (anders als bei Pyun) klar als die "Baddies" (komplett mit eigenem Propaganda-Sender) und wird durchweg von schwach verfassten, unsympathischen Charakteren bevölkert, die miese Dialoge zum Besten geben sowie dermaßen furchtbar verkörpert werden, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob sich die Leute dafür nicht schämen. Sie sollten es zumindest…
Für "Nemesis 5" hat Sue Price nun also ihre seit "Death Angel" bestandene "Branchen-Abstinenz" zugunsten einiger Minuten an Screen-Time aufgegeben: 1965 geboren, agiert sie mimisch wie physisch "steif" und ist strikt aufgrund ihrer Rückkehr als Alex – und nicht etwa wegen etwaiger anderer Leistungen oder Eindrücke – der Rede wert. Als Lead bemüht sich Schuylar Craig ("the Dummy 2") indes redlich – kann aber weder überzeugend fighten noch spielen. Der Rest ist noch schlimmer – quasi auf "KVHS-Dorf-Laientheater-Niveau" (oder so ähnlich). Überdies ist einer unattraktiver als der nächste. Besonders über Dawna Lee Heising ("RoboWoman") musste ich mich bei jedem ihrer Auftritte aufregen: Absolut "cringeworthy", die Dame! Und "Leinwand-Veteran" Mel Novak ("Game of Death")? Ein bedauerndes Kopfschütteln kann er einem hier eventuell gerade noch entlocken…
Wie eigentlich alles, sind die zur Schau gestellten CGI-Effekte (vorrangig Laser-Strahlen und die zugehörigen "Einschläge") billig und unbefriedigend, wurde aus vereinzelten tatsächlich Potential aufweisenden Ansätzen (wie z.B. "kritische Töne" in Bezug auf "manipulative Medien" oder "Body-Modifications") überhaupt nichts gemacht und muss man sich über so einige Entscheidungen unweigerlich wundern – z.B. warum man als junge Ari kein Kind mit dunklen Haaren gecastet hat, statt Joelle Reeb eine grässliche Perücke aufzusetzen, warum Ari fleißig mit Pfeil&Bogen sowie einer Armbrust trainiert, eine solche Waffe später aber nie benutzt, oder warum man für die Außenansicht der "Red Army Hammerheads"-Zentrale kein Gebäude gewählt hat, das wenigstens einen kleinen Zacken glaubwürdiger (allein schon von der Größe her) zu den Sets bzw. Räumlichkeiten "drinnen" passt. Ach, egal…
Ferguson´s Regie mutet ebenso uninspiriert wie unbeholfen an. Speziell im Bereich der Action-Inszenierung schienen alle Beteiligte hoffnungslos überfordert zu sein – denn was dem Publikum da so serviert wird, verschlägt einem mitunter förmlich die Sprache: Ungelogen einige der fürchterlichsten Fights und Shootouts, die ich je in einer "professionellen" Film-Produktion zu sehen bekommen habe – ungelenk-peinlich sowie obendrein mit "unauthentisch klingenden" Geräuschen aus irgendeinem "Stock Sound Archive" unterlegt! Ohne jemals auch nur einen Hauch an Suspense oder Atmosphäre heraufzubeschwören, mündet die ganze Schose schließlich in einem 11-minütigen (!) Gespräch zwischen Ari und den beiden Anführern der "Red Army Hammerheads", in dem es u.a. "pseudo-philosophisch" um den Geschmack von Tee sowie den Geruch von Lavendel geht. Als Zuschauer kostet es echt "Kraft", das durchzustehen…
Kurzum: Dilettantisch und öde – und obgleich nicht selten lächerlich, nicht einmal als "Trash" (im unterhaltsamen Sinne) zu gebrauchen – bildet "Nemesis 5: the New Model" (so wie bereits jeder seiner Vorgänger zuvor) den neuen Tiefpunkt dieser einst durchaus ansprechend-verheißungsvoll begonnenen Reihe…