Entstehungsdaten:
Kanada 2019
Regie:
David Hackl
Darsteller:
Gina Carano
Brendan Fehr
Richard Dreyfuss
Anton Gillis-Adelman
Trailer
Bei “Daughter of the Wolf” handelt es sich um einen dramatischen Action-Thriller von Regisseur David Hackl (“Saw 5”) aus dem Jahr 2019, dessen Verlauf in etwa dort einsetzt, wo diverse ähnliche Streifen erst nach rund einem Drittel ihrer Lauflänge ankommen: Nachdem sie ein betriebsloses Sägewerk betritt, schnappt sich Clair Hamilton (Gina Carano) sogleich eine Axt, schlägt damit ein paar Bodendielen ein, entnimmt dem freigelegten Hohlraum eine Tasche mit einem Brief sowie einigen dicken Dollar-Bündeln darin und fährt anschließend auf ein menschenleeres Industrie-Gelände irgendwo in einer entlegenen Bergregion, auf dem sie rasch sowohl das Geld als auch eine mitgeführte Schrotflinte in ihrer Nähe versteckt, bevor ein anderer Wagen ihr gegenüber anhält und drei maskierte Männer aussteigen…
Offenbar haben jene ihren Sohn verschleppt – ihn entgegen der Absprache aber nicht dabei. Als sie sehen, dass Clair ihren Teil des Deals erfüllt hat, versuchen zwei von ihnen stracks, sie zu erschießen: Ein Shootout entbrennt, der wiederum in eine Fahrzeug-Verfolgungsjagd übergeht, an dessen Ende sich Clairs überschlägt sowie das der Baddies ebenfalls beschädigt zum Stillstand gelangt. Aus den Reihen letzterer ist zu diesem Zeitpunkt bloß noch Larsen (Brendan Fehr) am Leben, der mit der Beute prompt eine Flucht zu Fuß anstrebt – bis ihn Clair (nach einigen Metern) daran hindert, indem sie ihm ein Projektil in den Oberschenkel feuert. Just als sie dann zu ihm hinüber schreitet, explodiert jedoch der SUV hinter ihr und lässt die entstandene Druckwelle sie die Besinnung verlieren…
Eine knapp dreiminütige Rückblende setzt ein: In vorwiegend warmen Farbtönen sowie mit weiten Bereichen der Bilder unscharf gehalten dargereicht – meist nur mit den jeweils im zentralen Fokus der Szenen befindlichen Personen klar erkennbar – erhält man so eine Auswahl der vorangegangenen Ereignisse in angenehm “komprimierter Form” präsentiert. Auf diesem Wege erfahren wir u.a., dass Clair beim Militär war, nach dem Tod ihres Mannes (zwecks Verarbeiten bzw. “Betäuben” des Schmerzes) erneut “in den Einsatz zog” sowie ihren Sohn Charlie (Anton Gillis-Adelman) währenddessen in der Obhut ihres Vaters ließ, der kürzlich allerdings verstorben ist. Mit ihr jetzt wieder daheim, ist das Verhältnis zwischen ihnen aber nicht gerade das beste, da der Teenager der Meinung ist, sie hätte ihn “im Stich gelassen”…
Schnell erweckt “Daughter of the Wolf” den Eindruck einer weiteren “Taken“-Variante, wie man sie heutzutage ja bereits zu genüge kennt – egal, wo auf der Welt sie sich auch entfalten mag, ob nun mit einem männlichen oder weiblichen Lead aufwartend oder eigentlich sogar einer anderen Franchise zugehörig (siehe “Rambo: Last Blood“). Im Vorliegenden weiß zumindest das verschneite Wildnis-Setting auf Anhieb zu gefallen – worüber hinaus sich Autor Nika Agiashvili (“Tbilisi, I love you”) augenfällig darum bemüht hat, der Geschichte einige markante “Extra-Facetten” zu verleihen: Bspw. gibt es neben Charlie´s Ablehnung und Clair´s Hoffnung auf Versöhnung gleich mehrere “Beziehungs-Konflikte” unterschiedlicher Figuren-Konstellationen zu verzeichnen – ebenso wie zusätzliche tödliche Bedrohungen…
Es stellt sich heraus, dass Charlie von einem Herrn (Richard Dreyfuss) entführt wurde, der sich “Father” nennt, einer kleinen “Familie” an “Henchmen” (m/w) vorsteht sowie früher mal mit Clair´s Dad Geschäfte getätigt hat – von jenem allerdings “betrogen” wurde. Entsprechend lautet sein Motiv: Späte Rache an den Nachkommen des Verschiedenen! Und was will er mit dem Jugendlichen, da er ihn trotz der gezahlten Summe ja überhaupt nicht freizulassen gedenkt? Entweder an “Menschenhändler” verkaufen – oder ihn so “erziehen”, dass er zu einem Mitglied seiner “Bande” wird. Er manipuliert Charlie – etwa indem er ihm erzählt, seine Mutter hätte das Lösegeld nicht gezahlt; er ihr also offenbar “egal” sei – schätzt und respektiert simultan jedoch auch bestimmte Wesenszüge des Jungen…
Nun aber erst einmal zurück zu Clair: Wieder bei Bewusstsein, hetzt sie umgehend Larson hinterher, der mit seiner Schusswunde zu ringen hat sowie daher relativ fix eingeholt werden kann. Im Zuge seiner Gegenwehr geraten beide auf einen zugefrorenen See, wo es geschieht, dass Clair im Eis einbricht und sich nicht allein aus dem Wasser herauszuziehen in der Lage ist. Statt sie dem sicheren Tod zu überlassen, rettet Lawson sie jedoch kurzerhand – was zwar darin resultiert, dass sie ihn nicht lange danach erneut “einfängt”, daraus allerdings eine gewisse (fortan vorherrschende) “Bindung” hervorgegangen ist: Wenn er sie zu “Father” und ihrem Sohn bringt – und es Charlie gut geht sowie er letzten Endes (bei ihr) in Sicherheit ist – würde sie ihn im Gegenzug “verschonen”…
“Daughter of the Wolf” nutzt den Rahmen dieses “Bündnisses” mit zur Preisgabe einiger Background-Infos – unter ihnen welche Schuldgefühle Clair belasten sowie dass Larson vor vielen Jahren selbst bei “Father” landete, als sein Vater jenem mal “in die Quere kam”, und er Charlie dieses Schicksal daher eigentlich möglichst ersparen möchte. “Father” seinerseits ist eindeutig ein “Bösewicht” – doch sind ihm seine “Schützlinge”, die er bei sich aufgenommen hat, keineswegs gänzlich “gleichgültig”. Das Bestreben Hackls und Agiashvilis, die Charaktere nicht rein “schwarz oder weiß” zu stricken, ist zweifelsohne löblich – allerdings sind sie weder interessant noch komplex genug geraten, als dass der Zuschauer in einem ergiebigen Maße mit ihnen “mitfiebert” oder “mitempfindet”…
Hinzu kommt, dass die zu vernehmenden Dialoge ähnlich “hölzern” klingen wie Gina Carano (“In the Blood“) spielt. Sie ist quasi das weibliche Pendant zu Leuten wie Adkins, Lundgren oder van Damme: Die Rolle nimmt man ihr vollständig ab – und das sowohl die “beherzt-besorgte Mutter”- als auch die “bestens ausgebildete Soldatin”-Anteile umfassend – bloß sind ihre “mimischen Defizite” (gerade in emotionaleren Augenblicken) nicht zu übersehen. Mit Brendan Fehr (“Silent Night“) und Anton Gillis-Adelman (“Birthmarked”) verhält es sich ähnlich: Sie agieren “okay” – verbleiben dabei alles in allem jedoch (jeweils ein Stück weit der Vorlage geschuldet) überwiegend “blass”. Als “Kanonenfutter” sind derweil u.a. Chad Riley (“the Assignment“) und Sydelle Noel (“Black Panther“) mit von der Partie…
Irgendwie überrascht es mich immer wieder etwas, wenn mir “Hollywood-Veteran” Richard Dreyfuss (“Jaws”, “Close Encounters of the Third Kind”, “What about Bob?” etc.) in Streifen wie “Piranha 3D”, “Polar” oder diesem hier begegnet. Samt eines eigenwilligen, nicht klar zuordenbaren Akzents betreibt er als wildniskundiger, gelegentlich “Großvater-hafter”, oft allerdings beunruhigend auftretender “Patriarch” kräftiges “Scenery-Chewing”: Verleiht ihm “Unberechenbarkeit” und ein “raues Charisma”. Beim Showdown overactet er dann noch einmal ordentlich und darf sogar eine “tätliche Auseinandersetzung” mit Clair bzw. Carano ausfechten: Eine Sequenz, welche der zuständige Fight-Koordinator tatsächlich einigermaßen annähernd glaubwürdig zu arrangieren vermochte…
“Daughter of the Wolf” hätte durchaus ein netter kleiner Genre-Flick (á la “Braven“) werden können – an den dafür obligaten “Zutaten” hat es jedenfalls nicht gemangelt. Neben einzelnen “Scharmützeln” zwischen Clair und ihren Widersachern – zu denen ein paar unaufregende Schießereien und Hiebe sowie ein solider Car-Crash und eine lahme Snowmobile-Jagd zählen – sehen sich alle Parteien obendrein noch mit zwei weiteren gewichtigen “lebensbedrohenden Faktoren” konfrontiert: Zum einen die physisch zehrende Natur – also unwegsames Terrain und eisige Temperaturen; einschließlich der Gefahr des Erfrierens sowie von Frakturen infolge falsch platzierter Schritte – zum anderen ein gefräßiges Wolfsrudel, welches die sich in ihrem Revier umherbewegenden Menschen in regelmäßigen Abständen angreift…
In “Red Machine” hatten es Hackl´s Protagonisten 2015 mit einem fiesen Grizzly zutun – in diesem Werk sind es nun aggressive “Canis Lupi”: Schöne Raubtiere, bei denen es sich erfreulicherweise fast ausnahmslos um echte (sprich: nicht “am Rechner kreierte”) Exemplare handelt, deren Attacken überzeugend und effektiv in Szene gesetzt wurden – eine Reihe schmerzhafter, teils tödlicher Bisse inklusive. Verzichten können hätte ich allerdings auf den Versuch, eine Art “spirituelle Connection” zwischen Clair und den Wölfen anzudeuten: Zwar beschränkt sich das primär auf wechselseitige Blicke bzw. Augenkontakt – im Sinne von: spezielle Eigenschaften und Instinkte aufweisende “Jäger” erkennen einander – doch wirkt das dennoch unweigerlich unnötig “hokey”…
Die winterlichen Landschaften der kanadischen Dreh-Locations (vorrangig schneebedeckte Berge und Wälder) bieten den Geschehnissen eine “stimmungsvolle Kulisse”, welche Cinematographer Mark Dobrescu (“the Humanity Bureau“) u.a. in Gestalt einiger schicker “God’s Eye View”-Drohnen-Shots bebildert hat. Unabhängig der genannten positiven Faktoren “krankt” bzw. “scheitert” der Film “unterm Strich” maßgeblich jedoch daran, dass er arg reich an Klischees (in Sachen Inhalt, Dialoge und Figuren) daherkommt, im Ganzen nie einen vernünftig zufrieden stellenden Spannungsgrad erreicht sowie Clair nie ernsthaft “verletzbar” anmutet: Spätestens ein Sturz einen Wasserfall hinab – unter das Eis eines Sees sowie danach auch von einem Fluss mitgerissen – war mir da einfach “too much”…
Fazit: “Daughter of the Wolf” ist eine relativ belanglose “B-Movie-Kombination” aus “Taken” und “the Grey“: Ein nicht sonderlich packender, schnell wieder vergessener Action-Thriller – und zugleich ein weiterer enttäuschender Film im “cineastischen Werdegang” Gina Caranos…
zu verorten nahe der Grenze zur