Entstehungsdaten:
USA 2020
Regie:
William Eubank
Darsteller:
Kristen Stewart
Vincent Cassel
Jessica Henwick
John Gallagher Jr.
T.J. Miller
Mamoudou Athie
Trailer
Bei "Underwater" handelt es sich um einen ebenso Action-reichen wie dramatischen Science-Fiction-Horror-Thriller aus dem Jahr 2020, der sich komplett unter Wasser angesiedelt entfaltet sowie dem kundigen Genre-Fan unweigerlich eine Reihe ähnlicher Streifen ins Gedächtnis ruft, die alle so um 1990 herum erschienen sind – unter ihnen "Deep Star Six", "Leviathan", "Lords of the Deep" und "the Rift" (aka "Endless Descent"). Länger schon gab es kein vergleichbares Projekt mehr – und erst recht keins mit einem Budget von (je nach Quelle) fünfzig bis achtzig Millionen US-Dollar, das obendrein mit einer solch reizvollen Besetzung aufwartet sowie von einem derart interessanten, dem Mainstream (zumindest bis dato) fernen Filmemacher wie William Eubank ("Love" und "the Signal") realisiert wurde…
Eigentlich bereits im Mai 2017 abgedreht, bot der final terminierte Kino-Start (weltweit in Kalenderwoche zwei) jedoch prompt gewissen "Anlass zur Skepsis" – denn traditionell handelt es sich beim Januar um Hollywood´s "Dump Month" für maue und/oder "wenig Vertrauen genießende" Titel. Dazu noch der Verzicht auf Presse-Screenings sowie nahezu keinerlei Marketing. Die Wahrheit dahinter ist allerdings, dass das Werk seinem Distributor "Walt Disney Studios", welcher es im Rahmen seiner 2019er Übernahme von "20th Century Fox" entsprechend mit erworben hatte, relativ "egal" war – was verdammt schade so ist, denn sowohl vom Unterhaltungsgrad als auch der Umsetzungsqualität her haben wir es im Vorliegenden mit einer rundum ordentlichen Veröffentlichung zutun…
Erzählt wird die Geschichte Norahs (Kristen Stewart), welche fernab des nächsten Festlands sieben Meilen unter der Meeresoberfläche als Ingenieurin in einer modernen Forschungs- und Bohreinrichtung arbeitet, als schwere Erschütterungen plötzlich zu allerlei massiven Schäden (á la Wasser-Einbrüche und Implosionen) führen. Während hunderte sterben, vermag sie sich mit ihrem Kollegen Rodrigo (Momoudou Athie) indes noch knapp in einen per Schleuse gesicherten angrenzenden Trakt zu retten. Im Folgenden findet sich eine kleine Gruppe Überlebender zusammen – gespielt von Vincent Cassel, John Gallagher Jr., T.J. Miller und Jessica Henwick – deren einzige Chance darin zu bestehen scheint, in Tauchanzügen mehrere Kilometer über den Grund des Ozeans hin zu einer anderen Station zu laufen…
"Underwater" kommt gleich zur Sache: Parallel zu den Opening Credits wird dem Publikum ein "kompakt-solides Fundament" an Kontext-Infos dargereicht, bevor es stracks hinunter in die finsteren Tiefen des Pazifiks geht, wo Menschen inzwischen (dem technischen Fortschritt sei Dank) sich aufzuhalten (plus tätig zu sein) in der Lage sind und sich die Haupt-Protagonistin des Films gerade im Crew-Umkleideraum der dort errichteten "Rig" die Zähne putzt. Beunruhigende Geräusche hörend, tritt sie in den Korridor hinaus und wird von einem von der Decke herabfallenden Tropfen getroffen. Im nächsten Augenblick bricht das totale Chaos aus: Die Katastrophe nimmt ihren Gang. Es ist ein furioser, "wuchtig" und "packend" arrangierter, auf Anhieb Aufmerksamkeit und Anspannung generierender Einstieg…
Norah und Rodrigo bleibt keine "Verschnaufpause", um das Geschehene erst einmal vernünftig "zu verdauen" – ebenso wie dem Zuschauer keine solche geboten wird. Dass die Außenhülle in ihrem Sektor im Prinzip jederzeit nachgeben könnte, ist ihnen wohlbewusst – wie auch dass etwaige Rettungskräfte aller Wahrscheinlichkeit nach nicht rechtzeitig zu ihnen gelangen würden. Limitierter Sauerstoff ist ein weiterer Faktor. Also kämpfen sie sich – u.a. an Leichen ihrer Kameraden vorbei durch teils sehr enge Hohlräume kriechen müssend – in Richtung der "Flucht-Kapseln" voran – welche letztlich jedoch (erwartungsgemäß) nicht mehr nutzbar sind. Nach der anfänglichen "Action-Eruption" dominiert nun das Klaustrophobische der Situation sowie des "instabil-düsteren Settings"…
Als ein Resultat des dermaßen "direkten" Beginns lernen wir die zentralen Charaktere nie in ihrem "normalen Alltag" kennen. Zwar darf jeder das eine oder andere über sich via gewisser Dialogzeilen, Taten und Entscheidungen preisgeben – allerdings gibt es niemanden, der einem wirklich "ans Herz wächst" oder einen "dreidimensional gezeichneten Eindruck" erweckt. Zum Glück agieren Momoudou Athie ("the Circle"), Jessica Henwick (TV´s "Iron Fist") und John Gallagher Jr. ("Hush") absolut zufrieden stellend, sorgt T.J. Miller ("Deadpool") für einen Hauch an Humor, ohne dabei ernsthaft "störend" zu werden, überzeugt Vincent Cassel ("Black Swan") als Basis-Leiter und meistert Kristen Stewart ("American Ultra") ihren Part als smarte, aufs Überleben bedachte Ingenieurin in vollem Umfang…
Für Stewart markierte "Underwater" eine Rückkehr ins "Mainstream-Kino", nachdem sie sich in den Jahren zuvor primär in "Indies" und europäischen Produktionen (á la "Clouds of Sils Maria") als eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation bewiesen hatte. Norah tough und intelligent portraitierend, verließ sich Eubank dienlich auf sie, um mit ihr als Lead (inszenatorisch) eine effektiv-ergiebige "Unmittelbarkeit" zu erschaffen. Als die Verbliebenen bspw. in ihren Anzügen in die Dunkelheit des überdies noch trüben Wassers hinaustreten, hat Cinematographer Bojan Bazelli ("Spectral") seine Kamera für einzelne Einstellungen seitlich in Norah´s Helm platziert, um so die "Beklemmung" des Ganzen zusätzlich zu veranschaulichen sowie zugleich die Suspense-Intensität weiter in die Höhe zu schrauben…
Ebenfalls klasse ist das stimmungsvolle wie nervenaufreibende Sound-Design – sei es von den Geräuschen der kollabierenden Station, den nicht klar zuordenbaren "Einwirkungen", der Atmung Norahs oder einfach nur der Stille bestimmter Momente her; etwa als sich die Taucher "schutzlos" entlang des Meeresbodens bewegen. Es ist nämlich so, dass keineswegs ein Erdbeben Auslöser der Zerstörung war, sondern ein riesiges, durch die betreffenden Bohrungen "erwachtes" Geschöpf – in Begleitung zig kleinerer Kreaturen. Geschickt werden die Wesen meist nur schemenhaft-flüchtig oder bloß partiell gezeigt – in der Finsternis leuchtende Augen, Tentakel- oder Krallen-ähnliche Gliedmaße etc. – was schön unheimlich ist sowie in der Hinsicht nicht zu früh zuviel preisgibt…
Wie wir ja wissen, wurde die Tiefsee bis heute kaum erforscht und lebt dort allerlei mitunter grotesk und "außerirdisch" aussehendes Getier: Auch unter diesem Gesichtspunkt ein passender Schauplatz also, der obendrein gar noch "realitätsnäher" als das Weltall anmutet. Eigentlich gehört der Mensch nicht in diese Regionen – dringt aufgrund seines "ausbeuterischen Drangs" aber dennoch in sie hervor. Diese in die Story mit eingeflochtene "Kritik" ist nicht neu – man hat sie schon des Öfteren vernommen – und genauso vertraut sind einem diverse weitere Plot-Elemente und Eigenschaften, welche unweigerlich Erinnerungen an eine sich u.a. von Ridley Scott´s "Alien" bis hin zu H.P. Lovecraft´s "Cthulhu-Mythos" erstreckende Spanne verschiedener Werke und Motive heraufbeschwören…
"Underwater" ist sich darüber gewahr, weder originell noch anspruchsvoll daherzukommen – weiß exakt von sich, quasi ein "teures B-Movie" zu sein, welches seine "Vorbilder" nie zu verleugnen versucht. Verzichten hätte man allerdings getrost aufs "Pendant" zu Ellen Ripley´s "Unterwäsche-Look" – schlichtweg weil unnötig bzw. nicht vernünftig begründet. Und wo wir gerade dabei sind: Noch eine Sache, die man ruhig hätte weglassen können, wäre ein eingangs eingespieltes, so förmlich "für sich allein stehendes" sowie "nichts Substanzielles beitragendes" Voiceover Norahs. Unabhängig dessen weist das gradlinig und straff verfasste Drehbuch Brian Duffields ("the Babysitter") und Adam Cozads ("Jack Ryan: Shadow Recruit") jedoch keinerlei "Fett auf den Rippen" auf…
Mit hohem Tempo entfaltet sich die rund 90-minütige Laufzeit, im Rahmen derer man nicht einmal von der Meeresoberfläche ausgehende Rettungsbemühungen präsentiert erhält: Fest steht der Survival-Kampf der letzten Crew-Mitglieder im Fokus. Obgleich manch ein "Jump-Scare" durchaus "berechenbarer Natur" ist, beweist Eubank aber dennoch ein kompetentes Gespür für deren Aufbau und Wirkung. Lobenswürdig zudem der klangvolle Score Marco Beltramis ("the Shallows") und Brandon Roberts' ("Little Evil") sowie die hochwertige, einem jeweils ordentlich "Eye Candy" bietende CGI- und Practical-F/X-Arbeit. Abschließend nun noch etwas, das mir so erst im Nachhinein bewusst wurde: Mit nur kleinen Veränderungen hätte man die Materie relativ leicht ins "Cloverfield Universum" einfügen können…
Fazit: Aufwändig produziert und gekonnt in Szene gesetzt, haben wir es bei "Underwater" mit einem düster-atmosphärischen, kurzweilig-unterhaltsamen dramatischen Science-Fiction-Horror-Thriller zutun, der vor allem entsprechende Genre-Fans prima zufrieden stellen dürfte…