Entstehungsdaten:
USA 2017
Regie:
Akiva Goldsman
Darsteller:
Shree Crooks
Frank Grillo
Anna Torv
Trailer
(Achtung: Trailer enthält Spoiler!)
Im Gegensatz zu bekannten Kinohits wie "the Visit", "Get Out" oder den "Insidious"-, "the Purge"- und "Paranormal Activity"-Reihen handelt es sich bei "Stephanie" (2017) um einen weitestgehend "unter dem Radar" veröffentlichten dramatischen Mystery-Horror-Thriller aus der "Blumhouse"-Schmiede – was es so bekanntlich immer mal wieder gibt (siehe bspw. Bryan Bertino´s "Mockingbird" oder Joe Johnston´s "Not safe for Work"). Oft hängt das keineswegs zwangsläufig mit der Qualität des betreffenden Streifens, sondern mitunter einfach mit einer "limitierten Vermarktbarkeit" zusammen. Im Vorliegenden haben wir es mit einem eben solchen Fall zutun: Basierend auf einem Skript von Ben Collins und Luke Piotrowski, welche zuvor gemeinsam u.a. "Siren" (2016) und "Super Dark Times" (2017) verfasst hatten, markierte das Projekt die zweite Feature-Film-Regiearbeit des erfolgreichen Produzenten sowie für "A Beautiful Mind" 2002 sogar mit einem "Oscar" prämierten Drehbuch-Autoren Akiva Goldsman, nachdem sein "Erstlingswerk", das für zirka 60 Millionen Dollar realisierte romantische Fantasy-Drama "Winter´s Tale" (2014), bei Kritikern und Zuschauern gleichermaßen nicht wirklich gut angekommen war…
Unmittelbar zu Beginn lernen wir Stephanie (Shree Crooks) kennen: Ein sich die Zeit daheim primär mit ihrem liebsten Stofftier vertreibendes Mädchen. Obwohl eigentlich zu jung dafür, scheint sie tagelang schon auf sich allein gestellt zu sein. Wiederkehrend steht sie jeweils eigenständig auf, macht sich was zu essen, sieht fern, spielt, liest sich Geschichten vor, putzt sich die Zähne (etc. pp.). Was ist passiert? Wo sind ihre Eltern? Nach und nach werden einem einzelne Details geboten, die einem "Informations-Bruchstücke" liefern – etwa in Gestalt meist bloß "beiläufig" ins Bild gerückter Zeitungsausschnitte und News-Clips, in denen von unspezifizierten Angriffen mit schweren Schäden die Rede ist. Eine unheilvolle Atmosphäre entsteht, die regelmäßig um effektive "Suspense-Momente" ergänzt wird – wie als Stephanie ein Glas Marmelade in der Küche fallen lässt und barfuß um die Scherben herumzutreten versucht, bevor sie einiges der süßen Masse aufliest sowie mit ein paar anderen Zutaten in einen Mixer schüppt, der nach dem Einschalten allerdings prompt blockiert und sie im Folgenden dazu veranlasst, kurzerhand in das Gefäß hineinzugreifen. Auf den ersten Blick kommt sie offenbar einigermaßen ordentlich zurecht – aber es gibt da noch mehr…
In dem geräumig-schicken Haus geschehen "merkwürdige Dinge": Türen bewegen sich, ein Ball rollt die Treppe herunter – und selbst der Kopf von Plüsch-Schildkröte Francis bewegt sich mal "wie von selbst". Ist doch noch jemand zugegen? Spukt es? Sporadisch dringt zudem ein "Wesen" von draußen herein, vor dem sich Stephanie stets rasch und still verbirgt – worüber hinaus die seltsam dunkel verfärbte Leiche ihres Bruders oben in seinem Bett liegt; just neben ihrem Schlafzimmer. Das Einstiegs-Drittel wurde ansprechend "reduziert" arrangiert: Ruhig, stimmungsvoll, auf "begrenztem Raum" mit nur einer einzigen Agierenden sowie punktuell schön spannend. Das "Monster" erhält man dabei nicht zu Gesicht – man hört nur seine beängstigenden Geräusche und Laute. Neugier wird erweckt – hinsichtlich der Hintergründe und weiteren Entfaltung. Und dann – ganz plötzlich – sind Stephanie´s Eltern (Anna Torv und Frank Grillo) zurück. Unabhängig dessen, dass sie nicht versteht, warum sie überhaupt gegangen waren, ist sie über ihre Wiederkehr erleichtert und glücklich. Jene verhalten sich allerdings augenfällig achtsam und ernst. Es ist fast so, als wären sie verwundert darüber, sie dort (noch am Leben?) vorzufinden…
Fortan wird aus "Stephanie" ein "Drei-Personen-Stück" – was so auch relativ konsequent bis zum Einsetzen des Abspanns hin durchgezogen wird. Ihr Vater beginnt sogleich damit, einen hohen Zaun um das Gelände zu errichten – ihre Mutter beschäftigt sich mit speziellen Krankheits-Symptomen. Wütet eine Pandemie, die infizierte Menschen "sich verändern" lässt? In Bezug auf die Beantwortung solcher Fragen werden dem Publikum in diesem Abschnitt des Verlaufs via Dialogzeilen, Reaktionen und Zurkenntnisnahmen sonstiger Art weitere "Brotkrümel" dargereicht – der Umgang der Familien-Angehörigen untereinander wird zu einem bedeutsamen Faktor. Für manch einen "Horror-Freund" mag das eventuell "etwas langatmig" anmuten – allerdings muss man bedenken, dass der Streifen von Anfang an bewusst mit einem markanten Drama-Anteil sowie keinem sonderlich hohen Tempo konzipiert worden war. Aller Geheimnisse und "Verschleierungen" zum Trotz, ist es generell jedoch recht ungünstig, dass das offizielle Promo-Material (gar inklusive des Covers und deutschen Titel-Zusatzes) bereits einen zentralen "Twist" arg "frei heraus" verrät. Ergo: Je weniger man als Zuschauer im Vorfeld weiß, desto besser…
In Sachen Charakterzeichnung wäre eine komplexere als die hier präsentierte wünschenswert gewesen – gerade in Anbetracht der geringen Zahl an Protagonisten. Die Gewissenskonflikte der Eltern hätte ich bspw. gern noch "tiefschürfender ausgelotet" gesehen – wobei auch einige der Dialoge ähnlich "unfiligran-oberflächlich" wirken. Frank Grillo ("Wheelman") und Anna Torv, welche vor allem Serien-Fans dank ihrer Parts in "Fringe", "Secret City" und "Mindhunter" vertraut sein dürfte, verkörpern ihre Rollen jeweils rundum brauchbar – hätten aber "mehr" verdient. Shree Crooks ("Captain Fantastic") wurde unterdessen abverlangt, den Film mit ihrer Performance in einem amtlichen Maße zu "tragen" – u.a. da Stephanie (ihre Erlebnisse, Reaktionen etc.) klar im Fokus des Werks steht; und das streckenweise komplett für sich allein. Zugegeben, in bestimmten Situationen lassen sich bei ihr einzelne "mimische Defizite" registrieren – und doch hinterlässt sie insgesamt einen positiven Eindruck; zumal sie durchaus eine ziemliche "Palette" an Facetten und Emotionen meistern musste sowie künftig noch "Zeit zu wachsen" hat (geboren wurde sie 2005). Überzeugend ist jedenfalls die "Chemie" zwischen ihr und Grillo bzw. Stephanie und ihrem aufopferungsvollen Vater…
Als das Präsentierte nach der ersten Hälfte über Andeutungen hinausgeht und man den konkreten "Ursprung der Gefahr" im Umfeld dieser Familie erfährt – allerdings ohne dass der eigentliche Auslöser des Ganzen (einschließlich des Zusammenhangs mit den Geschehnissen anderenorts) weiter beleuchtet wird – kommen einem die Entwicklungen zunehmend "konventioneller" vor – was u.a. aus dem Zurückgreifen auf verschiedene "gängige Zutaten" (á la eine Albtraum-Sequenz sowie einige formelhafte "Jump-Scares") resultiert. Zudem bleiben nennenswerte Überraschungen irgendwann nahezu aus und werden einem eine Reihe artverwandte Veröffentlichungen (unter ihnen zwei Stephen King Adaptionen sowie "Hidden" der Duffer Brothers) in den Sinn gerufen. Gegen Ende gibt es dann einen Moment, der sich optimal als emotionales, "Ohrfeigen-esk"-unerwartetes Finale geeignet hätte: Unglücklicherweise aber entschieden sich die Verantwortlichen für einen merklich "Massen-kompatibleren" Ausklang – komplett mit diversen mäßigen (fürs eingeschränkte Budget jedoch noch akzeptablen) CGIs und einem Blick auf die apokalyptischen Zustände in der Welt außerhalb des bisherigen Schauplatzes. Ja, der "Ton" ist bis zuletzt konsequent "düster" – bloß mangelt es dem in der Schluss-Phase Gebotenen leider an "Gewicht"…
Handwerklich haben Regisseur Goldsman, Cinematographer Antonio Riestra ("Mama") sowie Komponist Nathan Whitehead ("Beyond Skyline") solide, gut aufeinander abgestimmte Arbeit abgeliefert. Der übrigens auch von dem eingangs erwähnten Bryan Bertino mitproduzierte Streifen verfügt über ein paar originelle Ideen und wird nach seinem "minimalistischen" Einstieg schrittweise immer "größer" – was so nicht unbedingt hätte sein müssen: Für mich hat "Stephanie" nämlich lange prima zufrieden stellend als Kammerspiel-artige, arm an vordergründigen Effekten und Erklärungen (etwa über jene die Menschheit gerade bedrohende Katastrophe) daherkommende Kombination aus Familien-Drama und Mystery-Horror-Thriller funktioniert. Interessant in diesem Kontext: Nach seiner Premiere auf dem "Overlook Festival" wurde der Film um knapp drei Minuten gekürzt – wobei maßgeblich eine die Ereignisse im Jahr 2027 verortende Einführung sowie einige sich auf einer Militär-Basis und in einer Forschungs-Einrichtung entfaltende Szenen (u.a. mit Harold Perrineau und Kenneth Choi) herausgeschnitten wurden. Eine kluge Entscheidung, meiner Meinung nach – also diese für die erzählte Story an sich unnötigen Infos und "Nebenstränge" im Vorfeld des offiziellen Erscheinens noch zu entfernen…