Entstehungsdaten:
USA 1992
Regie:
Phil Joanou
Darsteller:
Richard Gere
Kim Basinger
Uma Thurman
Eric Roberts
Paul Guilfoyle
Keith David
Trailer
Es war um 1990 herum, dass einige mehr oder minder stark "erotisch aufgeladene" Neo-Noir-Suspense-Thriller einen gewissen "Trend" bildeten – unter ihnen Harold Becker´s "Sea of Love", Wolfgang Petersen´s "Shattered", John Dahl´s "Kill Me Again" und Simon Moore´s "Under Suspicion". Eine weitere Veröffentlichung dieser Art war "Final Analysis" (1992), welche hierzulande unter dem Titel "Eiskalte Leidenschaft" erschien, nach Richard Pearce´s "No Mercy" (1986) das "Leinwand-Traumpaar" Kim Basinger und Richard Gere erneut vereinte sowie von Drehbuch-Autor Wesley Strick ("Cape Fear") und Regisseur Phil Joanou ("U2: Rattle and Hum") als eine offenkundige Hommage ans Schaffen Alfred Hitchcocks konzipiert und in Szene gesetzt wurde. Eigentlich hatte man geplant, den Film in New York City spielen zu lassen – bis jedoch ein Gewerkschafts-Streik dazwischen kam und man sich als Alternative schließlich für San Francisco entschied; bestimmter "ikonischer" Locations sowie der "besonderen Atmosphäre" jener Westküsten-Metropole wegen…
Isaac Barr (Gere) ist ein angesehener Psychiater, dessen interessanteste Patientin gerade die hübsche Diana (Uma Thurman) ist, welche an den Folgen eines traumatischen Ereignisses aus ihrer Vergangenheit leidet. Bei einer ihrer Sitzungen schlägt sie ihm vor, doch mal mit ihrer Schwester Heather (Basinger) zu sprechen, da jene sicherlich zusätzliche "Background-Infos" liefern könnte. Er willigt ein und trifft sich mit ihr: Auf Anhieb fühlen sich beide "voneinander angezogen", was in einer Affäre mündet – und das trotz der Gegebenheit, dass sie mit dem eifersüchtig-jähzornigen Jimmy (Eric Roberts) verheiratet ist. Eines Abends erschlägt sie letzteren mit einer Hantel – allerdings sehen Isaac und einige seiner Kollegen sie in Anbetracht der Tat-Umstände als "unzurechnungsfähig" an, da bei ihr zuvor die Krankheit "Pathological Intoxication" diagnostiziert wurde. Ihre Chancen beim Prozess stehen also gar nicht mal schlecht. Es dauert jedoch nicht lange, da beginnen (u.a. angesichts eines Millionen-Erbes sowie spezieller Ausführungen Dianas) erste Zweifel an dem Ganzen aufzukeimen…
"Final Analysis" wartet mit einer talentierten, passend ausgewählten Cast&Crew auf. Strick hatte bereits das packende Gerichts-Crime-Movie "True Believer" (1989) verfasst – Joanou´s Feature-Film-Debüt markierte der gelungene 1990er Gangster-Streifen "State of Grace": Schonmal eine gute Kombination für dieses Projekt, welches unterschiedliche Elemente jener genannten Genres beinhaltet. Dazu noch eine namhafte Besetzung, eine feine Ausstattung des "Oscar"-gekrönten Produktions-Designers Dean Tavoularis ("the Godfather") sowie Cinematographer Jordan Cronenweth ("Blade Runner") hinter der Kamera: Kein Wunder also, dass das Endergebnis schick anzusehen ist. Die Ausleuchtung (Lichtverhältnisse und Schattennutzung) weiß zu gefallen – ebenso wie regelmäßig zu erspähende Wahrzeichen der Stadt San Francisco (u.a. der Coit Tower und die Golden Gate Bridge). Übrigens: Der einen bedeutsamen Schauplatz innerhalb der Handlung einnehmende Leuchtturm (Pigeon Point) steht keineswegs dort, wo er im Vorliegenden zu sehen ist – sondern tatsächlich rund 50 Meilen südlich, nahe Pescadero…
In der erzählten Geschichte sind diverse Motive auszumachen, deren Ursprünge sich auf die klassische amerikanische "Hardboiled"-Kriminal-Literatur der 1920er und '30er sowie die daraus hervorgegangenen "cineastischen Noirs" der 1940er und '50er zurückführen lassen – unter ihnen ein Hauptprotagonist, der in ein "Netz" aus Sex, Lügen, Geheimnisse, Emotionen, Verbrechen und Gefahr gerät, attraktive, neurotische Schwestern, ein hassenswert-fieser Ehegatte und eine herausragend verführerische Schönheit. Man kann sagen: Das Präsentierte ist "pulpy" – aber "edel verpackt". Ach – und "überkonstruiert". Voller falscher Fährten, überraschender Preisgaben und Wendungen – etwa im Bereich persönlicher "Antriebe" und Entscheidungen – weist die Story eine relativ komplexe Beschaffenheit auf. Als unbedingt "reich an Substanz" lässt sie sich aber dennoch nicht beschreiben. Zumindest sind die "Twists" weder zu abwegig noch zu "an den Haaren herbeigezogen" geraten: Behilflich dabei ist das jeweilige "psychologische Profil" der beiden zentralen weiblichen Charaktere…
Heather ist ein Opfer häuslicher, maßgeblich seelischer und sexueller Gewalt. Obendrein ändert sich ihr Verhalten immerzu dramatisch, sobald sie auch nur geringe Mengen an Alkohol zu sich nimmt (irrational-ungehemmtes Benehmen, Wutausbrüche etc.). "Pathological Intoxication" nennt sich diese Störung der Selbstkontrolle. Ähnliches durchlitt Kim Basinger bereits 1987 in Blake Edwards' Screwball-Komödie "Blind Date" – nur dass die Einnahme von Hustensaft bei ihr in "Final Analysis" letztlich in der Tötung ihres Mannes resultiert, als jener sie mal wieder "bedrängt". Basinger ("the Informers") überzeugt als Aufmerksamkeit plus Barr´s Gefühle und "Beschützerinstinkt" erweckende Dame ebenso wie (im späteren Verlauf) als "ränkevolle Femme Fatal". Nur im finalen Akt gibt es punktuelle Augenblicke, in denen sie mich nicht gänzlich zufrieden zu stellen vermochte. Unfassend stark agiert indes Uma Thurman ("Jennifer 8"), welche damals erst 22 (und noch so richtig hübsch) war sowie die Unsicherheit Dianas (samt ihrer Verletz- und Beeinflussbarkeit) virtuos vermittelt…
Als in dieses "abgründige Intrigen-Spiel" verstrickt werdender Psychiater wusste mir Richard Gere ("American Gigolo") vorrangig dank seines gebotenen Charismas zu gefallen. Gern jedoch hätte ich seine Rolle weniger "beherrscht" angelegt gesehen: Unabhängig dessen, dass Heather und er bewanderte Taktierer und Manipulierer sind, hätte das Skript Barr in der zweiten Filmhälfte getrost kräftiger "in Bedrängnis bringen" können. Derweil mimt Eric Roberts ("the Expendables") den "Widerling" Jimmy mit Bravour – während Keith David ("21 Bridges") als frustriert-verbissener Cop den "Balanceakt" zwischen "Scenery-chewing" und "Over-acting" leider nicht konstant optimal zu meistern in der Lage war sowie u.a. Paul Guilfoyle ("Cadillac Man") als sarkastischer Anwalt, Robert Harper ("War of the Roses") als nervöser, für die Verteidigung eine wichtige Experten-Aussage tätigen sollender Kollege Barrs sowie Harris Yulin ("the Place beyond the Pines") als Ankläger in ihren Nebenrollen kompetenten "Support" beisteuern…
Reich an Arglisten und Hitchcock-Referenzen, ist "Final Analysis" (von seinem "Feeling" und handwerklichen Stil her) ein rundum "klassisch-altmodischer Thriller", bei dem die Regiearbeit, Inhalte und Performances, Ausstattung, Bebilderung sowie Musik-Untermalung George Fentons ("Cold Pursuit") prima mit- bzw. aufeinander abgestimmt wurden – ganz im Sinne seiner "großen Vorbilder". Von einer "Straffung" einzelner Szenen hätte der generelle "Flow" gewiss ein Stück weit profitiert – langweilig oder "lahm" wird es allerdings nie. Die Zuspitzung der Ereignisse mündet schließlich in einem "Vertigo"-esken, "dick aufgetragenen" Finale, welches sich in einer regnerisch-stürmischen Nacht an und auf dem erwähnten Leuchtturm vorm Hintergrund der Bay (Steilküste, tosende Brandung, Golden Gate Bridge) entfaltet sowie trotz aller Vorhersehbarkeiten und Klischees durchaus ansehnlich-ordentlich zu unterhalten vermag – bevor einen eine nette, von ihrer Art her 1992 noch nicht so "abgegriffen" wie heute anmutende Schluss-Sequenz in den Abspann entlässt…
gute