Entstehungsdaten:
USA 2020
Regie:
Christian Sesma
Darsteller:
Luke Goss
Val Kilmer
Mike Hatton
Paul Sloan
Nick Vallelonga
Trailer
Verfasst und in Szene gesetzt von Christian Sesma, handelt es sich bei "Paydirt" (2020) um einen kostengünstig realisierten Crime-Flick, bei dem Kundige registrieren dürften, dass einige der Beteiligten zuvor bereits (teils mehrfach) im Rahmen anderer Werke miteinander zusammengearbeitet hatten: Mit Luke Goss drehte Sesma bspw. schon "Lost Time", "AWOL-72", "Mind Blown" und "the Night Crew" sowie mit Paul Sloan u.a. "Shoot the Hero" und "Vigilante Diaries" – worüber hinaus das Vorliegende (nach "Blood Out" und "7 Below") das bis dahin dritte gemeinsame Projekt von Goss und Co-Star Val Kilmer markierte...
Letzterem sieht man seinen nicht gerade guten Gesundheitszustand zu jener Zeit übrigens deutlich an: Etwa wurde bei ihm infolge einer Kehlkopfkrebs-Erkrankung eine Tracheotomie durchgeführt, deren Narbe er immerzu unter einem Schal verbirgt. In Anbetracht des Wüsten-Settings fällt das umso stärker auf – ebenso wie (im englischen Originalton) die Gegebenheit, dass seine Dialogzeilen von jemand anderem nachsynchronisiert wurden. Dass man diese Umstände nicht einfach mit ins Skript eingebunden hat, kann ich beim besten Willen nicht verstehen: Es wäre ein Leichtes gewesen und hätte diese "Irritationen" vermieden…
Bei seiner Entstehung hatte der Streifen sogar einen "frischgebackenen" zweifachen "Oscar"-Preisträger mit an Bord – nämlich Nick Vallelonga, der im Februar 2019 jeweils einen "Academy Award" für seine Verdienste als Produzent und Co-Autor von "Green Book" erhielt. Bei jener Tragikomödie, deren Story auf der wahren Freundschaft zwischen Vallelonga´s Vater und dem Musiker Don Shirley basiert, waren überdies auch Paul Sloan und Nebendarsteller Mike Hatton mit von der Partie. Für gewöhnlich sind die drei Herrschaften aber fast ausschließlich in klassischer "B-Movie-Kost" aktiv – so wie in diesem Fall hier…
Schnell hat mich "Paydirt" dazu veranlasst, sinnbildlich "mit den Augen zu rollen" – denn jede Figur wird in Gestalt eines Standbilds samt eingeblendetem Spitznamen eingeführt: Ein Stilmittel, das oft mit Quentin Tarantino oder Guy Ritchie in Verbindung gebracht wird – bzw. inzwischen viel gewichtiger mit zig "Wannabes", weshalb das heutzutage (statt lässig-hip) eher "abgegriffen" und öde anmutet. Unkreativ zudem die gewählten Sobrikets – unter ihnen
The Brit,
The Babe,
The Brawn,
The Badass und
The Brains. Obgleich es Sesma in der Hinsicht nicht übertreibt – arg unnötig und unoriginell ist das Ganze dennoch…
Fünf Jahre ist es her, dass Sheriff Tucker (Kilmer) eine Razzia leitete, die in einer Schießerei mündete sowie im Zuge derer anvisierte 33 Millionen Dollar Kartell-Geld dann doch nicht aufzufinden waren. Während man ihm daraufhin den "vorgezogenen Ruhestand" auferlegte, konnte nur einer der Verdächtigen verhaftet und verurteilt werden: Damien Brooks (Goss). Aktuell nun auf Bewährung entlassen, gehen alle davon aus, dass er weiß, wo die große Summe Cash geblieben ist. Es heißt, er habe sie irgendwo in der Wüste vergraben. Folglich wird er fortan u.a. von Tucker sowie dem Crime-Boss El Gordo (Jay Montalvo) fest im Blick behalten…
Sich seinen Beobachtern gewahr – zu denen ebenfalls noch seine Bewährungshelferin Layla (Mirtha Michelle) zählt – trommelt Damien heimlich seine aus Tony (Sloan), Geoff (Hatton), Cici (Veronika Bozeman) und Janel (Murielle Telio) bestehende alte Crew zusammen und tritt obendrein bei einem Casino-Besitzer (Vallelonga) auch noch einen "legalen Job" an, da das mit zu seinen staatlichen Auflagen gehört. Sein Plan beinhaltet Schritte wie einen Einbruch in ein D.E.A.-Gebäude, um aus diesem einen speziellen Datenträger zu stehlen, sowie die Entführung zweier Agenten jener Bundesbehörde…
"Paydirt" ist weder ein Action-Film noch ein Thriller, sondern möchte gern so etwas wie eine Variante von "Gaunereien" á la "Ocean´s Eleven" sein – einen Hauch an Humor, diverse "Verstrickungen" sowie vereinzelte Gewalt-Ausbrüche inklusive. Leider hat Sesma nicht viel aus dieser an sich durchaus brauchbaren Grund-Idee machen können: Seiner Skript-Vorlage mangelt es an Cleverness, Originalität und "Substanz". Unter den Charakteren gibt es bspw. niemanden mit einer interessanten Persönlichkeit – weshalb man allein schon deshalb nicht gerade "mitfiebert", wer am Ende wohl an das begehrte Vermögen gelangt…
Dem Publikum wird eine mit klischeereichen Dialogen und Eigenheiten (siehe die genannten Spitznamen) gespickte Ansammlung von Leuten geboten, die eine Menge fluchen und sich möglichst cool präsentieren – einem aber trotzdem komplett "egal" verbleiben (was erheblich ihrer "generischen Art" zuzuschreiben ist). Luke Goss ("Bone Dry") verkörpert den kontrolliert-gewieften Briten Brooks arm an Charisma und Engagement. Hätte man ihm wenigstens ein paar mehr Fights und Shootouts zugestanden – doch nein, hauptsächlich ist er bloß (selbstsicher) am Planen, Erläutern und seinem Team Handlungsaufträge geben…
Zumindest bemüht sich Val Kilmer ("Top Gun"), seinen Part "mit Leben zu füllen": Tucker ist vergrämt sowie ein Stück weit "heruntergekommen" – u.a. ist das Display seines Handys gesplittert, könnte er eine Dusche vertragen und hält ihn ein Passant für einen Obdachlosen – versuchen er und seine Tochter – ihres Zeichens eine junge Staatsanwältin, die von Val´s echtem Spross Mercedes Kilmer ("Prettyface") gespielt wird – gegenwärtig wieder ein besseres Verhältnis zueinander aufzubauen, und sinnt er verbissen danach, Brooks zu überführen sowie die Millionen (eventuell für sich selbst anstelle der Wiederherstellung seines Rufs) zu finden…
Es bekümmert einen, Kilmer so gesundheitlich mitgenommen wie in "Paydirt" zu sehen – allerdings ist es simultan auch positiv zu registrieren, dass er trotz allem noch immer derart vor der Kamera tätig ist. Zwar hätte man die Szenen mit Mercedes getrost entfernen können – doch war es gewiss nett für ihn, sie zu drehen. Zudem greift sich Tucker beim Showdown ein automatisches Gewehr und eröffnet mit diesem das Feuer auf seine Gegner – was bewusst so wie in Michael Mann´s Klassiker "Heat" arrangiert wurde (Kilmer hat sogar eine ähnliche Frisur wie damals). Kurz lächelt man – bevor einen der Vergleich eher traurig stimmt…
Brooks' Crew setzt sich aus dem gewohnt "unfiligran-rauen" Paul Sloan ("I am Wrath") als
The Brawn Tony, Mike Hatton ("Echo Boomers") als spleenig-eigenwilligen, für "Comic Relief" zuständigen
The Brains Geoff sowie dem lesbischen Pärchen
The Badass Cici (Veronika Bozeman aus "Armed") und
The Babe Janel (Murielle Telio aus "the Nice Guys") zusammen – ergänzt um Nick Vallelonga ("Machine") als Casino-Chef
The Don. Die betreffenden Performances sind nicht wirklich der Rede wert: Sie erfüllen ihre "Zwecke" – sind allesamt jedoch (erwartungsgemäß) fern von irgendwie "preisverdächtig"…
Weitere Figuren und Sub-Plots gefällig? Brooks wird seitens der Bewährungshelferin Layla (Mirtha Michelle aus "Fast & Furious") betreut, welche ihn u.a. zu Vorstellungsgesprächen begleitet und ihm schrittweise auch "näher kommt", Kartell-Boss El Gordo (Jay Montalvo aus "S.W.A.T.") sitzt inzwischen im Rollstuhl und benötigt mitunter Sauerstoff, ist aber dennoch ungebrochen auf Rache aus – und eines seiner Töchter (Teodora Djuric aus "Ebenda") hatte vor einiger Zeit mal eine "Sex-Affäre" mit Geoff. Einige der Details sind nicht unwichtig für die Handlungs-Entfaltung – sonderlich aufregend sind die allerdings durch die Bank weg nicht…
Bis die verschiedenen Parteien aktiv und nachvollziehbar miteinander interagieren sowie die konkrete Suche nach dem Geld endlich im Gange ist, lässt sich "Paydirt" (zugunsten all seiner Einführungen und Plot-Ansätze) relativ viel "Ruhe" – und selbst dann passiert kaum etwas, das wahrhaft Erwähnung verdient. Überraschungen gibt es (abgesehen von einer sich um Layla rankenden) keine – aus den multiplen "Verflechtungen", dem "Coup" an sich sowie dem ganzen "Drumherum" entwickelt sich weder Spannung noch jeglicher echter Reiz, weiter aufmerksam bei der Sache zu bleiben…
Konventionell sowie frei herausragender Attribute, verfügt Sesma´s Regie über keine "eigne Handschrift" – was so gleichermaßen auf die Kamera-Arbeit Stefan Colsons ("the Fiancé") sowie die Musik-Untermalung Nima Fakhraras ("Becky") zutrifft. Sein geringes Budget sieht man dem Streifen nicht bloß angesichts des Mangels an aufwändigeren Set-Pieces an – doch vermag er immerhin drei schicke Locations vorzuweisen, die mich aber wiederum an andere Dinge erinnerten: Der Saltonsee an den tollen 2002er Film mit Kilmer, das Coachella Tal ans bekannte Festival dort sowie ein schöner Palmenhain an Joseph Khan´s "Torque"…
Inhaltlich wie inszenatorisch ist "Paydirt" nur wenig "mitreißend" – ohne Suspense sowie mit einem gemächlichen Tempo aufwartend, durch welches einem die Laufdauer länger vorkommt, als sie tatsächlich ist. Mehr Action hätte in der Hinsicht wohlmöglich "helfen" können – doch ist die hier unvorteilhaft spärlich gesät sowie überdies belanglos "simpler" Natur. Und wenn einem eine große "Erklär-Sequenz" am Ende auch noch den Eindruck vermitteln will, das Vorangegangene sei ach so raffiniert-clever gewesen – naja, an dem Punkt hat man die Schose dann zumindest schon fast hinter sich gebracht…
knappe