Entstehungsdaten:
Australien 2020
Regie:
Mark Toia
Darsteller:
Brett Tutor
Paul Haapaniemi
Neal McDonough
Ryan Hough
David Haverty
Jose Rosete
Trailer
Nach seiner Arbeit an zig Werbe-Clips (u.a. für Apple, Toshiba und Coca-Cola), durch welche er sich einen geachteten Namen innerhalb der Branche erwarb, lieferte der Australier Mark Toia in Gestalt des hier nun zur Besprechung vorliegenden Sci-Fi-Action-Streifens "Monsters of Man" (2020) schließlich sein Spielfilm-Regiedebüt ab, bei dem er obendrein auch noch als Produzent, Co-Autor, Cinematographer sowie Koordinator der VFX-Crew fungierte. Die Idee zu dem Projekt kam ihm während eines Drehs für Nescafé in Vietnam – worauf er rund ein Jahr lang versuchte, es auf "traditionellem Wege" (also im Rahmen des "Studio-Systems") realisiert zu bekommen, bevor er und seine Frau Carolyn sich letzten Endes dazu entschlossen, das Ganze möglichst selbst zu stemmen. Mit eigenem Geld sowie einer erfolgreichen "Crowdfunding"-Kampagne – an der ich mich ebenfalls beteiligte – kam so ein Budget von zirka 1,6 Millionen Dollar zusammen…
Um dem US-Militär ihr neustes, u.a. über eine fortgeschrittene "künstliche Intelligenz" verfügendes Roboter-Modell zu demonstrieren – in der Hoffnung, so den Zuschlag für einen lukrativen Rüstungsvertrag zu erhalten – lassen sich einige Vertreter der Hersteller-Firma auf eine absolut "inoffizielle", eigenmächtig seitens eines CIA-Offiziers (Neal McDonough) geleitete Operation ein, bei der vier Prototypen per Fallschirm über dem "Goldenen Dreieck" abgeworfen werden, wo sie eine Gruppe dort agierender Drogen-Händler "ausschalten" sollen. Schnell treten dabei allerdings Probleme auf: Einer der Roboter wird bei der Landung beschädigt – und statt nur Kriminelle zu töten, kommt es zu unschuldigen Opfern in einem kleinen Dorf. In Anbetracht einiger Überlebender – unter ihnen gar amerikanische Staatsangehörige – wird daraufhin der Befehl gegeben, "keine Zeugen" zu hinterlassen…
Zur Entstehung von "Monsters of Man" sagt Toia:
"I wanted to do a movie under my own rules – with no one telling me how I should make it." An sich mag ihm das definitiv geglückt sein – aber manchmal ist es auch von Vorteil, sich "externe Unterstützung" (á la Feedback oder Input sonstiger Art) einzuholen. Toia´s "Director´s Cut" läuft stolze 130 Minuten – eine andere Schnitt-Fassung gibt es bis heute (01/2021) noch nicht. Von Beginn an hat mir diese Dauer gewisse "Sorgen" bereitet – gerade vor dem Hintergrund des betreffenden Genres sowie einer Story, die einem zuvor des Öfteren schon in verwandten Variationen (siehe bspw. "Battle Drone") geboten wurde. Und leider sollte ich Recht behalten: Eine Straffung um ungefähr 20 bis 30 Minuten hätte dem Streifen gut getan. Mir ist nicht bekannt, wie stark der Einfluss Toias auf Editor Kram Aiot´s Tun insgesamt so war – doch wirkt dieser Punkt wie ein klassischer "Anfängerfehler"…
Wenn jemand in speziellen Bereichen noch nicht so geübt ist und zudem (voller Engagement) eine Menge in eigener Verantwortung erledigt, kann es gelegentlich passieren, dass er oder sie so etwas wie "Scheuklappen" entwickelt sowie im Zuge dessen auf bestimmte Szenen nicht verzichten möchte, obgleich das eigentlich einträglich-förderhaft wäre (Daniel Benedict´s 2020er Horror-Film "the Bloody Man" ist ein weiterer solcher Fall). Generell setzt sich die Cast&Crew hier aus diversen Newcomern und Leuten mit eingeschränkten Erfahrungen (vor und hinter der Kamera) zusammen – welche gemeinsam jedoch ein professionelles, handwerklich kompetentes Ergebnis geschaffen haben, das man (einzelner markanter Schwächen zum Trotz) durchaus in einer "Liga" mit Veröffentlichungen wie z.B. "Kill Command" verorten kann…
"Monsters of Man" wartet mit einer Fülle an Charakteren an verschiedenen Orten auf, zwischen denen regelmäßig hin und her gewechselt wird. Bedauerlicherweise resultiert das darin, dass die Plot-Entfaltung nicht "fokussiert" genug anmutet – worüber hinaus es den Persönlichkeiten aller Figuren (sträflich) an jeglicher "Tiefe" mangelt. Neal McDonough ("Company of Heroes") ist der prominenteste Mitwirkende: Da er fast ausschließlich allein in einem Büro via Computer und/oder Telefon mit anderen kommuniziert, ist davon auszugehen, dass Toia ihn nur für ein bis zwei Drehtage zur Verfügung hatte. Er macht seine Sache ordentlich – muss im Prinzip aber bloß Anweisungen geben sowie ab und an Wutausbrüche erleiden. Locker verdientes Geld. Auffällig ist übrigens die Abwesenheit etwaiger Kollegen während all der Stunden, die der "Major" an seinem Schreibtisch im Pentagon verbringt. Vielleicht war´s ja ein langes Feiertags-Wochenende oder so…
Ebenfalls ein "Baddie" ist der CEO Foster (David Samartin aus "Jesus Freak"), den das, was dort im Dschungel geschieht, tatsächlich entgegenkommt – denn unter jenen "Kampf-Bedingungen" kann seine "Ware" zeigen, zu was sie alles fähig ist. Menschleben sind ihm weit weniger wert als das Geschäft. In einer asiatischen Großstadt hat er ein "Tech-Team" positioniert – bestehend aus Jantz (Ryan Hough, "Generation Now"), Kroger (David Haverty, "the 27 Club") und Fielding (Jessica Blackmore, "Dam Sharks"). Sie überwachen und steuern die Operation – das heißt: Bis das Töten ausbricht und die Planung zusammenkracht. Fortan bemühen sie sich um "Schadens-Begrenzung", ringen mit ihren Gewissen und hoffen, nicht selbst "entbehrlich" zu werden. Es ist nämlich auch so, dass sie einen grimmigen "Aufpasser" zur Seite gestellt bekommen haben (Jose Rosete aus "Savage Dog" als Boller), der schon ein ziemlich einschüchternd-kaltblütiger Zeitgenosse ist…
Mit Ausnahme ihres Anführers Prak (Trong Kam, "Niraya") sind die Drogen-Schmuggler nichts weiter als "Kanonen-Futter" – was so gleichermaßen auf die Dorf-Bewohner zutrifft; von Prak´s Ex Keala (Ma Rynet, "the Last Reel") und deren Sohn Leap (Debütant Ly Ty) mal abgesehen. In "Monsters of Man" verschlägt es aber zusätzlich noch eine Gruppe junger angehender Ärzte auf einer "humanitären Mission" in diese abgelegene Gegend: Jordan (Paul Haapaniemi, "Break Even"), Angie (Taylor Leigh Edwards, "68 Whiskey"), Dez (Jordy Tulleners, "Psycho BFF"), Bao (Conrad K. Pratt, "V/H/S Viral"), Wendy (Tatjana Marjanovic, TV´s "Syd2030") und Tien (Kayli Tran, "Black Violet"). Von ihrem Auftreten her kommen sie einem eher wie eine Clique aus Flicks á la "Wrong Turn" vor – ihr kompletter Story-Strang ist arg banal konzipiert worden. Sie sind uninteressant – was wiederum einem "aktiven Mitfiebern" gewichtig im Wege steht…
Nun jedoch (endlich) mal zum "Helden" der Geschichte: Mason – ein ehemaliger Navy SEAL, der als "Missing in Action" gilt und sich freiwillig "off the Grid" zurückgezogen hat, nachdem seine Einheit bei einem Einsatz (unter seinem Kommando) "ausgelöscht" wurde. Schuldgefühle plagen ihn, er kümmert sich um Reparatur-Jobs und merkt allmählich, dass Keala ihn wirklich "gern hat". Konfrontiert mit der tödlichen Bedrohung, setzt er flugs alles daran, Leben zu retten und die Angreifer aufzuhalten. Foster erfreut diese "Gegenwehr" sogar – denn so können sich seine "Produkte" unverhofft mit einem top ausgebildeten Soldaten messen. Brett Tutor, der zuvor bloß in dem 2013er Kurzfilm "Disarm" als Darsteller aufgetreten war, spielt ihn "zweckdienlich" – in dem ihm gegebenen Rahmen allerdings überzeugend. Es ist so ein "Gerard-Butler-Part", könnte man sagen. Alles in allem schwankt die Qualität der Performances von Mime zu Mime…
Konflikte und Debatten entbrennen sowohl innerhalb der einzelnen als auch zwischen unterschiedlichen "Parteien": Bspw. werden die Techniker von ihren Befehlsgebern unter Druck gesetzt – müssen reagieren, harte Entscheidungen fällen etc. – sind sich Mason und Jordan hinsichtlich der besten Vorgehensweise mehrfach uneinig – und so weiter und so fort. Überdies herrscht nicht einmal unter den Robotern "Einklang": Um den beschädigten Prototypen erneut unter Kontrolle zu bekommen – u.a. da sein "Fern-Leit-Modul" entfernt wurde, sich seine Selbstzerstörungs-Vorrichtung nicht auslösen lässt und er sich bei jeder Gelegenheit (via Internet) Zugriff aufs zentrale System zu verschaffen versucht – werden die anderen drei irgendwann aktiv in diese Bemühungen mit eingebunden sowie von Boller unterstützt, der an einem bestimmten Punkt die Fahrt aus der City auf sich nimmt, um sich persönlich ums "Verschnüren loser Enden" zu kümmern…
"Monsters of Man" besitzt über 2000 VFX-Shots – wobei rund 600 davon auf die CGI-Roboter entfallen, welche vom Design her ein wenig an "Chappie" erinnern sowie im ersten Schritt vorrangig per "Motion Capturing" aufgenommen wurden. Qualitativ erwecken ihre Bewegungen und "Details der Gestaltung" keine Veranlassung zur Klage – insbesondere nicht, wenn man die limitierte Budgethöhe mit berücksichtigt. Dass eine "künstliche Intelligenz" plötzlich ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln sowie sich mit Fragen á la
Was bin ich? zu beschäftigen beginnt, ist beileibe nicht neu. Toia kann diesem Aspekt der Story keine "frischen Impulse" abringen – wohl aber einen im Gedächtnis verbleibenden Moment liefern: In einer Szene schneidet der besagte Roboter einem getöteten Dorf-Bewohner einige Organe heraus, um diese zu analysieren, trennt ihm das Gesicht ab, hält sich die Haut an seinen eigenen Kopf und betrachtet sich so im Spiegel…
Hauptsächlich wird auf großkalibrige Waffen zurückgegriffen – allerdings kommt es auch schon mal vor, dass einer der "Maschinen" einem Opfer kurzum mal den Schädel zertritt. Männer, Frauen und Kinder werden erschossen – die Gewalt wird relativ "direkt" präsentiert. Das CGI-Blut geht ebenso in Ordnung wie die "Practical Effects" und die gebotene (teils schön "wuchtig" arrangierte Fights, Explosionen und Feuergefechte umfassende) Action. Zudem überzeugt die Bebilderung Toias und Tony O'Loughlans ("Occupation") von der Kamera-Arbeit sowie den schicken Dreh-Locations her: New York, Brisbane, Vancouver und Kambodscha – letzteres Land mit seinem dichten, kräftig grünen Urwald sowie einigen nett anzusehenden Gebäude-Ruinen und alten Tempel-Anlagen. Den Score Christopher Elves' (TV´s "Transformers: Rescue Bots") würde ich indes als "routiniert komponiert klingend" beschreiben…
Zum einen beinhaltet das Skript Toias und Jeff Hands ("Everyone´s Hero") an sich bereits zahlreiche Klischees, oberflächliche Charaktere und Dialoge von mauer Güte – was bei B-Movies dieser Art jedoch nicht gerade eine Seltenheit ist – andererseits hätte man im Zuge der Post-Production aber durchaus noch so einiges am Gesamt-Eindruck verbessern können. Dass diverse Sequenzen redundant, überflüssig und/oder zu ausgedehnt geraten sind – wie z.B. eine Menge Rumgelaufe, Diskussionen oder Leap´s viel zu langes Geheule über den Tod seines Vaters – ist nämlich nicht zu verkennen und wäre im Editing-Room eigentlich leicht "richtbar" gewesen. Das Tempo wird immer wieder "ausgebremst" und es entsteht kein allzu hohes Maß an Spannung: Schade. So ist "Monsters of Man" zwar ein technisch hochwertiger Low-Budget-Sci-Fi-Action-Streifen, der sich im Ganzen allerdings nicht straff genug entfaltet sowie an verschiedenen "inhaltlichen Schwächen" krankt…
knappe