Entstehungsdaten:
Kanada-USA 2020
Regie:
Leah McKendrick
Darsteller:
Aria Lyric Leabu
Leah McKendrick
Eric Roberts
Link zum Kurzfilm
Inspiriert von einer Protagonistin aus Nathaniel Hawthorne´s 1844er Erzählung "Rappaccini´s Daughter", handelt es sich bei
Poison Ivy um eine von Autor Robert Kanigher und Zeichner Sheldon Moldoff erschaffene Figur aus dem Hause "DC Comics", welche eigentlich Pamela Lillian Isley heißt sowie 1966 als Bösewicht in der 181. Ausgabe der "Batman Volume 1"-Serie debütierte. Dank reger Beliebtheit wurde sie seither in diverse Veröffentlichungen mit eingebunden und entwickelte sich auf diesem Pfade hin zu einem etablierten "Feature Charakter" – worüber hinaus sie u.a. in verschiedenen Video-Games, Animations- und Live-Action-Serien (á la TV´s "Gotham") zu sehen war; ebenso wie in Joel Schumacher´s 1997er Kinoflop-Fiasko "Batman & Robin", in welchem sie von Uma Thurman verkörpert wurde…
Poison Ivy ist vorrangig dafür bekannt, eine verführerische "Femme Fatale", Abenteuerin und gefährliche Öko-Terroristin mit einer "instabilen Psyche" zu sein, zu deren Antriebe und Ziele das Bestreben gehört, sich an den Menschen für die "Schändung des Planeten" zu rächen sowie sich "auf kriminellem Wege die materiellen Mittel für den Rückzug in eine geborgene, natürliche Umgebung jenseits der unwirtlichen modernen Industrie-Gesellschaft" zu verschaffen. Sie kann Pflanzen kontrollieren und Pheromone manipulativ einsetzen – was viel dazu beiträgt, dass ihre Sexualität häufig stark betont wird. Um diese Wahrnehmung ein Stück weit zu verändern, hat Drehbuchautorin und Regisseurin Leah McKendrick den hier nun zur Besprechung vorliegenden Kurzfilm "Pamela & Ivy" (2020) kreiert…
Im Rahmen der (bis zum Abspann hin) knapp 16-minütigen Laufzeit wird dem Publikum eine klassische "Origin Story" präsentiert, welche eröffnet, als Pamela (Aria Lyric Leabu) gerade einmal elf ist. Mehrere Monate zuvor hatte sie ein Mann (Eric Roberts) verschleppt, der sie quasi wie eine eigene Tochter behandelt – sie u.a. streng "erzieht" sowie gelegentlich gar auch mal mit ihr ein Eis essen geht. In seiner Garage eingesperrt, kümmert sie sich heimlich und vorsichtig um eine kleine, durch einen Riss im Betonboden hervor sprießende Pflanze, zu der sie eine innige "emotionale Verbindung" aufbaut. Das Traumatische der Situation hat simultan aber auch zum Herausbilden einer "dissoziativen Identitätsstörung" bei ihr geführt – und zwar in Gestalt einer zweiten, tougheren Persönlichkeit, mit der sie regelmäßig interagiert: Ivy.
Nachdem Pamela schließlich gerettet wird sowie erneut mit ihren Eltern (Courtney Hawkins und Ryan W. Garcia) vereint werden kann, wächst sie fortan in einem behüteten Umfeld auf – hat jedoch Schwierigkeiten, sich umfassend wieder in das alles "hineinzufügen". Eine Psychiaterin (Gita Reddy) wird konsultiert – und obgleich sich jeder engagiert bemüht, bleibt sie meist "in sich gekehrt". Das Durchlittene hat unverkennbare "seelische Spuren" bei ihr hinterlassen – zu denen auch Ivy gehört, welche sie mitunter in der Art einer "imaginären Freundin" begleitet (mit ihr redet, spielt etc.). Eine Menge Wut in sich hegend sowie darauf bedacht, ihr Überleben zu sichern, markiert Ivy sozusagen Pamela´s "dunkle Seite". Eine von Angst oder einer Form von Unterdrückung geprägte Existenz kommt für sie nicht in Frage…
"Pamela & Ivy" fängt ganz ordentlich an: Die Szenen zwischen Pamela und ihrem Entführer – der sie wiederholt bestraft, wenn sie sich nicht wie ein "gutes Mädchen" benimmt – sind ein Stück weit "ungemütlich" beizuwohnen; erfüllen also ihren Zweck. Die mit Pamela und der fragilen Pflanze, mit ihr und Ivy sowie jene rund um ihre Eltern rufen ebenfalls keinen Anlass zur Klage hervor. Bestimmte Augenblicke, in denen die "Spaltung" ihrer Persönlichkeit visualisiert wird, empfand ich gar als herausragend gelungen. Bei den Darstellern überzeugen die junge Aria Lyric Leabu ("Replicas") als Pamela/Ivy sowie Eric Roberts ("Final Analysis") in einer von ihm ja nicht unbedingt ungewohnten Rolle – während Ryan W. Garcia ("Natural Disasters") und Courtney Hawkins ("My Fiona") jeweils "okay" agieren…
Wo dieser "Short" für mich klar schwächer zu werden beginnt, ist nach einem Zeitsprung ins College-Alter Pamelas: Zu einer schüchternen, nichtsdestotrotz enthusiastischen angehenden Botanikerin (Leah McKendrick) herangewachsen, hilft sie einem Professor (Patrick Zeller) an der Uni bei dessen "inoffiziellen" Forschungen – wozu ein Serum gehört, das sie sich eines Tages von ihm injizieren lässt (eine sehr schmerzhafte Angelegenheit). Über das Experiment an sich erfährt man jedoch nahezu nichts. Welches Ziel wurde angestrebt? Inwieweit war sie aktiv daran beteiligt – oder wurde sie wohlmöglich auf eine Weise von ihm "ausgenutzt"? Es ist ein wichtiger, im Vorliegenden allerdings viel zu flüchtig abgehandelter Moment – denn so erhält sie ihre "besonderen Fähigkeiten", welche aber vorerst ungezeigt verbleiben…
Das nächste Mal, dass wir Pamela zu sehen erhalten, befindet sie sich in einem Mini-Mart – sich etwas zu trinken kaufend; auf dem Weg in die "große Stadt". Wie lange genau es her ist, dass sie das Mittel verabreicht bekommen hat, wird nicht genannt. Bei sich hat sie jedenfalls eine Tasche, auf der "Arkham Psychiatric Hospital" zu lesen ist. Sie sucht die Toilette auf – wo die Verkäuferin (Jocelyn Ayanna) sie beim Führen von Selbstgesprächen zu hören meint. Plötzlich wird der Laden von einem Typen (Marshall Williams) ausgeraubt – im Zuge dessen
Ivy ihm schon bald entgegentritt: Nun geschminkt, ohne Brille, mit offenen Haaren sowie einen grünen Jumpsuit tragend. Sie hat weder Furcht vor ihm noch vor seiner Waffe – und verfügt obendrein über die "Fighting Skills", um es mit ihm aufzunehmen…
Mit "Pamela & Ivy" wollte McKendrick der ikonischen Figur eine Backstory geben, durch die der Zuschauer ein "besseres Verständnis" dafür gewinnt, wie sie zu der Person geworden ist, für die man sie am besten kennt. Wie so häufig geht das meiste in der Beziehung auf ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit zurück: Aus einem Opfer wird ein späterer Täter. Ivy manifestierte sich aus den auf Pamela einwirkenden Belastungen heraus: Eine spezielle "Schutzmechanismus-Ausprägung" also, die ihr in dieser Welt zu bestehen hilft – ihr Kraft und Selbstbewusstsein verleiht. Die erlittene Pein und Einsamkeit in Pamela´s jungem Alter wird herausgestellt – doch "substanzielle Komplexität" beschert das ihrer gesamten (sie auch als Erwachsene mit einschließenden) Charakter-Zeichnung nicht wirklich…
Eindeutig gefiel mir das letzte Drittel dieses Kurzfilms am wenigsten: Nach dem dramatisch-ernsten Einstieg wurde mir der "Ton" in jenem auf einmal zu "comichaft-humorvoll-locker" – u.a. aufgrund des Minenspiels Jocelyn Ayannas sowie einiger "cheesy" Dialogzeilen. Zudem vermochte mir Leah McKendrick ("Wake in Fear") als Ivy kaum zuzusagen. Zugegeben: Die mit dem Part verbundene "Selbstsicherheit" vermittelt sie via ihrer Performance glaubhaft – doch "sexy-verführerisch" war sie für mich bspw. überhaupt nicht. Ergänzend wirkte ihr Gebaren für mich eher "aufgesetzt"; ihre "Ausstrahlung" hatte einfach keinen "positiven Effekt" auf mich. Lieber hätte sie jemand anders casten und sich stärker aufs Skript-Schreiben und Regie-Führen konzentrieren sollen…
Im Prinzip wird Ivy hier als eine "feministische Anti-Heldin" portraitiert – was wiederum zu McKendrick passt, welche bereits den soliden 2017er Rache-Thriller "M.F.A." verfasste sowie ein bekennender Fan von Christopher Nolan´s
Batman-Trilogie ist (mit Roberts hat sie sich ja sogar jemanden aus "the Dark Knight" mit an Bord geholt). Das geringe Budget wurde vernünftig ausgeschöpft – selbst die gebotenen CGIs gehen in Ordnung. Ja, auf Ivy´s Ranken hätte ich per se verzichten können und das generelle Design ihres grünen "Kostüms" empfand ich als relativ "unaufregend" – doch Fans von
Poison Ivy können sich "Pamela & Ivy" getrost mal ansehen, schließlich hatte McKendrick (unabhängig der genannten Schwachpunkte) ein paar durchaus brauchbare "Gedanken" bei der Realisierung des Projekts…
knappe