Entstehungsdaten:
USA 2021
Regie:
Renny Harlin
Darsteller:
Pierce Brosnan
Nick Cannon
Tim Roth
Hermione Corfield
Rami Jaber
Jamie Chung
Mike Angelo
Trailer
Bei "the Misfits" (2021) handelt es sich um einen humorigen Heist-Flick von Regisseur Renny Harlin, der sich in den '90ern dank "Die Hard 2", "Cliffhanger" und "the Long Kiss Goodnight" einen geachteten Ruf als "Action-Spezi" erwarb – dessen Filmographie aber auch prominente Flops wie "Cutthroat Island" und "Driven", vereinzelte "Guilty Pleasures" (allen voran "Deep Blue Sea") sowie eine Reihe von Horror-Flicks (á la "Prison", "A Nightmare on Elm Street 4" und "Exorcist: The Beginning") umfasst. Nach seiner im Kaukasuskrieg angesiedelten 2011er Veröffentlichung "5 Days of War" – welche man unschönerweise durchaus für ein georgisches "Propaganda-Werk" halten kann – folgten "the Dyatlov Pass Incident" und "the Legend of Hercules" – ihrerseits beileibe weder Kritiker- noch Publikums-Lieblinge – worauf Harlin kurzerhand nach China auszog und dort "Skiptrace", "Legend of the Ancient Sword" sowie "Bodies at Rest" realisierte. Der hier nun zur Besprechung vorliegende Streifen markierte dann wieder eine rein US-amerikanische Produktion – wobei aber überwiegend in den Vereinigten Arabischen Emiraten gedreht wurde…
Richard Pace (Pierce Brosnan) ist ein gewiefter Taschendieb und "Ausbruchs-Profi", an den irgendwann eine "Robin Hood"-esk ausgerichtete kleine Gruppierung herantritt, die mit ihren Taten ausschließlich "Ungerechtigkeiten wiedergutmacht" – also bspw. von "moralisch korrupten Vermögenden" zugunsten bestimmter Leidtragender (Arme, Betrogene etc.) stiehlt. Bestehend aus dem "Verkleidungs-Künstler" Ringo (Nick Cannon), der Martial-Arts-Fighterin Violet (Jamie Chung), einem wohlmöglich echten Prinz (Rami Jaber) und dem Sprengstoff-Experten Wick (Mike Angelo), ist es gegenwärtig ihr Ziel, Pace dafür zu rekrutieren, mit ihnen in dem Wüsten-Staat Jazeristan eine Ladung Goldbarren zu klauen, mit denen Terroristen finanziert werden. Eingangs lehnt er diese "Kollaboration" ab – allerdings gibt es zwei Faktoren, die ihn "aufhorchen lassen": Zum einen wird das Edelmetall in einem privaten Hochsicherheits-Gefängnis gelagert, das Werner Schultz (Tim Roth) gehört, mit dem er sich des längeren schon ein "Katz&Maus-Spiel" liefert – zum anderen stellt sich heraus, dass seine eigene (entfremdete) Tochter Hope (Hermione Corfield) ebenfalls in die Sache involviert ist…
Von Beginn an legt "the Misfits" einen markanten "Comic-haften Vibe" an den Tag – gleich im Zuge der Einführung seiner zentralen Charaktere, welche humorvoll-locker, in jeglicher Hinsicht "offensiv auf cool getrimmt" sowie (im Einklang mit Ringo´s "Exposition-Voiceover") bewusst "over the Top" präsentiert daherkommt. Immerhin hat man aufs klischeehafte Einblenden der Protagonisten-Namen verzichtet. Vom Stil her fühlte ich mich an "the Losers" (2010) erinnert – doch legt das Skript aus den Federn Kurt Wimmers ("Point Break", 2015) und Robert Hennys ("Beyond Valkyrie: Dawn of the 4th Reich") alles in allem überraschend wenig "Gewicht" auf Action: Der Trailer ist da definitiv ein Stück weit irreführend. Und noch so ein Punkt: Der Film trägt ein "R"-Rating – ist an sich aber relativ harmlos. Gewalt findet überwiegend "off Screen" statt – Sex oder "nackte Haut" gibt es keine. Hauptgrund für diese Einstufung war das gewählte Vokabular – vorrangig Ringos. Doch bitte auch da nichts Annäherndes wie z.B. bei Harlin´s "the Adventures of Ford Fairlane" erwarten…
Ringo – übrigens benannt nach Mr. Starr der Beatles, wie dem Zuschauer mehr als bloß einmal eröffnet wird – fungiert als Erzähler und ist simultan der "abgedrehteste" der Runde: Ein "Black Chameleon“ mit einem "lässig-losen Mundwerk", der im Verlauf in verschiedene Outfits schlüpft und sich so in bestimmte Umgebungen "einzuschleusen" vermag – wie als "Blaxploitation-Pimp" in eine Bank (jip, fern von unauffällig, aber tja). Mal ist das leidlich amüsant… oft albern… mal gar (angesichts der verwendeten Stereotypen) tendenziell "rassistisch". Multi-Talent Nick Cannon ("Drumline") verkörpert den Part an sich ordentlich – das Problem liegt eher an der Beschaffenheit der Vorlage in dem betreffenden Bereich, welche keinem sonderlich substanzielles Material zugestanden hat. Bis auf ihre jeweilige "Spezial-Fähigkeit" erfährt man kaum etwas über sie – und so mimt Ex-Rallye-Fahrer Rami Jaber ("Fate") halt einen talentierten "Driver", der obendrein eventuell ein "waschechter Adeliger" ist, sowie Sänger Mike Angelo ("H Project") einen Explosivmittel-Fachmann, der schon als Kind mit Böller zündelte. Und da Angelo zudem ein toller Tänzer ist, hat man ihm auch gleich eine entsprechende Szene "spendiert"…
Jamie Chung ("Premium Rush") gibt bei Violet´s Kampf-Einlagen eine gute Figur ab – allerdings mutet es in dem ansonsten recht "locker" gearteten Kontext des Ganzen leicht unpassend an, dass Wimmer und Henny ihr einen (einem Trauma entwachsenen) "Hass auf Männer" zugeschrieben haben: Innerlich voller Wut, empfindet sie Befriedigung darin, jene zu verletzen. Als Pace sie in einer Situation "anzugraben" versucht, stellt sie ihm gegenüber prompt klar:
"I don´t date men – I kill them." Und ja, wie es diese Zeile bereits erahnen lässt: Die Dialog-Qualität ist nicht gerade die beste. Hope arbeitet als Flüchtlings-Helferin im Mittleren Osten und bildet eine "treibende Kraft" des aktuellen Vorhabens der Bande. Sie hat so einige Skills und Tricks von ihrem Vater erlernt – doch ist ihr Verhältnis zueinander zerrüttet; in erster Linie da er in all den Jahren "ständig unterwegs" war. Hermione Corfield ("xXx: Return of Xander Cage") ist eine talentierte Aktrice – welche im Vorliegenden aber nie ernsthaft "gefordert" wird. Selbiges gilt für Tim Roth ("Mr. Right"), der den primären Widersacher unserer "Anti-Helden" samt seiner gewohnten Manierismen routiniert-unterhaltsam, im Prinzip jedoch "ohne Eifer" portraitiert…
Generell hätte "the Misfits" bessere "Baddies" gebrauchen können. Schultz ist ein diverse moderne Gefängnisse besitzender Businessman, der einen persönlichen Groll gegen Pace hegt – da jener offenbar mal mit seiner Frau geschlafen hat und ihm überdies mehrfach schon "entwischt" ist – sowie verwerfliche Geschäfte mit der "Muslimischen Bruderschaft" betreibt. Die Mitglieder dieser terroristischen Vereinigung (unter ihnen Mansoor Alfeeli als ihr Anführer) verbleiben dabei ebenso "unkonkretisiert" wie alle damit in Zusammenhang stehende Motive und Pläne. Das Gold wollen Hope, Ringo & Co. stattdessen humanitären Projekten zukommen lassen – während Pace es (zumindest anfangs) am liebsten für sich selbst behalten würde. Pierce Brosnan ("Urge") verleiht seiner Rolle einen Anteil des Charismas, das ihn als James Bond, Remington Steele und Thomas Crown einst so beliebt gemacht hat. Trivia: Letztere Neuverfilmung wurde ebenfalls von Wimmer mitverfasst. Brosnan (bzw. seine Performance) ist mit das Unterhaltsamste hier: Er scheint durchaus Vergnügen daran gehabt zu haben. Die restlichen Schauspieler (á la Sam Kalidi aus "Sector 4" oder Gonzalo Menendez aus "Spectral") sind indes nicht weiter der Rede wert…
Inhaltlich wird das Geschehen regelmäßig von Gesprächs-Passagen "ausgebremst" – auffällig gerade im Rahmen der Vergangenheits-Aufarbeitung von Richard und Hope. Nachdem ersterer zum Mitmachen überredet werden kann, geht es ans Ausarbeiten und Umsetzen des Diebstahls – wozu ihnen eine Entdeckung auf einem Foto (riesiger Zufall!) die "Lösung" bietet, sie per Kamel ins (fiktive) Land Jazeristan reisen sowie dort den besagten Knast "infiltrieren". Obgleich ihnen nicht bloß Schultz auf der Spur ist, erkeimt allerdings nie ein Gefühl von "Dringlichkeit" oder wahrer Spannung, da die Truppe allen Verfolgern stets "ein paar Schritte voraus" ist – keiner je in ernsthafter Gefahr zu schweben (zu scheitern, geschnappt oder gar getötet zu werden) anmutet – worüber hinaus der Heist an sich eher unspektakulär Natur ist. Nicht selten weisen Vertreter dieses Genres ein gewisses "Augenzwinkern" auf – siehe bspw. die "Ocean´s Eleven"-Reihe – aber im Vorliegenden ist der Humor leider ziemlich "unfiligran" geraten: Dass eine zentrale Komponente der Ausführung die ist, dass die Insassen im Essen ein Mittel verabreicht erhalten, durch das sie alle Durchfall bekommen und sich übergeben müssen, spricht im Grunde Bände…
Die in Abu Dhabi gedrehten Szenen – voller Luxus, stylish-moderner Architektur und schicken, wohlhabenden Menschen – wirken fast schon wie "Werbe-Material" für das Emirat – wobei die Kamera-Arbeit von Denis Alarcón Ramírez ("Shpion"), der Score Lasse Enersens ("Unknown Soldier") und Trevor Rabins ("Con Air") sowie das Editing Colleen Raffertys ("the Foreigner") insgesamt jedoch nicht über "durchschnittlich" hinausragen. Enttäuschend zudem die Action – für gewöhnlich ja eine Stärke des Regisseurs – und das sowohl quantitativ als auch qualitativ: Um vereinzelte "CGI-Beigaben" ergänzt, wurde das Gebotene (vorrangig Verfolgungsjagden) weder sonderlich aufregend noch kreativ arrangiert. Ja, die Story hat man mit anderen Schwerpunkten versehen – dennoch hätte ich mir wenigstens den "Kurzweil-Faktor" und das Tempo z.B. von Harlin´s "12 Rounds" gewünscht. Alles in allem wirkt "the Misfits" wie ein ordentlich budgetierter Serien-Pilotfilm – keineswegs wie ein "Franchise-Starter" oder eine Kino-Veröffentlichung: Eine zwar u.a. mit einer lobenswert internationalen Cast&Crew aufwartende Produktion, die "unterm Strich" allerdings nicht den eigentlich (etwa dank des Trailers) erhofften "Spaß" zu liefern vermag…
gute