Entstehungsdaten:
Australien 2021
Regie:
Antaine Furlong
Darsteller:
Charlotte Best
Jonny Pasvolsky
Alex Menglet
Tahlia Sturzaker
Trailer
Nein, bei Antaine Furlong´s "Ascendant" handelt es sich nicht um das bis heute (Ende 2021) noch ausstehende finale cineastische Kapitel der "Divergent"-Franchise, sondern um einen australischen Thriller mit bestimmten Science-Fiction- und Fantasy-Elementen, der in den USA indes unter dem Titel "Rising Wolf" veröffentlicht wurde – wohlmöglich um potenzielle "Verwirrungen" exakt solcher Art zu vermeiden. Co-verfasst und in Szene gesetzt von Furlong, der zuvor bloß den 2009er Kurzfilm "Emergence" vorweisen konnte, eröffnet der Streifen in Gestalt einer jungen Frau namens Aria Wolf (Charlotte Best), welche gefesselt, geknebelt sowie mit verbundenen Augen in einem geräumigen, edel-schicken Fahrstuhl liegend aus einer erlittenen Bewusstlosigkeit zu sich gelangt. Mit einem Mal stürzt die Kabine in hoher Geschwindigkeit zig Stockwerke hinunter in die Tiefe: Aria´s Körper wird quasi in einen "Zustand der Schwerelosigkeit" befördert – hinauf gen Decke "gehoben" – bevor die Bremsen erneut greifen bzw. aktiviert werden und sie wieder auf den mit Teppich ausgelegten Boden hinabstürzt…
Obgleich desorientiert, verängstigt sowie vom Aufprall ein Stück weit mitgenommen, gelingt es ihr wenig später, ihre Hände zu befreien und sich auch sonst loszumachen – worauf sie ihre Umgebung näher betrachtet: Die Türen lassen sich nicht öffnen, die Sprechanlage stellt keine richtige Verbindung her, es ist Nacht und niemand kann ihre Hilferufe hören. Zudem vermag sie sich an kaum etwas aus ihrer Vergangenheit zu erinnern. Bis auf punktuelle Ausnahmen wird der Zuschauer nahezu den kompletten Verlauf über auf demselben Kenntnisstand wie sie gehalten: Eine einträgliche, bewährte Entscheidung Furlongs und seines Co-Autoren Kieron Holland. Plötzlich weicht das bisherige Flackern in einer Wand integrierter Bildschirme einer Video-Übertragung: Es erscheint der russische Kriminelle Yaroslav (Alex Menglet), der mit einigen "Henchmen" Aria´s Vater Richard (Jonny Pasvolsky) in seine Gewalt gebracht und sie dort eingesperrt hat. Das Schicksal ihrer Mutter ist noch unklar. Per Kamera kann Yaroslav sie sehen – und so eröffnet er ihr u.a. kurzerhand, dass ihr Dad mal der CIA angehörte…
Yaroslav´s Ziel ist es, von Richard die Identität und den Aufenthaltsort von jemandem mit dem Codenamen "The Engineer" genannt zu erhalten. Agenten sind geschult darin, auch unter Schmerzen keine Geheimnisse preiszugeben – weshalb die betreffenden Schläge eher eine "Wirkung" auf Aria ausüben, welche Yaroslav wiederum mehrfach in dem 120 Etagen hohen Gebäude hinauffahren sowie anschließend in der geschilderten Weise in die Tiefe hinunterrasen lässt. Da die CCTV-Schaltung nicht durchgängig ist, nutzt Aria die Zwischenzeiten dafür, nach einer Material-Schwachstelle der Kabine zu suchen sowie sich konkrete Gegebenheiten ins Gedächtnis zurückzurufen. Überdies verfügt sie gar über einen "Trumpf": In ihrer Latzhose hatte man ihr Handy übersehen! Zwar ist der Empfang mies und kann sie keinem ihre genaue Location mitteilen – doch ist es ihr möglich, mit "Uncle Jack" in Kontakt zu treten, der über die Arbeit ihres Vaters im Bilde ist, ihr ergänzende Infos liefert sowie anhand des Signals sogleich ihre Position zu orten beginnt: Ein Vorgang, dessen Ergebnis allerdings etwas dauern wird…
Vordergründig könnte man "Ascendant" als eine Kombination aus Vincenzo Natali´s "Cube" und einem "milden" Vertreter des "Torture Porn"-Subgenres beschreiben: In ersterer Hinsicht angesichts der sich bewegenden "Kammer", in der Aria ohne weiterem Wissen erwacht, des Designs sowie ihrer Ausbruchs- bzw. Befreiungsversuche – in zweiter, da man den Fahrstuhl dazu nutzt, um "physisch" Druck auf sie auszuüben, sie mit dem "seelisch belastenden" Anblick ihres Vaters konfrontiert – welchen man seinerseits wiederum mit ihrer Bredouille, Schlägen und Werkzeugen malträtiert – sowie ihre jeweiligen "Leiden" voneinander abhängig macht. Es gibt auf jeden Fall uninteressantere und unoriginellere Ausgangs-Konzepte – und man kann dem Film auch nicht vorwerfen, es strikt nur dabei zu belassen, ohne "anreichernd" darauf aufzubauen: U.a. dank des bewährten "Erzähl-Kniffs", dass Aria eine Amnesie erlitten hat und von daher umso mehr herausfinden muss, werden dem Publikum (simultan mit ihr) nach und nach bedeutsame Aufschlüsse (auf die Vergangenheit und Gegenwart bezogen) offenbart…
Flashbacks führen in Aria´s Kindheit zurück, in welcher sie (Tahlia Sturzaker) gemeinsam mit ihrem Dad, ihrer Mutter (Susan Prior) und ihrer Schwester Zara (Karelina Clarke) außerhalb der City (am Meer) aufwuchs. Wie wir erfahren, verbinden die beiden Mädchen nicht bloß seltsame Symbolform-hafte Geburtsmale – sondern obendrein spezielle übernatürliche Fähigkeiten, mit denen sie Materie (bspw. Pflanzen und Objekte) "sich auflösen" und "wieder zusammenfügen" lassen können. Ihren Eltern war dies bekannt – weshalb sie ihre Töchter immerzu beschützten sowie ihre "Gaben" vor anderen geheim halten wollten; erst recht nachdem es zu einem Todesfall kam, den einer der Schwestern (mutwillig) verursachte. Ferner werden einem flüchtige "dystopische" Sequenzen präsentiert, bei denen nicht unbedingt sicher ist, ob sie aus der Jetztzeit stammen oder Zukunfts-Visionen sind, in deren Zentrum Zara (Lily Stewart) steht, welche seit damals eine fortbestehende "impulsiv-wütende Ader" aufweist. Dass nur wenige Erklärungen geliefert werden, dient der Erzeugung und Aufrechterhaltung von Neugier…
In diesem Kontext krankt "Ascendant" jedoch leider relativ merklich daran, dass man sich als Betrachter irgendwann durchaus mal konkrete Darlegungen und Antworten (über Andeutungen und Spekulationen hinaus) wünscht. Die Herangehensweise Furlongs und Hollands, das vom klaustrophobischen Setting und der fokussiert gehaltenen Handlung her "begrenzt Skalierte" zunehmend zu erweitern, ist keineswegs unclever und birgt eine Menge Potential in sich – allerdings wurde das Skript zu evident als "erstes Kapitel" einer angedachten Schrägstrich erhoffen Movie-Reihe angelegt: Die "Balance" aus "World-Building" und Eigenständigkeit (schließlich gibt es keine zugrunde liegende Buch-Serie und wurden zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch keine Sequels bestätigt oder angekündigt) vermochte schlichtweg nicht ordentlich getroffen bzw. gehalten zu werden. Da schon der vorliegende Streifen an sich nicht übermäßig "packend" geraten ist, schmälert das entsprechend unweigerlich etwaige Vorfreude auf eine mögliche Fortsetzung des Ganzen…
Mit 20 Drehtagen und einem limitierten Budget (ungefähr in der Größenordnung von drei Millionen Dollar) zur Verfügung, hat Furlong ein handwerklich solides Ergebnis geschaffen, das u.a. mit über 400 VFX-Shots (von denen die meisten wirklich gut ausschauen) sowie ein paar kompetent arrangieren Set-Pieces (á la eine Kletterpartie Arias im Fahrstuhl-Schacht) aufwartet. Die moderne Ausstattung und Farb-Gestaltung ist ansprechend anzusehen, Cinematographer Frank Flick ("the Last Race") hat alles in schicke Bilder gekleidet und der Score David Hirschfelders ("Shine") untermalt die Geschehnisse zumindest "zweckmäßig". In Sachen "Pacing" hätte man die Laufzeit jedoch getrost um zirka 10 Minuten straffen können. Durchweg ernst im "Ton" sowie mit einzelnen "kleineren Härten" bestückt, hält sich das Level der vermittelten Beklemmung und Spannung insgesamt in Grenzen – was auch mit daran liegt, dass einem Richard´s Schicksal nicht sonderlich "bewegt"; der passablen Performance Jonny Pasvolskys ("the Front Runner") zum Trotz. Generell sind die Charakter-Zeichnungen nicht gerade die besten…
Zusätzlich zum bereits Genannten fallen einem außerdem so einige "Oberflächlichkeiten" (wie im Bereich einer zutage tretenden "ökologischen Komponente") und "Logik-Schwächen" auf – was den Wunsch nach einer besseren Vorlage nur noch verstärkt. Warum z.B. hat man Aria überhaupt in den Fahrstuhl, und nicht gleich in denselben Raum wie ihren Vater gesteckt, um sie so im direkten Angesicht einander unter Druck zu setzen? Als "Baddie" bemüht sich Alex Menglet ("Sky Pirates") indes redlich – doch ist der Part einfach zu klischeehaft und schlicht gestrickt, um einen bleibenden Eindruck zu generieren – während Charlotte Best (TV´s "Home and Away") mit Engagement, Ausstrahlung und Talent als Lead überzeugt, aber nicht allzu viel "Substanzielles" zum Darbieten erhalten hat: Es ist eine vorrangig von Angst und Gewahrwerden sowie körperlichen Einwirkungen und Herausforderungen geprägte Rolle – bevor Aria ihre "Kräfte" zuletzt dann effektiv zu kontrollieren bzw. zu nutzen in der Lage ist. In der Beziehung – und nicht bloß des Klanges wegen – passt der Alternativtitel "Rising Wolf" natürlich prima…
Am Ende entfesselt Aria einige ihrer Fähigkeiten gegen Yaroslav und seine Schergen – wobei das volle Ausmaß jener weiterhin im Unklaren belassen wird; ebenso wie ihr derzeitiges Verhältnis zu Zara sowie so manch anderes. Sind die Schwestern inzwischen etwa "Feinde", da eine zu einer zerstörerischen Öko-Terroristin geworden ist? Weder der "Cliffhanger" vor den Credits noch der komplette Streifen an sich stellt einen vernünftig zufrieden. Alles in allem ist "Ascendant" nicht ununterhaltsam – allerdings (um mal die Formulierung eines US-Kritikers zu borgen)
"overambitious and underwritten"; unvorteilhaft offensiv darauf aus, den "Grundstein" für eine "Young-Adult-Franchise" zu legen. Mit einem inspirierter verfassten Drehbuch hätte das durchaus klappen können – am Budget oder der Cast&Crew lag´s jedenfalls nicht. Interessant fand ich übrigens die wahre (von Yaroslav erzählte) Anekdote über Betty Lou Oliver, welche am 28. Juli 1945 in einem Fahrstuhl 75 Stockwerke in die Tiefe stürzte (und überlebte!), als ein B-25-Bomber im dichten Nebel ins Empire State Building krachte und die Tragseile der Kabine durchtrennte…
gute