Entstehungsdaten:
USA-Kanada 2021
Regie:
David Hackl
Darsteller:
Scott Eastwood
Kevin Durand
Famke Janssen
Tyrese Gibson
Mel Gibson
Trailer
Auf den ersten Blick erweckt der 2021er Action-Thriller "Dangerous" gewissermaßen den Eindruck einer Produktion aus dem Hause "Emmett/Furla/Oasis Films" – primär weil es sich dabei um belanglose, obgleich über ein ausreichendes Budget verfügende, nichtsdestotrotz auf einem mauen Skript basierende sowie handwerklich nicht unbedingt hochwertige Genre-Kost mit einer mimisch wie physisch kaum geforderten Ex-Hollywood-Größe in einer Nebenrolle handelt (im Vorliegenden Mel Gibson, der für die eingangs genannte Schmiede kurz zuvor ja erst den in gewisser Hinsicht nicht unähnlichen Flop "Force of Nature" drehte). Während die Besetzung einige "vertraute Gesichter" aufweist, von denen einzelne in der Vergangenheit schon einmal miteinander zusammengearbeitet hatten – so z.B. Scott Eastwood und Tyrese Gibson bei "the Fate of the Furious" sowie Famke Janssen und Kevin Durand bei "Primal" – führte David Hackl Regie – seines Zeichens Réalisateur der Streifen "Saw 5", "Into the Grizzly Maze", "Life on the Line" und "Daughter of the Wolf"…
Interessant ist übrigens, dass das Projekt ursprünglich bereits 2015 "vor die Kameras" ging – schnell jedoch wegen "finanzieller Probleme" eingestellt werden musste. Mit Hilfe diverser (mehrheitlich kanadischer) Fördergelder und Steuer-Erleichterungen konnte das Begonnene schließlich zwar wieder aufgenommen sowie letztlich auch vollendet werden – das aber erst 2020; also nach stolzen fünf Jahren! Gern hätte man die Zwischenzeit dafür nutzen können, dürfen bzw. gar sollen, die Vorlage Christopher Borrellis ("the Vatican Tapes") weiter zu optimieren – denn unabhängig dessen, dass sich hinter dem einfallsarmen Titel eine Story voller "gängiger Versatzstücke" verbirgt, hätte man aus dem Konzept an sich (in etwa eine Kreuzung aus einem Belagerungs- und "Die Hard"-verwandten Szenario) mit einem Zacken zusätzlicher Mühe dennoch ein "reichhaltigeres" oder zumindest unterhaltsameres Resultat erschaffen können; wäre durchaus Ergiebig-Besseres herauszuholen gewesen als das einem final Vorgelegte…
"Dangerous" wartet mit Potential in Gestalt seines zentralen Protagonisten auf: Es ist nämlich so, dass Dylan Forrester (Eastwood) – der von den meisten bloß
D genannte "Held" der Geschichte – ein Soziopath mit psychopathischen Tendenzen ist, der keinerlei Gefühle zu empfinden vermag sowie selbst von seiner eigenen Mutter statt als ihren Sohn als ein "Ding" angesehen und bezeichnet wird. In sein Umfeld konnte er sich nie wirklich integrieren – wohl aber in die Reihen der Navy SEALs, wo man ihn (ohne "lästiges" Gewissen) zu einer "Tötungsmaschine" ausgebildet und als eben solche auch aktiv eingesetzt hat. Nach seiner Entlassung aus dem Dienst schlug er sich als "Söldner" durchs Leben – bis er seitens der FBI-Agentin Shaughnessy (Janssen) wegen Mordes verhaftet sowie im Folgenden von einem Gericht entsprechend verurteilt wurde. Seiner Krankheit (
Antisocial Personality Disorder) hatte er es jedoch zu verdanken, dass seine Strafe nicht zu gravierend ausfiel sowie er nach einiger Zeit "hinter Gittern" den verbleibenden Rest nun "zur Bewährung" ableisten darf…
In Freiheit – mit einem Tracker am Knöchel – verbringt Dylan die Tage meist allein in seinem Apartment: Trainiert und nimmt Medikamente ein, die ihm sein Therapeut Dr. Alderwood (M.Gibson) verschrieben hat. Ab und an erhält er einen Brief seines Bruders Sean, der jüngst mit seiner Mutter Linda (Brenda Bazinet), Ehefrau Susan (Leanne Lapp) und Sohn Freddie (Atlee Smallman) auf eine Insel gezogen war, welche er gekauft hatte und auf der er in einem ehemaligen Marine-Gebäude ein Bed&Breakfast eröffnet hat. Plötzlich erreicht ihn jedoch die Mitteilung, dass Sean nach einem Sturz von einer Leiter bei Reparatur-Arbeiten verstorben ist – also beschließt er kurzerhand, seine staatlich verordneten Auflagen zu missachten und zur Beerdigung zu reisen. Obendrein überrascht er davor noch einen Mann in seiner Wohnung, mit dem er prompt in einen Kampf gerät und welchen er am Ende halbtot in seinem Bad zurücklässt – wo Shaughnessy jenen im Zuge eines einberufenen SWAT-Team-Einsatzes vorfindet, worauf sie Dylan umgehend zur Fahndung ausschreibt…
Per Boot auf Guardian Island eingetroffen, wird er von den Anwesenden – neben den Genannten außerdem noch die Hotel-Angestellten Hugh (Al Miro) und Jo (Destiny Millns), Sean´s Archäologen-Studien-Kumpel Massey (Brendan Fletcher) sowie der örtliche Sheriff McCoy (T.Gibson) – innerhalb der Bandbreite "vorsichtig-abschätzend bis eisig" empfangen. Zum Glück kann ihm Alderwood telefonisch ein paar Ratschläge geben, wie er sich ihnen gegenüber möglichst angemessen verhalten sollte. Nunja, all dieses "Persönliche" gerät aber erst einmal in den Hintergrund, als zwei Dinge passieren: Zum einen erhält McCoy die Info, dass Dylan "ein gesuchter Mann" sei – zum anderen betreten einige der einstigen Söldner-Kameraden Dylans (u.a. Ryan Robbins und Chad Rock) unter der Führung ihres Anführers Cole (Durand) die Insel. Letztere wissen nicht, dass er zugegen ist, sondern haben es auf "etwas" abgesehen, auf das auch Sean aus war – und so kommt es, wie es geradezu kommen muss; mit Shaughnessy ebenfalls auf dem Weg dorthin…
"Dangerous" besitzt durchaus brauchbare Ansätze, Ideen und Momente – welche insgesamt aber nicht mehr als nur die Summe der individuellen Bestandteile ergeben; kein gut miteinander verzahntes Ganzes. Fangen wir einfach mal mit unserer Hauptfigur an: Dylan ist angrenzend emotionslos – und einzelne Augenblicke, wie als er sich bspw. mit Karteikarten auf die Beerdigung vorbereitet (mit vermerkten Sätzen und Gesten drauf, die von ihm erwartet werden), empfand ich als genauso gelungen wie seine Verwirrung, als Linda
ihm am Sarg stehend ihr Beileid für
seinen Verlust bekundet (
"I was supposed to say that."). Im Kontext seines Zustands sind sporadische "trockene" Aussagen und Taten nicht unamüsant – wie als er Jo dazu bringen will, einen der Angreifer anzulocken, und er ihr dafür einfach mal mit einem Messer in die Hand schneidet (
"You cut me!" – "I needed a scream."), oder seine Erwiderung, als McCoy ihn auf seine Vergangenheit anspricht:
"So, who did you kill?" – "Oh, you have to be a little more specific than that." Keine "hohe Dialogkunst" – wohl aber zweckdienlich-nett…
Dylan gibt sich redlich Mühe, sich zwischenmenschlich möglichst "normal" zu geben – seine fehlende Empathie also nicht zu deutlich zu zeigen (á la nicht gleich zu verschwinden und die "Zivilisten" ihrem Schicksal zu überlassen) – wozu auch gehört, dass er versucht, niemanden mehr zu töten: Weil "die Gesellschaft" es so vorschreibt – nicht, weil er es so möchte. Zu Beginn macht er seine Gegner bloß kampfunfähig – und in einer Szene hilft er Massey, einen Schuss aus einer Schrotflinte abzugeben, indem er die Waffe für ihn vor dessen Aktion noch rechtzeitig durchlädt. Es wäre reizvoll gewesen, wenn der Film das konsequent durchgezogen hätte – u.a. da es eine weniger konventionelle Wahl markiert hätte. Telefonisch erkundigt sich Dylan bei Alderwood danach, unter welchen Voraussetzungen er seinem "inneren Drang" in der Hinsicht denn nachgeben dürfte. Im Grunde lautet die simple Lösung: Selbstverteidigung. Mit dieser "Legitimation" legt er sogleich wieder los mit dem Töten – sichtlich erfreut; inklusive eines breiten Grinsens.
"That felt good!", spricht er anschließend sogar laut aus…
Ein Soziopath Schrägstrich Killer rettet also den Tag, indem er exakt das "rauslässt", was man zuvor per Medikation und Therapie zu unterdrücken gedachte. So lange es die "noch böseren Buben" trifft, ist das wohl okay – wobei jenen wiederum gewahr ist, was für ein "eiskalt-irrer Psycho" er ist, da sie ja wissen, was er früher alles getan hat. Dem Publikum wird Dylan indes als ein (trotz allem) eigentlich überhaupt nicht so übler Kerl "verkauft". Als vorteilhaft (nicht nur dafür) hätte sich die Einbindung von das positive Verhältnis zwischen ihm und seinem Bruder veranschaulichende Flashbacks geeignet – doch wurde hier auf Rückblenden jeder Art verzichtet. Scott Eastwood ("Diablo") portraitiert ihn weitestgehend stoisch sowie von seiner Dialog-Wiedergabe her öfters an seinen ikonischen Vater erinnernd. Mimisch musste er nicht viel erbringen (was ihm zugute kommt), den physischen Anforderungen der Rolle wurde er problemlos gerecht und einen coolen "Badass-Moment" (mit einem von einem Stuhl hochgekickten Gewehr) hat er auch spendiert bekommen…
Dylan´s Psychiater in "Dangerous" wird von Mel Gibson ("Boss Level") verkörpert. Von seinen Ratschlägen her scheint Alderwood nicht sonderlich kompetent in seinem Beruf zu sein. Im Verlauf fängt er zudem zu trinken an, kocht sich eine Mahlzeit und schläft alkoholisiert bei sich daheim ein. Als Shaughnessy ihn in seinem Büro aufsucht, macht er sich über die Größe ihrer Dienstmarke lustig und fragt sie
"Do you feel special?", nachdem sie sich als FBI-Special-Agent vorgestellt hat. Er wirkt mitunter leicht verwirrt und selbst nicht 100-prozentig klar bei Verstand. Es ist eine merkwürdig geschriebene Rolle – samt eines dem angepassten Auftritts Gibsons, der scheinbar aber immerhin mit Spaß bei der Sache war (also nicht derart "auf Autopilot" agiert wie z.B. Bruce Willis bei seinen diversen "Paycheck-Stelldicheins" seit 2011). Am Set war er gewiss nur wenige Tage. Der Humor ist eigenwillig, harmoniert nicht optimal mit dem eher ernsten Rest und erinnert einen überdies unweigerlich daran, wieviel besser "Grosse Point Blank" (1997) eine ähnliche Konstellation gemeistert hat…
Sean´s Witwe Susan (Leanne Lapp aus "Grave Encounters 2") und ihr Sohn Freddie (Atlee Smallman aus TV´s "Siren") sind die einzigen Charaktere, die eine durchweg sympathische Impression erzeugen – doch sind sie leider ebenso eindimensional gezeichnet worden wie die weiteren Nebenparts. Während die Mutter der Brüder (Brenda Bazinet aus TV´s "Catwalk") am liebsten gehabt hätte, dass Dylan nie wieder zurückgekommen wäre, helfen ihm Massey und Jo in bestimmten Situationen zumindest einigermaßen tatkräftig: Zwar tendieren sie mit ihrem jeweiligen Gebaren punktuell leicht zum "Nervigsein" hin und sind die Performances Brendan Fletchers ("Braven") und Destiny Millns' ("Amber´s Descent") nun nicht gerade lobenswert – allerdings verfügen beide über ein bis zwei ansprechend unterhaltsame Szenen im Geschehen. Tyrese Gibson ("Black and Blue") geht als Sheriff in Ordnung – wogegen Famke Janssen ("the Faculty") kaum etwas zu tun erhalten hat und einen Batzen ihrer (ohnehin eingeschränkten) Screen-Time bloß in einem Wagen sitzend verbringt…
Als "Main Villain" wurde der 1,98m große Kevin Durand ("Take Point") verpflichtet: Von seiner Ausstrahlung und seinem Talent her eine einträgliche Wahl – allerdings hat Borrelli die Figur weder interessant noch durch etwaige Handlungen sonstwie in Erinnerung verbleibend gestaltet; was Durand mit seinen gewohnten (u.a. süffisanten) Manierismen auch nicht wettzumachen vermochte. Cole´s Truppe wurde unterdessen mit Leuten wie Ryan Robbins ("Spectral"), Chad Rook ("War for the Planet of the Apes") und Brock Morgan ("Forsaken") Genre-adäquat besetzt – ihre Schicksale sind in vertrauter Weise eh augenfällig-absehbar. Auf der Basis der damaligen kanadischen COVID-19-Vorschriften mussten alle aus dem Ausland anreisende Cast&Crew-Mitglieder übrigens eine 14-tägige Quarantäne ableisten, bevor es an die Dreharbeiten an verschiedenen Locations in British Columbia ging. Guardian Island an sich entstand dabei jedoch überwiegend "am Rechner": Eine nicht unbedingt schwer zu registrierende Gegebenheit – speziell wenn der markante Leuchtturm mit im Bild ist…
Vom Look her kommt "Dangerous" nicht so "glatt" ausschauend wie Veröffentlichungen aus dem Hause "E/F/O Films" daher – lässt generell aber dennoch (in den Bereichen Optik und "Ruppigkeit") mehr "Grittiness" vermissen. Die raue Natur der Insel hat man nahezu für nichts irgendwie genutzt – sowohl die Kamera-Arbeit Mark Dobrescus ("the Humanity Bureau") als auch der Score Todd Bryantons ("Cagefighter") übersteigen nie den Eindruck von "routiniert". Inhaltlich wird einiges potentiell ersprießlich Verwendbares nicht genügend konkretisiert – bspw. der Anschein eines "Whodunits?" rund ums Ableben Seans (War es wirklich ein Unfall? Was hat es mit Massey´s Verhalten auf sich? etc.) oder die Frage danach, was er entdeckt haben könnte und die Baddies nun haben wollen. Wiederholtes Thematisieren eines U-Boots gibt einen Teil dieses "Rätzels" (für jene, die das nicht ohnehin schon im Trailer gesehen haben) relativ zügig preis. Trivia: Die Geschichte des (angeblichen) Schatzes des japanischen Generals Yamashita basiert auf wahren Begebenheiten…
Ein entlegenes, mit Stahlplatten gesichertes ehemaliges Militär-Gebäude, darin verschanzte Zivilisten, unterirdische Tunnel- und Bunker-Anlagen, ein U-Boot aus dem zweiten Weltkrieg ("selbstverständlich" mit noch funktionierender Bewaffnung), ein Kampf-erprobter Soziopath vs. erbarmungslose Söldner sowie eine toughe, zielgerichtet durch die Nacht anrückende FBI-Agentin: Prima Voraussetzungen für ordentliches "B-Movie-Entertainment", sollte man eigentlich meinen – allerdings trübt die unoriginell arrangierte, regelmäßig von banalen Unterhaltungen "ausgebremste" Action das erhoffte Vergnügen erheblich. Per se ist Hackl´s Regie nicht gewichtig beklagenswert schlecht – bloß uninspiriert sowie nicht dazu in der Lage, manch andere Schwächen des Werks in effektiver Weise zu kaschieren – und so mangelt es "Dangerous" letztendlich an einem höheren Maß an Style, Substance, Suspense und/oder "Fun", um einen im Ganzen vernünftig zufrieden zu stellen; einzelner gelungener Eigenschaften und Momente zum Trotz…
gute