Entstehungsdaten:
USA 2019
Regie:
Kate Trefry
Darsteller:
Maika Monroe
Joe Keery
Evan Miller
Trailer
Bei "How to be alone" haben wir es mit einem (ohne Abspann) knapp 12-minütigen Kurzfilm zutun, der im 2019er "Midnight Shorts"-Programm des SXSW-Festivals seine Welt-Premiere feierte und mit welchem Kate Trefry – ihres Zeichens ein Staff-Writer und Story-Editor der Hit-Serie "Stranger Things" sowie Co-Autorin des dritten "Fear Street"-Teils "1666" – ihr Regie-Debüt vorlegte: Ein ebenfalls von ihr verfasstes, mitunter amüsantes, an sich dem Horror-Genre zugehöriges, vorrangig allerdings als ein psychologischer Thriller über das "zerrüttete Seelenleben" der Haupt-Protagonistin zu charakterisierendes Werk…
Im Zentrum der Handlung steht die Fotografin Lucy (Maika Monroe), deren Ehemann Jack (Joe Keery) Arzt ist und gegen Abend mal wieder zu einer 12-stündigen Krankenhaus-Schicht aufbrechen muss – worauf sie sich allein in ihrer großen Wohnung (inklusive Studio für ihre professionellen Aufnahmen) wiederfindet. Nahezu sofort erkeimen bei ihr gewisse Ängste, die sie mit einem konkreten Plan jedoch stracks zu unterdrücken versucht: U.a. alle Lichter und den Fernseher einschalten, sich selbst (ermutigend) positiv zureden sowie etwas essen und keinen Alkohol trinken. Okay, letzteres vielleicht doch – ein wenig zumindest…
Im Laufe der Nacht sieht sie sich mit einer Reihe von "Erscheinungen" konfrontiert – z.B. ein Baby, eine Schlange und eine Person in einem hautengen schwarzen Latex-Anzug (wie der "Rubber Man" aus "American Horror Story: Murder House"; nur dass dieser hier zudem noch eine Gasmaske trägt) – welche immerzu erstmals in einem Küchen-Schränkchen auftauchen, bevor sie sich jeweils in den Räumen umherzubewegen beginnen. So gut es geht probiert Lucy sie zu ignorieren – sich abzulenken und das alles (von ihrem Gemüts-Zustand her) möglichst nicht "an sich ranzulassen": Mit begrenztem, zunehmend schwindendem Erfolg…
Während Trefry "How to be alone" entwickelte, wurde sie schwanger – was dazu führte, dass sie prägnante damit verbundene Gedanken und Empfindungen in ihre Geschichte mit einfließen ließ, zu der sie bis dato primär ihre eigene Unbehaglichkeit, "allein mit sich selbst" irgendwo sein zu müssen, sowie eine bei einem Einzug in eine neue Bleibe in einem Schrank gefundene "unheimliche" Bibel inspirierte. Jene hatte sie (auf eine nicht rational gestützte bzw. zu erklärende Weise) dazu veranlasst, sich länger mit der Frage auseinanderzusetzen, sie einfach wegzuschmeißen oder doch besser aufzubewahren…
Themen wie Selbstzweifel (als Partnerin und/oder Mutter), Veränderungen, die das Leben mit sich bringt (bspw. im Kontext des Erwachsenwerdens oder der aktiven Bildung einer eigenen Familie), Identitätsfindung und Bedenken (egal ob nun legitimer oder unbegründeter Natur) arbeitete Trefry ebenso in ihr Werk mit ein wie etwaige Abhängigkeiten, Furcht vor Überforderung, Verlust und Einsamkeit sowie die Bewältigung individueller Krisen – und das in wechselwirksamer Verknüpfung mit verschiedenen "traditionellen Genre-Zutaten". Zu Zeiten des Drehs befand sie sich dann schließlich "im fünften Monat"…
Lucy sorgt sich vor einer erneuten Nacht allein – will sich das Jack (sympathisch: Joe Keery aus "Free Guy") gegenüber aber nicht anmerken lassen. Panik-Attacken hatte sie offenkundig schon öfters – doch zu Alkohol oder Medikamenten will sie eigentlich nicht mehr greifen, um sie zu bekämpfen. In diesen Stunden – ohne der Sonne draußen und dem geliebten Partner an ihrer Seite, nur mit sich und ihren Gedanken in der normalerweise ja ein Ort der Sicher- und Geborgenheit sein sollenden Wohnung – ist sie am verletzlichsten und muss sie sich bestimmten "unbequemen" Fragen, Gegebenheiten und Befürchtungen stellen…
In "How to be alone" manifestieren sich spezielle Inhalte ihrer "seelisch-mentalen Krise" und vermengen sich obendrein mit anderen Einflüssen, für die sie gerade empfänglich ist (á la dass sie eine Schlange sieht, nachdem zuvor eine Sendung über eben solche Tiere im TV lief). Sie kämpft dagegen an, von diesem "Strudel" in dieser Form an sich absurder "Ausgeburten des Geistes" mitgerissen bzw. heruntergezogen zu werden – während der Betrachter so (via des präsentierten "Ineinanderfließens" von Realität und Einbildung) einen Einblick in diesen Bereich ihrer psychischen Verfassung gewährt erhält…
Zusätzliche Unterstützung dabei liefert einem ein Voiceover Lucys mit einigen ihrer (sie im Zuge dessen auch ein Stück weit beruhigenden) Überlegungen und Reflexionen. Nach außen hin ums Bewahren der betreffenden "Oberhand" bemüht, verkörpert Maika Monroe – für welche ich seit "the Guest" und "It Follows" durchaus ein Faible habe – den Part prima. Lucy´s Backstory wird zwar bloß angedeutet – was natürlich mit dem Kurzfilm-Format verknüpft ist – doch genügen Monroe´s Spiel und Trefry´s Vorlage in der Hinsicht hier völlig…
Dank einer Kombination ausgewählter Stil-Mittel – unter ihnen der Einsatz von Rauch, einer farbkräftigen Be- und Ausleuchtung sowie eines klangvollen "Retro-Scores" Michael Dean Parsons' ("Only") und John Kaefers ("A Score to settle") – weist das Werk einen schön surrealen, Traum-haften "Vibe" auf. Das Produktions-Design ist cool, die Kamera-Arbeit Caleb Heymanns ("the Mortuary Collection") geht in Ordnung und diverse Images wurden visuell ansprechend arrangiert – wie z.B. Lucy, an einer Stelle Hasen-Ohren tragend sich eine Zigarette genehmigend inmitten der Requisiten ihres Kiddie-Foto-Sets sitzend…
"How to be alone" ist weder "gritty" noch sonderlich spannend, nicht wirklich gruselig oder allzu unbehaglich-creepy – wohl aber unterhaltsam, schick anzusehen sowie mit einem netten "dunklen Humor" gesegnet, der die ernste Thematik im Ganzen genauso wenig "übertüncht" wie die vorhandenen klassischen Horror-Elemente. Lucy muss ihre Ängste überwinden, wichtige Entscheidungen treffen und zu ihrer (selbstbewussten) "alten Stärke" zurückfinden. Eine Nacht reicht dafür jedoch nicht aus – so schnell lassen sich solche "inneren Dämonen" nicht loswerden. Die amüsante finale Einstellung veranschaulicht das wunderbar…