Entstehungsdaten:
Kanada 2015
Regie:
Cody Calahan
Darsteller:
Michelle Mylett
Stephen Bogaert
Josette Halpert
Trailer
Der düstere 2015er Horror-Streifen "Antisocial 2" ist die Fortsetzung des zwei Jahre zuvor veröffentlichten Spielfilm-Regiedebüts Cody Calahans, welches eine sich nahezu komplett in einem einzigen Haus entfaltende Geschichte erzählte, im Rahmen derer die Nutzung eines bestimmten Social-Media-Netzwerks plötzlich dazu führte, dass sich die User und Besucher jener Seite in gewalttätige, Zombie-ähnliche "rasende Bestien" verwandelten – und das global! Einer ansprechenden Optik und Inszenierung, guter Effekte sowie einzelner netter Ideen und Momente zum Trotz, vermochte mich das Werk im Ganzen allerdings nur bedingt zu überzeugen – womit ich so auch keineswegs allein dastehe: Bspw. liegt der "Imdb"-Durchschnittswert aktuell (05/2022) bei 4,5/10 und beträgt der "Rotten Tomatoes Score" bloß 25 Prozent bei Kritikern sowie 19 bei Zuschauern…
Zwar wartete Teil eins mit einigen reizvollen Genre- und Gesellschafts-bezogenen Ansätzen auf – war an sich aber nicht wirklich originell. Von "TheSocialRedroom.com" aus übertrug sich ein Virus auf die Menschen und führte bei diesen geschwind zu Halluzinationen, Blutungen sowie der Bildung eines Tumors im vorderen Kopf-Bereich. Wer letzteren noch rechtzeitig genug "unschädlich gemacht" bekam, dem blieb das Schicksal eines "aggressiven Infizierten" (im Stile vergleichbarer in Werken wie "28 Days later" oder "Resident Evil") erspart. Mit Hilfe eines Bohrers gelang dem damaligen "Final Girl" Sam (Michelle Mylett) dieser Eingriff bei sich selbst – worauf sie am Ende des Films schließlich – schwanger, von allem sichtlich mitgenommen sowie mit einer Axt in Händen – ins Freie hinaustrat, um sich der um sie herum wütenden "Zombie Apokalypse" zu stellen…
"Antisocial 2" eröffnet wenige Monate danach: Noch immer herrscht überall Chaos, als bei Sam in einem verlassenen Gebäude die Wehen einsetzen. Unter Schmerzen sieht sie sich plötzlich mit einem Angreifer konfrontiert – welchen eine ihr unbekannte Frau (Kristina Nicoll) jedoch kurzerhand erschießt, bevor sie ihr im Folgenden hilft, das Kind zu gebären. Als der Junge auf der Welt ist, nimmt ihn die Fremde dann aber sogleich an sich und lässt die geschwächte Mutter zum Ausbluten bzw. Sterben dort zurück. Wider Erwarten überlebt Sam allerdings – wonach es einen rund drei-jährigen "Sprung" in der Story gibt, welcher dem Publikum aber erst viel später in dem Umfang bewusst gemacht wird; und das gar eher beiläufig. Schon merkwürdig, dass man da aus irgendwelchen Gründen auf eine entsprechende Info (sei es via Text-Einblendung oder in einem Dialog mit eingebunden) verzichtet hat…
Wir erfahren, dass die noch nie direkt mit dem Virus in Kontakt Geratenen nicht nur die Befallenen fürchten – sondern etliche von ihnen auch arg misstrauisch gegenüber denen sind, die mal infiziert waren, den konkreten, unumkehrbaren "Ausbruch" durch die erwähnte Entfernung der den Tumor versorgenden Arterie vorm Zutagetreten erster Symptome jedoch noch abzuwenden vermochten. Es hat sich erwiesen, dass Anteile des Virus weiterhin im Körper vorhanden sind – woraus die Sorge resultiert, dass dieser "inaktive" Zustand nicht von Dauer ist. Abschätzig werden Personen wie Sam nun also "Defects" genannt sowie mitunter Opfer von Ausgrenzungen und Anfeindungen – bis hin zu Tötungen. Zwei Männer, denen Sam bei ihren Streifzügen mal begegnet, wollen sie etwa stracks lebendig verbrennen, als sie ihre Narbe auf der seitlichen Stirn erblicken…
Vor den beiden Widerlingen rettet sie die "Ausreißerin" Bean (Josette Halpert) – ihres Zeichens ebenfalls ein "Defect", deren Vater Max (Stephen Bogaert) auf einer Militär-Basis nahebei Experimente an "unfreiwilligen Probanden" durchführt, da er glaubt, so den "Schlüssel" zum Aufhalten des Virus finden zu können. Bean hatte das nicht mehr ertragen, weshalb sie weggelaufen war – allerdings dauert es nicht lange, bis ein entsandter Trupp sie aufspürt und sie (plus Sam) zurück in die gesicherte Einrichtung bringt, wo letztere fortan als Gefangene gehalten wird sowie Max sie verschiedenen "Tests" aussetzt. Was Sam eingangs noch nicht weiß: Auch ihren Sohn Jakob (Samuel Faraci) hat jener "in Gewahrsam", welcher ungewöhnlich schnell wächst sowie "übernatürliche Fähigkeiten" besitzt – worüber hinaus sich alle Sorgen über ein Update auf der unheilvollen Website machen, das in Kürze 100% erreichen wird…
"Antisocial 2" beginnt inmitten eines einem aus diversen verwandten "post-apokalyptischen Genre-Flicks" bereits ausgiebig vertrauten Szenarios angesiedelt: Die Überlebenden müssen sich gegen "nicht mehr menschliche" Widersacher ebenso rege zur Wehr setzen wie gegen vereinzelte ihresgleichen, welche derart auf der Grundlage spezieller Gedanken Schrägstrich Absichten agieren, durchstreifen dabei leere Landschaften und Straßenzüge, finden u.a. in mit Graffiti bemalten Ruinen Unterschlupf und müssen mit allerlei unschön-belastenden Auswirkungen der vorangegangenen Katastrophe umgehen (Leichen, Zerstörung, Verzweiflung etc.). Unabhängig dessen – wie auch des unverkennbar limitierten Budgets – vermittelt der Film Sam´s Lage glaubwürdig sowie den "Zustand der Welt" (von der Optik und den Locations her) zufrieden stellend trostlos-unbehaglich-düster "atmosphärisch"…
Mir gefiel, dass Sam in einem sehr "mitgenommen" ausschauenden Wagen herumfährt sowie meist im Kofferraum schläft, da das vergleichsweise sicher ist. Mit zum Titel passend, ist sie allein unterwegs und meidet andere möglichst. Auf einem verwucherten Jahrmarkt-Gelände sucht sie sich in einem der Trailer einen Computer und wirft einen Blick auf die "Social Redroom"-Seite: "Defects" können jene nämlich für zirka ein bis zwei Minuten aufrufen, bevor der Schmerz zu stark wird und ihnen eine "Infektion" droht. Strom, Server und so sind also noch funktionstüchtig. Wie es scheint, existiert der "Geist" ihres (wie im ersten Teil von Cody Ray Thompson gespielten) Freundes Mark weiterhin online – und jener hätte gern, dass Sam sich "ihnen anschließt"; sie sich mit in ihr "Kollektiv" integriert, wodurch sie dann ja erneut "vereint" sein würden…
Als Sam Bean trifft, zeigt die ihr einen hilfreich-coolen "Trick": Auf der Website kann man sich aktive (vom Virus "übernommene") User in seiner Umgebung anzeigen lassen und diese gar gezielt (etwa von der eigenen Position weg) zu einem bestimmten Ort hin "einladen" – was jene wiederum unverzüglich umsetzen. Diese "Manipulation" der Angreifer ist eine reizvolle, leider aber kaum (über zweimal in der Starthälfte hinaus) ergiebig genutzte Idee. Es ist schade, dass mehrere eigentlich durchaus interessante und clevere Botschaften und Ansätze hier derart "unvertieft" verbleiben – wie dass uns der Umgang mit den "neuen Medien" quasi in "beeinflussbare Zombies" verwandelt, sich eine weltweit mit Millionen von Leuten vernetzte "künstliche Intelligenz" ihrer selbst (samt ihrer Macht) bewusst wird oder wie leicht und schnell gewisse Aspekte unserer Humanität ggf. "erodieren" können…
Sam als "Badass-Fighterin": Das hat uns quasi das Ende des Vorgängers "versprochen" – und obgleich der Einstieg von "Antisocial 2" das nicht wirklich einzulösen vermag, geht es an sich schon in Ordnung, wie man ihre weiteren Erlebnisse gestaltet hat. Bedauert habe ich dennoch, dass ihr vom Skript eine recht "passive Position" auferlegt wurde, sobald sich die Handlung in die verriegelte Basis verlagert: Aus "Open-World-Survival-Horror" (wie z.B. Stephen King´s "Cell") wird fortan ein räumlich eingegrenzter Streifen á la Romero´s "Day of the Dead" oder Ruzowitzky´s "Patient Zero", bei dem Sam meist eingesperrt und gefesselt irgendwelche Befragungen und Experimente durchstehen muss. Erwartungsgemäß ändert sich das später wieder – doch hätte der Part in der Zwischenzeit einfach "mehr" verdient; zumal mir Michelle Mylett ("the Drownsman") auch dieses Mal prima zuzusagen wusste…
Bean ist eine Teenagerin, die aufgrund der herrschenden Unsicherheit gegenüber "Defects" selbst von ihrem eigenen Vater argwöhnisch betrachtet und behandelt wird. Nicht allein nur die "zweifelhaften" Methoden seiner Forschung machen sie traurig – allerdings unterstützt sie ihn bei mit dem Internet in Verbindungen stehenden Dingen, da ein Heilmittel ihr geteiltes Ziel markiert. Ich erachte das als einen netten kleinen "Wink", dass Erwachsene noch immer nicht so richtig mit allen Facetten des "Social Media Universums" (Navigation, effektive Handhabung etc.) zurechtkommen. Einsam, freut sich Bean über die Freundschaft mit Sam – weshalb es sie umso wütender macht, dass ihr Dad jene ebenfalls für bzw. im Rahmen seiner Tests "missbraucht". Überdies chattet sie vorsichtig-heimlich mit einem Infizierten (Robbie Graham-Kuntz), der ihr "Geborgenheit in der Gemeinschaft" in Aussicht stellt…
Max ist ein engagiert-gewillter Wissenschaftler und Befehlshaber, der beim Anstreben eines ersehnten, für die Menschheit fraglos positiven Ergebnisses zu "unethischen" Praktiken greift: Eine klassische, arg gängige "Klischee-Rolle", welche Stephen Bogaert ("Gridlocked") zwar akzeptabel zum Besten gibt, nichtsdestotrotz unbefriedigend "oberflächlich" verfasst wurde. Letzteres gilt im Prinzip für alle Charaktere – von denen die "zweitrangigen" nicht einmal der Rede wert sind. In der Beziehung entpuppt sich Bean noch als am Facetten-reichsten – wobei Josette Halpert ("Level 16") ihre Sache erfreulich ordentlich macht. Das Drehbuch Calahans, Jeff Mahers ("Bed of the Dead") und Chad Archibalds ("the Heretics") enttäuscht hauptsächlich dank seines Mangels an inhaltlicher Originalität und Qualität; von vereinzelten "Lichtblicken" mal abgesehen…
Abträglicherweise kommt einem vieles an "Antisocial 2" sehr bekannt vor – wie so mancher Plot-Punkt, das Setting sowie die generelle "Richtung" der Verlaufs-Entfaltung. Via Dialoge werden dem Publikum Informationen offenbart – allerdings reden die zentralen Personen im Film schlichtweg zu "unfokussiert" miteinander, um etwaige Connections (wie zwischen Sam und Jakob) zu erkennen sowie daraufhin dann veritablen Lösungs-Optionen auf die Spur zu gelangen. Es wird versucht, Spannung aus der Frage zu generieren, was es mit Jakob und seinen "besonderen Kräften" auf sich hat – u.a. zu wessen Gunsten er sie letztlich wohl einzusetzen gedenkt – ebenso wie durch den mit der Furcht vor den möglichen Folgen verknüpften Zeitdruck des sich zunehmend hundert Prozent nähernden neuen Updates, nachdem das vorangegangene ja die ursprüngliche Katastrophe initiiert hatte…
Klaustrophobisch-düstere Räumlichkeiten, verschiedene Unwägbarkeiten und Bedrohungen – alles in allem aber bloß ein eingeschränkter, eher schwach ausgeprägter Suspense-Grad: Nicht die einzigen Gemeinsamkeiten des Werks mit dem amerikanischen "Pulse"-Remake aus dem Jahr 2006 – welches jedoch eine aufwändigere Studio-Produktion war. In Kombination mit dem Score Steph Copelands ("Vicious Fun"), der Be- und Ausleuchtung, der gewählten Farbgebung sowie einem mitunter nett kreativen Set-Design haben Calahan und sein Cinematographer Jeff Maher (jip, der Co-Autor) einige echt atmosphärisch-schicke Bilder und "wirkungsvolle" Sequenzen arrangiert – während die CGIs von solider Beschaffenheit sind, die Make-up-Kreationen und "handgemachten" Effekte hochwertig sowie die gebotene Gewalt nie unnötig brutal…
Mit "Antisocial 2" hat Calahan erneut bewiesen, dass er und sein Team in der Lage ist, aus einem geringen Budget gut was rauszuholen – also die vorhandenen Ressourcen (nicht bloß monetärer Art) ergiebig zu nutzen und auszuschöpfen. Das finale Drittel mochte ich übrigens am liebsten, weil jene knapp 30 Minuten die "intensivsten" Momente des Streifens aufweisen – u.a. einen weiteren "Eingriff", den Sam durchleiden muss, drastische Entscheidungen (samt entsprechender Auswirkungen) sowie spezielle sich aus "Zuspitzungen" entwickelnde Geschehnisse. Blut fließt, der Einfluss von "TheSocialRedroom" wächst abermals und man wird (wie schon beim Vorgängerwerk) in Gestalt eines starken Ausklangs in den Abspann entlassen. Inzwischen glaube ich zwar nicht mehr an eine Fortsetzung – einen abschließenden Teil hätte ich mir aber durchaus angesehen…