Entstehungsdaten:
USA-Südafrika 2021
Regie:
Danishka Esterhazy
Darsteller:
Hannah Gonera
Frances Sholto-Douglas
Mila Rayne
Alex McGregor
Reze-Tiana Wessels
Rob van Vuuren
Trailer
Anfang der Achtziger erfreuten sich "Slasher" großer Beliebtheit – Streifen wie John Carpenter´s "Halloween" und Sean S. Cunningham´s "Friday the 13th" (samt ihrer Sequels) sei Dank. Das Genre befand sich sozusagen in seiner "Blütezeit" – und dadurch, dass Werke dieser Art vergleichsweise kostengünstig realisiert werden konnten, entpuppten sich nicht wenige von ihnen als ansprechend lukrativ für die jeweils Verantwortlichen. Der Schriftstellerin Rita Mae Brown, welche ebenfalls eine engagierte Aktivistin in der lesbischen Frauen-Bewegung der USA war, missfielen jedoch schon damals die in jenen Veröffentlichungen verbreiteten Stereotypen und starren Geschlechterbilder – weshalb sie einfach mal selbst eine eigene, humorvoll-parodistische Variante mit dem Titel "Don´t open the Door" verfasste. Ausgerechnet B-Movie-Produzent Roger Corman war es allerdings schließlich, der die Rechte an ihrem Skript erwarb: Ohne dass es Brown im Folgenden noch irgendwie beeinflussen konnte, kam es auf seiner Anordnung hin zu mehreren das Ganze in eine deutlich "konventionellere Richtung" lenkende Rewrites – plus zu einer markanten Umbenennung hin zu "the Slumber Party Massacre"…
Vor seinem letztendlichen Kino-Release im Jahr 1982 hieß der Film zwischenzeitig auch mal "Sleepless Nights" und war von Corman gar als ein Projekt mit einem Budget von 1,5 Millionen Dollar sowie mit Darstellern wie Tatum O’Neal und Nick Nolte angedacht gewesen – woraus bekanntlich allerdings nichts wurde. Stattdessen führte Newcomerin Amy Jones Regie, welche im Vorfeld Joe Dante´s "Hollywood Boulevard" geschnitten hatte und sich bei Corman mit ihrem "ambitionierten Elan" ins Gespräch brachte. Sie nahm sich der Vorlage an und setzte den Prolog kurzerhand an einem Wochenende für knapp $1.000 in Szene – was Corman überzeugte und dazu veranlasste, ihr den Job zu geben (wofür sie wiederum darauf verzichtete, als Editorin bei Steven Spielberg´s "E.T." mit von der Partie zu sein). Corman´s Bedingung: Das Ergebnis müsste ein "klassischer Slasher" werden. Dafür stellte er $220.000 zur Verfügung und ließ sie walten – und tatsächlich gefiel ihm das von ihr Geschaffene so gut, dass er ihr noch zusätzliche Gelder zum "Aufpeppen" des Showdowns bewilligte, welche Jones u.a. für ein komplett neues Set-Piece rund um einen Garten-Pool nutzte…
"Durchwachsene" Kritiken zum Trotz, avancierte "the Slumber Party Massacre" zu einem kommerziellen Erfolg und errang in der "Horror-Community" seither einen gewissen "Kult-Status". Bis heute wird Jones allerdings vorgeworfen, wegen ihrer Änderungen gegenüber Brown´s eigentlicher Absicht, auf parodistisch-gewitzte Weise den Sexismus innerhalb des Genres anzuprangern, ein "sellout to her gender" zu sein. Und ja, ihr in der Hinsicht merklich "holpriger" Streifen ist im Grunde nichts weiter als eine "dem typischen Schema" entsprechende, mitunter unfreiwillig komische, mit einer Menge "gratuitous Nudity" aufwartende unoriginelle Aneinanderreihung brutaler Morde – wozu sie jedoch sagt: "That's what Roger Corman, the producer wanted – and that's how it's done. You give the studio what they want. Nobody complains that Scorsese, Jonathan Demme and Ron Howard made exploitation pictures – but when a woman tries, she gets called a hypocrite and a turncoat. That's B.S.!" Inzwischen hat Jones vor allem als Drehbuch-Autorin Karriere gemacht – siehe bspw. "Mystic Pizza", "the Relic", "Indecent Proposal" sowie TV´s "the Resident"…
1987 legte Deborah Brock eine "wilde", aber keineswegs bessere Fortsetzung nach, welche "A Nightmare on Elm Street"-artige ebenso wie auch schwarzhumorig-musikalische "the Rocky Horror Picture Show"-eske Elemente aufwies – bevor Sally Mattison mit ihrem generell als den schwächsten erachteten dritten Teil diese bloß indirekt miteinander in Zusammenhang stehende "Trilogie" Schrägstrich Franchise 1990 vorerst abschoss… bis für 2021 plötzlich ein Remake angekündigt wurde, das zudem noch seine Premiere auf dem amerikanischen "SyFy Channel" feiern sollte. Man durfte also skeptisch sein. Ich zumindest war es – zumal ich nicht unbedingt ein Fan des Originals bin (außer seines ikonischen Postermotivs, das klasse ist) und mich bislang noch kein Werk von Regisseurin Danishka Esterhazy (unter ihnen "Level 16" und "the Banana Splits Movie") wirklich vernünftig zufrieden zu stellen vermochte. Immerhin war man mit ihr und Skript-Schreiberin Suzanne Keilly ("Leprechaun Returns") der weiblichen Besetzung dieser zentralen Positionen treu geblieben und versprachen jene ein "feministisches Reboot" in einem Stile nahe der einstigen Ausgangs-Intention Browns…
"Slumber Party Massacre" (dieses Mal ohne das the) eröffnet in den '90ern: In einem Ferienhaus an einem einsamen See feiern einige Mädels eine Pyjama- bzw. Übernachtungsparty – und das "unter sich"; also frei von Jungs, welche sich eine eigene Bleibe einige hundert Meter entfernt gemietet haben. Der Spaß findet jedoch ein jähes Ende, als der mit einer ziemlich großen Bohrmaschine bewaffnete "Psycho" Russ Thorn (Rob van Vuuren) auf der Bildfläche erscheint sowie prompt mit dem Blutvergießen beginnt. Einzig Trish (Masali Baduza) gelingt es, sich ergiebig zu verteidigen: Obgleich verletzt, wird sie zur alleinigen Überlebenden dieser Nacht – während Thorn vermeintlich tot ist; seine Leiche allerdings nie aus dem Gewässer auftaucht, in das er versinkt. Zeitsprung in die Gegenwart: Trish (Schelaine Bennett) ist inzwischen selbst Mutter einer Teenagerin – Dana (Hannah Gonera) – welche sie so gut es nur geht zu behüten (sprich: zu beschützen) versucht, da sie das in ihrer Jugend Geschehene nie völlig überwunden hat. Sie weiß aber auch, dass jene schon eine mit Vernunft gesegnete Person ist, die auf sich aufzupassen in der Lage ist – weshalb sie ihr durchaus "Freiraum" zugesteht…
In letzterem Sinne verabschiedet sich Trish gerade (unabhängig unverborgener Besorgnis) von Dana, die just gemeinsam mit ihren Freundinnen Maeve (Frances Sholto-Douglas), Ashley (Reze-Tiana Wessels) und Breanie (Alex McGregor) zu einem länger bereits angestrebten "Fun-Trip" nach Holly Springs aufbricht. Flüchtig wird die Stimmung ein wenig getrübt, als sie nach einer Weile bemerken, dass sich Maeve´s etwas jüngere Schwester Alix (Mila Rayne) als "blinder Passagier" mit an Bord ihres Wagens geschlichen hat – doch arrangiert man sich notgedrungen damit, steckt ein paar von ihr einzuhaltende "Grund-Regeln" ab und fährt weiter… bis eine Panne sie zu einem unfreiwilligen Stopp an einer Tankstelle zwingt. Da das Ersatzteil erst am nächsten Tag verfügbar sein wird, quartieren sie sich für die Zwischenzeit (zögerlich, allerdings ohne einer konkreten Alternative bzw. Wahl) in einer "Cabin" unweit der Werkstatt ein. Der Zustand der Räumlichkeiten ist in Ordnung, die Umgebung (dichter Wald sowie ein See keine zwanzig Meter vor ihrer Tür) idyllisch-schön – und so machen sie es sich gemütlich; Musik, Pizza, Brownies und Alkohol inklusive…
Im Laufe des Abends stellt sich heraus, dass es woanders am Ufer noch eine ähnliche Unterkunft gibt, in der eine kleine Gruppe Herrschaften im vergleichbaren Alter haust – genau genommen John (Michael Lawrence Potter), Sean (Nathan Castle), Matt (Eden Classens) sowie zwei mit dem Namen Guy (Richard White und Braeden Buys). Als jene die Mädels danach fragen, ob sie nicht Lust hätten, zusammen mit ihnen zu feiern, lehnen die das allerdings ab, um nicht von ihrem "ursprünglichen Plan" abzuweichen. Auf einmal entdeckt Alix im Rahmen eines Streifzugs den grausam zugerichteten Körper des lokalen Mechanikers Dave (Richard Wright-Firth) – und erinnert sich dabei zudem an einen True-Crime-Podcast, in dem von den Taten des sogenannten "Driller Killers" berichtet wurde, welche sich damals exakt an dem Ort ereigneten, wo sie jetzt sind! Nicht lange danach bestätigt sich ihr Verdacht tatsächlich: Russ Thorn ist noch am Leben! Mit dem Bodycount unerbittlich ansteigend, erweisen sich die Mädels im Vorliegenden jedoch als wesentlich wehrhafter als die Clique rund um Dana´s Mutter drei Dekaden zuvor…
"Slumber Party Massacre" hat nicht mehr allzu viel Ähnlichkeit mit dem gradlinigen, relativ simpel gestrickten Titel-liefernden 1982er "Ausgangsmaterial", von dem sich der Film nicht nur in Sachen Locations und "Ton" sowie Story-Gestaltung und Charakter-Zeichnung unterscheidet. Keilly und Esterhazy haben eine mit Humor angereicherte, dem aktuellen Zeitgeist angepasste, vergnügt mit Genre-Konventionen und Publikums-Erwartungen spielende, quasi irgendwo in der "Schnittmenge" der "Hatchet"- und "Scream"-Reihen einzuordnende "Neuinterpretation" geschaffen, die unverhofft prima "funktioniert" und unterhält. Während sich der Einstieg noch weitestgehend "gängig" entfaltet – einschließlich solcher Klischees wie das unklare Schicksal des Mörders nach Ausklang des Prologs oder der defekte Wagen genau dann und dort – wird nach knapp einer halben Stunde plötzlich jedoch ein großer "Twist" offenbart, der wirkungsvoll bestimmte Betrachtungsweisen und vorherige Wähnungen verändert. Diese Überraschung bleibt im Folgenden auch nicht die einzige – was an sich natürlich erfreulich ist und simultan den Grad an Vorhersehbarkeit reduziert…
Im Gegensatz zu der 2019er "Black Christmas"-Version von Sophia Takal haben Keilly und Esterhazy bei ihrem "feministischen Slasher" den "Fun-Faktor" keiner aufdringlich-anprangernden "Botschaft" untergeordnet: Auf amüsante Weise werden Stereotypen (á la sexistische Geschlechterrollen und sonstige "traditionelle" Konstellationen in dieser Art von Streifen) "auseinandergepflückt" und "verdreht" – so wie es Brown ja eigentlich von Anfang an vorschwebte. Nach außen hin präsentieren sich die Männer lässig, heldenhaft sowie mit gewohntem "Macho-Gehabe" – wobei "Beer Pong" da ebenfalls (selbstredend) nicht fehlen darf. Es gibt aber auch Gespräche über Feuchtigkeits-Cremes und sogar eine ausgiebige Kissen-Schlacht – ausgelöst durch die Behauptung, die betreffenden Stoffbezüge seien "unzerreißbar" – plus diverse "Butt Shots" sowie eine gratuitous Dusch-Szene. Punktuell fühlte ich mich glatt ans Œuvre David DeCoteaus erinnert. Momente wie jene, die sonst ja meist von Frauen dargeboten werden, "stören" aber nicht – es sei denn, man ist homophob, nehme ich einfach mal an – zumal sie nie überreizt werden und man den zugehörigen "Hintergedanken" versteht…
Michael Lawrence Potter ("Triggered"), Nathan Castle ("Eraser: Reborn"), Newcomer Braeden Buys, Eden Classens ("Rowwe Diamante") und Richard White ("the Banana Splits Movie") portraitieren ihre Parts jeweils "okay" – generell sind die Performances in "Slumber Party Massacre" als "zweckdienlich-solide" zu werten. Zwar ist durch die Bank weg keine der Persönlichkeiten sonderlich markanter oder mehrschichtig-komplexer Natur – doch wird den (allesamt sympathischen) Mädels zumindest genügend Zeit für die Etablierung ihrer Figuren zugestanden, welche Hannah Gonera ("Spell"), Reze-Tiana Wessels ("Tiny Apocalypse"), Frances Sholto-Douglas ("Samson"), Mila Rayne (TV´s "Revelation Road") und Alex McGregor (TV´s "Blood Drive") mit sichtlichem Spaß zum Besten gegeben haben. Darüber hinaus sind noch Masali Baduza ("the Woman King") und Schelaine Bennett ("Monster Hunter") als kämpferische Trish (in ihrer Jugend sowie als Erwachsene) zu erwähnen, musste ich bei Wessels (als Ashley) unweigerlich an Ariana Grande denken und war mir Rayne Schrägstrich Alix (von ihrem ganzen Auftreten her) die eindeutige "Favoritin" aus der Runde…
Obwohl sich die Vertreter der "maskulinen Clique" hier überwiegend als "Kanonenfutter" entpuppen – was an sich dadurch schon self aware herausgestellt wird, dass es einen Guy 1 und einen Guy 2 gibt – treffen die Mädels – so tough sowie die Situation relativ durchdacht angehend sie auch sein mögen – im Verlauf ebenso die eine oder andere unclevere Entscheidung. Es wird also beileibe nicht alles seitens des Films "auf links gekrempelt". Russ Thorne ist bspw. noch immer ein gern Denim tragender Irrer, dessen Schrecken maßgeblich auf dem Anblick seiner grobschlächtigen "Weapon of Choice" beruht und welchen Rob van Vuuren ("Tremors 6") mit nahezu identischen Dialogzeilen und Manierismen wie Michael Villella damals verkörpert. Dieses Mal erfahren wir jedoch zusätzlich von seiner Mutter (Jennifer Steyn), der die Triebe und Taten ihres Sohnes bekannt sind – sie allerdings den "ihn stets in Versuchung führenden" Frauen die Schuld daran gibt! Ihre Bemühungen, das zu verhindern, sind deutlich zu "zaghaft". Und sowieso: Würden Podcasts (etc.) den Fall nicht ständig Neugier-erweckend "aufwärmen", würden eh weniger Leute dorthin reisen und in Gefahr geraten…
Mit amüsanten "Dreingaben" (á la dass irrationale Handlungen mal eben den Auswirkungen "toxischer Männlichkeit" zugeschoben werden), einem straffen Tempo und netten Wendungen wird der Zuschauer gut bei Laune gehalten. In Addition dazu hat Trevor Calverley ("Lake Placid: Legacy") das übrigens in Südafrika gedrehte Werk ordentlich bebildert, ruft der Score Andries Smits ("From a House on Willow Street") keine Notwendigkeit zur Klage hervor und lassen sich etliche Anspielungen auf die ursprüngliche Reihe entdecken – unter ihnen eine extravagante Gitarre, ein "Space Baby"-Shirt sowie die "Kastration" der Waffe der Killers. Unabhängig dessen, dass keine echte Spannung aufzukommen vermag, werden einem aber immerhin brauchbare "Konfrontationen" und Kills (mal mit CGI-Elementen, mal angenehm old school) offeriert. Summa summarum ist "Slumber Party Massacre" (2021) eine kurzweilig-unterhaltsame "Verbeugung" vor den betreffenden "Slasher-Flicks" der Eighties sowie zugleich ein inspiriert-gewitztes "feministisches Reimagining" von Jones' '82er Original, mit dem Genre-Fans durchaus zufrieden sein sollten – ebenso wie Rita Mae Brown…