Entstehungsdaten:
GB 2022
Regie:
James Nunn
Darsteller:
Holly Earl
Jack Trueman
Catherine Hannay
Malachi Pullar-Latchman
Thomas Flynn
Trailer
Filme in der Art von "Shark Bait" (2022) – welcher ursprünglich übrigens mal "Jetski" heißen sollte – gibt es nicht gerade wenige – unter ihnen "the Requin", "Open Water 1&3" sowie "the Reef 1&2", um spontan einfach mal eine Handvoll zu nennen. Das Werk selbst wird sogar damit beworben, dass mehrere seiner Produzenten zuvor bereits an "47 Meters down", "Great White" und "47 Meters down: Uncaged" beteiligt waren. Beim Betrachten der aufgeführten Titel wird rasch klar: Nicht immer war das dem Publikum gebotene Ergebnis unbedingt ein sonderlich gutes…
Nunja, im Vorliegenden haben wir es jedenfalls mit einem britischen Streifen zutun, der mit einer sich langsam über den nächtlichen Meeresboden bewegenden Kamera-Perspektive eröffnet. Das Düster-Unheimliche dieser Aufnahmen weicht daraufhin prompt einem deutlich "beschwingteren Feeling", als die Wasseroberfläche durchbrochen und etliche Leute beim ausgelassenen Feiern am Strand gezeigt werden. Kundige erkennen natürlich sofort, dass es sich dabei um eine Hommage an den Anfang von "Jaws" handelt – leider aber ohne einer ähnlich markant-klangvollen Musik-Untermalung wie jene von John Williams damals…
Fünf dieser "Party People", die von den Staaten her nach Mexiko angereist waren, um gemeinsam ihren finalen "Spring Break" vor dem Schulabschluss "gebührend auszukosten", sind Tom (Jack Trueman) und seine Freundin Nat (Holly Earl) sowie Milly (Catherine Hannay), Tyler (Malachi Pullar-Latchman) und Greg (Thomas Flynn). Ihre Laune ist bestens, für Musik und Feuerschein ist gesorgt, der Alkohol (Cervezas y Tequila) fließt in Strömen, Milly zeigt ihre Brüste und etwaige Gedanken an ihren Rückflug morgen sind noch nicht allzu präsent. Entsprechend lautet der Plan: Durchmachen und den "Fun-Pegel" möglichst hoch halten…
Noch in der Nacht begegnet Nat auf der Uferpromenade einem im Rollstuhl sitzenden Bettler ohne Beine (Manuel Cauchi), der ihr "unheilschwanger" (warnend) davon berichtet, dass ein Weißer Hai dafür verantwortlich war: Vorm Zurückgreifen auf Klischees hat Skript-Autor Nick Saltrese ("A Prayer before Dawn") beim Verfassen von "Shark Bait" offenkundig nicht zurückgescheut. Es ist als die Clique nach Sonnenaufgang schließlich allmählich in Richtung ihres Hotels losschlendert, dass den Jungs an einem Steg zwei Jetskis ins Auge fallen – woraus sich binnen einiger Sekunden eine relativ dumme Idee entwickelt…
Das Schloss der Verwaltungs-Hütte ist schnell aufgebrochen, die Schlüssel hängen ordnungsgemäß an ihren Haken: Der Spaß kann beginnen! Eine "kleine Runde" soll´s werden – vorüber bevor überhaupt jemand bemerken kann, dass die Dinger weg sind. Zwar äußert Nat Bedenken – hält dem Gruppenzwang aber nicht stand. Einzelne Wertgegenstände, Handys und Schuhe werden nicht mitgenommen, um jene nicht zu verlieren oder nass werden zu lassen: Sie sind ja eh gleich wieder da – und die Umgebung ist menschenleer. Für den Zuschauer gehört indes nicht viel dazu, vorauszuahnen, dass die Aktion wohl nicht so glatt wie gedacht verlaufen wird…
Es ist schon 'ne coole Sache, derart übers Wasser zu brausen – daher entgeht es ihnen auch, dass sie immer weiter aufs Meer hinausfahren. Durch das in den vorangegangenen Stunden "Angetrunkene" gewiss ein zusätzliches Stück weit intensiviert, schlagen Tyler und Greg mit den Gefährten auf einmal übermütig einen Kollisionskurs ein – bis einer von ihnen dann möglichst spät/knapp ausweicht: Das klassische "Chicken Game". Beim zweiten "Durchgang" kommt es jedoch zum Unglück: Sie kollidieren. Alle werden abgeworfen, ein Jetski sinkt, das andere vermag fortan nicht mehr gestartet zu werden…
Während Nat, Milly und Tom den Zusammenstoß körperlich unbeschadet überstanden haben, hat sich Tyler eventuell eine Gehirnerschütterung zugezogen und sieht sich Greg mit einem schmerzhaft-fiesen offenen Schienbein-Bruch konfrontiert. Mit der Küste nirgends mehr in Sicht, dem einzigen mitgeführten Handy ohne Netz-Empfang sowie der geteilten Erkenntnis, dass es notwendig sei, Greg so zügig wie nur möglich in ein Krankenhaus zu schaffen, fasst Tyler kurzerhand den noblen Entschluss, ein Zurückschwimmen zu versuchen – auch weil sie ungefähr auf halber Strecke ein verankertes Segelboot gesehen hatten…
Vor seinem Davonkraulen gibt es in "Shark Bait" aber noch meine liebste Dialogzeile des Films zu verzeichnen: Als Nat sich besorgt danach erkundigt, ob sich Tyler wirklich dazu in der Lage fühlt – u.a. da er ja einen Schlag gegen den Kopf erlitten hat – erwidert der mit einem Lächeln "That might be a problem if there was something inside of there". Zumindest ist er einem in dem Moment sympathisch. Sportlich sowie sich darüber im Klaren, dass er damit das Leben seines Kumpels retten könnte, bricht er also auf. In etwa Zeitgleich erreicht die morgendliche Flut ihre nahe des Stegs hinterlassenen Habseligkeiten und spült alles in die Bucht hinfort…
Man bemüht sich, mit Hilfe der vom wolkenfreien Himmel herabscheinenden Sonne via zielgerichteter Bewegungen mit reflektierenden Oberflächen auf sich Aufmerksam zu machen, ebenso wie darum, den Motor irgendwie wieder in Gang zu bekommen – jedoch ohne Erfolg. Zu allem Überfluss stellt sich per Zufall heraus, dass Tom Sex mit Milly hatte – hätteste mal die Fotos und Messages löschen sollen, Bro! – was die Stimmung natürlich eine neuerliche Schüppe trübt. Als er ihr das Phone daraufhin abzunehmen gedenkt, gleitet es ihr aus der Hand. Statt sie dafür anzuschnauzen, taucht er immerhin umgehend hinterher…
Flüchtig im Background erhalten wir im Zuge dessen unseren ersten Blick auf das prachtvolle Raubtier, welches uns der Titel (und Promenaden-Bettler) sozusagen ja bereits angekündigt hat: Ein von Greg´s Blut im Wasser angelockter massiver Weißer Hai. Die Entscheidung, diese Szene derart "unakzentuiert" zu präsentieren – flüchtig sowie ohne einem Schnitt, anschwellender Musik oder dass da weiter etwas passiert – verleiht ihre eine umso effektivere Wirkung. Dem Publikum ist seine Gegenwart nun gewahr – den "Schiffbrüchigen" nicht. Bis das geschieht, dauert es noch fast fünf Minuten…
Das Erspähen der Finne führt jäh zu Angst – ein anschließendes Vorbeischwimmen keine drei Meter neben dem Jetski überdies zu Panik sowie zum Kentern, als alle hektisch auf jenem Zuflucht finden wollen. Mit einem dann nicht mehr unter ihnen weilend, gelingt ihnen letzteres wenig später – allerdings ist die Gefahr fern von überwunden, wissen sie nicht, wie es um Tyler steht, treibt sie die Strömung leider nicht gen Ufer und schreitet ihre Dehydrierung ebenfalls unweigerlich voran. Zehrend verstreichen die Stunden, die Hoffnung beginnt zu schwinden – und das nochmal kräftiger, als die Sonne untergeht und die Nacht anbricht…
"Shark Bait" scheitert kläglich daran, seine Protagonisten interessant zu gestalten. Saltrese hat seine gradlinig-simple Geschichte strikt mit "Stock Characters" bevölkert: Greg ist der "Spaßwütige", Nat ein durchweg nettes Mädel, Tom ein untreuer "Jock" (obwohl er alles in allem kein "kompletter Arsch" ist), Milly ein typisches "beliebtes Blondchen", das ihre beste Freundin hintergangen hat, und Tyler der Afroamerikaner der Runde, über den sich nichts nennenswert Negatives sagen lässt. Fraglos sind diverse ihrer Handlungen nicht gerade durchdacht oder clever – aber hey, wenn man jung (und zudem noch Alkohol mit im Spiel) ist…
Die "Soap-Opera-Elemente" sind banal und bringen Streit, Diskussionen, Reflexionen sowie gewisse "Wiedergutmachungs-Absichten" mit sich – nur nichts Substanzielles. Von Anfang bis Ende bleiben einem die Figuren relativ "gleichgültig" – ohne einer "emotionalen Connection". Die Performances von Thomas Flynn ("Little Fish"), Catherine Hannay ("American Carnage"), Jack Trueman ("the Conversation"), Malachi Pullar-Latchman ("Open all Night") und Holly Earl ("Queen of the Desert") sind indes als "zweckdienlich" zu werten – wobei ich Holly/Nat von ihrem Auftreten her sowie auch als "Final Girl" an sich durchaus mochte…
Und der Hai? Der ist häufig eine CGI-Kreation von wechselhafter Qualität, welche hauptsächlich überzeugt, wenn das lauernde Tier "ruhig" seine Kreise um seine potentielle Beute zieht. In manch anderer Szene – bspw. als er zum Teil aus dem Wasser ragend die Verbliebenen auf dem Jetski zu erreichen versucht oder (wie beim Showdown) mit hoher Geschwindigkeit auf jemanden zu prescht – schauen die betreffenden "Auftritte" dagegen minder zufrieden stellend aus: Keineswegs "unverzeihlich furchtbar" – aber halt so, wie wir es aus B-Movies dieser "Gattung" inzwischen leider verbreitet gewohnt sind…
Von seinem Jagdverhalten her ähnelt dieser Hai dem "Slasher Shark" aus "Jaws 2". Die reine Anwesenheit sowie Ungewissheit, wann er wohl zuschlägt, generiert Furcht – der Anblick seiner Finne, seines mächtigen Leibs, seines mit zig fiesen Zähnen bestückten Mauls sowie dessen, was er mit eben jenen anzurichten vermag, blanken Terror. Dem ausgesetzt zu sein – obendrein in Kombination mit der "Ausweglosigkeit" der Situation – ist ein wahrer Albtraum für die Unglückseligen. Schade, dass "Shark Bait" dieses Gefühl von Anspannung und Beklemmung nicht konstanter als bloß punktuell wirkungsvoll zu vermitteln in der Lage ist…
Regisseur James Nunn ("Tower Block") hat die Angriffe ordentlich arrangiert und dabei nicht an Grausamkeiten (wie ein halbierter Körper, freigelegte Knochen sowie blutig-tiefe Wunden) gespart, bei denen die Make-up-Arbeit hochklassig ist – während einzelne CGIs da wiederum eher enttäuschen als einem vernünftig zusagen. In Addition dazu werden Menschen in die Luft geschleudert und in die Tiefe runtergezerrt: Alles jeweils kurzzeitig unterhaltsam – im Ganzen allerdings nicht ausreichend, um vorhandene Schwächen zu "übertünchen" sowie die knapp 82-minütige Lauflänge bündig-straff auszufüllen…
Neben einigen Disputen und Aussprachen muten bestimmte Set-Pieces wie "Füllsel" an – z.B. als sie eine zwischen Wrackteilen treibende unbekannte Leiche entdecken, jener die Schwimmweste abnehmen und die Planken fortan als Paddel nutzen. Auch Jump-Scares hin und wieder sind einfach kein brauchbarer "Ersatz" für überdauernde Suspense – weshalb der Streifen nicht einmal in die Nähe von Genre-Highlights á la "the Shallows" kommt. Und ja, selbst "Jaws" hat einen recht fake ausschauenden Hai – wartet dafür jedoch u.a. mit charismatischen Darstellern und Rollen sowie dem Können Steven Spielbergs auf…
Zuvor hatte Nunn Action-Flicks wie "Green Street 3", "Eliminators", "the Marine 5&6" sowie "One Shot" gedreht und war überdies als First Assistant Director bei "47 Meters down" sowie als Second Unit Director bei dessen Sequel tätig. Genutzt haben seine "Vorerfahrungen" diesem Projekt hier aber dennoch nichts Merkliches – außer vielleicht bei dem coolen Jetski-Crash-Stunt. Immerhin vermochte Cinematographer Ben Moulden ("Division 19") eine Reihe ansprechender Bilder einzufangen – wobei mir spezielle Overhead-Shots besonders gefielen – und hat Walter Mair ("Till Death") einen rundum soliden Score beigetragen…
Was ich ebenfalls noch erwähnen möchte, ist dass der Film an und vor der Küste Maltas mit primär britischen Akteuren gedreht wurde, welche amerikanische Party-Touristen in Mexiko mimen: Eine selbst diese Aspekte des Projekts prompt deutlich gängiger, konventioneller daherkommen lassende Entscheidung seitens der Macher. Daran, dass "Shark Bait" ein unorigineller, vorhersehbarer, nur selten Puls-steigernd aufregender Haifisch-Thriller mit "durchwachsenen" Effekten und eindimensionalen, nicht unbedingt allzu sympathischen Figuren ist, hätte letztlich aber auch das nichts geändert…