Entstehungsdaten:
USA 2008
Regie:
Robbie Bryan
Darsteller:
Terri Colombino
William Forsythe
Frank Grillo
Gabrielle Anwar
Joanne Baron
Trailer
Bei "iMurders – Chatroom des Todes" (2008) handelt es sich um einen Low-Budget-"Indie" von Executive Producer, Co-Autor und Regie-Debütant Robbie Bryan, der eine durchaus namhafte B-Movie-Besetzung aufzubieten vermag und im welchem das Internet eine zentrale Funktion einnimmt. Beim Betrachten dieses Serienkiller-Thrillers muss man sein Entstehungsjahr natürlich mitberücksichtigen, wenn es bspw. um so etwas wie die zur Schau gestellte Hard- und Software (Funktionen, Webpage-Design etc.) sowie den Umgang der Leute mit ihren PCs und Blackberrys geht: Im Angesicht des heutigen Stands der Technik wirkt das Gebotene schon unfreiwillig komisch – doch kann ich mich an jene "Social-Media-Neuland-Zeit" noch relativ gut erinnern und gehört dieser Punkt an sich auch nicht zu den eigentlichen Problemen, an denen der Streifen gewaltig krankt…
Eröffnet wird mit einer Dame, die ihren Ehemann zuhause dabei überrascht, wie der gerade Sex mit einer jüngeren Frau hat: Beide (unrealistischerweise, wie so häufig in US-Streifen) nahezu vollständig bekleidet. Nunja – jedenfalls kommt es zu einer hitzigen Konfrontation, im Laufe derer schließlich ein Schuss fällt, welchen das Publikum aber nicht zu sehen erhält. Einige Monate später: Beim Einzug in ihr neues Apartment gerät Event-Planerin Sandra (Terri Colombino) mit ihrer Vermieterin Christine (Joanne Baron) ins Gespräch, da sich erstere prima mit Computern auskennt, während letztere keine Ahnung davon hat und fortan zwischendurch immer mal wieder ein paar Dinge in der Hinsicht gezeigt und erklärt bekommt. Zudem dauert es nicht lange, bis Sandra auf ihren attraktiven Nachbarn Joe (Frank Grillo) aufmerksam wird: Seines Zeichens ein Ex-Cop, welchen die Ermordung seines Bruders "aus der Bahn geworfen" hat…
In ihrer Freizeit ist Sandra eine eifrig-freudige Teilnehmerin eines Gruppen-Chats auf der Online-Plattform "FaceSpace" (jip, überaus kreative Namensgebung, ich weiß), wo sich regelmäßig acht ganz unterschiedliche Personen treffen – unter ihnen das Model Lindsay (Gabrielle Anwar), Professor Uberoth (William Forsythe), die sich in Therapie befindende Janet (Miranda Kwok) sowie F/X-Künstler Mark (Wilson Jermaine Heredia), der für seine Rätsel-Games beliebt ist, bei denen der Sieger meist irgendwelche Film-Memorabilias gewinnt. Als ein solches nun erneut ansteht, wird Mark aber plötzlich getötet. Via Webcam wohnen die anderen der Tat zwar bei – halten das aber für den Auftakt des Rollenspiels, bei dem es den Mörder zu erraten bzw. zu ermitteln gilt. Als einzelne im Folgenden nicht mehr im Chat auftauchen, fangen die Verbliebenen allmählich darüber zu spekulieren an, ob es wohlmöglich tatsächlich jemand auf sie abgesehen hat…
"iMurders" ist derart prall gefüllt mit Charakteren und Plot-Verflechtungen, dass man im Bereich bestimmter Zusammenhänge und Details durchaus den Überblick verlieren kann, wenn man nicht einigermaßen aufmerksam bleibt – was aber gar nicht mal so leicht ist, wenn alles so uninteressant verfasst und präsentiert daherkommt, wie es im Vorliegenden der Fall ist. Und nein, Begriffe wie "komplex" oder "verzwickt" passen hier keineswegs, um den Inhalt zu beschreiben – eher "unnötig aufgebläht" sowie "dem Pacing schadend". Einem werden Einblicke in spezielle Gegebenheiten und Situationen in den Leben diverser Protagonisten gewährt – im Zuge derer dann wiederum weitere Figuren auftauchen. Die Absicht dahinter ist erkennbar – insbesondere im Nachhinein – doch besaßen Bryan und sein Co-Autor Ken Del Vecchio ("Joker´s Wild") offenkundig nicht das erforderliche Talent, um daraus ein sich reizvoll entfaltendes Werk zu erschaffen…
Generell haben Menschen ja allerlei Sorgen, Bestrebungen, Wünsche und Geheimnisse. Lindsay z.B. wurde von jemandem mutwillig-übel im Gesicht verletzt, so dass sie ihren Job als Model nun nicht mehr wie bislang auszuüben in der Lage ist sowie mit Hilfe eines "windigen" Anwalts (Billy Dee Williams) eine lukrative Schadensersatz-Klage durchzubringen versucht. Der seit vielen Jahren schon mit Carol (Margaret Colin) verheiratete, allerdings Affären habende Uberoth hofft derweil auf eine Prestige-trächtige Auszeichnung der Uni, an welcher er unterrichtet – während Janet im Rahmen von Sitzungen mit ihrem Psychiater (Charles Durning) sowohl ihre "zwanghafte Obsession mit der Nummer 6" als auch eine tragisch ausgegangene lesbische Liebes-Beziehung aufarbeitet (übrigens inklusive unnötiger sowie überhaupt nicht zum Rest passender Flashbacks mit reichlich "gratuitous Nudity")…
Die Ermordung seines Bruders, der wie er ein Polizist war, hat Joe schwer mitgenommen: Nun nicht mehr im Dienst, führt er ein zurückgezogenes Dasein, besitzt nicht einmal einen Computer und hofft darauf, dass der Täter endlich gefunden und gefasst wird – worum sich seine Schwester Lori (Brooke Lewis) aktiv bemüht, welche eine FBI-Agentin ist und mit ihrem Partner (Tony Todd) da gerade neuen Erkenntnissen nachgeht. Christine indes findet es spannend, was man mit der "modernen Technik" so alles machen kann – und Sandra zeigt ihr das eine oder andere gern. Neu in der Stadt, schätzt jene die nette Gesellschaft und ist auch ein Stück weit stolz darauf, was sie sich auf dem Gebiet so angeeignet hat. Der Weg hin zu einer Romanze zwischen ihr und Joe entpuppt sich aufgrund seines "aufgewühlten Seelenzustands" und ihrer Eifersucht (bevor sie erfährt, dass Lori und er verwandt sind) jedoch erst einmal als "ein wenig holprig"…
In "iMurders" sind einem die meisten Protagonisten (samt ihrer Schicksale) komplett egal – in erster Linie weil sie überwiegend langweilig, unsympathisch und/oder "substanzarm" verfasst wurden. Ein gutes Exempel hierfür ist Lindsay: Ihr ist etwas Schlimmes widerfahren – aber bis auf Erwähnungen der Attacke sowie dass die hübsche Gabrielle Anwar ("the Grave") ihre eingeschränkte Screen-Time beinahe durchweg mit einem großen quadratischen Pflaster auf einer Wange ableistet, wird nichts wirklich ernsthaft für den Aufbau einer Form von "emotionaler Verbundenheit" ihr gegenüber getan. Dank der präsentierten Therapie-Gespräche erhält man über Janet (einschließlich dessen, was sie belastet) mehr Infos als in Lindsay´s Fall geboten – allerdings stören in dem Zusammenhang die zuvor ja bereits negativ herausgestellten Rückblenden sowie die schwache Performance Miranda Kwoks ("Bare Knuckles")…
Es ist schon eine merkwürdige Casting-Entscheidung, ausgerechnet William Forsythe ("Dead Bang") als einen Professor zu besetzen – obendrein als einen Brille und Zöpfchen tragenden, der seiner Gattin mit jüngeren Frauen aus seinem beruflichen Umfeld untreu ist. Zumindest scheint er Spaß daran gehabt zu haben – worüber hinaus Tony Todd ("Insight"), Billy Dee Williams ("Fear City") und Charles Durning ("Dog Day Afternoon") ihre Nebenparts jeweils solide verkörpern, Joanne Baron ("Halloween Ends") in Ordnung geht, Frank Grillo ("Copshop") an sich okay agiert – aber dennoch "blass" verbleibt – Wilson Jermaine Heredia ("the Girl from the Naked Eye") und Margaret Colin ("Independence Day") kaum der Rede wert sind sowie Brooke Lewis ("Slime City Massacre") fast noch schlechter spielt als Kwok. Immerhin überzeugt Terri Colombino (TV´s "As the World turns") von ihrem Können und charmanten Auftreten her in der Hauptrolle…
In verschiedenerlei Hinsicht hätte die Vorlage weitere Überarbeitungen nötig gehabt. Selbiges gilt fürs Editing. Eventuell wollte Bryan möglichst viel in seinem Film belassen, um dem Ganzen einen "reichhaltigeren" Eindruck zu verleihen – was angesichts der letztlichen Schnittfassung jedoch klar als gescheitert bezeichnet werden muss. Ich habe beileibe nichts gegen ein umfangreiches Figuren-Sortiment, multiple Plot-Stränge, falsche Fährten und überraschende Offenbarungen – allerdings greifen so manche Szenen und Gegebenheiten im Vorliegenden einfach nicht vernünftig ineinander, so dass kein "geschmeidiger Fluss" entsteht, das Tempo "schleppend" wirkt und der Reiz am Weiterschauen mit fortschreitender Laufzeit zunehmend sinkt. Überdies gibt´s regelmäßig auch noch echt miese Dialogzeilen zu vernehmen – á la "It´s difficult to put the milk back in the carton when you´ve already had the cereal"…
Die beiden Autoren von "iMurders" müssen sich so einige Fragen gefallen lassen: Etwa warum man insgesamt acht Personen als Mitglieder der betreffenden "FaceSpace"-Gruppe auserkoren hat – der Bodycount am Ende aber trotzdem vergleichsweise niedrig ausfällt. Auf drei bin ich im Zuge dieser Besprechung bisher nicht einmal eingegangen – und das keineswegs aus Spoiler-Gründen. Dadurch, dass der Killer eher selten zuschlägt, kommt keine effektive "Dringlichkeit" oder Dramatik auf – zumal eingangs ohnehin davon ausgegangen wird, dass diejenigen, die sich plötzlich nicht mehr einloggen, dies nur als ein Element von Mark´s Spiel so tun. Statt um ihre Leben zu fürchten und sich Gedanken um die Identität des (echten) Mörders und dessen Motiv zu machen, muten ihre Zusammenkünfte dermaßen lahm und belanglos an, dass man sich schon zu wundern beginnt, was diese Leute eigentlich so daran reizt…
Es ist Sandra, die schrittweise dahinter kommt, dass es jemand gezielt auf die Teilnehmer ihrer Chat-Runde abgesehen hat. Simultan gerät sie aber selbst unter Verdacht – u.a. da sie ja von Berufs wegen eine Menge reist – mischen Joe und das FBI irgendwann ebenfalls in der Sache mit und hält so einiges, das einem auftischt wird, keiner logischen Betrachtung stand. Wie z.B. können die Bundes-Agenten bereits relativ früh im Verlauf spezielle Dinge über die Opfer und ihre "Querverbindungen" untereinander wissen? Wie hat der Killer all die notwendigen Daten (á la Adressen und Aufenthaltsorte) in Erfahrung bringen können? Zudem sieht man sich nach dem Lüften seiner oder ihrer Identität stracks mit diversen zusätzlichen Fragen und "Unstimmigkeiten" konfrontiert – von den das tolerierbare Maß an "Suspension of Disbelief" arg strapazierenden finalen Entwicklungen mal ganz zu schweigen…
Klischees, Unglaubwürdigkeiten und ungewollt komische Momente – bspw. als Lori und ihr Partner anhand einer leicht offen stehenden Schranktür (keine Ahnung wie) erkennen, dass sich just zuvor noch jemand darin versteckt hielt – erwartet man im Prinzip ja geradezu bei Streifen dieser Art – allerdings scheitert das Werk so ziemlich allumfassend kläglich: Während einen die Regie und Optik an uninspiriert produzierte TV-Kost erinnert – außer bei den mit wilden Licht- und Editing-"Spielereien" aufwartenden B-Movie-typischen Kills, bei denen durchaus Blut fließt, welche an sich aber keinen Genre-Fan verzücken dürften – hofft man aufs Aufkommen von Suspense indes vergebens und ist schlichtweg nichts vernünftig "atmosphärisch" geraten. Wenigstens stammt der Score vom stets verlässlichen Harry Manfredini ("Friday the 13th")…
Kurzum: "iMurders – Chatroom des Todes" ist ein kostengünstiger, unaufregend-öder, schwach verfasster und in Szene gesetzter Serienkiller-Krimi ohne Thrills und Sehenswert. Und nein – auch als "Cautionary Tale" über gewisse Gefahren des Internets ist der Film beim besten Willen nicht zu gebrauchen…
knappe