Entstehungsdaten:
USA 2022
Regie:
Ryûhei Kitamura
Darsteller:
Stephen Dorff
Gigi Zumbado
Emile Hirsch
Tanner Zagarino
Tyler Sanders
Nachdem der japanische Regisseur Ryûhei Kitamura in seiner Heimat mit Werken wie "Versus", "Azumi" und "Godzilla: Final Wars" Bekanntheit erlangte, zog es ihn irgendwann dann auch in die USA – und zwar als sich ihm die Gelegenheit bot, die 2008er Clive Barker Adaption "the Midnight Meat Train" in Szene zu setzen. Fortan drehte er regelmäßig auf beiden Seiten des Pazifiks – wobei seine amerikanischen Spielfilme von Mal zu Mal jedoch schwächer wurden: Siehe "No one lives" (2012), "Downrange" (2017) und "the Doorman" (2020). Entsprechend skeptisch habe ich mich seiner 2022er Veröffentlichung "the Price we pay" angenähert – was ebenso der Gegebenheit mit zuzurechnen ist, dass das Skript aus der Feder Christopher Jolleys stammt: Einem britischen Schreiberling, der zuvor fast ausnahmslos miese kleine Low-Budget-Flicks verfasst hatte – unter ihnen "I am Hooligan", "Red Army Hooligans" sowie "the Haunting of Borley Rectory"…
Im Anschluss an einen "08/15-Prolog", im Zuge dessen eine Frau (Sabina Mach) an einer nächtlichen Raststätte gestalkt und angegriffen wird, lernen wir (flüchtig) unsere Haupt-Protagonistin Grace (Gigi Zumbado) kennen, die sich gerade bei einem "schmierigen" Pfandleiher (bei dem sie Schulden hat) aufhält, als der Laden plötzlich von drei maskierten Typen überfallen wird: Cody (Stephen Dorff), Shane (Taner Zagarino) und Alex (Emile Hirsch). Entgegen des angestrebten Plans bekommt Shane kurzerhand 'ne Kugel ins Bein, sterben zwei Anwesende, braust ihr Driver stracks ohne sie davon und wird Grace zu ihrer Geisel. Mit ihr und einer Tasche voller Cash brechen sie wenig später auf: Erst einmal bloß raus aus der Stadt. Offenbar ist das Geld nicht rein ihre Beute – sondern für jemanden gedacht, für den sie die Tat begingen: Eine diesbezügliche Kontakt-Aufnahme soll erfolgen, sobald "die Sache erledigt" ist – was man so aber beileibe noch nicht sagen kann…
Alex ist "ein wandelndes Pulverfass" – ein impulsiver Killer, der keinen Hehl daraus macht, dass er Grace möglichst schnell "loswerden" will – Shane sein Bruder, dessen Leben auf dem Spiel steht, und Cody ein nach seinen Prinzipien handelnder Ex-Soldat, der den Heist eigentlich ohne Blutvergießen über die Bühne bringen wollte und sich nun schützend zwischen Grace und Alex positioniert. Als sie wegen einer Polizei-Sperre in eine Nebenstraße abbiegen müssen und ihnen obendrein auch noch "mitten im Nirgendwo" der Wagen verreckt, suchen sie auf einer entlegenen Ranch Unterschlupf – wo sie auf den Jugendlichen Danny (Tyler Sanders) stoßen, der ihnen das für ein paar Stunden (in einer aktuell unbewohnten Arbeiter-Unterkunft) gewährt. Zwar kann Cody so in Ruhe Shane´s Bein notdürftig verarzten – doch stellt sich daraufhin (mit der Ankunft eines Trucks auf dem Gelände) heraus, warum das Verhalten des Teenagers von Anfang an irgendwie "merkwürdig" wirkte…
"the Price we pay" ist weder originell noch "reichhaltig-mehrschichtig". In einer ans Publikum des "Fantasy Filmfests" gerichteten Video-Botschaft meinte Kitamura, in seinem Streifen würde es um die Konsequenzen gehen, die man mitunter für getroffene Entscheidungen zahlen müsste – was per se nicht falsch ist; nun wahrlich aber kein "Individualitäts-Merkmal" (im Vergleich zu anderen Werken) markiert. Jolley´s Vorlage ist eine durch die Bank weg "oberflächlich-schlichte" Angelegenheit, bei der er sich unleugbar von bestimmten Genre-Klassikern "hat inspirieren lassen", von denen ich einzelne im Rahmen meiner Besprechung noch konkret benennen werde. Der Einstiegs-Akt entfaltet sich jedenfalls wie ein gängiges Crime-Movie – u.a. mit einem Raub, der prompt "aus dem Ruder läuft", einer daraus resultierenden Geiselnahme, Differenzen und "Anspannungen" untereinander sowie achtsamen Bemühungen, den ausgerückten Cops zu entwischen…
Kriminelle auf der Flucht, die unerwartet in ein "Horrorfilm-Szenario" hineingeraten: Das kennt man inzwischen ja – bspw. aus "From Dusk till Dawn", an den einen übrigens auch die "Cody-Alex-Dynamik" (ähnlich der damals bei den Gecko-Brüdern) erinnert. Um dem Zuschauer die betreffende, sich nach rund einem Drittel vollziehende "Plot-Wandlung" etwas überraschender zu gestalten, hätte der Prolog an sich (problemlos) einfach weggelassen werden können. Dennoch war mich das Bisherige durchaus brauchbar zu unterhalten imstande und existierte bei mir ebenso gewisse Neugier, wo genau sich die Story wohl noch hinbewegen würde. Als Alex mitbekommt, dass Fotos von ihnen in den Nachrichten zu sehen sind, gedenkt er mal zu checken, was Danny da so eigentlich in der Scheune treibt – in welcher er kurzerhand eine offene Falltür entdeckt, die via Leiter hinunter in eine subterrane Etage mit diversen Korridoren, Gefängniszellen und sonstigen "ungemütlichen" Räumlichkeiten führt…
Parallel dazu beobachten Cody, Grace und Shane, wie ein Lkw vorfährt, aus dem Danny´s Opa (Veron Wells) sowie eine Hühnen-hafte Dame (die über zwei Meter große Erika Ervin als Jodi) aussteigen – letztere einen Sack tragend, in welchem (den Kreis zum Anfang schließend) ein Mensch steckt. Eine Reihe von Geschehnissen später finden sich unsere vier "Unglückseligen" dann allesamt betäubt und gefesselt den garstigen Machenschaften des Trios ausgesetzt wieder: Willkommen in der "Torture-Porn-Phase"! Die vorgebrachte, zugrunde liegende Motivation, mit welcher die Baddies das sozusagen "legitimieren", was sie dort (in verwandter Weise wie in "Turistas" oder "Train") so tun, bewirkt beim Betrachter jedoch keinerlei Ansichts- oder Empfindungs-Veränderung. Dass Danny nicht voll hinter den Machenschaften seiner Familie steht, ist unschwer zu registrieren – und so kann Grace allmählich einen "Zugang" zu ihm aufbauen, indem sie ihm u.a. von speziellen persönlichen Dingen aus ihrer Vergangenheit berichtet…
"the Price we pay" wird von Figuren bevölkert, die nichts nennenswert Interessantes zu bieten haben, keinerlei "Entwicklung" durchmachen sowie von Akteuren verkörpert werden, die jeweils nicht besser als "zweckdienlich" agieren. Cody hat nach seiner Militärzeit im Zivilleben nicht vernünftig "Fuß fassen" können und ist daher kriminell geworden: Unnötige Gewalt-Anwendung liegt ihm nicht – stattdessen bemüht er sich, die Situation unter Kontrolle zu bewahren und Grace vor Alex zu schützen. Rollen wie diese beherrscht Stephen Dorff ("Space Truckers") seit jeher solide aus dem Effeff. Anders als Cody ist da der unverhohlen Spaß am Töten habende Alex: Seines Zeichens ein manischer "Psycho", der zudem auch (quasi wie Batman´s Widersacher Two Face seine Münze) immer mal wieder zwei Spielwürfel "um Rat befragt" – wobei die zugehörige Performance Emile Hirschs ("Lone Survivor") permanent zwischen nervig, bedrohlich und (gelegentlich mit Sicherheit nicht unbedingt beabsichtigt) amüsant schwankt…
Trivia-Funfact: Im März 2022 hat Kitamura ebenfalls das Musik-Video zu Hirsch´s Song "Killer Bees" gedreht – allerdings in Kalifornien; nicht so wie im Vorliegenden in New Mexiko. Als Shane ist Taner Zagarino ("Pool Boy Nightmare") indes nicht weiter der Rede wert – wohl aber Gigi Zumbado ("Gothic Harvest"), welche eine darstellerisch ordentliche Leistung erbringt sowie die meist erfreulich bedacht vorgehende Grace mit einer glaubwürdigen Kombination aus "Verletzbarkeit" und "Toughness" portraitiert: Ein anständiges "Final Girl". Derweil gibt Tyler Sanders ("the Reliant") seinen vorhersehbar konzipierten Part alles in allem annehmbar, Vernon Wells ("Commando") seinen "B-Movie-haft grobschlächtig" sowie Erika Ervin (TV´s "Hemlock Grove") ihren primär durch ihre imposante "physische Präsenz" geprägt zum Besten: 1979 als William Ervin geboren, ließ sie 2004 "geschlechtsangleichende Maßnahmen" vornehmen und ist bis heute überdies auch als Model und Fitness-Trainerin tätig…
Kitamura ist "ein Mann fürs Grobe": Entsprechend wenig Aufmerksamkeit wurde den Bereichen Suspense und "Atmosphäre" gewidmet – im Gegensatz zu verschiedenen explizit arrangierten Grausamkeiten, welche u.a. üble Verletzungen und "Eingriffe" umfassen (Wunden, mit Säure in Kontakt geratende Körper, ein zermatschter Schädel etc.). Obendrein wird erneut evident, dass er es generell "mit Augen" zu haben scheint: Nach Ted Raimi in "the Midnight Meat Train" und einem Polizisten in "No one lives" erwischt es hier nun nicht nur eine Person in der Hinsicht. Zum Glück kamen überwiegend Practical-Make-up-F/X zum Einsatz, deren lobenswerte Qualität dank gern genutzter Großaufnahmen ausgiebig zu begutachten ist. Cinematographer Matthias Schubert ("Coyote Lake") hat alles "übersichtlich" bebildert sowie Aldo Shllaku ("the Poison Rose") einen passend "vordergründigen" Score komponiert – während beim Editing punktuell ein an sich zwar überflüssiger, wohl aber tolerabler "Rüttel-Effekt" mit eingebaut wurde…
Einzelner ruhiger Passagen (gerade im Mittelteil) zum Trotz, profitiert der Streifen klar von der "Energie", die Kitamura in bestimmte Sequenzen zu "injizieren" vermochte. So gibt es im finalen Akt bspw. eine "wuchtige", hauptsächlich im flackernden Schein eines elektrischen Viehtreibers ausgefochtene Auseinandersetzung – bevor am Ende ganz ungeniert die "Texas-Chainsaw-Massacre-Schiene" gefahren wird: Komplett mit einer Sensen-schwingenden Jodi als weibliche "Leatherface"-Variante – was wiederum in einem ausgedehnten Ableben mündet, der besonders die "Gorehounds" unter den Zuschauern höchst zufrieden stellen sollte. Summa summarum haben wir es bei "the Price we pay" mit einem "holprig-oberflächlich-stumpfen Crime-Horror-Midnight-B-Movie" zutun: Ein brutales, unkreativ-klischeehaftes sowie mitunter leicht "trashy" anmutendes, für genau darauf aber gerade mal Lust habende Genre-Fans durchaus brauchbar-unterhaltsames Werk…
knappe