Entstehungsdaten:
USA 2022
Regie:
Mukunda Michael Dewil
Darsteller:
Emile Hirsch
Kate Bosworth
Ashley Greene Khoury
Trailer
Bei "the Immaculate Room" haben wir es mit einem von Mukunda Michael Dewil verfassten und in Szene gesetzten Psycho-Thriller aus dem Jahr 2022 zutun, in welchem sich ein Pärchen auf ein besonderes "soziales Experiment" einlässt, das von einem ebenso reichen wie geheimnisvollen, die Öffentlichkeit scheuenden Professor ersonnen wurde: Sollten es Katherine (Kate Bosworth) und Michael (Emile Hirsch) schaffen, 50 Tage in einem großen, kuppelförmigen, inklusive der spärlichen Möbel-Ausstattung komplett weißfarbenen Raum (mit nicht mehr als einem Bett und einer Sitzbank darin) durchzuhalten, würde man ihnen dafür fünf Millionen Dollar zahlen. Ein separates Bad ist vorhanden – und via eines leuchtend roten Knopfs könnten sie jederzeit "aufgeben"; die Tür nach draußen öffnen. Sollte einer jedoch abbrechen, reduziert sich die potentielle Gewinnsumme für den Verbliebenen auf eine Million. Packt es niemand bis zum Ende, gibt´s keinen Cent…
Zuversichtlich lassen sich 'Kate' und 'Mikey' darauf ein. Mitnehmen dürfen sich nichts – selbst ihre Kleidung müssen sie gegen Haus-/Schlafanzüge austauschen, welche immerhin bläulich-grau und rötlich-orange sind. Der Wechsel der Frisch- und Schmutzwäsche erfolgt per Klappe – ihre Nahrung erhalten sie ausschließlich in Form einer geruchs- und geschmackslosen Flüssigkeit in Tetra-Paks. An einem Touchscreen können sie sich alle zugehörigen Regeln durchlesen – über der Tür zählt ein mächtiger Timer die noch übrigen Tage, Stunden und Sekunden herunter. Ohne Fenster, verstärkt und verringert sich die Intensität der künstlichen Beleuchtung stets zu konstanten Zeiten – während von 22 bis 07 Uhr fast vollständige Dunkelheit herrscht. Kein Kontakt zur Außenwelt, kein Internet-Zugang, kein Fernseher. Eine sehr isolierte, minimalistisch-sterile Umgebung also…
Kate und Mikey sind glücklich miteinander – haben aber durchaus schon "holprige Phasen" in ihrer Beziehung hinter sich. Sie erachten diese Aktion sowohl als eine neue Erfahrung als auch als eine "Chance" für sich – in zwischenmenschlicher und monetärer Hinsicht. Ihre Abmachung lautet, das Geld 50:50 zu teilen, so dass jeder individuell über seine Hälfte verfügen kann. Beide erhoffen sich, damit ein "sorgenärmeres Leben" führen zu können: Gemeinsam – allerdings mit jeweils 2,5 eigenen Millionen. Kate hat vor, das meiste davon konservativ anzulegen – wohingegen Mickey sich vor allem die Freiheit sichern möchte, dazu in der Lage zu sein, einfach genau die Art von Kunst zu kreieren, nach der ihm (losgelöst solcher Faktoren wie Kommerzialität) gerade ist. Nun gilt es halt bloß, dass ihnen das gelingt, was eine Computer-Stimme ihnen wiederkehrend wünscht: "Enjoy your stay in the Immaculate Room"…
Die ersten Tage überstehen sie ordentlich – beschäftigen sich etwa mit angeregten Konversationen und solchen Dingen wie Tanzen oder "Pat-a-Cake"-Spielchen. Kate meditiert des Öfteren – er joggt im Raum Kreise. Letzteres sagt eine Menge über ihre Persönlichkeiten aus: Sie ist ein selbst-kontrollierter, morgendlich ihrem Spiegelbild gegenüber bestärkende Affirmationen aufsagender Mensch – Mikey eher unruhig. Aufgrund des Wissens, dass sie unentwegt beobachtet werden, hat Kate mit Sex an jenem Ort indes "so ihre Probleme". Effizient-ergiebig wird der "Rahmen" der Situation etabliert – bevor er eine mehr als zwei Wochen umfassende Zeitraffer-Montage ihre gezwungenermaßen monotonen Routinen veranschaulicht, nach deren Ausklingen sich einem sodann ein brauchbarer Eindruck der psychischen Auswirkungen des Ganzen bis zu jenem Punkt im Geschehen hin offenbart…
Die endlos erscheinenden (und sich ebenso anfühlenden) Stunden voller Langweile und "nichts" hinterlassen ihre Spuren – die "stille Leere" mutet zunehmend bedrückender an. Als Mikey einen Käfer entdeckt, der es irgendwie in den Raum hineingeschafft hat, entwickelt er plötzlich das Bestreben, ihn retten zu wollen, indem er ihn "nur kurz raus vor die Tür" zu bringen gedenkt – wonach ihm eine Rückkehr aber ja verwehrt werden würde. Bloß mit Mühe kann ihn Kate davon abhalten – worüber hinaus sie zu allem Überfluss wenig später versehentlich auf das Tierchen tritt und es dabei tötet. Differenzen erschweren das Bewahren einer sich gegenseitig unterstützenden "festen Einheit" beim Erreichen ihres anvisierten Ziels: Es kommt zu Perioden, in denen sie nicht miteinander reden – wie auch zu gewissen Vorwürfen und Streitereien (bspw. über seinen Veganismus sowie das Verhältnis zwischen ihm und seinen Eltern)…
Durchaus vermag man "the Immaculate Room" in seinem Einstiegs-Drittel als eine Art "Lockdown-Fabel" zu betrachten – und tatsächlich erinnerte mich einzelnes an meine eigenen Erfahrungen im Jahr 2020, als ich mit meiner damaligen Freundin "Covid-bedingt" 19 Tage in häuslicher Quarantäne verbringen musste. Glücklicherweise vertrugen wir uns bestens, befanden wir uns in unserer vertrauten, gut bestückten Umgebung und waren wir keineswegs so isoliert von allem wie Kate und Mickey. Es ist primär die Eintönigkeit, die ihm zusetzt. Ihnen wird jedoch eine Möglichkeit geboten, welche da eventuell positiv beeinflussend helfen könnte – nämlich pro Person bis zu zwei erkaufbare "Treats": Quasi "die-Katze-im-Sack-Überraschungen", von denen die jeweils ersten 100.000 (von der finalen Summe abgezogene) Dollar kosten. Gelockt seitens der Sehnsucht nach jeglicher Form von Abwechslung, entscheidet sich Mikey irgendwann dafür…
Für das Geld gibt´s einen großen grünen Wachskreidestift, mit dem er sofort die weißen Wände zu bemalen beginnt, welche nun sozusagen "seine Leinwand" markieren: Etwas, das ihm unverkennbar wohltut; seine Laune hebt. Doch auf einmal taucht ein geladener Revolver im Bad auf – und die Frage erkeimt, was die Verantwortlichen damit wohl bezwecken wollen. Mit knapp drei Wochen noch vor ihnen, erhält jeder dann unerwartet eine Video-Botschaft von einem Familien-Angehörigen: Mikey von seiner Schwester Q (Alex Sgambati), die weder weiß, dass er und Kate (nach einer überstandenen Beziehungs-Krise) erneut wieder ein Paar sind, noch dass sie das Experiment gemeinsam absolvieren. Neben netten Worten äußert sie die Hoffnung, dass er im Zuge dieser Erfahrung u.a. "bestimmte Sachen" weiter verarbeiten kann – wie das Ertrinken ihres jüngeren Bruders im Pool, während er "high" war und eigentlich auf ihn aufpassen sollte…
Kate möchte sich nichts ansehen – hat aber keine Wahl: Es ist ihr Vater (M. Emmet Walsh), der ihr liebevoll zuspricht und berichtet, dass er nun schon seit einem Jahr "trocken" sei sowie in einer kirchlichen Obdachlosen-Unterkunft untergekommen ist und sich über eine Kontaktaufnahme ihrerseits freuen würde. Doch sie verabscheut diesen Mann für das, was er in der Vergangenheit so getan hat. Emotionale Erinnerungen an ihre schlimme Kindheit werden aufgewühlt und lassen sie in eine mehrtägige Depression abgleiten. Ihr Zustand überträgt sich auch auf Mikeys, dessen Versuche allesamt scheitern, sie aus diesem "Loch" herauszuholen. Als sie sich langsam wieder fängt und ihr das gewahr wird, animiert sie ihn dazu, doch ruhig "Treat Nr. 2" zu nehmen – dem Preis von 250.000 Dollar zum Trotz. Dieses Mal öffnet sich die Eingangstür – und herein tritt die splitternackte, attraktive Simone (Ashley Greene Khoury)…
In "the Immaculate Room" werden die "externen Einwirkungen" von einem exzentrischen, überaus finanzstarken Sozial-Wissenschaftler initiiert: Professor Voyen. Jener war dadurch bekannt geworden, dass er eine typisch amerikanische Mittelschicht-Familie per Investieren diverser Millionen sowie einer alles dokumentierenden Sendung "Kardashian-like" berühmt gemacht hatte – Werbe-Deals, Talkshow- und Sitcom-Auftritte (etc.) inklusive – bis ihre Leben in dieser neuen Form jedoch "übel aus dem Ruder liefen": Die Frau erschoss ihren Ehegatten, als der ihr untreu war, und ging dafür ins Gefängnis – der Sohn "verschwand spurlos" und die Tochter starb an einer Überdosis. Offenbar will Voyen im Vorliegenden nicht bloß passiv studieren, wie die Partizipanten mit der vorgegebenen Situation (den Umständen und Einschränkungen) an sich klarkommen – sondern ihre Reaktionen und Eigenkontrolle obendrein via "Mind Games" testen…
Simone kennt keine Details des Experiments: Wie sie freigiebig berichtet, ist sie eine für diesen "Gig" engagierte Schauspielerin – mit der Bereitschaft zu "full Nudity" als einer der Bestandteile ihres Vertrags. Auf ihre Ankunft reagiert das Paar erst einmal perplex. Kate ist bewusst, dass sie für Mikey "eine Versuchung" darbieten soll – und ihm, wie sie wiederum darüber denken muss. Simultan schätzt er aber auch die Gelegenheit, einfach mal mit jemand anderem reden zu können. Zwangsweise müssen sie sich arrangieren – was natürlich awkward ist. Um den eigenen Stress-Faktor (hoffentlich) ein Stück weit zu reduzieren, entscheidet sich Kate am nächsten Morgen spontan dann doch für ihre erste "Überraschung": Drei Tabletten Ecstasy – von denen sie ohne zu zögern eine nimmt, bevor sie Mikey und Simone die verbliebenen überlässt. Im Folgenden ziehen beide nach – Mickey allerdings eher zaghaft; seiner "Drogen-Historie" wegen…
Es folgt ein ausgelassen-unbekümmerter, sinnlicher, partiell in kräftiges Violett/Pink getauchter, mit pulsierenden Klängen unterlegter sowie mitunter verschwommen oder "auf den Kopf gedreht" bebilderter "MDMA-Rausch" – welcher letztlich jedoch in einem "bad Trip" Mikeys mündet, bei dem ihn die Schuldgefühle hinsichtlich des Todes seines Bruders bestürzend heimsuchen. Die Kombination aus zutage gekehrten schmerzhaften Erinnerungen, Eifersucht und Misstrauen – in Addition zu den sonstigen Belastungen der Versuchs-Beschaffenheit – führen zu wachsenden "psychischen Instabilitäten" und "Spannungen" untereinander – ebenso wie zu Anschuldigungen, Erkenntnissen und daraus resultierenden Persuasions-Bemühungen. Eine blutende Wunde markiert daraufhin die nächste "Eskalations-Stufe" – und es existiert ja noch der Revolver unterm Bett. Anton Checkhov lässt grüßen…
"the Immaculate Room" profitiert dienlich von seinem kompetenten Lead-Duo: Kate Bosworth ("the Enforcer") und Emile Hirsch ("the Price we pay") liefern jeweils überzeugende Leistungen ab. Hilfreich dabei, dass sie derart glaubwürdig miteinander interagieren – etwa angesichts dessen, dass es keine ihren Alltag außerhalb Voyen´s Setting aufzeigende Szenen gibt – war sicherlich, dass sie sich schon vorher kannten: Siehe "Force of Nature" sowie das Musik-Video zu Hirsch´s Song "Love is real". Schrittweise erschließen sich einem Kate´s und Mikey´s Backstorys: Eine wahre "Connection" zu ihnen festigt sich jedoch nicht – u.a. weil man keinen konkreten Einblick in ihre Zeit vor diesem Ort geboten erhält. Stimmungs-Schwankungen sowie einzelner nicht unbedingt dem Sympathie-Grad förderlicher Charakter-Eigenschaften zum Trotz, kann man ihre Reaktionen dennoch weitestgehend nachvollziehen und/oder nachempfinden…
Kate hatte es nicht gerade leicht im Leben – weshalb sie eine andere Sicht auf den potentiellen Geld-Gewinn besitzt als Mikey, der seinerseits das "trendy-lockerer Künstler"-Image pflegt sowie seit jeher Schwierigkeiten im Bereich des Durchhalte-Vermögens hat: Drei College-Abbrüche sprechen da eine deutliche Sprache. Denkbar schlechte Voraussetzungen fürs Meistern dieser durch Isolation Introspektion anregenden "aufs Elementare reduzierten" Herausforderung, bei der es gewichtig um Selbstdisziplin, Reflexions-Fähigkeit sowie Standhaftigkeit gegenüber "korrumpierenden Einflüssen" geht. Simone agiert nicht aktiv ausgerichtet-bestrebt, Mikey zur Untreue zu bewegen – ist ebenso freundlich zu Kate – doch allein ihre Anwesenheit genügt, um den von Voyen gewünschten Effekt zu erzielen. Leider hat mich Ashley Greene Khoury ("Wrong Place") in der Rolle irgendwie nicht so ganz zufrieden stellen können…
Regisseur Dewil ("Vehicle 19") stand vor der Schwierigkeit, einen unterhaltsamen Film über die Auswirkungen von Eintönigkeit und Langeweile zu erschaffen, ohne im Zuge dessen selbst einen solchen Eindruck heraufzubeschwören – zumal in Gestalt des beabsichtigt strikten Fokus aufs Innere des Raums ja auch das Einbinden etwaiger Sequenzen mit Voyen und seinem Team nicht zur Debatte stand. Überwiegend ist ihm das durchaus gelungen – sofern man kein "pulpy-B-Movie-haftes Abgleiten in den Wahnsinn" (samt fieser Gewalt-Ausbrüche) erwartet. Man hat es hier also mit keinem Werk in der Art z.B. von "House of 9" zutun. Positiv in diesem Zusammenhang ist auf jeden Fall die Kamera-Arbeit Rasa Partins ("Collide") zu erwähnen, welche den Schauplatz nie "beengend" anmuten lässt sowie gewisse Gemüts-Zustände via nett anzusehender "off-kilter-Shots" einen zusätzlichen Zacken weit zu vermitteln vermag…
Einzelne Passagen von "the Immaculate Room" gefielen mir sehr – wie jene rund um die Video-Botschaften; der emotional-intensiven Performances sei Dank – doch hätte das Projekt als Episode einer "Black Mirror"-esken Serie insgesamt wohl besser funktioniert. Auf punktuelle "Filler-Momente" (á la das Erinnern ans Kennenlernen) hätte man schadlos verzichten können – der Vorlage mangelt es an Komplexität. Überdies hält sich das Suspense-Aufkommen in Grenzen und werden reizvolle Ansätze wie die Betrachtung des "menschlichen Befindens" unter diesen speziellen Umständen, Konfrontationen mit unterdrückten Traumata sowie mögliche "Zeit-Manipulationen" bloß angerissen (ein Anschlussfehler, der mir beim Countdown mal ins Auge fiel, war garantiert kein Teil davon). Allerdings wird man zum Spekulieren angeregt: Wie lange würde man selbst wohl so etwas mit seinem Partner aushalten – egal ob mit oder ohne Reichtum dafür in Aussicht…?
gute