Entstehungsdaten:
USA 2021
Regie:
Scott Derrickson
Darsteller:
Dashiell Derrickson
Atticus Derrickson
Aiden Meade
Link zum Kurzfilm
Bei "Shadowprowler" handelt es sich um einen von Scott Derrickson ("the Exorcism of Emily Rose") co-verfassten und in Szene gesetzten, knapp über elf Minuten lang laufenden sowie mit der Imdb-Plot-Synopsis "a teenage boy tries to hide from a sinister figure prowling around the house" daherkommenden Horror-Thriller aus dem Jahr 2021 – was so natürlich völlig ausreichend ist, um unter Genre-Fans Interesse zu erwecken. Es gibt dabei jedoch ein gewisses Aber anzuführen – und zwar ein mit der Entstehungs-Geschichte verknüpftes…
Es war Ende 2018, dass das Haus der Familie Derrickson bei einem Flächenbrand in der Nähe von L.A. komplett zerstört wurde. Insgesamt fielen 39.234 Hektar den Flammen zum Opfer, drei Menschen starben, 290.000 mussten evakuiert werden. Auf Twitter schrieb Scott damals: "I’m not trying to be optimistic about losing literally everything – I’m just not materialistic by nature. To me it’s just stuff. It’s harder for my boys, losing items that have profound memory meaning. But this loss and whipsaw change will become a source of growth for all of us."
Die Suche nach einer neuen Bleibe gestaltete sich schwierig – also griff man erst einmal auf eine "Übergangslösung" zurück, bei der ausgerechnet Right-Winger Kevin Sorbo ("Tales of an Ancient Empire") der Vermieter des betreffenden Objekts war. "I didn't like it", berichtete Scott in einem Interview diesbezüglich, "It was too big – too many rooms. I'm not a big Kevin Sorbo fan, either. But it was the only place that we could live. None of us liked it there." Tja – und dann befiel auch noch die Covid-19-Pandemie das Land; ebenso wie den Rest der Welt…
Am 19. März 2020 ließ Gouverneur Newson eine "Stay-at-Home-Order" in Kraft treten, welche das Leben der Derricksons fortan über diverse Wochen hinweg maßgeblich auf jenen Ort beschränkte, an dem sie sich nicht wirklich heimisch-wohl fühlten. Um das Beste aus der Situation zu machen – sich die Zeit auf eine gemeinsame, kreative Weise zu vertreiben – kam man irgendwann auf die Idee, sich (unter Berücksichtigung der begrenzen, ihnen dafür bloß verfügbaren Mittel und Möglichkeiten) mal an der Realisierung eines "Shorts" zu probieren…
Naheliegend bei diesen Umständen, entschied man sich für ein "Home Invasion"-Szenario. Die Prämisse lieferte der 14-jährige Dashiell – woraufhin sich Scott und sein Autoren-Buddy C. Robert Cargill ("Doctor Strange") um ein entsprechendes, u.a. auf die Gegebenheiten des Hauses und Grundstücks abgestimmtes Skript kümmerten. Die beiden einzigen on-Screen-Rollen übernahmen seine zwei Söhne – er selbst die Regie – worüber hinaus Auden Bui ("the Lost City of Tomorrow") für die Bebilderung des Vorhabens gewonnen werden konnte…
In "Shadowprowler" geht es um den Teenager Brady (Dashiell Derrickson), der eines Abends gerade allein in seinem Zimmer abhängt, als ihn ein Kumpel (Aiden Meade) anruft sowie dazu zu überreden versucht, für sie doch etwas Gin seines Vaters abzuzwacken. Eigentlich will sich Brady keinen Ärger mit seinem alten Herrn in der Beziehung einhandeln – so wie das früher schonmal passiert war – bis ihm dazu allerdings ein "zündender Einfall" in den Sinn kommt und er auf jenem Wege wenig später tatsächlich an den anvisierten Alkohol gelangt…
Just als er sich von dem Schnaps-Fach abwendet, erschreckt ihn plötzlich ein Geräusch aus Richtung der Vordertür, durch welche sich nur ein paar Sekunden danach ein ganz in schwarz gekleideter, Cappy und Handschuhe tragender Mann (Atticus Derrickson) Eintritt verschafft. Schnell verbirgt sich Brady im Nebenzimmer – wo prompt jedoch sein Smartphone vibrierend zu brummen beginnt und das den Fremden sogleich dazu veranlasst, schweigend eine wuchtige, neben einigen anderen Werkzeugen mitgebrachte Rohrzange hervorzuholen…
Die folgenden fünf Minuten bestehen aus Brady´s Bemühungen, unentdeckt zu bleiben – wobei er sich gar nicht mal so unclever anstellt: Eine Szene rund um ein Sofa gefiel mir prima. Sein akuter Impuls ist es, aus dem Haus zu verschwinden. Als das jedoch nicht klappt, holt er sich ein Messer aus der Küche, welches er auch aktiv einzusetzen bereit ist. Anders als das "Handy klingelt im falschen Moment"-Klischee zuvor hat mich sein Umschubsen einer Gewürzmühle da allerdings unweigerlich zum Augenrollen animiert: Das hätte echt nicht sein müssen…
Der Suspense-Grad in dieser "Katz&Maus-Phase" ist solide ausgeprägt – aber es ist nunmal nichts, was wir nicht schon zig Male in der Vergangenheit zu sehen bekommen haben. Beim "Eindringling" ließ man sich offenbar von Figuren wie John Carpenter´s Michael Myers inspirieren: Zwar trägt er keine Maske und ist beileibe nicht "das personifizierte Böse" – spricht jedoch ebenfalls kein einziges Wort und bewegt sich generell ungewöhnlich ruhig. Letzteres ist evident unrealistisch – was "Shadowprowler" in einer speziellen Hinsicht klar schadet…
Dass Dashiell und Atticus Derrickson keine professionellen Schauspieler sind und sie hiermit jeweils ihr "Debüt" vorlegten, lässt mich sie nicht übermäßig hart kritisieren. Ja, insbesondere bei Dashiell´s Aufsagen seiner Dialog-Zeilen fällt das auf – allerdings ist anzumerken, dass mir deutlich miesere Performances in wesentlich größeren Produktionen bekannt sind. Außerdem nehme ich an, dass er die Gespräche mit seinem Kumpel überwiegend selbst verfasst hat. Ich hätte mir bloß gewünscht, dass Scott Atticus etwas andere Regie-Anweisungen gegeben hätte…
Diverse Streifen – egal ob kurz oder lang – warten heutzutage mit einem "Twist" auf. Einige von ihnen sind eher ärgerlich und schaden dem Gesamt-Eindruck "auf die finalen Meter" noch – während einzelne selbst ansonsten schwaches Vorausgegangene durchaus noch aufwerten können (siehe bspw. "Masquerade" mit Bella Thorne). Im Vorliegenden ist die betreffende Offenbarung ein "zweischneidiges Schwert": Die Idee an sich ist gar nicht mal übel sowie ein zugehöriger Location-bezogener Faktor wirklich gut – doch an der Umsetzung krankt's…
In Anbetracht der Informationen, die man zum Ende hin erfährt, hätte man den Intruder (wie er in den Credits genannt wird) in einem bestimmten Bereich seines Auftretens ein Stück weit anders anlegen bzw. darbieten sollen – minder "roboterhaft-emotionsarm" (spätestens als er eine Stich-Verletzung erleidet) – wohingegen die Art des Umgangs Bradys und Aidens (am Telefon) mit dem Ganzen "irritierend eigenwillig" ist. Eventuell eine auf den "Zustand der heutigen Jugend" gerichtete "Social-Commentary-Spitze"? Da bin ich mir nicht sicher…
Die Ausleuchtung und Farbgebung des Werks haben mich ebenso zufrieden gestellt wie die Editing- und Kamera-Arbeit sowie der von Atticus komponierte Score – allerdings wäre ein ähnlich "unbehaglich-bedrückendes Feeling" wie seinerzeit bei "Sinister" nötig gewesen, um so die markanten Defizite (vor allem inhaltlicher Natur) besser zu kaschieren. Schade – denn eigentlich hat Derrickson im Laufe seiner Karriere ja bereits mehrfach bewiesen, das Erzeugen einer "creepy-suspensevollen Atmosphäre" gekonnt zu beherrschen…
Losgelöst seiner "unüblichen" Entstehungs-Geschichte hat mir dieser Kurzfilm "unterm Strich" leider nicht viel bieten können – woran nicht unwesentlich dem mauen Drehbuch die Schuld zuzuschreiben ist, dessen Autoren aus gewissen keineswegs potentialarmen Elementen einfach nicht genügend herauszuholen vermochten. Scott und Cargill sind beide Profis auf diesem Gebiet: Ich hätte erwartet, dass sie die Story (oder zumindest die abschließenden Minuten) ersprießlicher auszugestalten in der Lage gewesen wären…
Ursprünglich gab es keine konkreten Pläne dafür, "Shadowprowler" zu veröffentlichen. Als Scott ihn dann aber mal Jason Blum zeigte, bot der ihm prompt an, ihn dem DVD/BluRay-Bonusmaterial von "the Black Phone" beizufügen – worüber hinaus es zu Screenings auf dem "FrightFest" in England sowie dem "Fantastic Fest" in Texas kam: Gerade für Dashiell und Atticus mit Sicherheit eine echt nette Sache – auch wenn dieses "Derrickson-Family-Lockdown-Projekt" neutral betrachtet eine ziemlich generisch-belanglose Angelegenheit ist…