Entstehungsdaten:
USA 2016
Regie:
Vincent Masciale
Darsteller:
Lucas Neff
Caitlin Stasey
Chris Marquette
Stephanie Drake
Abigail Breslin
Trailer
Basierend auf einem gleichnamigen dreieinhalb-minütigen "Short" aus dem Jahr 2014, lässt sich "Fear, Inc." (2016) ohne weiteres als eine "Meta-Horror-Comedy-Variante" von David Fincher´s "the Game" beschreiben – was im Film so auch recht unverblümt angeführt wird, als der Hauptprotagonist seiner Freundin an einer Stelle zu erklären versucht, in was sie da offenbar hineingeraten sind. Bevor der Zuschauer eben jenes Pärchen kennenlernt, eröffnet der Streifen aber erst einmal mit einem Prolog, in welchem eine junge Dame (Abigail Breslin) eines späten Abends von jemandem durch ein Parkhaus gejagt wird, während sie sich verängstigt-hektisch darum bemüht, der bewaffneten Person zu entfliehen sowie parallel dazu telefonisch bei einer Service-Hotline durchzukommen, um ihre Beauftragung der betreffenden Firma zurückzuziehen. Als sie schließlich ihren Wagen erreicht, wähnt sie sich in Sicherheit. Hätte sie vorm Einsteigen bloß mal einen Blick auf den Rücksitz geworfen…
Einige Wochen später: Joe (Lucas Neff) ist ein sich momentan "zwischen Jobs" befindender Slacker, der das große Glück hat, dass seine Lebensgefährtin Lindsay (Caitlin Stacey) nicht nur bildhübsch und liebenswürdig-nett ist, sondern obendrein aus einer wohlhabenden Familie stammt – weshalb sie es sich leisten können, in einem teuren, geräumig-schicken Haus in einem der Vororte von L.A. zu wohnen. Antriebslos verbringt er die Tage damit, bspw. mit sich selbst "Beer Pong" zu spielen oder im Garten (samt Pool) abzuhängen – zum zunehmenden Unmut Lindsays, die einer ordentlichen Arbeit nachgeht und gern hätte, dass er dahingehend endlich "in Gang kommt". Seit jeher markiert Horror seine Leidenschaft – doch da er bereits unzählige Flicks gesehen hat sowie umfangreiches diesbezügliches Wissen besitzt, hat ihn das alles allmählich immer "übersättigter und abgestumpfter" werden lassen. Sehnsüchtig hegt er den Wunsch, dass ihn mal wieder etwas so richtig gruselt, erschreckt und/oder überrascht…
Als Joe nach dem Besuch einer "Haunted House"-Attraktion enttäuscht anmerkt, wie lahm das Gebotene für ihn war, überhört das jemand (Patrick Renna) in seiner Nähe, der kurzerhand an ihn herantritt und ihm die Visitenkarte eines auf "individuell zugeschnittene Terror-Erlebnisse" spezialisierten Unternehmens überreicht: "Fear, Inc.". Zwar versichert er Lindsay, dort nicht anzurufen – kann der Verlockung im Folgenden dann aber doch nicht widerstehen. Am Telefon heißt es allerdings, eine Buchung sei aufgrund der hohen Nachfrage derzeit leider nicht möglich. Mit seinem aus Maryland angereisten Kumpel Ben (Chris Marquette) und dessen Angetrauten Ashleigh (Stephanie Drake) daraufhin über Halloween bei ihnen zu Gast – Plaudereien, Film-Trivia-Rate-Games sowie Alkohol- und Drogenkonsum inklusive – berichtet Joe irgendwann auch von dem, was der Fremde ihm in Aussicht gestellt hatte. Sogleich warnt ihn Ben jedoch eindringlich davor, da ihm der Name des Anbieters durchaus bekannt ist…
Seine Chefin sei bei denen nämlich mal "Kundin" gewesen, erzählt Ben – und das hätte sie derart mitgenommen, dass sie bislang noch nicht wieder in den aktiven Dienst zurückgekehrt wäre. Eine dubiose, potentiell gefährliche Angelegenheit also. Statt Joe abzuschrecken, scheint ihn der Gedanke an eine solch "intensive Erfahrung" allerdings umso kräftiger zu reizen. Fortan wird die beschwingte Laune der Pärchen schrittweise von einer Reihe sich ereignender "ungewöhnlicher Vorfälle" getrübt – bis hin zu dem Punkt, an dem eine maskierte Gestalt vor Joe´s Augen seinen Nachbarn Bill (Richard Riehle) ersticht sowie stracks (durch weitere Komplizen unterstützt) Jagd auf die Vier zu machen beginnt. Steckt "Fear, Inc." dahinter – oder sind das andere Leute? Und wenn ersteres zutreffen sollte: Ist das alles nur Show – oder (unabhängig jenes Rahmens) kriminell zu weit gehender "blutiger Ernst"? Soviel ist zu verraten: Im Laufe der Nacht wird Joe sein anfänglich noch vergnügtes Lächeln schon bald vergehen…
Das Konzept des von Luke Barnett ("Faith Based") verfassten Streifens ist ein wirklich gutes – gerade weil es in bestimmterlei Hinsicht nachvollziehbar sowie für Menschen mit demselben Faible wie Joe überdies nachempfindbar ist: Je mehr der entsprechenden Veröffentlichungen sich Genre-Fans anschauen, desto schwerer wird es für sie, angesichts der diversen gängigen inhaltlichen und stilistischen Ähnlichkeiten seitens des Präsentierten wahrhaft verblüfft oder "mitgerissen" zu werden. Und warum nicht auch das Gefühl eines thematisch dazu passenden "Adrenalin-Kicks“ in der Realität verspüren wollen? Deshalb erfreuen sich "Haunted Houses" (insbesondere in der dahingehend generell geschätzten Zeit im Oktober) ja so großer Beliebtheit – ebenso wie aufwändige Events wie z.B. "Haunted Hayride" oder "Dark Harbor" (welche mir in Los Angeles übrigens beide sehr gefielen) sowie creepy-ausgeklügelte immersiv-interaktive Veranstaltungen á la Darren Lynn Bousman´s "the Tension Experience"…
Von "Fear, Inc." erhofft sich Joe eine Art "Live-Action-RPG/ARG" (Role-playing Game bzw. Alternate Reality Game) mit ihm im Zentrum: Nicht bloß passives Konsumieren – sondern aktives Partizipieren. In diesem Sinne genießt er das Ganze (bis hin zur sexuellen Erregung) – begeht sogar absolut bewusst Klischee-hafte Fehler (wie etwa die Terrassentür nicht abzuschließen), um die Jagd auf ihn nicht auszubremsen und sich selbst mal in genau dieser speziellen "Horror-Trope-Rolle" wiederfinden zu können. Er hat Spaß daran, Anspielungen zu erkennen und auf diese hinzuweisen: U.a. erinnert eine an eine Wand geschriebene Botschaft an "the Shining" sowie ein Mord an einen aus "Friday the 13th" (etc.). Es ist erst als Joe in einer "Saw"-esk arrangierten Situation die Vorgabe auferlegt erhält, Ben mit einer Kreissäge und Zange "zu bearbeiten", um auf diesem Wege Lindsay´s Leben zu retten, dass er wahrhaft in Betracht zu ziehen anfängt, es wohlmöglich doch nicht nur mit Fun zu tun zu haben…
Um ihre verheißungsreich-coole Basis-Idee auf "Feature Film"-Länge zu bringen, haben sich Barnett und Regisseur Vincent Masciale ("Count to 10") evident von Werken wie "Scream", "the Final Girls" und "Cabin in the Woods" inspirieren lassen und sich für eine selbstreferentielle Herangehensweise entschieden. Humorvoll wird den Figuren im Einstiegs-Drittel eine Menge Aufmerksamkeit gewidmet – im Zuge dessen wir einen ordentlichen Eindruck von Joe´s Persönlichkeit und seinem unbeschwert-lockeren Umgang mit Ben vermittelt erhalten: Im Prinzip wie Brüder, sind sie enge Freunde, die sich seit ihrer Jugend das betreffende Interesse teilen und viel zusammen durchgemacht haben. Im Gegensatz zu manch anderem Streifen dieser Sparte kommen die Charakter-Zeichnungen hier zwar nicht zu kurz – doch hätte man sich diese (passabel amüsante) Phase im Vorliegenden zugunsten eines rascheren Einstiegs in den Thriller-Part der Handlung durchaus ein kleines Stück weit "gestraffter" gewünscht…
Zu letzterer Empfindung trägt ebenfalls bei, dass Joe an sich ein bloß bedingt sympathischer, mitunter unrelatable egoistisch agierender Typ ist, der nicht ernsthaft nach einem Job sucht, Lindsay zu einem Date an einen strickt nach seinen Vorlieben gewählten Ort ausführt, bereits nachmittags mit dem Trinken loslegt, am Abend dann in den Wagen seines "Uber"-Fahrers kotzt sowie darüber hinaus auch weitere Drogen konsumiert. In Kombination mit der Performance Lucas Neffs ("Low Life") – welcher ihn trotz allem (überwiegend in einem rot-grünen Freddy-Krueger-Pullover gekleidet) Vorgaben-gemäß ordentlich portraitiert – mutet Joe insgesamt schon ein wenig "anstrengend" an. Lindsey zahlt die Rechnungen, steht ihm bei und will ihn endlich wieder zufrieden sehen – hat eigentlich aber (zumindest meiner Meinung nach) jemand Besseres verdient. Obgleich vom Skript her unterfordert, fällt Caitlin Stacey ("Smile") immerhin mit ihrem Charme, umwerfenden Aussehen und entzückenden australischen Akzent positiv auf…
An Chris Marquette ("Bad Country") und Stephanie Drake (TV´s "Mad Men") als das "Sidekick-Pärchen" Ben und Ashleigh hatte ich nichts auszusetzen – und es ist eine erfreuliche Sache, dass die vier Leads ergiebig miteinander harmonieren. Derweil ist Abigail Breslin ("Maggie") als das obligatorische "prominente Prolog-Opfer" mit von der Partie – ebenso wie Ashlynn Yennie ("the Scribbler"), Scott Gabelein ("Paradox Alice") und Dean Cates ("Pod") aus dem ursprünglichen "Short". Ausgefüllt werden die Cast-Reihen schließlich noch von einigen "vertrauten B-Movie-Gesichtern" – unter ihnen Ronnie Gene Blevins ("Death Wish"), Mark Moses (TV´s "the Last Ship"), Patrick Renna ("the Sandlot") und Naomi Grossman ("the Chair") sowie Richard Riehle ("3 from Hell") als engagiertes Mitglied der Nachbarschafts-Wache. Subtilität braucht man sich bei "Fear, Inc." indes nicht zu erhoffen – und das weder im Bereich der Dialoge und Hommagen noch bei der grundsätzlichen Rollen- und Plot-Ausgestaltung…
Nach einigen mal mehr, mal minder vergnüglichen "Slacker-Momenten" und Streichen mit Joe im Mittelpunkt nehmen die "Bedrohlichkeiten" im Verlauf anwachsend zu: Es wird erörtert, ob das Widerfahrene denn nun echt oder nur eine makabre Dienstleistung des kontaktierten Unternehmens sei, man verbirgt sich vor den "Home Invadern" und Joe muss auf seine "Survival Skills" zurückgreifen, welche er sich ja rein aus Filmen abgeschaut hat – während sich die gerufenen Cops nicht blicken lassen. Ob die sich um sie herum häufenden Grausamkeiten fake sind und was es mit allem so auf sich hat: Da obliegt es dem Publikum, das zu erahnen, Hinweise zu erspähen – oder einfach das Ende abzuwarten. Natürlich werden Informationen gezielt zurückgehalten und gibt es verschiedene damit verbundene Offenbarungen und Wendungen – was das Entstehen von Vorhersehbarkeit und Langeweile vorteilhaft verhindert; auch wenn diese "Twists" und Entwicklungen nicht immer allzu glaubwürdiger Beschaffenheit sind…
Alles in allem mangelt es der Vorlage leider an Cleverness und "Pfiff": Zunehmend werden Terror und Gewalt dominanter gegenüber Humor und Selbstironie – ohne dass dabei aber etwas herausragend witzig, spannend oder "niederschmetternd" (siehe erneut "the Game") daherkommt. Zudem fallen einem einige Ungereimtheiten auf, ist das Wiederauftauchen einer bestimmten Person arg implausibel und hätte dem Streifen eine 80-minütige Spieldauer gewiss einen Zacken besser gestanden als seine jetzige eineinhalb-stündige. Masciale und Cinematographer Shan Liljestrand ("Anderson Falls") haben die sich vorrangig in und um dem schicken Zuhause Joes und Lindsays entfaltende Geschehnisse anständig in Szene gesetzt und bebildert, der Score Dustin Morgans ("Painkillers") erfüllt seinen Zweck solide und mit dem finalen Ausgang (nach einigem Hin&Her) konnte ich durchaus so leben – allerdings wusste "Fear, Inc." sein immenses Potential im Ganzen einfach nicht genügend auszuschöpfen; was entsprechend ziemlich schade ist…
gute