Die Tage habe ich mal meinen OPPO UDP-203 4K Player und einige 4K Ultra-HD Blu-ray Discs mit zu einem Kumpel genommen und wir haben das ganze mal gegen gekaufte in 4K gestreamte Filme bei iTunes getestet. iTunes gilt ja in Punkto Streaming-Qualität als der Anbieter, der hier das beste Ergebnis abliefert - zumindest von den Diensten, die allgemein verfügbar sind. Deswegen fiel unser Hauptaugenmerk auf dieses Streaming-Angebot.
Getestet haben wir mit folgender Hardware.
- Sony VPL-XW5000ES - 4K UltraHD HDR Beamer
- 120" (305cm) Elite Screens DayWalker AEON Rahmenleinwand
- Denon AVC-X3800H 9.4 AV-Verstärker
- Monitor Audio Silver Cinema 5.1 Lautsprecher (2x 300 7G Front, C250 7G Center, 2x FX 7G Dipol Surrounds, W-12 6G Subwoofer)
- OPPO UDP-203 4K Player
- Apple TV 4K Player
Beim Apple TV haben wir im Developer-Modus die zusätzlichen Streaming-Informationen aktiviert, die neben Bandbreite auch Bild- und Ton-Datenrate mit anzeigen - How to Unlock Detailed Streaming Statistics on the Apple TV. Der Oppo kann diese Informationen durch einen langen Druck auf die Info-Taste anzeigen.
Wir hatten eigentlich keine allzu eklatanten Unterschiede erwartet. Klar, die Disc dürfte minimal besser klingen und aussehen. Aber im Großen und Ganzen sollten die Inhalte schon vergleichbar sein. Aber boy oh boy, wurden wir überrascht!
Folgende Filme im englischen O-Ton kamen bei dem Test zum Einsatz.
- Aquaman
- Ready Player One
- Spider-Man: Into The Spider-Verse (Stream nur in Dolby Digital 5.1; sowohl bei iTunes wie auch Disney+)
- Top Gun: Maverick
- Dune
- Blade Runner 2049
- Ghost in the Shell (die ScarJo-Realverfilmung)
Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich sowohl von Disc als auch im Stream um Dolby Atmos Spuren. Die Wiedergabe erfolgte aber mangels Höhen-Lautsprechern in einem 5.1 Boxen-Setup.
Auf den 4K-Discs haben alle Tonspuren einen Dolby TrueHD 7.1 Kern, während der Kern bei den Streams lediglich in Dolby Digital Plus 5.1/7.1 verfügbar ist. Durch die Bank waren die Tonspuren im Stream mit 770 kbps kodiert - Ausnahme war hier die Dolby Digital 5.1 Spur von Spider-Man: Into The Spider-Verse, die bei Disney+ lediglich eine Datenrate von 256 kbps aufweist und bei iTunes knapp über 300 kbps.
Die Datenrate der Tonspur von 4K-Disc war hingegen dynamisch - abhängig vom Geschehen - und bewegte sich von minimal 2 Mbps bis hinauf zu 7 Mbps bei actiongeladenen Sequenzen. Im Schnitt lag die Datenrate aber meist bei 3,5 bis 4,5 Mbps. Gemäß Spezifikation für die Blu-ray wären hier sogar bis zu 18 Mbps möglich.
Auch macht der verwendete Kern der Tonspur einen großen Unterschied. Während es sich bei Dolby TrueHD ja um eine verlustfreie Komprimierung handelt, ist diese bei Dolby Digital Plus verlustbehaftet. Heißt, irgendwas muss weggelassen werden, um die entsprechenden (niedrigen) Datenraten zu erreichen.
Und dieser Unterschied in der Datenrate und Komprimierung macht sich bemerkbar. Und wie. Während im Stream feine und leise Details teilweise komplett untergehen, wie z.B. der pulsierende Effekt zum Beginn von Aquaman oder die Krähe, die in der Eröffnungssequenz mal zwischen dem Schlagen der Fensterläden und dem Donnergrollen zu hören ist, werden diese von Disc klar wahrnehmbar wiedergegeben. Apropos Donnergrollen. Von Disc sind einzelne Donner auch auf den Surrounds klar und präzise zu orten. Im Stream ist gerade auf den Rears, und das gilt über alle Testfilme hinweg, eher nur ein diffuser Soundbrei zu vernehmen. Der Subwoofer neigt im Stream auch zum Dröhnen und Wummern, während die Bässe von Disc knackig und prägnant sind.
Auch das erste Autorennen in Ready Player One ist von Disc ein echtes Highlight. Während die von Parzival eingesammelten Münzen von Disc in klaren und präzisen Münzklimpern resultieren, ist das im Stream weniger ausgewogen. Und während Aech mit den Kreissägen an seinem Pickup nicht nur mitten durch seine Gegner sondern auch mitten durch den Hörplatz donnert ist das im Stream nach wie vor unscheinbar. Und spätestens als dann King Kong auftaucht, bebt der Subwoofer - von Disc, präzise und klar, im Stream wieder nur eher dröhnend und breiig.
Bei Top Gun: Maverick spannt Kenny Loggins’ Danger Zone in der Eröffnungssequenz von Disc eine wunderbare Bühne auf, untermalt von den knackigen Sounds des Geschehens an Deck des Flugzeugträgers. Und die Durchführung des Auftrags mit dem Flug durch die Schlucht, dem Abschuss des Ziels und der Flucht aus dem feindlichen Gebiet ist von Disc eine wahre Offenbarung, während im Stream alles limitiert in der möglichen klanglichen Bandbreite klingt. Vergleichbar in etwa, als würde man sich ein Kissen über die Ohren halten.
Die Dynamiksprünge die hier im Ton von der Disc möglich sind machen auch das leise Hören des Films zum Vergnügen, während man beim Stream immer wieder dazu neigt, die Lautstärke nach oben zu korrigieren. Was bei tonaler Action dann in noch mehr Wummern des Subwoofers resultiert.
Beim Bild sind die Datenraten, die man präsentiert bekommt, abhängig vom Bildseitenverhältnis des Films. Bei 2,39:1 (Cinemascope) mit großen schwarzen Balken oben und unten gibt es eben auch weniger Inhalt als bei 1,85:1 (Academy Standard). Fun-Fact, Apple kodiert bei Cinemascope-Filmen das Bild auch nur mit 3840 x 1600 Pixeln, was dem dargestellten Bild ohne schwarze Balken entspricht. Während auf Disc immer das ganze Format, also inklusive schwarzer Balken, mit 3840 x 2160 Pixeln kodiert ist. Das Spektrum im 4K Stream reicht hier bei iTunes von rund 13 Mbps bis hinauf zu 30 Mbps, eine höhere Datenrate konnten wir während unseres gesamten Tests nicht sehen. Die Datenrate ist dabei immer relativ konstant und schwankt nicht. Disney+ und Netflix verhalten sich hier nach einem kleinen Quercheck genauso. Anders auf 4K Disc. Hier bewegt sich die Datenrate durchschnittlich bei rund 50 bis 60 Mbps, ist aber hochgradig abhängig vom Geschehen auf der Leinwand. Bei Ghost in the Shell konnten wir Datenraten über 115 Mbps sehen und bei der statischen Texteinblendung zu Beginn von Top Gun: Maverick sank die Datenrate auf unter 1 Mbps.
Qualitativ macht sich das auf Disc in einem deutlich klareren, ruhigen und filmischen Bild bemerkbar. Feine Strukturen - wie z.B. der Untergrund/Straßenbelag im Rennen bei Ready Player One - sind für die Disc kein Problem. Und auch die zahlreichen Radar-Screens und Heads-Up-Anzeigen in Top Gun: Maverick sind von Disc einfach schärfer und präziser. In Close-Ups sind von Disc feinste Fältchen und Poren auf den Gesichtern einwandfrei zu erkennen. Der Stream filtert und komprimiert hier einige Details einfach weg. Hier macht sich im direkten Vergleich die teilweise fast vierfache Datenrate einfach bemerkbar.
Von Disc war das HDR-Bild auch minimal heller als im Stream. Das macht sich insbesondere bei dunklen Szenen positiv bemerkbar, wie z.B. das Auftauchen des Sandwurms am Ende von Dune.
Wie eingangs schon erwähnt, hatten wir eigentlich ein relativ enges Rennen erwartet. Aber gerade beim Ton sind die hörbaren Unterschiede eklatant! Man muss sich das einfach mal vor Augen halten, dass man hier auf Disc oft die viereinhalb bis neunfache Datenrate gegenüber dem Stream bekommt!
Und nur mal so zum Vergleich und zur technischen Einordnung. Eine Dolby Digital 5.1 Spur war bei Einführung der DVD Ende der 1990er Jahre meist mit 448 kbps kodiert - mehr geht imho gemäß DVD-Spezifikation für Dolby Digital auch nicht. Mit Einführung von DTS als weiteres Tonformat waren hier dann bis zu 768 kbps möglich. Und auf diesem Niveau bewegen wir uns auch 25 Jahre später bei Streams noch immer!
Das auch für uns in dieser Deutlichkeit überraschende Fazit kann nur lauten, wer ein einigermaßen passables Heimkino zur Verfügung hat und dieses bestmöglich nutzen möchte, der kommt aktuell an physischen Medien wie der 4K Ultra-HD Blu-ray nicht vorbei! Braucht man deswegen alles auf Disc? Nein, natürlich nicht, aber mehr Spaß im Heimkino macht es allemal.