Entstehungsdaten:
USA 2002
Regie:
Chet Thomas
Darsteller:
Danny Trejo
Frank Grillo
Link zum Kurzfilm
Nach dem 1999er Amoklauf an der Columbine High School kamen Chet Thomas und Darrin Fletcher auf die Idee, einen Nonprofit-Workshop ins Leben zu rufen, um an einer Karriere im Film-Geschäft interessierten Pre-College-Schülern die Chance zu bieten, in diesen Bereich mal "aktiv reinzuschnuppern" sowie die Teens auf jenem Wege nach Möglichkeit dahingehend "zu inspirieren". Ersterer war zuvor schon bei Werken wie "Invasion of Privacy" als Location Scout tätig gewesen – letzterer vorrangig als Storyboard Artist, u.a. bei "the Sandlot"…
Vom Utah State Office of Education erhielten sie ein kleines Budget für das "Sneak on the Lot" genannte Vorhaben genehmigt – womit sie kurzerhand in Salt Lake City loslegten, wo beide ansässig waren. Die Kollaboration aus Kids, Lehrern und Profis aus der Branche fand sogleich großen Anklang bei allen Mitwirkenden – woraufhin es Thomas und Fletcher auf genau dieser positiven Grundlage schließlich sogar gelang, die Unterstützung von DreamWorks, Universal und Panavision für einen besonderen Durchgang des Programms zu gewinnen…
Unmittelbar nach den Dreharbeiten zu "Minority Report" – bei denen Thomas als Assistent von Production Executive Steven R. Molen fungierte – gewährte man ihm und seinen Projekt-Beteiligten im August 2001 die Nutzung eines Teils des "Universal Studios Backlots" – worüber hinaus sich auch einzelne aus den Reihen der Besetzung und Crew eben jenes Steven Spielberg Blockbusters zur Partizipation bereit erklärten – unter ihnen Set Designer Luke Freeborn, Casting-Dame Sande Alessi und Schauspieler Frank Grillo…
Statt für Video-Kameras entschied man sich dieses Mal für 35mm, als Hauptdarsteller kam Danny Trejo mit an Bord, Fletcher steuerte das Skript bei und Thomas übernahm die Regie – was für die zwei jeweils ihr Debüt in den betreffenden Tätigkeitsfeldern markierte. Entstanden ist dabei ein (ohne Credits) rund 13-minütiger "Short" mit dem Titel "Simplicity", der sich in einem Städtchen in einem unbenannten mittel- oder südamerikanischen Land entfaltet, in welchem die Bevölkerung unter der Tyrannei einer Militär-Herrschaft leidet…
Wie wir in Gestalt punktuell zwischengeschnittener, in bläulich-kühlen Farbtönen gehaltener Sequenzen aufgezeigt bekommen, versetzt ein General (Grillo) die in der Gegend Ansässigen durch das gewalttätige Ausüben seiner Macht (u.a. via brutale Verhöre und Hinrichtungen) in Besorgnis und Angst. Es ist eines Tages, dass ein rechtschaffener örtlicher Barbier (Trejo) von einer Frau, deren Mann zuvor verschleppt worden war, darum angefleht wird, den General doch bitte "zum Wohle des Volkes" zu töten, wenn jener das nächste Mal bei ihm einkehrt…
Schon in der Vergangenheit hatte der Barbier Menschen geholfen – Verfolgte bspw. bei sich im Hinterzimmer verborgen – doch da er eigentlich ein von Natur aus friedfertiger Mann ist, steht er nun vor einem moralischen Dilemma. Und dann geschieht es, dass sich die besagte Gelegenheit ergibt: Um sich rasieren und die Haare trimmen zu lassen, betritt der General den Laden. Seine Anwesenheit macht die anderen Wartenden zunehmend nervöser, so dass sie nach und nach entschwinden, bis nur noch der Dienstleister und sein Kunde zugegen sind…
Der General bewundert die zur Schau gestellte Ordnung und Professionalität – ebenso wie den vermittelten Stolz im Hinblick auf sein Handwerk: Die akkurat aufgereihten Materialien, strahlend weißen Handtücher und sein Streben nach einem hochwertigen Ergebnis. Er merkt an, dass sie sich in mancherlei Beziehung da sehr ähnlich seien. Derweil blitzen vor dem "inneren Auge" des Barbiers einige der Taten auf, die dieser Mann zu verantworten hat, an dessen Kehle er nun ungehindert mit seiner Klinge heran kann…
Im Laufe der Jahre hat der Barbier sein Können verfeinert und sich (auch dank seiner generellen Hilfsbereitschaft) einen geachteten Ruf erworben. Seine kleine Friesur-Stube ist fern von modern eingerichtet – vermutlich hat sich seit seiner Jugend in ihr kaum etwas verändert. Durch die Ansiedlung der Geschehnisse in einer provinziellen Region eines Entwicklungslands könnte sich "Simplicity" gleichermaßen gut in den Siebzigern wie zu Zeiten seiner Entstehung abspielen – die entsprechenden Sets und deren Requisiten-Ausstattung überzeugen…
Unmittelbar zu Beginn etabliert eine gefallend gefilmte Outdoor-Szene kurz die Umgebung, bevor der Laden fortan zur primären Location wird. Im Gegensatz zu den erwähnten "Cutaways" ist die Farbgebung im Innern von den warmen Tönen der hell draußen strahlenden Sonne geprägt: Dieser bewusst arrangierte Kontrast trägt dienlich zur jeweils anvisierten "Atmosphäre" bei. Ergänzt wird das zusätzlich durch eine stimmige, gemäß des geographischen Kultur-Kreises "traditionelle" instrumentale Musik-Untermalung…
Suspense wird aus der Frage heraus erzeugt, ob der Barbier wirklich dazu in der Lage ist, den General zu töten. Während er ihm die Haare wäscht sowie ihm mit Schere und Messer ganz nahe ist, malt er sich aus, wie leicht es für ihn wäre, diesem Tyrannen und Mörder das Leben zu nehmen. Eine Sünde wäre es dennoch – sowie ein gravierender Bruch seiner bislang immerzu festen Überzeugung hinsichtlich der Anwendung von Gewalt. Die Tat würde schwer auf seiner Seele lasten – allerdings für viele andere ein großer Segen sein…
"Simplicity" integriert aber auch noch weitere Faktoren, die einen gespannt auf den letztendlichen Ausgang machen – wie z.B. warum der General eigentlich allein beim Barbier auftaucht, obgleich er wohlmöglich davon Kenntnis besitzt, dass ihm dort Gefahr droht. Eingangs wird gezeigt, wie er ihn auf dessen Weg zur Arbeit beobachtet: Weiß er eventuell von seinen "rebellischen Handlungen", so dass er seine Männer nun (sich seiner selbst sicher) irgendwo in der Nähe positioniert hat; auf ein Zeichen oder Befehl zum Zugriff wartend?
Zweifelsohne hat der General Verachtenswertes getan – doch haben Fletcher und Thomas ihr Werk in Bezug auf seine Figur nicht bloß strikt "Schwarz/Weiß" gestaltet: Das fängt allein schon damit an, dass eine neben ihm wartende Frau sich noch unbehaglicher in seiner Gegenwart fühlt, weil sie glaubt, er würde ihr in ihren Ausschnitt schauen – während er in Wahrheit aber an ihr vorbei hinab zu einem ihn anlächelnden Kind blickt – worauf im Zuge des zentralen 1:1-Gesprächs da noch wesentlich konkretere Dinge preisgegeben werden…
Die Performances von Danny Trejo ("Zombie Hunter") und Frank Grillo ("Mother´s Day") gehen beidesamt in Ordnung – was ebenso auf die Bebilderung Tristan Whitmans (TV´s "the Abolitionists") sowie Chet Thomas' Regie zutrifft. Grundsätzlich passt das Pacing sowie die in der begrenzten Laufzeit gebotene "inhaltliche Dichte" der erzählten Geschichte und sind mir einzelne Momente und Shots (unter ihnen die Art der Landung eines herunterfallenden Rasiermessers auf dem Boden) besonders zusagend in Erinnerung geblieben…
Zwar wirkt das Editing bei bestimmten bedeutsamen Offenbaren im Rahmen des "ambivalent-dramatischen Finales" so, als hätte man es durchaus etwas besser hinbekommen können – doch alles in allem vermochte mich "Simplicity" brauchbar zufrieden zu stellen. Für die an dem Workshop Beteiligten war es mit Sicherheit eine tolle Erfahrung – worüber hinaus sich die Mormonen Fletcher und Thomas später dann auch noch über zwei Preise beim 2002er "Church of Jesus Christ of Latter-day Saints Film Festival" freuen konnten…