Entstehungsdaten:
USA 1986
Regie:
Sheldon Lettich
Darsteller:
Frank Dux
Brian Thompson
John Scott Clough
Phillip Rhee
Link zum Kurzfilm
Basierend auf einer ursprünglichen Passage des von ihm verfassten Theater-Stücks "Tracers", die sich im Zuge der Fortentwicklung jenes Projekts jedoch als zu aufwändig und unpraktisch für eine Bühnen-Darbietung erwies, handelt es sich bei dem hier nun zur Besprechung vorliegenden, ohne Abspann knapp 15-minütigen Kurzfilm "Firefight" um das Regie-Debüt Sheldon Lettichs. An zwei langen Wochenenden im Sommer 1983 auf einem Gelände-Abschnitt der Camp Pendleton Marine Corps Basis im Süden Kaliforniens realisiert, zog sich die darauf folgende Post-Production-Phase jedoch ganz bis ins Jahr 1986 hin – und das hauptsächlich aufgrund mangelnder "finanzieller Ressourcen"…
Selbst im Anschluss daran kam es allerdings zu keiner Veröffentlichung des Werks. Stattdessen gab es einzelne Cast&Crew-Screenings, erhielten die Beteiligten jeweils eine VHS-Kopie und nutzte Lettich das Geschaffene u.a. als "Demo Reel" innerhalb der Branche. So z.B. schickte er Sylvester Stallone ein Exemplar, als er hörte, dass jener einen Co-Autoren für "Rambo III" sucht: Mit Erfolg! Bei den Danksagungen in den Credits fallen einem zudem Sam Raimi und Bruce Campbell ins Auge, die er im Rahmen der Entstehung von "Thou shalt not kill... except" kennenlernte: Sie mochten den "Short" – welchen Raimi eines Tages dann mal Dino und Rafaella De Laurentiis zeigte; was wiederum eine Kontaktaufnahme mit Lettich bewirkte…
In den Achtzigern war Lettich mit einem Herrn namens Frank Dux befreundet: Einem "Veteran of Foreign Wars", der obendrein für die CIA tätig war sowie in gewissen Kreisen als eine "Martial Arts Legende" galt. In Addition dazu hegte Dux damals Ambitionen, Schauspieler zu werden. Da passte es gut, dass "Firefight" im Vietnam-Krieg angesiedelt daherkam – und so schusterte ihm Lettich eine der zentralen Rollen zu. Dux erzählte ihm viele Geschichten aus seiner Vergangenheit – unter ihnen eine von seiner 1975er Teilnahme an einem ebenso brutalen wie geheimen, alle fünf Jahre stattfindenden Fight-Turnier auf den Bahamas: Das Kumite – welches er als erster "Westerner" gewann und bei dem er gleich mehrere Rekorde aufstellte…
Dux´s Ausführungen wurden bereits 1980 in einem Artikel der angesehenen "Black Belt"-Zeitschrift thematisiert und begeisterten Lettich so sehr, dass er auf ihrer Basis ein Skript schrieb, welches Newt Arnold schließlich für "Cannon Films" umsetzte: "Bloodsport". Aus dem Projekt ging eine ersprießliche, in der Zeit danach seitens verschiedener Kollaborationen geprägte Freundschaft der beiden mit Hauptdarsteller Jean-Claude van Damme hervor, der später bspw. bei Lettich´s Regie-Arbeiten "Lionheart", "Double Impact", "the Order" und "the Hard Corps" die jeweiligen Lead-Parts verkörperte. Des Weiteren drehte Lettich "Only the Strong" mit Mark Dacascos, "Perfect Target" mit Daniel Bernhardt und "the Last Patrol" mit Dolph Lundgren…
Dux indes war u.a. als Kampf-/Stunt-Choreograph bei "Bloodsport", "Lionheart" und "Only the Strong" mit von der Partie. Die Sache ist bloß, dass er seither (nicht nur als Ergebnis umfangreicher Recherchen) als ein übler Lügner und Betrüger entlarvt wurde, was seinen Lebensweg sowie seine sportlichen und beruflichen Errungenschaften betrifft! So war er in Wahrheit etwa nie in Übersee stationiert und hat nie hohe militärische Auszeichnungen erhalten (Stichwort: "Stolen Valor"). Bis heute gibt es zwar noch immer Leute, die Dux glauben und verteidigen – ohne aber konkrete Beweise vorlegen zu können – während er sich in diverserlei Hinsicht selbst schon mehrfach korrigieren sowie vor Gericht geschlagen geben musste…
Zumindest sind seine "Storys" kreativ: Zum Beispiel hätte er mal ein Mord-Komplott vereitelt, dem Steven Seagal zum Opfer fallen sollte, und würde er sich nicht mehr im Besitz eines ihm beim Kumite (angeblich) überreichten zeremoniellen Schwerts befinden, da er jenes verkauft hätte, um mit dem Geld die Freiheit einer zuvor von philippinischen Piraten entführten Gruppe Waisenkinder zu sichern! Nun aber genug von Dux und seiner ausufernden Fantasie – zurück zu "Firefight": Letztlich dauerte es bis März 2023, bis der Kurzfilm "frei zugänglich" gemacht wurde – und zwar als Lettich dem "Viking Samurai"-YouTube-Kanal (im Zusammenhang mit dem Erscheinen seiner Biographie) eine 2K-Restauration zur Verfügung stellte…
Eröffnet wird mit Archiv-Aufnahmen aus dem Vietnam-Krieg sowie einem Voiceover, durch das man von einem Ort erfährt, den die Soldaten damals "Helicopter Valley" genannt hatten, nachdem der Vietkong dort an einem einzigen Tag neun US-Hubschrauber abzuschießen vermochte. In der Realität war es allerdings so gewesen, dass die Amerikaner am 15. Juli 1966 in dem betreffenden Tal (im Rahmen der "Operation Hastings") insgesamt bloß vier Maschinen verloren – wobei aber nur einer "vom Himmel geholt" wurde; wogegen zwei beim Absetzen ihrer Fracht miteinander kollidierten sowie ein weiterer beim Verfehlen der Landezone in die angrenzenden Bäume geriet. Merkwürdig und schade, dass Lettich da nicht akkurater war…
Zudem berichtet der Erzähler, dass zwei Monate seither vergangen seien sowie er innständig hoffen würde, für niemanden einen "MedEvac"-Luft-Transport aus diesem noch immer nicht gesicherten Gebiet anfordern zu müssen. Unabhängig sowohl der erwähnten "historischen Freiheiten" als auch der Tatsache, dass das Publikum umgehend verraten bekommen hat, worauf das Folgende nun hinzusteuern wird, ist der Einstieg eigentlich ein recht "atmosphärischer": Einem wird jener harte, verlustreiche militärische Konflikt in Erinnerung gerufen sowie eine Bedrohung etabliert – bevor der Song "Good Christian Soldier" erklingt, der u.a. dank seiner Lyrics und Joe Turano´s Stimme hervorragend zu dem betreffenden Feeling beiträgt…
Parallel dazu geschieht die Einführung der im Fokus stehenden Marines (unter ihnen: Dux, John Scott Clough, Seth Kaufman und Brian Thompson), welche auf einer Anhöhe ihre Deckungs-Löcher ausgehoben haben und sich gerade einige ihrer wenigen "ruhigen Augenblicke" mit solchen Dingen wie Push-ups, Lesen sowie dem Posieren für Fotos vertreiben. Seine Darsteller ließ Lettich ihre "Foxholes" übrigens selbst graben, da er keine Crew dafür besaß und er jene so obendrein "besser in ihre Rollen hineinbringen" konnte. Plötzlich jedoch wird einer der Männer von einer Kugel erwischt – im Bereich seines Gesäßes – wonach stracks per Funk um eine Evakuierung des Verwundeten via Helikopter gebeten wird…
Diese Entscheidung kam mir nur bedingt glaubwürdig vor, muss ich sagen. Der Leidtragende scheint keineswegs in Lebensgefahr zu schweben – blutet etwa nicht allzu stark, schreit nicht vor Schmerzen und redet ganz normal mit seinen Kameraden. Würde man in einem solchen Fall (1 Person; Fleischwunde; Feinde in der Nähe) wirklich ein Ausfliegen verlangen bzw. genehmigt erhalten? Nunja, zusätzlich zu dieser Situation wird der kleine Trupp auf einmal auf eine andere Einheit aufmerksam, die sich "offen" (ungeschützt sowie in einer zu dichten, nicht über die Fläche verteilten Gruppe) über einen Bergkamm auf sie hinzubewegt – offenbar unter dem Kommando eines unerfahrenen Lieutenants. Ein leichtes Ziel für den Gegner…
Im Grunde hilflos müssen sie mit ansehen, wie der Angriff einsetzt – Projektile und Granaten auf die Soldaten niedergehen und einige von ihnen sterben. U.a. abwägend, ob sie ihre Stellung verlassen und eingreifen sollten, beschreiben und kommentieren sie viele der da nicht unweit ihrer Position (mitunter "off Screen") passierenden Ereignisse und Entwicklungen – was bei mir wiederum unweigerlich den Gedanken "Show, don´t tell!" heraufbeschwor. Es ist just dann, dass der ersehnte Hubschrauber auftaucht – einer vom Typ CH-46, welchen Camp Pendleton zu den Dreharbeiten beisteuerte – allerdings muss jener seine Landung prompt wieder abbrechen, als er unter Beschuss gerät sowie der Vietkong mit der Erstürmung des Hügels beginnt…
In so ziemlich jeder Hinsicht ist "Firefight" ein unverkennbares "Produkt der '80er" – was dem Streifen zwar einen gewissen "Nostalgie-Bonus" verleiht – sofern man Affinität für Genre-B-Movies jener Dekade aufweist – ihn an sich aber nicht vor Kritik schützt. Ansprechend fand ich bspw. den "grainy-unreinen Look" des 16mm-Bildmaterials, der von seiner Beschaffenheit her gut zur "Grittiness" des Gebotenen passt, bei welchem sich Lettich merklich darum bemüht hatte, ohne Patriotismus oder Pathos die "rohen Emotionen" der GIs (Verzweiflung, Aggression etc.) dem Betrachter gegenüber zu vermitteln. Da er selbst ein Jahr lang in jenem Krieg im Einsatz war, konnte er dabei aus eigenen Beobachtungen und Erlebnissen schöpfen…
Die schauspielerischen Leistungen sind indes "nicht gerade die besten". Unter den schwarz gekleideten sowie teilweise Strohhüte tragenden Vietkong-Kämpfern können Kundige die Gebrüder Phillip Rhee ("Best of the Best II") und Simon Rhee ("Universal Soldier") erspähen, für Brian Thompson ("the Extendables") war der Part seine erste Filmrolle überhaupt und die Performance von Frank Dux wirkt bisweilen ein Stück weit "zu gewollt". Amüsant fand ich, dass bei einer Szene mit ihm im Mittelpunkt ein Insekt lautstark brummend (direkt dicht an der Linse) quer durch die Einstellung fliegt – worüber hinaus man im Verlauf noch vereinzelte andere unfreiwillig komische Momente zu verzeichnen vermag…
Die Action erweckte bei mir Erinnerungen an Flicks von Roger Corman und Cirio H. Santiago aus jener Ära: Es wird wild rumgeballert und sich (als die Stellung der Marines überrannt wird) ebenso wüst geprügelt – werden Bajonette und Spaten als Waffen verwendet und durften die Rhee-Brothers gar ein paar Kicks präsentieren. Die arrangierten Explosionen sind gelungen, dem markanten Score Kevin Bassinsons ("Cyborg") gebührt Lob, die gewählte Location ähnelt tatsächlich prima dem im einleitenden "Stock Footage" zu sehenden Terrain und die Kamera-Arbeit von Lettich und Mike Danesky ist als "akzeptabel" zu werten – während Brett Laumann´s Editing jedoch öftermals "relativ holprig" geartet ist…
Inhaltlich hat der "Short" nicht viel zu bieten: Die Einbindung von "Friendly Fire" in die Handlung geschah vergleichbar banal wie alles im Hinblick auf den zweiten Trupp, mit den Charakteren fiebert man weder ernsthaft mit noch "berühren" einen ihre Schicksale und sind gewisse Logik-Schwächen nicht von der Hand zu weisen – wie warum die Soldaten häufig weitestgehend ohne sich um Deckung zu scheren auf der Anhöhe herumstehen oder sie dem ersten Schützen, der ihren Kameraden verwundet hat, keine wirkliche Beachtung schenken. Gespannt war ich zumindest darauf, ob es am Ende wohl einen bitteren oder eher positiven, das dramatische Ringen um die Luft-Evakuierung abschließenden Ausklang gibt…
Fazit: Durch die richtige "Brille" betrachtet, ist Sheldon Lettich´s "Firefight" ein recht netter Kriegs-Action-Kurzfilm aus den Achtzigern, bei dem das "Drumherum" im Prinzip aber interessanter als das Werk an sich ist – siehe z.B. die Dreistigkeit von Dux, in seinem 1996er Buch "the Secret Man: An American Warrior´s Uncensored Story" ein Foto von sich in Uniform (mit zwei Waffen "down in the Trenches") am Set dieses bei der Publizierung damals ja noch immer unveröffentlichten Streifens als einen Schnappschuss aus seiner (angeblichen) CIA-Zeit auszugeben…
gnädige knappe