Entstehungsdaten:
USA 2019
Regie:
Dan Berk
Robert Olsen
Darsteller:
Bill Skarsgård
Maika Monroe
Jeffrey Donovan
Kyra Sedgwick
Blake Baumgartner
Trailer
Nach "Body" (2015) und der 2016er "Stake Land"-Fortsetzung "the Stakelander" markierte "Villains" im Jahr 2019 die dritte Spielfilm-Regiearbeit des Duos Dan Berk und Robert Olsen. Auf einem von ihnen verfassten Drehbuch basierend – welches es zuvor sogar auf Hollywood´s renommierte "Black List" geschafft hatte – eröffnet diese comichaft-schwarzhumorige Thriller-Komödie in Gestalt eines Überfalls auf eine Tankstelle: Tiermasken tragend – Taube und Einhorn – gelingt es Mickey (Bill Skarsgård) und Jules (Maika Monroe) zwar, ein nettes Sümmchen zu erbeuten – allerdings haben sie im Zuge dessen nicht daran gedacht, ihren Wagen dort auch gleich mit aufzufüllen, so dass ihnen auf ihrer anschließenden Flucht nach einigen Meilen kurzerhand der Spritt ausgeht und sie in einem einsamen Waldgebiet zum Stillstand kommen…
Aktuell ist das Pärchen gerade inmitten des Ansteuerns "ihres Traums" – nämlich Florida zu erreichen, um dort sesshaft zu werden sowie an der Küste Muscheln zu sammeln und diese dann "mit hundert-prozentigem Gewinn" (bspw. an Touristen) zu verkaufen. Verbrechen verüben sie bloß, um die Fahrt zu finanzieren sowie nach Möglichkeit etwas "Startkapital" zur Verfügung zu haben. Sie sind weder besonders clever noch Drogen abgeneigt – von denen sie diverse in einer Tasche mit sich führen – doch lieben sie einander sehr, unterstützen sich gegenseitig und teilen sich die Hoffnung auf eine schöne gemeinsame Zukunft. Glücklicherweise für sie (in ihrer jetzigen Bredouille) können sie einen Briefkasten unweit ihrer Position erspähen – und diese Entdeckung führt sie wiederum zu einem Haus, das von der Straße aus so nicht einsehbar ist…
Wie es scheint, ist niemand daheim – worauf sie die Vordertür aufstemmen. In der Garage steht sogar noch ein Wagen – nur lässt sich der Schlüssel nirgends finden. Also wird der Plan angepasst: Benzin absaugen und damit ihren eigenen betanken. Sich nach einem Schlauch und Kanister umschauend, durchstöbern sie auch den Keller – in welchem sie auf einmal einem festgeketteten, schweigsamen Mädchen (Blake Baumgartner) gegenüberstehen. Als der akute Schreck überwunden ist, entbrennt stracks eine Diskussion über ihre weiteren Schritte, bei der Jules klar zum Ausdruck bringt, dass sie die Kleine definitiv nicht zurückzulassen bereit ist – bis ihre Überlegungen plötzlich von dem inzwischen unbemerkt wieder eingetroffenen Eigentümer-Ehepaar Gloria (Kyra Sedgewick) und George (Jeffrey Donovan) unterbrochen werden…
Über ihre Sprechweise und äußeren Erscheinung hinaus, wirken letztere von ihrer ganzen Art her so, als würden sie in den 1960ern oder '70ern leben – was ihre Inneneinrichtung 1:1 widerspiegelt: Für jene Ära typische Tapeten und Bilder an den Wänden, ein altes Röhren-TV-Gerät, Möbel in orange- und gelbfarbenen Tönen (etc.) – lobenswert kreiert von Produktions-Designerin Annie Simeone ("Braid") und Set-Dekorateurin Lisa Green ("BlacKkKlansman"). Alles sieht kuratiert sowie perfekt erhalten bzw. gepflegt aus. In solcherlei Hinsichten strebt "Villains" beileibe keinen Realismus an: Zum Beispiel waren Gloria und George in der Zeit, als dieser Stil modern war, bestenfalls Kinder – Sedgewick und Donovan sind Jahrgang 1965 und '68 – während ihre "American Values" eher aus den Fünfzigern hervorgegangen zu sein scheinen…
Da Mickey eine Pistole hat und George ein "Salesman" ist, wird postwendend zu verhandeln begonnen: Ein Involvieren der Cops wäre für keinen von ihnen von Vorteil – außer für das Mädchen im Keller; welches Jules unter allen Umständen zu befreien gedenkt. Ohne Konkreteres zu verraten: Es dauert nicht lange, bis Gloria und George "die Oberhand gewinnen" und sich Jules und Mickey jeweils gefesselt wiederfinden – sie an ein Rohr im Untergeschoss sowie er an ein Bett im ersten Stock, wo Gloria ihn prompt "Burlesque-artig" zu verführen versucht. Eine Aneinanderreihung von taktisch-strategischen Abwägungen, Täuschungen und Manipulationen nimmt ihren Lauf – samt Flucht-Bemühungen, zu überwindende "Hindernisse", Fehlschläge, sich verändernde Dynamiken sowie auch des Aufkreuzens eines Police-Officers (Danny Johnson)…
Was als eine schräge "Bonnie and Clyde"-Variante seinen Anfang nimmt, entwickelt sich rasch hin zu etwas in der Richtung von "Raising Arizona" meets "the People under the Stairs". Ähnlich wie damals bei "Body", entfaltet sich "Villains" ebenfalls fast komplett im Innern eines Hauses: Für Abwechslung in der Beziehung ist dennoch gesorgt – u.a. durch bestimmte inszenatorische Entscheidungen, Matt Michell´s Kamera-Arbeit sowie die Ansiedlung der Geschehnisse in verschiedenen Zimmern. In unter 90 Minuten zieht das Werk kurzweilig an einem vorüber – wartet regelmäßig mit amüsant-kreativen Ideen (á la eine "Wäscheschacht-Kletter-Aktion" Jules' oder ein skurriles Essen) auf und hält einen zudem aufgrund der präsentierten Charaktere (inklusive der Eigenheiten ihrer Partnerschaften) sowie der sie verkörpernden Darsteller bei Laune…
Mickey und Jules sind nicht allzu pfiffig, stammen gewiss nicht aus den besten Verhältnissen, sind ambitioniert, aber naive, sowie reich an "Energie" – und das nicht nur, wenn sie "auf Koks" sind. Bestimmte Umstände lösen bei ihm mitunter schnell Stress aus – worauf sie ihn dann wiederum meist zügig wieder zu beruhigen vermag. Sich gut ergänzend, harmonieren sie ergiebig miteinander – was so gleichermaßen auf die zugehörigen Akteure Bill Skarsgård (Stephen King´s "It") und Maika Monroe ("TAU") zutrifft, deren "Chemie" sie einem sympathisch macht. Monroe hat dabei ein paar Facetten und Emotionen mehr darzubieten bekommen als ihr Screen-Boyfriend – welche sie gewohnt problemlos zu meistern in der Lage war. Man hat das Gefühl, die vier Stars hatten genau verstanden, was Berk und Olsen vorschwebte – und ihnen exakt das geliefert…
Gloria´s unerfüllter Kinderwunsch hat sie "psychisch geschädigt" – weshalb sie eine Puppe als ihren Sohn erachtet (und entsprechend behandelt) sowie George sie mit dem gekidnappten Mädchen eigentlich glücklich zu machen versucht hatte; was jedoch nicht geklappt hat, so dass die aktuelle Situation nun "ein Kompromiss" markiert. Seine Unsicherheiten verbirgt er hinter einer souverän aufgebauten "Fassade" aus Gefälligkeit und Gentleman-Charme – allerdings mit soziopathischen Tendenzen und einer geringen Hemmschwelle hin zur Anwendung von Gewalt. In Anbetracht ihrer Höflichkeit, Kleidung, Einrichtung, Ansichten und kräftigen Südstaaten-Akzenten geradezu "cartoonisch" wirkend, geben Kyra Sedgewick ("Big Sky") und Jeffrey Donovan ("Wrath of Man") ihre Parts jeweils mit unverkennbarer Spielfreude zum Besten…
Des Weiteren geht Blake Baumgartner (TV´s "City on a Hill") als wortkarge, von George stets 'Sweetiepie' genannte Entführte in Ordnung und absolviert Danny Johnson (TV´s "Luke Cage") einen amüsanten Auftritt als Cop. Während die Figuren in "Villains" bewusst "exzentrisch" gezeichnet wurden sowie in dem gebotenen akzentuierten Kontext des Streifens (u.a. im Bereich ihrer Motive und Empfindungen) glaubwürdig geraten sind, lässt einen die Story indes unweigerlich an "Don´t breathe" denken. In Interviews waren Berk und Olsen – welche für ihr nächstes Projekt ("Significant Other", 2022) übrigens gleich wieder Monroe als Lead casteten – immerzu offen darüber, dass ihr Film "das Rad" keineswegs neu erfinden würde. Unabhängig dessen sind alles in allem aber genügend Unterschiede zu etwaigen anderen Produktionen vorhanden…
Fraglos hätte manches besser ausgestaltet werden können – cleverer sowie vom Dargereichten her "intensiver" – doch hat mich das insgesamt in keinem gravierenden Maße gestört – ebenso wenig wie der "unebene Ton", der ständig zwischen unbehaglich-ernsten und schwarzhumorig-amüsanten Momenten wechselt. Speziell an dem gewählten Ende – welches mich persönlich (in variierter Form) an "True Romance" erinnert hat – dürften sich die Geister scheiden – bevor diese durchaus unterhaltsame, handwerklich kompetent realisierte, prima besetzte und gespielte quirky-schräge Thriller-Komödie schließlich von einer "rotzig-cool" animierten, mit Courtney Barnett´s Punk-Rock-Song "Pedestrian at Best" unterlegten Credits-Sequenz abgeschlossen wird, welche das "Comic-hafte" auch auf jenem Wege noch einmal unterstreicht…
knappe