Entstehungsdaten:
USA 2023
Regie:
Ben Ketai
Darsteller:
Leighton Meester
Adam Brody
Taran Killam
Olivia Swann
Eve Connolly
Trailer
Bei "River Wild" (2023) handelt es sich um ein Re-Imagining des nahezu gleichnamigen (mit einem vorangestellten the aufwartenden sowie in Deutschland unter dem Titel "Am wilden Fluss" veröffentlichten) Curtis Hanson Thrillers aus dem Jahr 1994, der damals weltweit mehr als 94 Millionen Dollar einspielte sowie (u.a. neben David Strathairn und John C. Reilly) die beiden A-Lister Meryl Streep und Kevin Bacon in den Hauptrollen aufzubieten vermochte – wogegen das aktuelle, hier fortan im Fokus stehende Werk mit einem wesentlich geringeren Budget direkt für den Heimkino-Markt produziert wurde; und das von "Universal 1440 Entertainment" ("Backdraft 2", "Doom: Annihilation", "Blade of the 47 Ronin", "R.I.P.D. 2: Rise of the Damned", "Welcome to Sudden Death" etc.). Erneut also mal wieder nicht unbedingt ein Film, auf den das Publikum ernsthaft gewartet hat – doch nach fast drei Dekaden sowie inhaltlich und stilistisch offenbar einen etwas anderen Pfad beschreitend, war ich durchaus dazu bereit, dem Streifen auf BluRay eine faire Chance zuzugestehen…
Von Mike Nguyan Le ("Patient Zero") und Ben Ketai ("30 Days of Night: Dark Days") co-verfasst sowie von letzterem auch in Szene gesetzt, reist in dieser Version der Geschichte eine junge Ärztin namens Joey (Leighton Meester) primär aus zweierlei Gründen für ein paar Tage aus der Großstadt zurück in ihre Heimat-Gegend im ländlichen Nordosten der USA: Zum einen, um sich in der abgeschiedenen Ruhe dort gewisse Gedanken hinsichtlich ihrer Zukunft zu machen – á la ob sie tatsächlich fürs Vollziehen der "nächsten Schritte" in der Beziehung mit ihrem derzeitigen Partner bereit ist – sowie zum anderen, um ihren Bruder Gray (Taran Killam) wiederzusehen, der einen kleinen Bootsverleih betreibt, bei welchem er obendrein selbst als River Guide im Rahmen angebotener Touren tätig ist. Von Anfang an wird einem bewusst, dass sie sich eine Menge bedeuten – ihr Verhältnis zueinander mitunter aber wohl ein recht holpriges war. Gemeinsam wollen sie nun einen Wildwasser-Rafting-Trip angehen – so wie früher – doch sind sie dabei nicht allein unterwegs…
Neben den zahlenden Kundinnen Van (Eve Connolly) und Karissa (Olivia Swann) ist ebenfalls noch Trevor (Adam Brody) mit von der Partie – welcher für Gray arbeitet, kürzlich erst auf Bewährung aus dem Gefängnis rausgekommen ist sowie die Geschwister schon seit ihrer Kindheit kennt. Während er sich sehr darüber freut, Joey mal wieder zu begegnen, erzeugt seine unerwartete Anwesenheit bei ihr indes leichtes Unwohlsein. Nichtsdestotrotz brechen sie plangemäß auf – zügige sieben Minuten nach Film-Beginn – genießen das entspannte Paddeln inmitten der Natur sowie das aufregende Meistern punktueller Stromschnellen-Passagen. Als es allmählich dunkel wird, suchen sie sich eine geeignete Stelle zum Übernachten – bauen ihre Zelte auf und unterhalten sich gutgelaunt am Lagerfeuer. Im Zuge dessen erfährt man ein wenig mehr über die Einzelnen – u.a. dass Gray ein trockener Alkoholiker ist – worauf sich Joey irgendwann zurückzieht und sich aufs Schlafen vorbereitet – bis ein lautes Rufen sie plötzlich aufschrecken lässt…
Zuvor waren Van und Trevor jeweils ein Stück weit in den Wald hineingegangen, um vorm Augenzumachen noch "auszutreten" – und nun ist er es, der die anderen eilig herbeibeordert, da sie gestürzt sowie mit ihrem Kopf auf einem Stein aufgeschlagen sei. Auf Anhieb registriert Joey die Dringlichkeit der Lage: Van hat eine Schädel-Fraktur erlitten, bei der ein Anschwellen des Gehirns rasch zum Tode führen kann. Leider funktioniert das Satelliten-Telefon nicht: Wie es scheint, sind die Akkus entweder defekt oder wurden sie nicht richtig aufgeladen – weshalb der Entschluss gefasst wird, unabhängig des hohen Risikos, nachts den Fluss zu befahren, genau das zu wagen, um so eine Ranger-Station einige Meilen weiter zu erreichen. Jede Minute zählt. Es ist in einem Moment, als Trevor gerade nicht zugegen ist, dass Van Joey auf einmal eröffnet, dass es aktiv seine Schuld gewesen sei – was sie im Folgenden vorläufig für sich behalten, da von allen vollste Konzentration erforderlich ist, um ihren Körper zu fixieren, sie ins Boot zu legen sowie in der Dunkelheit zu navigieren…
"River Wild" präsentiert bestimmte Gegebenheiten nicht strikt "schwarz oder weiß" geartet. Ist Trevor wirklich konkret (physisch) übergriffig geworden – oder ist Van bloß nicht auf sein "Anbaggern" eingegangen und dabei gestürzt; also verunfallt? Hofft er, dass sie es nicht rechtzeitig bis ins Krankenhaus schafft, damit ggf. niemand davon Kenntnis erlangt? Ihm ist ja nicht gewahr, dass sie und Joey bereits miteinander darüber gesprochen haben. Wer würde ihm seine Aussage abnehmen – die eines Ex-Knackis? Er hat große Angst davor, wieder ins Gefängnis zu müssen – ist sich im Unklaren, wie er reagieren (was er tun) soll. Aufgrund eines Kenterns zieht sich ihr Ankommen an dem angepeilten Ufer-Abschnitt in der Nähe der Hütte bis nach Tagesanbruch hin – doch ist Van noch am Leben und trennen sie nur noch einige hundert Meter von einem Funkgerät, mit dem sie einen Hubschrauber anzufordern gedenken. Trevor und Gray rennen los – Karissa und Joey bleiben an Van´s Seite. Mit jedem Schritt wächst Trevor´s Panik weiter an – weswegen er kurzerhand an Gray´s "Loyalität" appelliert…
Wie es sich herausstellt, wurde Trevor zu den drei Jahren Haft verurteilt, weil er ein Vergehen Grays auf sich genommen hatte, der damals in Drogen-Geschäften verstrickt war. Als Single hatte er das für seinen Freund – seines Zeichens Ehemann und Vater – getan. Im Gegenzug hatte Gray mit dem Dealen und Trinken aufgehört sowie ihm den Job gegeben, als er auf Bewährung freikam. Keinem außer den beiden ist das bekannt. Demnach basiert Joey´s anfängliches negatives Empfinden bezüglich seiner Person auf einer falschen Basis – und verfügt Trevor über ein Druckmittel, das er eigentlich nie nutzen wollte. Doch nun ist er verzweifelt. Gray verspricht, ihm beizustehen – allerdings gerät Trevor in Panik, als sie wenig später auf einen Ranger (Matt Devere) treffen: Die Situation eskaliert. Fortan bewaffnet sowie mit der Realisierung konfrontiert, dass es für ihn von jetzt an im Hinblick auf die Behörden keinen glimpflichen Ausgang mehr geben dürfte, fasst er den Plan, mit Gray und den anderen als Geiseln über die Grenze nach Kanada zu paddeln. Entsprechend entsetzt sind die Mädels…
Die zweite Filmhälfte bricht an. Joey ist enttäuscht von ihrem Bruder – dass er sich nicht gegen Trevor auflehnt – sowie sich unsicher, inwieweit sie ihm überhaupt noch trauen kann. Sie und Karissa suchen nach Möglichkeiten, wie man eventuell fliehen, unentdeckt andere auf sich aufmerksam machen, Trevor überwältigen oder zumindest an seine Pistole kommen könnte – während sein impulsives nichts-zu-verlieren-Verhalten u.a. Besorgnis erweckt, ob er sie denn tatsächlich "verschonen" wird, sobald sie das Nachbarland erreichen. Ja, in dieser Phase begegnen einem einige Genre-typische unclevere Entscheidungen sowie vereinzelte zum Augenrollen animierende Szenen – allen voran das voraussehbare Schicksal eines Wanderers – doch vermag der Streifen dennoch immer wieder ein ordentliches Maß an Suspense zu generieren bzw. aufrecht zu erhalten. Ohne "Leerlauf" durchaus Abwechslung sowohl auf dem Wasser als auch in der Umgebung des Flusses bietend – Flucht-Bestrebungen, Hetzjagden, Klippen-Sprünge etc. – wirkt die knapp 91-minütige Spieldauer optimal bemessen…
In "the River Wild" bemühte sich eine Mutter mit Leibeskräften darum, ihre Liebsten vor drei Straftätern zu schützen, auf welche die Familie zufällig traf – im Vorliegenden stammt die Gefahr aus der Gruppe selbst; ist kein Fremder dafür verantwortlich. Seit 2014 verheiratet sowie hier ja als Widersacher agierend, nimmt man Leighton Meester ("Date Night") und Adam Brody ("Promising Young Woman") ihre Parts jeweils in vollem Umfang ab: Meester´s Joey ist eigenständig, tough sowie einem ersprießlich sympathisch – und Brody gibt einen glaubwürdigen Baddie zum Besten, dessen Furcht vor einer weiteren Inhaftierung ihn in eine "Abwärts-Spirale" befördert sowie immer tiefer hinunterreißt. Vergleichbar prima verkörpert der ehemalige "Saturday Night Live"-Star Taran Killam ("Ted 2") den von seiner eigentlich hinter sich gelassen gewähnten Vergangenheit wieder eingeholten Gray. Generell überzeugen die drei Leads sowie die "Dynamiken" ihrer Charaktere untereinander – worüber hinaus Olivia Swann (TV´s "Legends of Tomorrow") und Eve Connolly ("Ravers") soliden Support beisteuern…
Anders als bei Hanson, der sich seinerzeit an dem Spannungs-Erzeugungs-Stil Alfred Hitchcocks orientierte, merkt man Ketai´s Werk klar den "Horror-Background" seines Schöpfers an, welcher im Rahmen seiner Karriere u.a. auch die Vorlagen zu "the Forest" und "the Strangers: Prey at Night" mitverfasst hatte sowie den Streifen unverkennbar düsterer und rauer gestaltet hat. Ohne wirklich Herausragendes zu offerieren, rufen Cinematographer Gevorg Gev Juguryan´s Bebilderung sowie Tristan Clopet´s Score nichtsdestotrotz keine Notwendigkeit zur Klage hervor: Die gewählten Dreh-Locations in Ungarn, Bosnien und der Slowakei stellen schöne Wald- und Fluss-Landschaften zur Schau und die zugehörigen natürlichen Geräusche (Vogel-Gezwitscher, das Plätschern oder Rauschen des Wassers etc.) tragen ihren Teil zur vermittelten "Atmosphäre" bei. Des Weiteren ist Ben Callahan´s Editing nie unübersichtlich geraten und sagte mir ein "Deliverance"-Joke direkt zu Beginn zu, als Joey´s Boyfriend zu ihr am Telefon meint: "And remember: If you hear a banjo playing – run!"
Sein schmales Budget ergiebig ausnutzend, kann man mit dem Action-Gehalt absolut zufrieden sein, ist nicht viel "Suspension of Disbelief" vonnöten und wird sogar eine Explosion herbeigeführt. Eine Parallele zum "Original" markiert indes eine besonders gefährliche Fluss-Passage zum Ende hin – Stromschnellen, Felsen und Wasserfall inklusive. Sobald die Existenz jener Erwähnung findet, ist selbstverständlich jedwede "Überraschung" dahin, wo sich das Finale wohl entfalten mag. Das ist jedoch "zu verschmerzen" – genauso wie die (bspw. von den gebotenen Dialogen her) eher durchschnittliche Skript-Qualität an sich: Die dramatischen, einem nicht egal seienden oder werdenden zwischenmenschlichen Konflikte gleichen das locker aus. Positiv zudem: Rund um den Showdown wussten mir noch verschiedene "Zuspitzungen" zu gefallen – speziell eine sich um eine erlittene Verletzung rankende – und saßen bei den meisten Rafting-Szenen die Stars höchstpersönlich im Boot, nachdem sie zuvor im olympischen Whitewater-Kanal in Liptovský Mikuláš entsprechendes Training erhalten hatten…
Alles in allem ist Ben Ketai´s "River Wild" ein angenehm straffer, unterhaltsamer Survival-Thriller: Ein zwar recht "oberflächliches", wohl aber kurzweiliges, kompetent gespieltes und realisiertes B-Movie, das sich überdies auch mehr als genug von Curtis Hanson´s "Am wilden Fluss" unterscheidet…
gute