Entstehungsdaten:
USA-GB 2023
Regie:
Jordan Gertner
Darsteller:
Sasha Luss
Wallis Day
Isabelle Fuhrman
Skai Jackson
Jack Kesy
Trailer
"Sheroes" ist eine Action-Adventure-Comedy aus dem Jahr 2023, die einen unweigerlich an Elizabeth Banks' "Charlie´s Angels" (2019) erinnert – nur dass dieser Streifen hier (neben weiteren Gegebenheiten) mit seinem 20 Millionen Dollar Budget weniger als die Hälfte gekostet hat sowie rated R for pervasive language, drug use, sexual content, nudity and some violence daherkommt. Und für diejenigen, die es nicht wissen oder es beim Ansehen aus irgendwelchen Gründen nicht relativ rasch zu registrieren in der Lage sind: Bei diesem knapp eineinhalb-stündigen Drehbuch- und Regie-Debüt Jordan Gertners – welcher 1973 geboren wurde sowie zuvor u.a. "the Virgin Suicides", "Buffalo '66", "Modern Vampires", "the Killer inside me", "Spring Breakers" und "London Fields" mitproduziert hatte – handelt es sich um eine "augenzwinkernd" diverse klassisch-gängige Genre Tropes aufgreifende Parodie…
Flott werden einem die vier Leads vorgestellt: Crazy Hot Girl Diamond (Sasha Luss), deren Paps ein ultra-reicher "Player" im Movie-Business ist, das zudem auch Kampfsport-erfahrene Skater Girl Ryder (Wallis Day), Schauspielerin Schrägstrich Waning Star Ezra (Isabelle Fuhrman) sowie die in einer edlen Kunst-Galerie tätige Verlorene Seele Daisy (Skai Jackson). Letztere und Ryder sind ein Paar – wovon die anderen aber noch nichts wissen – Diamond ist etwas "angefressen" von Ezra, seit jene und ihr Vater mal Sex hatten – und alle sind sie gelangweilt von ihren Jobs sowie ihrem von Hobbys, Partys, Yoga etc. geprägten Alltag, wie sie einheitlich klar zum Ausdruck bringen: "This is such fucking bullshit!" Wie gut, dass Diamond´s Daddy ihnen kurzerhand sein Privat-Jet für eine Fernreise in eines der Länder überlässt, in denen er eine Luxus-Immobilie besitzt: "Motherfucking Thailand!"
Während des Fluges bedienen sich die Mädels kräftig an der üppig ausgestatteten Bordbar, wird ein Penis-förmiger gläserner Bong geraucht, treten Daisy und Ryder dem "Mile High Club" bei und fängt Diamond mit dem markig-maskulinen Piloten Jasper (Jack Kesy) zu flirten an. Als sie sich ihrem Zielort nähern, gerät die Maschine allerdings in raue Wetter-Verhältnisse, so dass sie aufgrund dessen auf einer alternativen Piste landen müssen sowie die finale Etappe ihres Trips geshuttlet werden. "Wow, you girls sure know how to trash a plane", merkt Jasper nach einem Blick in den Innenraum an und versichert ihnen, dass ihr Gepäck binnen einiger Stunden nachgeliefert wird. In der schicken, modernen, Strand-nahen Villa in Phuket angekommen, brechen sie nicht lange danach postwendend wieder auf: Mit einem knallgelben Porsche in die Stadt zu einer Full-Moon-Feierlichkeit…
Spätestens da begann mich Daisy zunehmend zu nerven – denn im Gegensatz zu ihren BFFs, die sich auf der Veranstaltung mit Drinks, Tanzen und Feuer-Seilspringen durchaus zufrieden geben, ist sie derart beharrlich darauf aus, Blow zu besorgen, als hätte sie ein ernstes Drogen-Problem – was aber nie konkret thematisiert wird. Ezra´s Warnung "You need to be careful, ok? If you get caught with drugs, you're gonna be like Claire Danes in 'Brokedown Palace'!" verbleibt indes unbeherzigt: Ihr Versuch, in einer düsteren Seitengasse von zwei Typen "Stoff" zu kaufen, mündet prompt darin, dass jene Waffen zücken und sie und ihre just dann dazustoßenden Freundinnen auszurauben gedenken. Auf einmal taucht Jasper auf, überwältigt die Männer und rettet sie aus der brenzligen Situation. Seine Aussage, er sei bloß "a lonely pilot trying to enjoy his layover", mag ihm vor allem Diamond aber nicht wirklich zu glauben…
Zurück in ihrer "Unterkunft", stellen sie erfreut fest, dass ihr Gepäck inzwischen da ist – allerdings wurde Ryder´s Tasche offenbar mit einer ähnlich ausschauenden verwechselt: Die gelieferte ist jedenfalls randvoll mit Kokain! Mit dem Vertrauen in Jasper geschwächt, wird die Entscheidung gefällt, am nächsten Morgen die Polizei zu rufen – bis dahin aber die sich ihnen bietende Gelegenheit zu ergreifen und eines der Päckchen für ihren "Eigenbedarf" zu verwenden: Eine Slo-mo-coke-snorting-liquor-shots-fun-in-the-pool-Montage setzt ein. Es ist nach Tagesanbruch sowie etwas Schlaf, dass sich Diamond, Ryder und Ezra plötzlich mit der bestürzenden Sachlage konfrontiert sehen, dass Daisy irgendwann im Laufe der Nacht entführt wurde. Warum jemand diesen Schritt gegangen ist, verrät ihnen eine auf dem Spiegel über ihrem Bett hinterlassene Botschaft: Return the product or she dies!
An diesem Punkt befinden wir uns in der 25. Minute von "Sheroes" – von wo aus an der Streifen erst so richtig (kontinuierlich tiefer) in "Nonsens-Gefilde" vorstößt. Da Diamond in ihrem Leben eine Menge Zeit bei Action-Film-Drehs ihres Vaters verbracht hat, dabei viel mit Polizisten, Soldaten und "Special Ops"-Mitgliedern ins Gespräch gekommen war sowie Werke jenes Genres generell gern konsumiert, ergreift sie sogleich die Führung hinsichtlich des weiteren Vorgehens: "If we call the cops: She's dead. If we call my father: She's dead. If we call anyone: She's dead. We need to handle this!" Und so verfasst sie Ezra fix einen Text, den jene bei der Kontakt-Aufnahme der Verschlepper am Telefon einfach nur möglichst entschieden vortragen soll und der wie folgt eröffnet: "We have what you want. But we also have a very particular set of skills – skills that make us a nightmare for people like you…"
"Taken" lässt grüßen – und wer meint, dass die finalen Worte "If you let our friend go now: That will be the end of it. We will not pursue you. But if you don't: We will look for you. We will find you. And we will kill you!" bloß als eine leere Drohung der Party-Girls zu werten sind, der irrt sich: Zielstrebig-resolut präsentiert Diamond Ezra und Ryder einen verborgenen, schalldichten, mit allerlei Technik sowie einem beeindruckenden Waffen-Arsenal bestückten Panic-Room und schmiedet einen Plan, der zwar fern von realistisch ist, wohl aber zu dem grundsätzlichen Stil des Flicks passt. Unabhängig dessen, noch nicht komplett von dem aufgezeigten Weg überzeugt zu sein, ziehen die anderen mit: Eine Übergabe wird vereinbart – bei welcher Diamond Ryder mit einem Scharfschützen-Gewehr von einem Hausdach in der Nähe aus Deckung gibt – allerdings schlägt die Aktion fehl. Ein neuer Ansatz muss her…
Und wie sieht der aus? Da man dank eines Video-Calls weiß, dass ein Herr namens Spyder (Sahajak Boonthanakit) für die Entführung verantwortlich ist, kommt man auf die Idee, sich den konkurrierenden Crime-Boss Tok Koon (Prinya Intachai) zu schnappen und jenen "als zusätzlichen Anreiz" im Tausch gegen ihre Freundin mit zu offerieren. Um das zu schaffen, besuchen die Mädels eine von ihm geleitete illegale MMA-Veranstaltung – bei der es Ryder mit seinem besten Fighter (Elliott Allison) aufnimmt sowie Diamond ihn mit der Aussicht auf Sex von seinen Leuten separiert. Wenig später erwacht er dann (an einen Stuhl gefesselt) aus einer ihm zugefügten Bewusstlosigkeit – worauf ihn Ezra mit einem Lap-Dance in knapper Reizwäsche derart erregt, dass ihn Ryder leicht damit bedrohen kann, ihm seinen Penis mit einer Heckenschere abzuschneiden, sollte er nicht mit bestimmten Infos rausrücken…
Die Story von "Sheroes" ist turbulent und unglaubwürdig: Man muss sich auf sie einzulassen bereit sein und darf (bzw. sollte) so gut wie nichts hinterfragen – z.B. woher die Skills der jungen Damen (etwa im Umgang mit verschiedenerlei Waffen oder im Bedienen eines High-End-3D-Druckers) eigentlich herresultieren, warum sie zero Probleme mit dem Verwunden und Töten von Menschen (die zugegebenermaßen eindeutig "Baddies" sind) haben oder wie zur Hölle es ihnen möglich ist, sich erfolgreich mit einem gestandenen Drogen-Kartell des "Goldenen Dreiecks" anzulegen. Schieß-Übungen am Infinity-Pool der Villa – inmitten einer dicht besiedelten Gegend – ohne dass sich jemand beschwert oder die Polizei ruft? Daisy, die zum Ende hin eine Bazooka scheinbar "intuitiv" zu entsichern sowie treffsicher-effektiv abzufeuern weiß? Egal! Hier heißt die Devise: Just turn your brain off and go with the flow…
Leider macht der Film über weite Strecken hinweg nicht so großen Spaß wie er das Potential dazu gehabt hätte – was merklich Gertner´s Unerfahrenheit sowohl als Regisseur als auch als Autor zuzuschreiben ist. Es gibt einzelne Nods und Anspielungen zu verzeichnen – á la die Nutzung einer geprinteten Maske wie bei "Mission: Impossible" – werden diverse Klischees bedient – welche aber jeweils augenfällige Winks in Richtung Publikum aufweisen – und sind ein paar der Dialogzeilen wahrlich amüsant zu vernehmen – bspw. als Diamond mit Jasper auf ein Date zu gehen gedenkt, u.a. um auszuloten, ob man ihm vertrauen kann, und sie sich bei ihrem Aufbruch stracks den Spruch "So you're going to use your vagina to get us out of here?" anhören muss – allerdings lässt die Ausgestaltung so einige dieser Mo- und Elemente hin zu einem beseelten, qualitativ konstanten Ganzen zu wünschen übrig…
Obgleich absichtlich recht entitled-shallow sowie hauptsächlich auf spezielle Eigenschaften begrenzt – Ryder ist tough und cool, Ezra eher vorsichtig, Daisy leichtsinnig und Drogen-fixiert sowie Diamond "die Anführerin" – markiert die Oberflächlichkeit der Charaktere ein weiteres Problem: Vieles wird nie ernsthaft vertieft – man nehme da nur mal die Gefühle Ryders und Daisys zueinander oder das "holprige" Verhältnis zwischen Diamond und ihrem Vater – es entsteht keine "emotionale Connection" zu ihnen und so manches ihres Gebarens limitiert ihren Sympathie-Grad unvorteilhaft (in all den Belangen am schlimmsten: Daisy). Immerhin ist die "Chemie" der Freundinnen (bei ihren regelmäßigen Kabbeleien und sonstigen Interaktionen) anständig ausgeprägt und kann überdies auch der Eindruck vernünftig vermittelt werden, dass sie sich seit Jahren schon gut kennen…
Die kompetenteste Performance in "Sheroes" hat Isabelle Fuhrman ("Orphan: First Kill") als Ezra abgeliefert, ohne dabei aber je vom Skript gefordert zu werden – während Wallis Day ("Infinite") eine prima Wahl für die sportlich geübte Ryder war und Skai Jackson ("G.I. Joe: Retaliation") als Daisy an sich durchaus "okay" agiert; ihrer furchtbar konzipierten Rolle (inklusive der Tatsache, dass ausgerechnet die einzige Afroamerikanerin die nervige, süchtige Gekidnappte ist) zum Trotz. Bei dem russischen Model Sasha Luss ("Shattered") als Diamond fällt unweigerlich auf, dass sie weder eine versierte Schauspielerin noch Englisch-Sprecherin ist – dafür aber den Umgang mit Waffen beherrscht (siehe dazu Luc Besson´s "Anna"). Die männlichen 08/15-Parts sind indes kaum der Rede wert: Jack Kesy ("12 Strong") verkörpert Jasper da ebenso "zweckdienlich" wie Sahajak Boonthanakit ("Skin Trade") Spyder…
Traumhafte thailändische Locations, tolles Wetter, leuchtende Farben sowie die meist spärlich bekleideten Girls sorgen für ordentlich "Eye Candy" – und nicht selten wirkt das mit Musik unterlegte, gern auf SlowMo-Verwendung zurückgreifende Gebotene wie von Videoclips inspiriert – allerdings hätte ich mir bei all dem eine kreativere Kamera-Arbeit Wych Kaosayanandas ("the Driver") sowie ein deutlich inspirierteres in Szene setzten der Action (Kämpfe, Verfolgungen, Shootouts und Explosionen) gewünscht. Dinge wie Originalität, Spannung oder Unvorhersehbarkeiten habe ich ohnehin nicht erwartet – wohl aber auf einen höheren "Guilty-Pleasure-Fun-Faktor" gehofft. In den Händen eines jüngeren, aufstrebenden Filmemachers (statt eines 50-jährigen Debütanten) wäre das Projekt wahrscheinlich besser aufgehoben gewesen. Schade um die vier… ähm, "Heroes? – Fuck that! We are Sheroes!"
sehr knappe