Entstehungsdaten:
USA-GB-Hongkong-Macau-Australien
2015
Regie:
Martin Scorsese
Darsteller:
Robert De Niro
Leonardo DiCaprio
Martin Scorsese
Brad Pitt
Link zum Kurzfilm
Mit einem Budget von 70 Millionen Dollar auf der Basis einer Skript-Vorlage Terence Winters ("the Wolf of Wall Street") von Regie-Altmeister Martin Scorsese ("Taxi Driver", "Raging Bull", "GoodFellas" etc.) mit Robert De Niro, Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und sich selbst in den Hauptrollen in Szene gesetzt, handelt es sich bei "the Audition" um eine mit einer hochklassigen Cast&Crew aufwartende Meta-Komödie aus dem Jahr 2015 – welche aber kaum jemand kennt! Der Grund dafür ist recht einfach: Trotz des stattlichen Budgets beträgt die Laufzeit bloß weniger als eine Viertelstunde und markiert das Ganze im Prinzip nichts weiter als ein aufwändiges Werbe-Filmchen – und zwar für zwei damals brandneue Luxus-Hotel-Casino-Resorts: "Studio City" in Macau sowie "City of Dreams" in Manila – hinter beiden der australische Multimilliardär James Packer steckt. Inmitten einer Phase, in der die "Verflechtungen" zwischen Hollywood und China gerade immer dichter wurden – siehe z.B. "Iron Man 3", "Transformers 4" sowie "the Great Wall" – hat Packer dieses Vorhaben hier dann auch gleich persönlich mitproduziert – u.a. in Kollaboration mit Jules Daly ("the Grey"), Emma Tillinger Koskoff ("Joker") und seinem "RatPac Entertainment"-Business-Partner Brett Ratner ("Hercules")…
Realisierte Konzepte ähnlicher Art gab es zuvor ja bereits – gern denke ich da vor allem an die coole "the Hire"-Reihe von BMW zurück – doch noch nie hatte jemand dermaßen viel Geld für so etwas locker gemacht: Stolze $37 Millionen mehr als der bisherige Rekord-Halter, um genau zu sein ("No. 5" mit Nicole Kidman von Baz Luhrmann für Chanel, 2004). Ursprünglich war die Premiere für den 07. September 2015 auf dem Venice Film Festival geplant – bis diese wegen "technischer Probleme" jedoch plötzlich abgesagt wurde (sie fand schließlich am 03. Oktober auf dem internationalen Film-Festival in Busan statt). Gerüchteweise war das tatsächlich wohl eher darauf zurückzuführen, dass der eine oder andere durchaus unzufrieden damit war, dass man ein solches Werk ins Programm der renommierten Veranstaltung mit aufgenommen hatte – dessen über den reinen Promotion-Zweck für die prunkvollen Etablissements hinaus reichende "Zwitter-Beschaffenheit" es den Verantwortlichen zudem ermöglichte, ein spezielles "Schlupfloch" auszunutzen: In Festlandchina ist Werbung für Casinos an sich nämlich per Gesetz verboten – doch in dieser Form "verpackt" gelang es Packer & Co., die Erlaubnis zu erhalten, diesen "Short" als Vorfilm einheimischer Streifen in den dortigen Kinos zu zeigen…
In "the Audition" spielen sich die Leads allesamt selbst – bzw. leicht over-the-Top gestaltete Versionen von sich. Beide mit dem Drehbuch eines neuen Martin Scorsese Projekts in Händen, treffen Leo und Bobby zeitgleich im "City of Dreams"-Resort ein, wo sie sich prompt in der Lobby begegnen: Länger schon befreundet, hatten sie einander im Vorhinein eigentlich berichtet, ganz woanders hin reisen zu wollen – und zwar nach Miami Schrägstrich Island – worauf sie nun aber feststellen müssen, dass Marty sie bewusst so nach Asien eingeladen hat, um auf diesem Wege herauszufinden, wer von ihnen besser für die Hauptrolle geeignet ist, auf die sie sich jeweils vorbereitet haben. Ein Konkurrenz-Kampf entbrennt, bei dem sie Scorsese von sich als "der Richtige für den Part" zu überzeugen versuchen – während die drei im Folgenden (zusammen mit Cinematographer Rodrigo Prieto) nach Macau und Japan zu zwei weiteren geplanten Shooting-Locations jetten. Dass diese Vorgehensweise vielleicht nicht gerade die ergiebigste war, erkennt Marty inmitten der ihn konstant zu beeinflussen bemühenden an den Tag gelegten Rivalität der Stars. Es ist dann allerdings bei einem gemeinsamen Abendessen, dass ihm eine Werbe-Anzeige mit Brad Pitt ins Auge fällt, welche ihn unverhofft auf eine Idee bringt…
Unweigerlich veranlasst es einen zum Kopfschütteln, wenn man das Gebotene unter Einbeziehen seiner Kosten betrachtet: Dieselbe Summe wie die von ebenfalls ansehnlich besetzten (rund 105-minütigen) Streifen wie "Ocean´s Eight" oder "A Haunting in Venice". Inflations-bereinigt wären das heutzutage (11/2023) sogar über 91 Millionen Dollar! Dabei wird einem beileibe kein "aufwändiges Spektakel" präsentiert – sondern eine primär auf die Charaktere und ihre Dialoge konzentrierte Entfaltung. Allein $39 Millionen gingen an DiCaprio, De Niro und Pitt: Jeder von ihnen erhielt ein Drittel dieses Budget-Anteils – und das für bloß ein bis zwei Tage am Set! Um jenes zu erreichen, mussten sie von ihren Wohnorten aus nicht einmal einen Interkontinental-Flug in Kauf nehmen – denn ihre Szenen wurden komplett in einem Green-Screen-Studio in New York gedreht! U.a. daraus resultierend, dass zu jenem Zeitpunkt noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossenen waren, wurden 3D-Renderings der Gebäude (Außenansichten und Inneneinrichtungen) erstellt sowie später im Zuge der Post-Production in gewünschter Weise mit dem Live-Action-Footage kombiniert. Das so kreierte Ergebnis ist technisch hochwertig – verleiht so manchem aber einen klar "künstlichen" Look…
"the Audition" eröffnet mit einem dieser CGI-"Aerial Swoops", wie sie Scorsese gern mag – siehe bspw. den Ausklang von "Shine a Light" oder den Anfang von "Hugo" – und endet in einer japanischen Metropole, deren Stadt-Ansichten komplett "aus dem Rechner" stammen. Glanzvoll und stylish, ja – aber nicht zu vergleichen mit dem Feeling, das zu vermitteln möglich gewesen wäre, hätte er "on Location" filmen können. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass "Casino" einer meiner liebsten "Scorseses" ist? Nunja, im Vorliegenden können Kundige jedenfalls noch weitere seiner "Signature-Camera-Moves" entdecken, gibt es an der Bebilderung Rodrigo Prietos ("the Irishman") nichts zu bemängeln und tritt in bestimmten Momenten die gewählte Musik-Untermalung ansprechend und wirksam prominent in den Vordergrund. Alles in allem ist Scorsese´s "Handschrift" durchaus evident. Ich selbst hätte mir jedoch mehr "inszenatorische Kreativität" gewünscht – worüber hinaus einem in Sachen "Komplexität" inhaltlich nahezu nichts offeriert wird. Generell muss man sich einfach bewusst machen, dass der Zweck bzw. die Intention hinter der Entstehung die Erregung von Aufmerksamkeit für zwei neue Glücksspiel-Resorts war – und nicht etwa die Erschaffung eines irgendwie "cineastisch prestigeträchtigen Werks"…
Das Beste an diesem "Short" sind die gut aufgelegten Darsteller – welche sich zuvor bereits kannten und hier merklichen Spaß daran hatten, sich selbst auf die Schüppe zu nehmen (das Projekt markierte damals die neunte Kollaboration von Scorsese und De Niro, die sechste von ersterem und DiCaprio, die zweite von Pitt und Bobby sowie die dritte von letzterem und Leo). Vergnüglich scheint jeder das auf gewissen wahren Begebenheiten beruhende "Augenzwinkern" auszukosten: Die Dynamik zwischen den "Scorsese-Musen" DiCaprio ("the Departed") und De Niro ("Killers of the Flower Moon") überzeugt – ihre gegenseitigen Sticheleien und "Überbietungs-Taktiken" sind amüsant beizuwohnen. Derweil agiert ihr Regisseur unverwechselbar so, wie einem Scorsese vor der Kamera seit jeher vertraut ist – und darf ein auf Marty in einem Restaurant wartender Brad Pitt ("World War Z") erneut mal wieder in einem Film 'was essen: Nett, dass man eben jenen (seine Karriere begleitenden) "In-Joke" mit eingebunden hat. Um ihn und sein Können dreht sich dann auch die "Punchline" des Lead-Casting-Plotstrangs – allerdings ließ mich das daran anschließende Gespräch von DiCaprio und De Niro über eine im Hotel-Spa angebotene Meeresalgen-Wickel-Wellness-Behandlung ein Stück weit stärker schmunzeln…
Für die Stars war "the Audition" zweifelsohne "leicht verdientes Geld": Wenig Aufwand – großer Ertrag. Aber hey – wenn einem jemand die Gelegenheit bietet, zusammen mit geschätzten Freunden und Kollegen zu arbeiten, sich dabei nicht allzu ernst zu nehmen, ohne dass es einen peinlichen oder sonstwie unvorteilhaften Eindruck heraufbeschwört, und man dafür obendrein fürstlich entlohnt wird: Warum nicht? Niemand hat "auf Autopilot" agiert – alle kommen sympathisch rüber. Und dennoch war ich mit dem Resultat eher unzufrieden. Als Hochglanz-Werbung für die Edel-Resorts wurden mir diese nicht genügend "Begeisterung hervorrufend" herausgestellt – vom Schwerpunkt her als Kurzfilm betrachtet hätte ich mir eine inspirierter verfasste Vorlage mit pointierteren Dialogen gewünscht. Zum einmaligen Ansehen oder für Fans der Beteiligten fraglos "zu gebrauchen" – zumal ja frei im Internet verfügbar – hatte ich mir angesichts des Budgets und versammelten Talents schlichtweg mehr erhofft als solche an sich zwar keineswegs ununterhaltsame, wohl aber relativ belanglose Kost – weshalb ich mir (im Gegensatz zu den Abenteuern des "Drivers" Clive Owen hinterm Steuer seiner Wagen aus deutschen Landen) auch nicht vorstellen kann, in einigen Jahren plötzlich Lust auf ein Rewatch zu verspüren…