Entstehungsdaten:
Griechenland-GB 2021
Regie:
Aristotelis Maragkos
(ursprüngliches Material: Tom Holland)
Darsteller:
Bronson Pinchot
Kate Maberly
Dean Stockwell
David Morse
Trailer
Bei "the Langoliers" handelt es sich um eine Novelle Stephen Kings aus dem Jahr 1988, die zusammen mit drei anderen Geschichten des Autors (nämlich "the Sun Dog", "Secret Window, Secret Garden" und "the Library Policeman") erstmalig 1990 im Rahmen des Sammelbands "Four past Midnight" ihre Veröffentlichung erfuhr. Nicht lange danach wurde mit dem Konzipieren einer filmischen Adaption der Materie begonnen – woraus letzten Endes (nach dem Erfolg von Tommy Lee Wallace´s "It", John Power´s "the Tommyknockers" und Mick Garris' "the Stand") eine rund 180-minütige Mini-Serie hervorging, welche Tom Holland (Regisseur u.a. von "Fright Night" und "Child´s Play") verfasste und in Szene setzte sowie im Mai 1995 schließlich als Zweiteiler ihr Debüt im amerikanischen Fernsehen feierte…
Die Quoten waren gut – die Reviews dagegen "durchwachsen". Aktuell (11/2023) beträgt der "Rotten Tomatoes Score" 50% auf der Kritiker- sowie 46% auf der Zuschauer-Seite. Relativ einig war bzw. ist man sich indes darüber, dass so manche Performance und Charakter-Ausgestaltung zu wünschen übrig lässt, die Laufzeit von einer die "Redseligkeit" diverser Passagen verringernden Straffung profitiert hätte sowie die CGIs (speziell im Bereich der Titel-gebenden Kreaturen) unschön mies geraten sind – während etwa das im Vorfeld des Finales erzeugte "unheilschwangere Feeling" der Mystery-Komponente und Bedrohung durchaus zu überzeugen vermag. Im Prinzip kann man sagen, dass die lachhaft getricksten Langoliers wohl den Hauptgrund bilden, warum sich heutzutage überhaupt noch jemand an das Werk erinnert…
Fortan soll es hier nun aber um "the Timekeepers of Eternity" (2021) gehen – seines Zeichens ein quasi als ein "cineastischer Remix" von Holland´s Ursprungs-Footage beschreibbarer Experimental-Film des Griechen Aristotelis Maragkos: Ein ungewöhnliches, auf markante Weise Eigenschaften wie den inhaltlichen Fokus und gesamten Stil des Originals veränderndes "inoffizielles" Projekt, in welches sein Schöpfer eine Menge Gedanken und Mühe investiere. Im Zuge des Entstehungs-Prozesses wurde u.a. eine neue, jetzt nur noch knapp über einstündige Schnitt-Fassung angefertigt, wurden die einzelnen Frames allesamt auf Papier ausgedruckt sowie dann (meist in zerrissenem oder zerknittertem Zustand Collagen-artig angeordnet) per Animation mit dem von Holland gedrehten Material kombiniert…
In dieser Version komplett in Schwarzweiß dargeboten, ist die Story derweil identisch geblieben: Auf einem Flug von Los Angeles nach Boston verschwindet plötzlich jeder Passagier, der in dem betreffenden Moment gerade nicht geschlafen hat. Nein, Schuld daran ist nicht die Entrückung – wie es bspw. bei der "Left Behind"-Franchise der Fall ist – sondern eine mysteriöse "Zeit-Anomalie" im Luftraum auf ihrer Route. Zum Glück befindet sich unter den Verbliebenen ein Pilot (David Morse), der sich (prä-9/11) relativ unaufwändig Zugang zum Cockpit verschaffen kann sowie die Maschine wenig später in Bangor, Maine zu landen in der Lage ist – wo die Gruppe (neben anderen "Merkwürdigkeiten") jedoch stracks feststellen muss, dass am Boden überhaupt keine Menschen mehr zu begegnen oder sonstwie zu erreichen sind…
Dank der Beobachtungs- und Schlussfolgerungs-Gabe des Schriftstellers Bob Jenkins' (Dean Stockwell) kommt man schrittweise dem auf die Spur, in was sie da hineingeraten sind – plus wie das Geschehene eventuell rückgängig gemacht werden könnte. Allerdings scheint sich ihnen ebenfalls zunehmend rascher eine (bis dato unkonkrete) Gefahr zu nähern, welche zu registrieren insbesondere das blinde Mädchen Dinah (Kate Maberly) befähigt ist: Demgemäß müssen sie sich mit der Entwicklung und Realisierung eines abgestimmt-passenden Plans beeilen. Neben dem Übernatürlichen bereitet ihnen überdies aber auch noch einer aus ihren eigenen Reihen im anwachsenden Maße Sorgen – und zwar der schwer gestresste, immer wahnhafter und aggressiver auftretende Businessman Craig Toomey (Bronson Pinchot)…
Als Autor, Regisseur, Editor und Animator in Personalunion hat Maragkos drei Jahre lang (mit Unterstützung der "Onassis Foundation" und der University of Kent) an "the Timekeepers of Eternity" gearbeitet. Abgesehen von der radikalen Wandlung der Optik und Präsentationsform hin zu etwas geradezu "unbehaglich Kafka-eskem" – weit entfernt des Mainstream-TV-typischen Ausgangswerks – wurde Holland´s "aufgeblähte" Vorlage zugleich wohlig verdichtet. Bis auf eine Ausnahme geht das zu Lasten der (von Anfang an ohnehin nicht unbedingt reichhaltigen) Figuren-Zeichnungen – allerdings stört das im Vorliegenden nicht unbedingt; ist weitestgehend zu vernachlässigen. Einzelne treiben die Handlung durch Erkenntnisse und/oder Taten voran – wogegen einige nun bloß nur noch "am Rande" mit von der Partie sind…
Die Besetzung wartet mit ein paar "bekannten Gesichtern" auf: Primär wären da David Morse ("the Hurt Locker"), Frankie Faison (TV´s "Banshee") und Dean Stockwell ("Banzai Runner") anzuführen – neben Mark Lindsay Chapman ("Chapter 27"), Patricia Wettig ("City Slickers"), Kimber Riddle ("Confess"), Christopher Collet ("Prayer of the Rollerboys") und Baxter Harris ("Candyman"). Darüber hinaus gibt sich ein schnurrbärtiger Stephen King in Gestalt eines Cameo-Auftritts die Ehre und verpflichtete man als blinde Dinah die damals noch junge Kate Maberly ("Rites of Passage"), welche zuvor in Agnieszka Holland´s 1993er Frances Hodgson Burnett Adaption "the Secret Garden" positiv aufgefallen war. Wer "the Langoliers" jemals geschaut hat, der dürfte in Sachen "Acting" vor allem jedoch an jemand anderen denken…
Regelrecht "Nic-Cage-artig" hatte Bronson Pinchot ("Risky Business") die Rolle des einen mit Wahnvorstellungen und gewalttätigen Übergriffen verbundenen Nervenzusammenbruch erleidenden Yuppies Toomey köstlich over-the-Top zum Besten gegeben. Auch bei Maragkos ist er weiterhin ein "irrer Antagonist" – allerdings wurde der Part nun wesentlich stärker in den Mittelpunkt gerückt und diesem auf jenem Wege einen prägnanteren "psychologischen Arc" verliehen. Geplagt von peinigenden Erinnerungen und Visionen seines ihn seit seiner Kindheit regelmäßig verbal heftig niedermachenden Vaters (John Griesemer), hatte er vorm Abflug $43 Millionen an Firmen-Geldern verprasst: Dem wollte er sich in Boston bei einem Meeting mit seinem Chef stellen – sich damit dort von all dem auf ihn einwirkenden Druck befreien…
Toomey ist derjenige, der sein Umfeld vor den nahenden Langoliers warnt, von denen ihm früher (ihm Angst einflößend) "Boogeyman-haft" berichtet wurde. Jenkins indes bezeichnet sie als "the Timekeepers of Eternity", da sie stets die (sich strikt linear voran bewegende) Zeit vernichten, wenn die Gegenwart zur Vergangenheit geworden ist – das jedoch fortwährend mit einer gewissen Verzögerung, in denen es schon keine Menschen mehr gibt. Eine wie von King 2011 in "11/22/63" beschriebene "Reise" zurück ins Jahr 1963 – etwa um JFK´s Ermordung zu verhindern – wäre in diesem Fall also nicht möglich. Was bleibt, ist "Leere": Ein von Maragkos "simpel" durch schlichtes weißes Papier kreiertes Nichts, welches freigelegt wird, sobald die Langoliers das just da noch Existierende (bzw. das entsprechende Film-Footage) gefressen haben…
Statt als fliegende "Pac-Man-Fleischklopse mit Kettensägen-Zähnen" werden die Wesen in "the Timekeepers of Eternity" in Form von Rissen und Löchern in den betreffenden Frame-Prints dargeboten: Die miesen CGIs wurden sozusagen "ausgeschnitten" Schrägstrich ersetzt – und das interessant ausschauend sowie effektiv in der zugehörigen Wirkung. Generell funktioniert das Konzept in der Beziehung gut: Oft werden Empfindungen á la Unsicherheit, Verwirrtheit, Wut etc. seitens der zerknüllten oder sich überlagernden, kontinuierlich "unruhigen" Images akzentuiert – welche zudem diverse Verunreinigungen aufweisen sowie gelegentlich gefaltet, dupliziert und/oder wie Split-Screen-Panels arrangiert daherkommen. Die unterschiedlichen zu sehenden "Schichten" sind eng mit der "Mehrdimensionalität" des Werks an sich verzahnt…
Maragkos' Nutzen von "Papier" passt hervorragend zur Visualisierung spezieller Elemente (wie z.B. Beschädigungen des Zeitgefüges) sowie zu seiner stärkeren Konzentrierung auf Toomey und seinem erlittenen Trauma – welcher die obsessive Gepflogenheit entwickelt hat, in Stress-Situationen Zeitungen, Dokumente usw. in Streifen zu zerreißen, um sich dadurch selbst zu besänftigen. Überdies stellen die Passagiere fest, dass außerhalb des Flugzeugs Essen keinerlei Geschmack besitzt: "Tasteless – like chewing paper." Die farbige, belanglose "TV-Optik" der Mini-Serie ist einem "unsauber"-unkonventionellen gräulich-schwarzweißen Look gewichen, den einige mit Sicherheit als "anstrengend" charakterisieren dürften – was per se aber nicht als etwas Negatives zu werten ist. Achtbar ambitioniert ist das Geschaffene indes fraglos…
Mit Kreativität und einer klaren Vision ist Maragkos "the Timekeepers of Eternity" angegangen – jedoch ohne "verkniffenem Ernst" dabei: Siehe dazu nur mal das flüchtige Auftauchen zweier in einem Moment die "Collagen-Elemente" kurz zurechtrückender Hände am Rand des Bildes. Samt "Meta-Ansatz" und neuem Ende entstand aus Holland´s Vorlage so ein inhaltlich und stilistisch verändertes "rekontextualisiertes" Ergebnis. Trotz dessen, dass es hier und da ein Stück weit hilfreich ist – bspw. im Bereich der übernatürlichen Connection zwischen Toomey und Dinah – muss man "the Langoliers" im Vorfeld nicht zwangsläufig gesehen haben – allerdings lässt einen gerade der damit verbundene Vergleich diese ungewöhnliche Kombination aus "Motion Comic", Experimental-Film und "Twilight Zone"-Episode umso stärker schätzen…
knappe