Entstehungsdaten:
USA 2020
Regie:
Kurt Wimmer
Darsteller:
Elena Kampouris
Kate Moyer
Callan Mulvey
Bruce Spence
Trailer
Basierend auf einer gleichnamigen Kurzgeschichte Stephen Kings, welche erstmals 1977 im "Penthouse" abgedruckt wurde sowie im Folgenden u.a. in der Story-Sammlung "Night Shift" erschien, existieren von "Children of the Corn" bis zum heutigen Tage (Ende 2023) insgesamt elf auf jenes an sich bloß 16-seitige Ausgangs-Material zurückgehende Verfilmungen – unter ihnen ein "Disciples of the Crow" (1983) betitelter "Short", Fritz Kiersch´s 1984er Kino-Adaption sowie ein Made-for-TV-Remake Donald P. Borchers', welches im September 2009 seine Premiere auf dem amerikanischen "Syfy Channel" feierte. Wahrlich eine stolze, mit so manchem bekannten Gesicht (wie z.B. Linda Hamilton, Charlize Theron, Eva Mendes, David Carradine, Stacy Keach, Billy Drago, Michael Ironside, Ivana Miličević und Naomi Watts) innerhalb der Cast-Reihen aufwartende Zahl an Werken – deren Höhe umso verwunderlicher ist, wenn man sich vor Augen hält, dass selbst die besten Veröffentlichungen der kompletten Franchise nicht besser als "mittelprächtig" einzustufen sind. Vom ersten Teil und zweiten Sequel (James D.R. Hickox´s "Urban Harvest" aus dem Jahr 1995) mal abgesehen, erstrecken sich die übrigen seitens ihrer Qualität sowie ihres Entertainment-Grads nämlich von maximal knapp unterdurchschnittlich bis hin zu furchtbar. Herrje, in Joel Soisson´s "Genesis" (2011) wurden sogar Stock-Footage-Aufnahmen einer spektakulären Action-Szene aus Michael Bay´s "Bad Boys II" mit eingebunden…
Trotz all dem vermochte es die Ankündigung eines "Reboots" Anfang 2020 durchaus, meine Neugier zu erwecken – schließlich bietet King´s Vorlage genügend Potential, um daraus brauchbar-effektive Genre-Kost zu kreieren, und wurde Kurt Wimmer als derjenige benannt, welcher sich dieser Aufgabe gewidmet hatte: Seines Zeichens ja weder ein "Greenhorn" noch ein "B-Movie-Nobody". In Gestalt der "Thomas Crown Affair"-, "Total Recall"- und "Point Break"-Neuversionen hatte sich jener 1964 in Hawaii geborene Sohn deutscher Vorfahren zuvor bereits wacker im Bereich des Verfassens zeitgemäßer "Reimaginings" geschlagen – wobei generell jedoch anzuführen ist, dass man für eine Materie wie diese beileibe keinen renommierten Auteur benötigt. Obendrein würde die $10-Millionen-Produktion seine vierte Regie-Arbeit markieren – nach "One Man´s Justice" (1996), bei dem er allerdings recht zügig gefeuert und ersetzt wurde, "Equilibrium" (2002), einer unterhaltsam-coolen, inhaltlich aber weit weniger berauschenden Dystopie (siehe dazu einen feinen Beitrag des "In/Frame/Out"-YouTube-Kanals), sowie "Ultraviolet" (2006), einem persönlichen "all-Style-no-Substance-Trash-Guilty-Pleasure" von mir. Zwischen April und Juni 2020 mit einer Sonder-Genehmigung während des in Australien verhängten Covid-Shutdowns in New South Wales gedreht, sickerte daraufhin dann auch die nicht uninteressante Info durch, dass es sich bei dem Streifen vielmehr um ein indirektes Prequel handeln würde…
Überraschenderweise debütierte "Children of the Corn" nur ein paar Monate später (pünktlich zu Halloween) in zwei Kinos in Sarasota, Florida – ohne groß angekündigt oder beworben zu werden. Danach: Längere Stille rund um den Film – bis "Herbst 2022" als Release-Termin in Aussicht gestellt wurde; gefolgt von einer Verschiebung auf den 03. März 2023. Vier Wochen vorher ging der erste Trailer online und sah eigentlich ganz solide aus – doch entpuppten sich die Kritiken als überwiegend schlecht und kamen in 586 Lichtspielhäusern bloß $325.583 zusammen. Milde gespannt war ich dennoch anhaltend. Dieses Mal in Rylstone, Nebraska (nicht Gatlin) angesiedelt, wird mit einem Teen (Rory Potter) eröffnet, wie dieser "ziemlich mitgenommen" wirkend aus einem Maisfeld just neben dem Weisenhaus, in dem er lebt, heraustritt, sich ein Ernte-Messer schnappt, an seiner verwunderten Schwester Eden (Kate Moyer) vorbeischreitet, eiskalt einen ihm entgegen kommenden Bediensteten ersticht sowie weiter ins Innere vordringt, wo er alle Erwachsenen tötet – die anwesenden Kinder jedoch verschont. Um die prekäre Lage zu bewältigen, erkeimt beim örtlichen Sheriff (Andrew S. Gilbert) irgendwann die Idee, die Geiselnahme durch das Hineinpumpen von Vieh-Betäubungsgas in die Räumlichkeiten zu beenden – allerdings wählt man dafür eine zu hohe Konzentration: 15 Kids sterben – der fatale 2002er FSB-Einsatz im Moskauer Dubrowka-Theater lässt grüßen…
Rylstone ist ein ländliches, seit jeher lukrativ vom Mais-Anbau lebendes Städtchen – bis sich die Farmer auf die Verwendung von genetisch modifiziertem Saatgut eingelassen hatten, um ihre Erträge zu steigern. Stattdessen erkrankten die Gewächse auf den riesigen umliegenden Flächen jedoch unerwartet: Zum Leid der Bewohner müssen nun immer häufiger Betriebe und Läden schließen – es droht Ruin und Armut. Von ihren Mitmenschen stets 'Bo' genannt, steht die sich ökologisch zugewandt engagierende jugendliche Boleyn (Elena Kampouris) kurz davor, nach Boston zu ziehen, um dort Mikrobiologie zu studieren – was sie ihrem Bruder Cecil (Jayden McGinlay) bislang aber verschwiegen hat. Als sie damit rausrückt, erfüllt ihn das mit Traurigkeit und Enttäuschung – angesichts kaum Gleichaltriger in der Gegend sowie der Ehe ihrer Eltern offenbar in ziemlichen Schwierigkeiten. Um Rylestone´s "Niedergang" zu stoppen, ist ihr Vater (Callan Mulvey) indes auf einen Plan gekommen: Dank eines Regierungs-Programms würde ihnen der Staat für eine radikale Abkehr von ihrer bisherigen Form der Landwirtschaft Subventionen in beträchtlicher Höhe zahlen. Auf einem über diesen Schritt entscheidenden Meeting der Betroffenen kontert Bo argumentativ zugunsten eines anderen, zeitlich allerdings länger dauernden Weges – stößt bei der Mehrheit jedoch auf taube Ohren: Die Maßnahme wird beschlossen. Sehr bald schon sollen die Pflanzen vernichtet werden…
Die ersten 40 Minuten von "Children of the Corn" wussten mir zuzusagen. Zwar mag es sein, dass so manch einer sie aufgrund des ruhigen Tempos und der eher Drama- als Horror-orientierten Ausrichtung als lahm oder gar langweilig empfindet – doch beinhalten sie eine Reihe aktuell-relevanter Eigenschaften und Ansätze, die sich von denen in ähnlichen Streifen unterscheiden sowie in der zweiten Film-Hälfte durchaus ergiebig zum Tragen hätten kommen können: So z.B. die reale, brisante Transgenetik-Thematik, politische, ökonomische sowie die natürliche Umwelt beeinflussende Erlasse, Existenz-Ängste und innerfamiliäre Konflikte. Parallel dazu dann noch die "Schatten" der Tragödie im Waisenhaus sowie einzelne unheilschwangere an den Tag gelegte Verhaltensweisen – á la dass die eine zunehmende Obsession für die "Red Queen" aus "Alice in Wonderland" entwickelnde Eden und ihre Freunde einem Jungen, der seinem vergifteten Hund nicht genügend beigestanden hatte, in einer unklaren Mischung aus Spiel und Ernst "den Prozess machen" sowie dazu verurteilen, von einer oben an einem Wasserturm befestigten Planke hinunter in einen Haufen "Grünzeug" zu stürzen. Während Bo´s auf der Gemeinde-Versammlung vorgebrachte Meinung zumindest akzeptiert wird, lacht man Eden dagegen (geradezu "Cartoon-haft" hämisch) aus, als sie auch für die Kinder ein Stimm-Recht in der Sache einfordert, auf deren Zukunft sich der Ausgang schließlich nicht unwesentlich auswirkt…
Traurig schreitet Eden durch die Felder – wo sie weinend auf die Knie sinkt. Plötzlich legt ein Arm aus Blättern, Stängeln und Strängen tröstend seine Hand auf ihre Schulter – und man fängt zu ahnen an, welche Gestalt "He Who Walks" (dieses Mal ohne das "Behind the Rows") im Vorliegenden wohl besitzt. Von diesem Moment an – mit den Bulldozern bereits nahebei – vereint sie die übrigen Kids (unter ihnen auch Cecil) nach und nach zu einer Art Kult: Aktivitäten wie nächtliches Singen, Figürchen-Basteln sowie das Bestreichen freigelegter Mais-Wurzeln mit dem Blut eines toten Schweins inklusive. Simultan nehmen Bo und drei Teenager (Joe Klocek, Sisi Stringer und Ashlee Juergens) eine neue Taktik in Angriff: Sie kontaktieren eine in Omaha ansässige Reporterin (Anna Samson), berichten ihr von der Situation und freuen sich über ihre Einwilligung, für die ihr gepitchte bzw. geschilderte Story am Abend zu ihnen nach Rylstone zu kommen. Unabhängig dessen, dass die Methode, zu der Bo greift, um ihren Vater an die dafür vorgesehene Location zu bringen, so vermutlich überhaupt nicht nötig gewesen wäre (sowie vom Zuschauer eh besser ohne weitere Hinterfragungen hingenommen werden sollte), wird jene vor Ort mit einer Lage konfrontiert, welche sie spontan verwundert – und gleich darauf entsetzt: Auf Eden´s Geheiß hin hat ihr "Gefolge" nämlich damit begonnen, die für das Getane und Beabsichtige verantwortliche Generation ganz mächtig büßen zu lassen…
An diesem Punkt hätte "Children of the Corn" sozusagen "durchstarten" müssen – was leider aber nicht effektiv genug geschieht. Zum Teil ist das gewiss den eingeschränkten Ressourcen der Produktion geschuldet – denn trotz brennender Autos und herumliegender Leichen kann der brutale Aufstand in keinem optimal-wirkungsvollen Umfang vermittelt werden. Dass die Angriffe und Kills in dieser (kurzen) Phase "off Screen" stattfinden, lässt sich immerhin mit der nachvollziehbaren Entscheidung Wimmers erklären, die Aufmerksamkeit nicht von Bo und Eden abzuwenden. Generell muss man sich dennoch unweigerlich darüber wundern, wie es die mit Äxten, Sicheln, Mistgabeln (etc.) bewaffneten Kids derart schnell geschafft haben, die Kontrolle über alles zu erlangen – und das mit erstaunlich wenig Gegenwehr. Im Grunde scheint ein Kumpel Bos der einzige zu sein, der da einen einigermaßen ernstzunehmenden Versuch startet. Die Erwachsenen werden eingesperrt – die älteren Jugendlichen dürfen sich indes "unter Aufsicht" umherbewegen. Mir gefiel es, dass Wimmer für diesen Film jemanden direkt aus Rylstone als Lead gewählt hat – und nicht etwa zufällig Hinzukommende (Durchreisende) oder die Reporterin. Seit Jahren kennt Bo die Menschen im Ort – verfügt somit über eine (individuell mehr oder minder kräftig ausgeprägte) persönliche Connection zu jedem Opfer und Täter – weshalb es ihr umso stärker daran gelegen ist, jegliches Blutvergießen oder gar Sterben zu verhindern…
Als Eden überzeugt die 2008 geborene Kanadierin Kate Moyer (TV´s "Station Eleven") mit einer selbstsicheren, nie ins unfreiwillig Komische tendierenden Performance, in deren Rahmen sie evidenten Spaß daran hatte, (mitunter kindlich-verspielt) "böse" aufzutreten. Gern habe ich auch Elena Kampouris ("Before I fall") beim Darbieten ihrer Rolle zugesehen – obgleich das Drehbuch weder Bo noch den anderen sonderlich hochwertige Dialoge oder mehrdimensionale Charakter-Zeichnungen zugestanden hat. Während die Intention des Skripts bei einem seine Söhne schlagenden Herrn (dem Publikum gegenüber) klar ist, hat z.B. die Ehe-Krise von Bo´s Eltern keinerlei Einfluss auf irgendwelche Handlungs-Entwicklungen und erstrecken sich die Leistungen der verbliebenen Darsteller – zu denen u.a. noch Callan Mulvey ("Till Death"), Joe Klocek ("the Dry"), Sisi Stringer ("Mortal Kombat"), Ashlee Juergens ("Ex Affliction"), Anna Samson ("Tanglewood"), Jayden McGinlay ("Sweet River") sowie Alyla Browne (TV´s "the Lost Flowers of Alice Hart") zählen – von zweckdienlich-brauchbar über "cheesy" bis hin zu mau. Gewohnt erfreulich ist es unterdessen, Bruce Spence ("Mad Max 2&3") mal wieder zu Gesicht zu bekommen, welcher den Pastor der kleinen Gemeinde mimt. Losgelöst der Einbindung einer solchen Figur wird auf die Themen-Bereiche "Religion" (allgemein) und/oder "Gruppen-Dynamiken im Kontext von Sekten" an sich aber nicht weiter eingegangen…
Merkliche Defizite beim Aufbau von Suspense sowie dem Heraufbeschwören einer creepy Atmosphäre aufweisend, wird man das Gefühl nicht los, dass Wimmer schlichtweg nicht der richtige Regisseur für ein Werk dieses Genres war – wogegen der Score Tim Counts ("Great White") und Jacob Sheas ("Gridlocked") ebenso ordentlich passt wie die kompetente, visuell ansprechende Kamera-Arbeit Andrew Rowlands' ("Detached"). Aus der begrenzten Zahl konkret gezeigter blutiger Tötungen ragt jeweils eine positiv und negativ heraus: Ein Mann erhält grausam seine Augen entfernt – und eine Frau verliert ihr Leben, indem sie halb durchgerissen wird. In seinem Fall kamen achtbare "practical Effects" zum Einsatz – im Unterschied zu ihrem garstigen Schicksal, welches man uns via schwacher CGIs präsentiert. Gerade im finalen Drittel stammt unschön viel "aus dem Rechner". Zwar war James Cameron´s Prestige-trächtige "Digital Domain"-Schmiede dafür zuständig – doch hat das Budget hier offenkundig nicht ausgereicht, um Dinge wie eine große Explosion, brennende Felder sowie ein spezielles Wesen "Kino-tauglich" ausschauen zu lassen. Nahtlos bringt uns das nun (abschließend) zu "He Who Walks" – dessen Mythologie und Manifestations-Form sich im Laufe der Franchise ja mehrfach verändert hat. Spoiler bewusst vermeidend, formuliere ich es einfach mal so: Das "Creature Design" ist nicht das Problem – sondern die technische Umsetzung…
Fazit: "Children of the Corn" (2020) startet inhaltlich reizvoll und wartet mit einem netten Look, zwei zufrieden stellenden jungen Leads sowie einigen durchaus gelungenen Momenten auf – unter ihnen bestimmte Andeutungen, Bewegungen und Sequenzen inmitten des dicht wachsenden Maises – nur um dann aber zunehmend förmlich auf das Niveau typischer "Syfy Channel"-Eigenproduktionen abzusinken; komplett mit einem überflüssigen wie miesen "Erschrecker" direkt vorm Übergang in die End-Credits…
gute