Entstehungsdaten:
Kanada 1997
Regie:
Richard Martin
Darsteller:
Mädchen Amick
Adrian Pasdar
Graham Greene
Trailer
A good hunter never leaves his prey wounded – but wounded prey is never to be underestimated…
Miteinander eine mehr als rein berufliche Partnerschaft verbindend, haben sich die Wildhüter Julie (Mädchen Amick) und Don (Richard Joseph Paul) in den Weiten der Rocky Mountains der Aufgabe verschrieben, zur besseren Überwachung und Erforschung der dort ansässigen Bären diese mit Peilsendern zu versehen. Eines Tages entdecken sie an einem Flussufer etliche Kadaver jener imposanten Raubsäuger, deren Innereien man fachmännisch entfernt zu haben scheint. Umgehend melden sie ihren Vorgesetzten den Fund – hegen aufgrund vergangener Erfahrungen allerdings nicht sonderlich große Hoffnung auf eine "angemessene Reaktion" der Behörden. Umso überraschter sind sie, als kurz darauf eine Abordnung des FBI eintrifft und sich mit ihnen auf die Suche nach den Verantwortlichen begibt…
Von den Bundes-Beamten erfahren sie, dass sich der illegale Handel mit den Organen (zu medizinischen Zwecken) zu einem äußerst lukrativen Geschäft entwickelt habe – weshalb man derart hinter diesen Leuten her sei – sowie dass zu allem Überfluss offenbar die Signale der Transmitter dazu genutzt werden, um die Tiere relativ leicht aufspüren zu können. Es dauert nicht lange, bis sie auf eine "heiße Spur" stoßen – und zwar die eines einzelnen, stattlich bewaffneten, scheinbar allein in dem Gebiet agierenden Mannes (Adrian Pasdar). Ein Feuergefecht zwischen den Parteien bricht aus, in dessen Verlauf das Team nach und nach von dem Wilderer niedergestreckt wird. Letztlich muss Julie sogar mit ansehen, wie Don vor ihren Augen stirbt – bevor der Mörder ihr eine Kugel in die Brust schießt und sie zum Sterben im Wald zurücklässt…
Dank einer Menge Glück kann man sie aber noch rechtzeitig finden und ihr im städtischen Krankenhaus das Leben retten. Das Geschehene belastet sie schwer – vorrangig da sie sich dafür schuldig fühlt, was Don widerfahren ist. Im Folgenden zieht sie sich stark von jedem in ihrem Umfeld zurück – was selbst so weit geht, dass sie einen Suizid-Versuch unternimmt. Es ist in jenem Kontext, dass sie den ausgebrannten Cop Rollins (Graham Greene) kennenlernt, der oft "zur Flasche greift" und ebenfalls auf einer Station der Einrichtung in Therapie ist. Mit den richtigen Worten gelingt es ihm, Julie dazu zu motivieren, sich selbst nicht aufzugeben. Fortan mobilisiert und bündelt sie ihre Kraft und ihren Willen durch den Gedanken daran, sich an dem betreffenden Täter zu rächen – der, wie wir erfahren, Hanaghan heißt…
Auch jener ist inzwischen in der City unterwegs, um seine Beute – also die wertvollen Organe – zu verkaufen. Im Rahmen der Abwicklung offenbart ihm ein nervöser Mittelsmann (François Chau) die für ihn überraschende Info, dass Julie der ihr zugefügten Schuss-Verletzung nicht erlegen sei – und da Zeugen bekanntlich alles andere als gut für solche kriminellen Geschäfte sind, macht sich Hanaghan postwendend auf, die Angelegenheit "wieder in Ordnung zu bringen". Sein Bestreben, an Julie heran zu gelangen, kommt ihr und ihrem Wunsch nach Vergeltung natürlich entgegen – ebenso wie dem sie entsprechend als "Köder" verwenden wollenden FBI. Ein Katz&Maus-Spiel entbrennt – welches schließlich in einer unerbittlichen Konfrontation der beiden in der Abgeschiedenheit der Rockys mündet…
"Wounded" (1997) ist ein von Regisseur Richard Martin ("Spinning out of Control") solide inszenierter dramatischer B-Movie-Action-Thriller, der einen anständig zu unterhalten, wenn auch nicht wirklich "zu fesseln" in der Lage ist. Als Julie eine für sie ungewohnte Kurzhaar-Frisur tragend, überzeugt die von mir stets gern gesehene Halbdeutsche Mädchen Amick (Shelly aus David Lynch´s "Twin Peaks", Tanya aus Stephen King´s "Sleepwalkers" etc.) in einem von ihr im Laufe ihrer Karriere kaum frequentierten Genre. Die unterschiedlichen Facetten ihres Parts meistert sie glaubwürdig – und harmoniert dabei prima mit Graham Greene ("Die Hard with a Vengeance"), dem man den versierten und hilfsbereiten, jedoch amtsmüden sowie dem Alkohol verfallenen Polizisten Rollins anstandslos abnimmt…
Fraglos weist die Beschaffenheit von Greene´s Figur verschiedene Klischees auf – allerdings haben die Drehbuch-Autoren Harry Longstreet und Lindsay Bourne jene immerhin so in die Story mit eingebunden, dass Julie daraus ergiebig bestimmte Lehren zu ziehen vermag, während die Charakter-Zeichnungen generell überwiegend bloß "oberflächlich-zweckhaft" geraten sind. Adrian Pasdar ("Near Dark") verkörpert den Wilderer und Killer Hanaghan in Sachen Ausstrahlung und Gebaren indes genau richtig – nämlich eiskalt, abgeklärt-methodisch sowie mit einer sadistischen Neigung – worüber hinaus in Nebenrollen u.a. noch Richard Joseph Paul ("Vampirella"), Robert Costanzo ("Total Recall"), Jim Beaver (TV´s "Harper´s Island") und François Chau ("Birds of Prey") mit von der Partie sind…
Was "Wounded" positiv von vielen ähnlichen Werken abhebt, ist dass die Handlung zu keiner plumpen Rache-Geschichte verkommt, sondern der Genesung Julies ein gehöriger Grad an Aufmerksamkeit gewidmet wird. Nicht nur muss sie sich von ihren physischen Wunden erholen – überdies sind es gerade die psychischen Belastungen, ihren Lebenspartner unter jenen Gegebenheiten verloren zu haben, die ihr heftig zusetzen (Stichwort: "Survivor´s Guilt"). Das führt bei ihr sogar bis hin zu einem Selbstmord-Versuch, im Zuge dessen sie allein bloß eine (für sie unvorhersehbare) "glückliche Fügung" vor dem Tod bewahrt. Rollins' Einwirken auf sie ist es zu verdanken, dass sie sich in der Hinsicht wieder stabilisiert sowie im Folgenden auf ein konkretes Ziel konzentriert…
In artverwandten Produktionen ist es mehrheitlich so, dass der oder die Hinterbliebene nach einer kurzen Trauer-Phase "in die Offensive geht" – wogegen das Verlangen nach Heimzahlung im Vorliegenden erst aus den Umständen heraus nach und nach erwächst und sich festigt. Eingangs ist Julie daran überhaupt nicht gelegen – doch animieren sie Einschüchterungs-Bemühungen Hanaghans sowie die nicht genügend unternehmenden Behörden schließlich dazu. Sie verweigert die Kooperation mit dem FBI, nimmt Rollins' Angebot an, nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus einige Tage bei ihm unterzukommen – was ihr wiederum Zugang zu Waffen gewährt – stellt eigene Nachforschungen an und gedenkt (planvoll) abzuwarten, bis Hanaghan sie aufspürt, um dann "ihre Chance" zu nutzen…
Auf Rollins und wie er sich um sie kümmert bezogen, ist Julie´s Agieren keineswegs so ganz fair. Er warnt sie vorm Weiterbeschreiten dieses Pfades – u.a. da er in seinem Beruf Zeuge vieler aufreibend-bedrückender Dinge geworden ist, an denen so einige "zerbrachen". Selbstjustiz lehnt er als eine Lösung strikt ab – per se sowie aufgrund dessen, was das innerlich für den Ausübenden bedeuten könnte/würde – doch ist das nunmal die aktuelle Quelle von Julie´s Antrieb. Derweil erachtet Hanaghan dieses Duell mit ihr als reizvoll – auch weil sie ihn zu Beginn ebenfalls angeschossen hatte. Sie ist kein "wehrloses Opfer". Ihn zu töten würde Don zwar nicht zurückbringen – wohl aber den Verantwortlichen bestrafen und ihr Genugtuung verschaffen. Leider misslingt Julie´s Taktik auf tragische Weise…
Das zweite Drittel von "Wounded" ist das schwächste der knapp über 90-minütigen Laufdauer. Es ist das Dialog-reichste, Tempo-ärmste sowie das mit den meisten dramatischen Anteilen daherkommende – inklusive eines sich voran entwickelnden Plots, der weder allzu originell noch komplex geartet ist, sowie eines konventionellen urbanen Settings, das lange nicht so ansprechend wie die Wildnis der betreffenden ländlichen Drehorte in British Columbia anmutet. Trotz Stalking, Telefon-Drohungen, des Nachgehens von Spuren sowie eines nächtlichen Shootouts in dieser Phase gebührt dem Streifen insgesamt aber dennoch Lob dafür, nicht den Eindruck gängig-konventioneller B-Movie-Kost aus jenen Jahren zu erwecken – anders als z.B. "White Tiger" mit Gary Daniels; Martin´s Regie-Arbeit direkt vor dieser hier…
Letztere Empfindung resultiert nicht unwesentlich aus den sich in den Rocky Mountains entfaltenden Anfangs- und End-Abschnitten, die eine ordentliche Balance aus spannenden Momenten – á la das Belauern der Widersacher in dem unübersichtlichen Gelände – und "klassischen Genre-Elementen" treffen – unter ihnen Hanaghan´s Nutzen von Fallen oder coole Shots wie eine sich in Zeitlupe von einem brennenden Haus entfernende Julie. Untermalt von einem passenden Score Ross Vannellis ("the Traveler"), haben Cinematographer Gregory Middleton ("Final Girl") und sein Team die schönen Naturkulissen (wie nebelverhangene Berge, Wälder sowie durch felsige Täler rauschende Flüsse) ebenso würdig wie auch ein stimmiges Gefühl für das Wetter/Klima sowie die Entlegenheit des Terrains vermittelnd bebildert…
Erwartungsgemäß sind Hanaghan und Julie zum Showdown hin jeweils "Jäger", deren Ziel es ist, den anderen zu überlisten und zu töten. In so mancher Beziehung ist sie ihm nun ebenbürtig – doch ist sie wirklich dazu fähig, ihm das Leben zu nehmen? Beide "stylische" Gesichts-Tarnfarbe tragend, besteht dabei von Hanaghan initiierter Funk-Kontakt zwischen ihnen, via den sie sich gegenseitig zu beeinflussen versuchen – etwa indem er Don zur Sprache bringt. Präsentiert wird einem das angenehm "bündig-kompakt" – ohne unnötig ausgewälzt zu werden – bevor einen der gebotene Ausgang dann zufrieden in die Schluss-Credits entlässt. Kurzum: "Wounded" ist ein grundsolider, kompetent-unterhaltsamer dramatischer Action-Thriller, der sich bis heute weiterhin sehen lassen kann…
gute