Entstehungsdaten:
USA 2019
Regie:
Brian Skiba
Darsteller:
Melissa Croden
Casper van Dien
Ilona McCrea
Lochlyn Munro
Trailer
Von seiner ganzen Art her hat mich der 2019er Low-Budget-Kampfsport-Streifen "Chokehold" unweigerlich an gewisse Prügel-Flicks erinnert, wie ich sie in den '90ern immer mal wieder aus meiner Stamm-Videothek mit nach Hause genommen hatte – soll heißen: Damals recht häufig mit Worten wie Blood, Fighter oder Kickboxer im Titel daherkommende "B-Ware" von Leuten wie Albert Pyun oder Robert Radler, an die man in darstellerischer, inhaltlicher sowie oft auch handwerklicher Hinsicht von Anfang an kaum Erwartungen gerichtet hatte – man wohl aber die Hoffnung darauf besaß, zumindest kurzweilige "Fratzengeballer"-Genre-Kost geboten zu erhalten. Für ein solches Werk der Gegenwart gängig, handelt es sich bei dem Vollkontakt-Stil im Vorliegenden um Mixed Martial Arts. Um Kosten zu sparen, fanden die Dreharbeiten in Kanada statt – und das unter der Regie Brian Skibas ("the 2nd"); auf einem von ihm zusammen mit Craig Michael Hall co-verfassten Skript basierend. 3,5 Millionen US-Dollar standen dafür zur Verfügung – womit man u.a. Casper van Dien, Lochlyn Munro und Kip Pardue zu verpflichten in der Lage war, während die eigentliche Hauptrolle an die zu jener Zeit 28-jährige MMA-Kämpferin Melissa 'Scare' Croden ging, welche mit dem Film ihr Schauspiel-Debüt vorlegte…
Javier (van Dien) ist der Besitzer eines Kampfsport-Gyms, in dem er ebenfalls als Trainer tätig ist. Eines Abends gerät er im Rahmen einer Underground-Fight-Night mit einem Buchmacher aneinander, nachdem er zuvor davon erfahren hatte, dass ein von seiner Bekannten Renee (Corrine van Ryck de Groot) betreutes Mädel (Brianna Rose) absichtlich ihren Kampf verlor – wobei sich im Zuge des Disputs herausstellt, dass offenbar eine hohe Summe verschwunden sei sowie eine russische Verbrecher-Organisation da kräftig mitmischt. Die Situation eskaliert und Javier stirbt – ermordet von Natalia (Ilona McCrea), deren Bruder Ivan (Chris Craddock) ihr die Leitung der kriminellen Geschäfte in der Stadt anvertraut hatte. Simultan versucht sich Javier´s Tochter Zoey (Croden) gerade daran, per Teilnahme an einer offiziellen MMA-Veranstaltung in Las Vegas eine Karriere in dem Bereich aufzubauen. Zur Beerdigung ihres Vaters zurück in der Heimat, bringt sie es nicht übers Herz, seinen Gym aufzugeben – einem Haufen dem Objekt anhaftende Schulden zum Trotz. Notgedrungen geht sie schließlich auf ein Angebot des Fight-Promoters Jones (Munro) ein und tritt fortan bei verschiedenen illegalen Kämpfen in der Gegend an, mit denen sich relativ zügig das von der Bank geforderte Geld verdienen lässt…
"Before you embark on a journey of revenge, dig two graves." Mit diesem Zitat des chinesischen Philosophen Konfuzius eröffnet "Chokehold" – welcher aus irgendwelchen Gründen übrigens von den beiden Ex-Baseball-Profis Torii Hunter und Lenny Lofton mitproduziert wurde. Rasch wird etabliert, dass Javier ein aufrechter Kerl ist sowie der Kontakt zwischen Zoey und ihm zuletzt nicht allzu eng und gut war – u.a. auf der Basis unterschiedlicher Ansichten und Vorstellungen; etwa da sie noch nie sonderlich viel mit bisweilen in sein Training integrierte Meditations-Techniken und Spiritualitäts-Verknüpfungen anzufangen wusste. Ihr Kampf in dem Cage-Octagon eines schicken Casinos in Nevada entfaltet sich parallel zu seiner Konfrontation mit einigen Gaunern in einer Lagerhalle mehrere hundert Meilen entfernt: Sie erleidet eine Niederlage via Knockout – er wird von Natalia erschossen. Wieder daheim, ruft Renee ihr ins Gedächtnis, was ihm der Laden bedeutet hat, entpuppen sich die ermittelnden Cops als unfähig, offeriert Jones ihr eine Möglichkeit, durch welche sie die Gläubiger-Ansprüche begleichen könnte, und entdeckt sie ihr von ihrem Vater auf dessen Tablet hinterlassene (herzlich-anspornende) Video-Botschaften – plus Fotos und andere Erinnerungsstücke…
Klischees und unoriginelle Plot-Bausteine gibt es hier haufenweise zu verzeichnen – qualitativ anständige Dialoge, vernünftig ausgestaltete Charaktere oder nennenswerte Überraschungen dagegen nicht. An der gradlinigen Beschaffenheit der erzählten Geschichte ändern auch ein paar Subplots nichts, die tendenziell überflüssiger Natur sind sowie die Lauflänge auf diesem Wege knapp über die 90-Minuten-Marke hieven: Da wäre z.B. Feodor (Gianni Capaldi), welchen Ivan der anwachsend unter Druck geratenden Natalia als "Aufpasser" zur Seite stellt, der liebend gern ihre Position in der Organisation einnehmen würde und mit der Zeit Gefallen an Zoey zu finden beginnt – oder Zoey´s Coach Uncle Ray (Pardue), welcher ihr irgendwann hinterherreist sowie (von ihr enttäuscht) ihre Partizipation an den betreffenden unseriösen (nicht nur ihre berufliche Karriere gefährdenden) Fights missbilligt. Natalia und Feodor können sich nicht ausstehen, erstere führt eine mehr oder minder geheime Beziehung mit der Kämpferin Tatiana (Krissy Pomerleau), Jones bemüht sich um lukrative Matches für Zoey und jene muss sich den neuen Umständen dieses brutalen Milieus anpassen, in welchem sie schon bald ordentlich "Buzz" erzeugt sowie weder eine Niederlage einzustecken noch etwaigen Drohungen nachzugeben gedenkt…
Einen Streifen wie diesen schaut man sich ja hauptsächlich wegen der Kämpfe an – von denen einem "Chokehold" eine zufrieden stellende Anzahl bietet, die überwiegend auch einigermaßen in Ordnung gehen. Das liegt vor allem daran, dass diverse der Akteure echte Sportler aus dieser Sparte sind, die nicht gedoubelt werden mussten sowie eine merkliche "Körperlichkeit" in die Auseinandersetzungen mit einbrachten. Im Einklang damit wurde sich primär für einen "gritty-direkten" Stil entschieden, der nicht von A bis Z durchchoreographiert anmutet sowie mit nicht allzu vielen unrealistisch-übertriebenen Moves aufwartet. Klare Ausnahme bildet jedoch ein auffällig "verspielter", mir dadurch aber weniger zusagend aus dem Rest herausstechender Fight in einem Weinkellerei-Lokal – komplett u.a. mit per Wire-Work arrangierter Drehungen und Sprünge. Generell wird einem die Action stets "erkennbar" präsentiert – vernünftig beleuchtet, mit der Kamera nicht zu nahe am Geschehen sowie seitens des Editings nicht "unübersichtlich zerschnitten". Man sollte sich bloß darüber gewahr sein, dass das Präsentierte halt dieses "UFC"-typische Geprügel, Geringe und Getrete ist – nichts so nett oder cool Anzusehendes wie bspw. das in "Bloodsport" oder "Never back down"…
Als Lead liefert Newcomerin Melissa Croden eine mimisch ausdrucksschwache Performance ab – doch ist sie nunmal eine Fighterin ohne Erfahrung auf diesem Gebiet, weshalb ich ihr gegenüber da nicht unnötig hart sein möchte. Sie überzeugt im Ring, wirkt nicht unsympathisch und ist außerdem auch attraktiver als manch andere in ihrem Sport. Casper van Dien ("Mad Heidi") verfügt derweil nur über eingeschränkte Screen-Time – taucht nach Javier´s Tod punktuell aber dennoch immer mal wieder auf und macht seine Sache gut. Lochlyn Munro ("Totally Killer") tritt brauchbar-solide (wie eh und je) in Erscheinung, der Part Kip Pardues ("Hostel 3") ist ein belanglos-undankbarer und Gianni Capaldi ("King of Killers") bekleckert sich (wie des Öfteren bereits in der Vergangenheit) erneut nicht gerade mit Ruhm – agiert dabei jedoch trotzdem noch besser als Ilona McCrea ("Dear Kate"), Chris Craddock ("Turnbuckle") und alle übrigen (okay, Corrine van Ryck de Groot kann man da durchaus herausnehmen). Als Kontrahenten oder sonstwie an den Veranstaltungen Beteiligte wurden indes eine ganze Reihe gestandene MMA-ler und Stuntleute gecastet – unter ihnen Steven McMichael ("Prey"), Chael Sonnen ("Here comes the Boom"), Kelsey Andries ("Extremity") und Sheena Kaine ("Don´t say it´s Name")…
Aufgrund ihrer Hübschheit, ihren Tattoos und Skills zog die 1,78m große Blondine Kris 'the Punisher' Pomerleau in "Chokehold" unweigerlich meine Blicke auf sich – allerdings ließ man sie mit einem ukrainischen Akzent sprechen, der ebenso klischeehaft klingt wie Munro´s texanischer sowie McCrea´s und Craddock´s russischer (wohingegen Capaldi´s schottischer zumindest sein echter ist). In den Bereichen Figuren, Dialoge und Story-Inhalt ist die Qualität der Vorlage fernab von hoch: Jeweils unbeseelt-simpel gestrickt sowie voller altbekannter Genre-Versatzstücke Schrägstrich "Movie Tropes" – welche zwar irgendwie "mit dazu gehören", aber nur bis zu einem bestimmten Grad hin zu akzeptieren sind, bevor man sich über sie zu ärgern anfängt. Im Vorliegenden greift Zoey im Rahmen des Finales etwa auf Tipps ihres Vaters zurück, die er ihr sozusagen "vererbt" hat – á la Meditation im Vorfeld sowie eine spezielle Schlag-Abfolge als "Finisher" – worauf er ihr beim Showdown sogar "Kraft spendend" im Publikum erscheint – während Natalia Javier´s Leiche ein markantes aufklappbares Amulett entwendet hat, welches sie fortan den Film über selbst um den Hals trägt – allerdings ohne in all der Zeit ein Kindheits-Foto Zoeys aus dem Innern herauszunehmen…
Dazu u.a. noch die obligatorische Trainings-Montage sowie die Entführung einer Zoey nahestehenden Person als erpresserische "Zusatz-Garantie", dass sie den entscheidenden Kampf verliert: Kennt man alles schon zigfach. Ja, eine Offenbarung zum Schluss hin sieht man nicht voraus – was aber eher daran liegt, dass man problemlos auf sie hätte verzichten können. Den von Produktionen dieser Art inzwischen gewohnten sauber-glatten Digital-Look aufweisend, hat Cinematographer Curtis Petersen ("Disturbing the Peace") mitunter kurze Drohnen-Luftaufnahmen (meist bei Locationwechsel-Übergängen) mit eingebunden und erfüllt der Score Michael Wyckoffs ("Hard Kill") nicht mehr als die gemeinhin mit Musik-Untermalungen solcher Werke verknüpften Basis-Anforderungen/Erwartungen. Generell bin ich niemand, der gewisse aus limitierten finanziellen Ressourcen resultierende Einschränkungen (wie unspektakuläre Drehorte, kaum Komparsen oder nicht so üppig ausgestattete Sets) negativ überbewertet – und auch über einzelne Kontinuitäts-Fehler sowie über das flüchtige Erspähen einer Stunt-Matte am unteren Bildrand einer Einstellung kann ich hier wohlwollend hinwegsehen – allerdings vermag der Streifen seinen Mängeln insgesamt einfach nicht genügend entgegenzuhalten…
Was ein konkretes Aufkommen von Langeweile passabel abwendet, ist dass einem regelmäßig Fights geboten werden sowie dass sich diese in unterschiedlichen Umgebungen entfalten – wie z.B. in dem "Sparring-Raum" der riesigen Villa Natalias, auf dem Gelände einer Biker-Gang, unter einer Eisenbahn-Brücke (samt dort live spielender Hardrock/Metal-Band) oder in einer via Light-Show erleuchteten Halle mit einem die Menge anheizenden DJ. Obgleich die Zwischenrunden-Begegnungen eines illegalen Turniers bloß "zügig abgefrühstückt" werden, geraten neben Croden, Pomerleau und Co. zudem aber auch van Dien, Munro und Pardue jeweils in einen Kampf mit irgendwelchen Baddies. Schade, dass man bei offenen Knochen-Brüchen auf CGIs zurückgegriffen hat sowie dass Zoey´s Blessuren unglaubwürdig schnell verheilen – doch immerhin fanden bei Javier´s Tod klassische Bullet-Hit-Blood-Squibs Verwendung. Nunja, Suspense erkeimt jedenfalls nie und Skiba´s Regie-Arbeit erweckt keinen sonderlich inspirierten Eindruck – weshalb man "Chokehold" alles in allem nur unverzagt-wackeren Fans von formelhaften Low-Budget-B-Movie-Flicks dieser Sorte empfehlen kann, denen die aufgeführten Schwächen per se nichts (oder nur wenig) ausmachen…
knappe