Entstehungsdaten:
Deutschland 2020
Regie:
Marc Schießer
Darsteller:
Farina Flebbe
Link zum Kurzfilm
Dadurch, dass "Amazon Prime Video" seinen Spielfilm "Trunk: Locked In" international veröffentlicht sowie dabei auch auf einträgliche Weise vermarktet hat, war es Regisseur und Drehbuchautor Marc Schießer Anfang 2024 gelungen, noch weiter über die Grenzen Deutschlands hinaus auf sich und das Können seiner im nordrhein-westfälischen Wuppertal ansässigen Produktionsschmiede "Outside the Club" aufmerksam zu machen…
Obgleich alles in allem beileibe nicht perfekt, wusste mir der klaustrophobisch-düstere, sich augenfällig an ähnliche "Kofferraum-Streifen" wie z.B. "the Call", "Brake", "den Skyldige" sowie dessen US-Remake "the Guilty" orientierende Thriller durchaus solide zuzusagen – hauptsächlich dank seiner handwerklich kompetenten Umsetzung, stylishen Optik, der einen oder anderen spannenden Passage sowie einiger achtbar kreativer Einfälle…
Zu meinen Kritikpunkten gehörten indes u.a. gewisse "Leerlauf-Momente", deren Entfernen oder Kürzen sich zugunsten einer Straffung der Entfaltung angeboten hätte, sowie die schwache Qualität so mancher Dialogzeile. In der Beziehung war es für mich entsprechend "entgegenkommend" zu entdecken, dass ein vorangegangenes Projekt Schießers ein rund vier-minütiger Horror-"Short" gewesen war, in dem kein einziges Wort geredet wird…
Mit einigen Ananas-Stückchen zum Snacken zurechtgeschnitten, fläzt sich die 21-jährige Hannah (Farina Flebbe) in "Perfect Match" (2020) eines regnerischen Abends gemütlich aufs heimische Sofa, schnappt sich ihr Handy und schaut sich die ersten Vorschläge an jungen Männern an, die ihr "Tinder" gerade zu bieten hat. Plötzlich jedoch wird ihr im Zuge dessen ein Foto von sich selbst angezeigt – offenbar tot am Boden liegend…
Verunsichert, streicht sie "ablehnend" linkswärts – worauf sie auf dem nächsten in exakt jenem Augenblick zu sehen ist: Ihre Rückenansicht – von draußen durchs Fenster aufgenommen. Doch dort ist niemand. Mit wachsender Beunruhigung setzt sie sich im Zimmer um und swiped weiter: Ein neues Bild von ihr erscheint – jenes so, als wäre es just dann nur wenige Meter von ihr entfernt (drinnen bei ihr) entstanden. Aufgeschreckt, erhebt sie sich und sieht nach…
Bereits im Rahmen der Titel-Einblendung erweckt Schießer bestimmte Erwartungen auf Seiten des Publikums, indem er ein großes Messer kurzerhand die Schrift verdecken lässt, mit dem Hannah zuvor ihr Obst zerteilt hatte. Da es etwas später erneut prominent im Zentrum einer Einstellung steht, fragt man sich unweigerlich: Foreshadowing oder Irreführung? Zumindest ergreift sie es nicht stracks, als es für sie unbehaglicher zu werden beginnt…
Originell ist die Sache mit den mysteriösen Fotos nun nicht unbedingt – doch hat sie Schießer gut in die sich voranentwickelnden Geschehnisse eingebunden und sich nicht strikt auf sie allein verlassen. Neben ihnen sowie dem beklemmenden Gefühl, beobachtet zu werden, klimpert überdies bspw. eine Kette an einer Tür, ohne dass Wind dafür verantwortlich sein könnte, und bewegt sich Hannah´s Reflektion in einer Scheibe anders als sie selbst…
"Perfect Match" folgt dem Muster diverser artverwandter Genre-Vertreter – und das gar bis hin zur allerletzten Einstellung – doch hat man es im Vorliegenden (mich leicht an David Sandberg´s 2013er "Lights Out" erinnernd) erfreulich prima hinbekommen, dabei bestimmte einem bei solchen Werken sonst leider nicht unselten begegnende "Ärgernisse" (á la plumpe Jump-Scares, suboptimale CGIs oder einen enttäuschenden Ausklang) zu vermeiden…
Statt auf rasches Editing griffen Schießer und sein Cinematographer-Duo Tobias Lohf und Daniel Ernst (u.a. TV´s "Wishlist" und "Schattenmoor") ergiebig-effektiv auf längere Shots und ruhige Kamera-Schwenks zurück, wurden nette Perspektiven gewählt und hat Marcel Becker-Neu (TV´s "Haus Kummerveldt") das Arrangierte mit einem ordentlichen Score und Sounddesign versehen. Ansprechend zudem: Die Beleuchtung und Farbgebung…
Ebenfalls lobenswert: Farina Flebbe ("Heilstätten") – welche nicht nur hübsch und süß ist, sondern obendrein eine glaubwürdige, anständige Performance abgeliefert hat. Zwar erhält man keinerlei Zeit, sie irgendwie kennenzulernen – doch wirkt sie auf Anhieb sympathisch und war ich generell recht froh darüber, dass man eingangs nicht noch ein Hinundhertexten mit einer Freundin (oder so) mit eingebaut hat. Dialoge/Worte waren hier schlichtweg überflüssig…
Schön kompakt und straff beschaffen – mit einem raschen Einzug des Übernatürlichen, einer geradezu optimal bemessenen Laufdauer und einem solide ausgeprägten Suspense-Grad – gefiel mir sowohl die Progression der Ereignisse als auch Schießer´s Inszenierung des Ganzen; inklusive der Übergänge bei verschiedenen kleinen Location-Wechsel: Vom Sofa zuerst in die Fläche des Zimmers hinein, danach ins "beengte" Bad – bevor dann schließlich…
Kurzum:
"Perfect Match" ist ein kompetent gemachter sowie optisch schicker "Tinder Horror Short" aus deutschen Landen, der Fans solcher "Creepypasta"-esken Veröffentlichungen durchaus zufrieden stellen sollte…
knappe