Entstehungsdaten:
USA-Bulgarien-Griechenland 2023
Regie:
Renny Harlin
Darsteller:
Aaron Eckhart
Nina Dobrev
Clifton Collins Jr.
Tim Blake Nelson
Trailer
Der 2023er Action-Thriller "the Bricklayer" basiert auf einem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 2010, der hierzulande den Titel "Der letzte Einsatz" trägt sowie von Autor Paul Lindsay unter dem Pseudonym Noah Boyd herausgebracht wurde. Seines Zeichens ein Ex-Marine und pensionierter FBI-Agent, der während seiner mehr als zwei Dekaden beim Bureau u.a. direkt an den aufsehenerregenden "Green River Killer"- und "Highland Park Strangler"-Ermittlungen beteiligt war, markierte es Lindsay´s Bestreben, ähnlich wie Robert Ludlum mit Jason Bourne, Lee Child mit Jack Reacher, James Patterson mit Alex Cross sowie Tom Clancy mit Jack Ryan ein Franchise-Geflecht rund um seinen zentralen Protagonisten Steve Vail zu kreieren. Leider jedoch verstarb er im September 2011 – nur wenige Monate nach der Veröffentlichung von "Agent X", seinem Nachfolgewerk innerhalb der geplanten Reihe…
Rasch war mit der Konzeption einer Kino-Adaption des Stoffes begonnen worden. Über die Zeit hinweg arbeiteten Schreiber wie Marc Moss ("Along came a Spider") und Pete Travis ("the Gunman") an einem Skript und war Gerard Butler für die Hauptrolle vorgesehen – bis der Film schließlich mit Aaron Eckhart als Lead auf der Grundlage eines Drehbuchs in Produktion ging, für welches Hanna Weg ("Septembers of Shiraz") und Matt Johnson ("Tracers") die entsprechenden Screen-Credits erhielten. Als Regisseur wurde Renny Harlin verpflichtet, der mit Streifen wie "Die Hard 2", "Cliffhanger", "the Long Kiss Goodnight" und "Deep Blue Sea" (ebenso wie – mit gewissen Abstrichen – außerdem noch mit solchen wie "12 Rounds", "5 Days of War", "Mindhunters", "Skiptrace" und "Bodies at Rest") im Laufe seiner Karriere wiederholt bewiesen hatte, eine ordentliche Wahl für Genre-Kost dieser Richtung zu sein…
Eröffnet wird mit der Ermordung der deutschen Journalistin Greta Becker (Veronica Ferres), welche in Thessaloniki gerade dabei war, von einem Informanten "Konkretes" über zwielichtige CIA-Machenschaften in Empfang zu nehmen. Nicht der erste Tod dieser Art in den vergangenen Wochen, werden vielerorts die Stimmen lauter, dass der US-Geheimdienst hinter diesen Taten steckt – nämlich um so zu verhindern, dass das belastende Material an die Medien gelangt bzw. frei zugänglich wird. Im Rahmen emsiger Untersuchungen diverser Videoaufnahmen stößt die CIA-Analytikerin Kate Bannon (Nina Dobrev) dann jedoch auf den wahren Verantwortlichen: Victor Radek (Clifton Collins Jr.) – ein für tot gewähnter ehemaliger Agent der Agency, der sich an eben jener staatlichen Organisation zu rächen gedenkt, nachdem er zuvor "aussteigen" wollte sowie jemand seine Familie ausgelöscht hatte…
Da Bannon´s Boss O'Malley (Tim Blake Nelson) nicht noch weitere "schlechte Presse" gebrauchen kann, wendet er sich an Radek´s früheren Kollegen und Freund Steve Vail (Eckhart), welcher inzwischen ebenfalls nicht mehr für die Behörde tätig ist und stattdessen einen geruhsamen zivilen Job als Maurer ausübt. Stracks erteilt der O'Malley´s "Angebot" jedoch eine Abfuhr – bis er an just dem Abend plötzlich von einigen Schergen angegriffen wird, die Radek ihm auf den Hals gehetzt hat: Wütend darüber – primär da er es war, der Radek die Möglichkeit zum Untertauchen gewährte und seine Vorgesetzen hinsichtlich dessen Ableben belog – ändert er seine Meinung postwendend und besteigt am nächsten Morgen einen Flieger nach Griechenland. Die Sache ist bloß: O'Malley hat ihm für die "streng inoffizielle" Mission Kate zur Seite gestellt – welche noch keine Feld-Erfahrung besitzt sowie überaus regelkonform agiert…
Steve Vail ist also "the Bricklayer" – und das erfreulicherweise (anders als etwa bei "the Beekeeper") frei irgendwelcher Ziegelstein-Wortspiele sowie ohne dass das sein Code-Name war oder der einer Spezialeinheit ist. Ja, er nimmt eine Tasche mit einigen seiner Kellen und Spachtel mit auf den Trip, die er vorrangig als Stichwaffen einsetzt, erläutert O'Malley in einer Szene, was er an der betreffenden Handwerksarbeit so schätzt, und vermag aufgrund seiner Kenntnisse in dem Bereich u.a. ein an sich bestens verborgenes Versteck-Fach zu entdecken – doch mutet das hier weder aufdringlich oder überstrapaziert an noch animiert es einen ernsthaft zum Augenrollen. Selbiges gilt für Steve´s Faible für Jazz – samt eines netten Miles Davis Zitats – wohingegen man auf die Einbindung einer besonderen Schallplatte im Figuren-Gefüge (gerade zum Ende hin) ohne weiteres hätte verzichten können…
Die erzählte Geschichte ist ziemlich formelhafter Natur – und das deutlich über die offenkundig "sehr klassische" Veil/Bannon-Paarung hinaus. Sie kann mit Musik und Haustieren wenig bis gar nichts anfangen, ist Single, ambitioniert und gewillt, sich im Zuge ihres ersten Außeneinsatzes zu bewähren, hält sich an die Vorschriften und ist nicht unbedingt begeistert von den Methoden, die Steve so an den Tag legt – welcher das Ganze wiederum eher unkonventionell (ruppig sowie fern von risikoscheu) angeht, Leuten wie O'Malley nicht vertraut und am liebsten allein unterwegs ist. So z.B. wechselt er direkt nach ihrer Landung via seines in Thessaloniki ansässigen Kontaktmanns Schrägstrich Ausstatters Patricio (Oliver Trevena) eigenmächtig ihre Tarn-Identitäten von zwei typischen "Normalo-Touristen" zu einem wohlhabenden Ehe-Gespann hin aus – komplett mit edel-teurerer Kleidung und einem Mercedes CLS AMG V8…
Erwartungsgemäß gibt es einige Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen zwischen ihnen auszufechten – bevor sie sich gegenseitig miteinzubeziehen, zu schätzen sowie einträglich zu unterstützen beginnen. Gewohnt hübsch und sympathisch, meistert Nina Dobrev ("Lucky Day") ihre Rolle prima, welche mich von ihrer Gestaltung her eingangs flüchtig/leicht an Jack Ryan denken ließ. Leider mangelt es ihr und Eckhart – obgleich sie an sich durchaus zufrieden stellend miteinander interagieren – an einer ausgeprägteren "Chemie" – was fraglos den ihnen vorgegebenen Charakter-Zeichnungen und Dialogen mit zuzurechnen ist, denen jeweils "inspiriertere Funken" (nicht nur bei ihren Sticheleien) zu wünschen gewesen wären. Zwar erfüllt das Skript auf B-Movie-Niveau grundsätzlich seinen Zweck – ist dabei jedoch von unorigineller, vorhersehbarer sowie inhaltlich weitestgehend oberflächlicher Beschaffenheit…
Neben den persönlichen Verstrickungen sich vor allem auf Radek´s Motive und die potentiellen Folgen seines Handelns stützend, hat man mitunter das Gefühl, dass "the Bricklayer" unbedingt den Anschein erwecken möchte, ein umfangreicheres Maß an Komplexität aufzuweisen als es tatsächlich der Fall ist. Im Laufe seiner CIA-Zeit wurde Radek Zeuge diverser Machenschaften, von denen sowohl die Öffentlichkeit als auch so einige Verbündete tunlichst nichts erfahren dürfen. Sein Missmut über diese Gegebenheiten wuchs immer weiter an – und als schließlich nicht einmal seine Familie geschützt zu werden vermochte, erkeimte daraus der Plan, es seinem vormaligen Arbeitgeber möglichst gravierend zu vergelten: Zum einen befindet er sich im Besitz belastender Beweise – zum anderen tötet er USA-kritische Journalisten, um die Taten im Rahmen dessen so hinzumanipulieren, als sei die Agency dafür verantwortlich…
Mit Amerika politisch und medial zunehmend unter Druck – und das sogar inklusive auf den Straßen ausbrechender Proteste – "reaktiviert" man also Veil – welcher Radek kennt, seine aktuellen Morde nicht gutheißt sowie zudem (auf der Basis falscher Annahmen) von ihm selbst ins Visier genommen wird; mit Zynismus gegenüber seinen früheren Dienstherren und Aufträgen allerdings nicht hinterm Berg hält. Im Bündnis mit einer lokalen kriminellen Gruppierung, die ihm eine Auswahl an "Henchmen" bietet, fordert Radek von der CIA nun $100 Millionen in Bitcoin, um von den angedrohten nächsten Schritten abzulassen. Permanent begegnen einem für Werke dieser Art gängige Klischees – in Addition zu den bereits genannten u.a. etwa noch einige (vor Kate vorerst geheim gehaltene) Telefonate zwischen Radek und Veil sowie mindestens ein Verräter in den eigenen Reihen…
Unbestritten ist Clifton Collins Jr. ("Nightmare Alley") ein talentierter Mime – doch wirkt er im Vorliegenden nicht wie die richtige Wahl für seinen Part; und das sowohl in den Flashbacks, die Radek (natürlich, mal wieder) im Beisein seiner Liebsten aufzeigen, als auch in seiner Funktion als eiskalt-bedrohlicher Killer und Mastermind. Da hätte ich mir jemand Charismatischeres bzw. jemanden mit einer anderen Ausstrahlung gewünscht. Als O'Malley überzieht Tim Blake Nelson ("Colossal") seine Performance ein wenig hin ins Karikatureske und als Vail´s Buddy und Unterstützer agiert Oliver Trevena ("Wire Room") ebenso brauchbar-okay wie Ori Pfeffer ("the Protégé") als einer der örtlichen Baddies – während Veronica Ferres ("Siberia") bloß kurz mit von der Partie ist und Ilfenesh Hadera ("Baywatch") als CIA-Stations-Chefin mal elegant, mal tough in Erscheinung tritt. Letztere ist übrigens zugleich Steve´s Ex…
Die erneut emporlodernde Anziehung der beiden bremst "the Bricklayer" vorm Erreichen der 60-Minuten-Marke geringfügig aus – zum Glück aber nicht allzu lang: Frei dieses Subplots wäre die Entfaltung nur halt einfach durchgängig angenehm straff geraten. Als Lead überzeugt Aaron Eckhart ("Rumble through the Dark") einmal mehr in einer physisch fordernden Rolle, welche er mit merklichem Engagement angegangen ist. Schauspielerisch seitens des generischen Skripts "in Grenzen gehalten", muss Vail indes eine Menge einstecken: Innerhalb der Auseinandersetzungen ist er des Öfteren auf spontane Findigkeit angewiesen sowie nicht unentwegt dominant – was ihn in Sachen "Realismus" glaubwürdiger macht als bspw. Berufsgenosse Jason Statham. Schade, dass sich seine Karriere in den vergangenen Jahren überwiegend hin zu Rollen in zweitklassigen Produktionen (á la diese hier) entwickelt hat…
Ähnliches gilt bekanntlich auch für Renny Harlin. Augenfällig versierter als B-Movie-Kollegen wie Jesse V. Johnson oder Roel Reiné – unter deren Führung Eckhart ja ebenfalls schon gedreht hat – lieferte der Finne ein 24 Millionen Dollar teures Ergebnis ab, welches dem Publikum genügend unterhaltsame, dynamisch und flott arrangierte Action präsentiert, um auf diese Weise passabel von dem mauen Inhalt und der vorherrschenden Spannungsarmut abzulenken. "Millennium Films"-typisch muss man an einer Stelle zwar leider ein mäßig animiertes Flugzeug erblicken und sind gewisse Green-Screen-Background-Kompositionen bei Autofahrten unschick misslungen – doch wurden etwaige CGIs ansonsten erfreulich sparsam und ordentlich eingesetzt. Bisweilen einen gern registrierten "Old-School-Vibe" vermittelnd, wirkt es so, als sei das Gewollte gut durchdacht mit dem vorhandenen Budget abgestimmt gewesen…
Harlin, sein Stunt-Koordinator Vladimir Orlov ("Officer Down") und dessen Team haben dafür gesorgt, dass dem Zuschauer regelmäßig Fights, Shootouts, Jagden und (kleinere) Explosionen von anständiger Qualität geboten werden – unter ihnen (meine persönlichen Highlights) ein nächtlicher Kampf im Regen auf einem Hausdach, ein Gefecht mit einer Truppe Schergen in einer Industrie-Halle sowie eine rasante Verfolgungsfahrt durch die engen Straßen der City. Als Location ist Thessaloniki interessant und obendrein nett "unverbraucht" – generell wurden die gesamten Geschehnisse von Cinematographer Matti Eerikäinen ("the Knocking") ansprechend bebildert. Unvorteilhafterweise haben mich am Ende dann aber (unerwartet) ausgerechnet die letzten 20 Minuten ein Stück weit enttäuscht, welche u.a. die finale Konfrontation zwischen Vail und Radek sowie eine mir "zu beschwingt" geartete Ausklangs-Sequenz mit einschließen…
Kurzum:
"the Bricklayer" ist ein ebenso konventioneller und oberflächlicher wie handwerklich solider, für Genre-Fans bei Gelegenheit durchaus mal ansehbarer Action-Thriller…