Entstehungsdaten:
Schweden 2023
Regie:
Simon Sandquist
Darsteller:
Wilma Lidén
Omar Rudberg
Amanda Lindh
Ludvig Deltin
Trailer
Im Zuge meines Besuchs der Stadt Göteborg habe ich es mir im April 2024 natürlich nicht nehmen lassen, auch mal bei dem knapp 40 Attraktionen aufbietenden sowie bereits 1923 eröffneten Liseberg-Vergnügungspark vorbeizutingeln – seines Zeichens der größte Skandinaviens. 2015 hatte man damit begonnen, in jedem Oktober das Gelände unter dem Motto Halloween entsprechend herzurichten – atmosphärische Deko, kostümierte Schausteller sowie mehrere "Horror Houses" inklusive. Überdies wurde in Kooperation mit Forschern des "Recreational Fear Labs" der Universität Aarhus 2023 das sogenannte "Peak Fear Experiment" durchgeführt, für welches sich im Vorfeld 1640 Personen aus 22 Ländern um die beiden Partizipations-Plätze beworben hatten. Laut Mathias Clasen (PhD) ergab die Auswertung dieses Feldversuchs, dass wenn man sich "Unterhaltungsangst" in einer sicheren Umgebung aussetzt, die psychische Widerstandsfähigkeit gesteigert, der Umgang mit Stress-Situationen verbessert sowie die Entwicklung von Strategien zur Bewältigung von Ängsten und negativen Gefühlen gefördert zu werden vermag – es also eine bereichernde Erfahrung sein kann…
Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum erschien zudem ein Slasher in den europäischen Kinos, der sich nahezu vollständig auf jenem 20-Hektar-Areal entfaltet, von Simon Sandquist mit einem Budget von etwas über zwei Millionen Euro on Location gedreht worden war sowie im Original "Karusell" heißt – während er seinen Deutschland-Release unter dem Titel "Halloween Park" erfuhr. 1973 geboren, debütierte Sandquist 1998 mit seinem zusammen mit Joel Bergvall realisierten Kurzfilm "Victor" – welcher prompt verschiedene Preise gewann und sogar für einen "Oscar" nominiert wurde. Im Folgenden schufen sie dann gemeinsam den dramatischen Fantasy-Thriller "Den Osynlige" (bzw. "Invisible – Gefangen im Jenseits", 2002) sowie das amerikanische Mystery-Horror-Drama "Possession" (mit Sarah Michelle Gellar, 2009) – bevor Sandquist im Anschluss daran bei der 2013er Teen-Comedy "Studentfesten", dem düsteren Zehnminüter "Laura, lost" (2016) sowie diesem von Mårten Gisby ("Testosterone"), Filip Hammarström ("Feed") und Henry Stenberg ("Canceled") verfassten Eineinhalbstünder hier allein den Regie-Posten bekleidete…
Es ist Herbst in Göteborg – und die Vorbereitungen des Liseberg-Vergnügungsparks auf die "Halloween-Mini-Saison" sind nun abgeschlossen. Für den Vorabend des Tages der Freigabe für die Öffentlichkeit hat eine aus den young Adults Dante (Omar Rudberg), Tora (Embla Ingelman-Sundberg), Jenny (Amanda Lindh), Sebbe (Emil Algpeus) und William (Ludvig Deltin) bestehende Gruppe eine exklusive "VIP-Preview" gewonnen, im Rahmen derer sie die Fahrgeschäfte ganz für sich allein haben. Als sie begleitende Mitarbeiterin wurde die jugendliche Fiona (Wilma Lidén) zu dieser Nachtschicht eingeteilt – was beim Treffen vor Ort am Eingang auf beiden Seiten jedoch stracks für eine "gedämpfte Stimmung" sorgt, da sie sich alle von früher her kennen: Bis zu einem "tragischen Unglücksfall" vor einem Jahr waren sie eng miteinander befreundet gewesen – nach welchem sich Fiona allerdings von ihnen distanziert sowie u.a. die Schule verlassen hatte. Zur Steigerung der aktuellen Laune trägt nun außerdem nicht gerade bei, dass es ein Alkohol- und Aufnahme-Verbot (sprich: keine Handys!) gibt und Fiona diese Regeln auch pflichtgemäß durchzusetzen gedenkt…
Was damals geschah, hat der Zuschauer unmittelbar zu Beginn schonmal auszugsweise (unkonkret) aufgezeigt erhalten: Eine Hütte im Wald, in der kräftig (kostümiert) gefeiert wird, die Ankunft Fionas mit einem Mädel namens Petra (Amanda Nilsson) – mit welcher sie gut auskommt, die allerdings einen zurückhaltenden Eindruck erweckt sowie offenkundig nicht mit zur Clique gehört – gefolgt von einem harten Schnitt und dem Anblick ihres draußen in der Dunkelheit liegenden Leichnams. In klassischer Manier verraten einem weitere Flashbacks und Schilderungen im Verlauf nach und nach die Umstände ihres Todes, der diese Kluft zwischen Fiona und den übrigen gerissen hatte. In der Gegenwart verbessert sich die vorherrschende Gemütslage indes graduell – primär dank Dante´s Zutun sowie der vielfältigen Fahrgeschäfte: Je mehr sie sich amüsieren, desto weniger wird wider Fiona gestichelt. Von Dante lässt sich jene gar zu einer kollektiven Runde Achterbahn überreden – bei der jedoch plötzlich ein maskierter Killer zuschlägt, welcher sie fortan erbarmungslos kreuz und quer durch das sich als abgeriegelt entpuppende (hoch umzäunte) Gelände hetzt…
"Halloween Park" eröffnet mit der bereits erwähnten Rückblende sowie einer netten Haunted-House-Sequenz, welche nahtlos in die Einführung unserer Lead-Protagonistin übergeht. Während fast alle um sie herum Feierabend machen, steht Fiona dagegen just davor, die angekündigten Gewinner Schrägstrich Gäste am Haupttor zu empfangen. Die Zügigkeit dieses Einstiegs ist zwar angenehm – allerdings hätte ich es als einträglicher erachtet, wenn man einem die Örtlichkeiten anfangs mal bei Tageslicht (samt Besucher) präsentiert hätte, um den Unkundigen unter den Betrachtern sowohl einen Überblick übers Layout zu verschaffen als auch um so einen markanten Kontrast zu der Dunkelheit und Menschenleere des nächtlichen Settings zu erzeugen. Mit dem in Erinnerung gerufenen Grund dafür, warum sie getrennte Wege gegangen waren – ihren Spaß ausbremsend sowie Fiona (herausfordernd) dazu animierend, das Ganze trotz ihrer Aversion zumindest möglichst professionell über die Bühne zu bringen – bemerkten sie in dieser Phase überhaupt nicht, dass sie heimlich von einer Gestalt beobachtet werden, die teils bloß nur als Silhouette zu sehen ist…
Der erste Mord passiert auf der Strecke der Valkyria-Achterbahn: Bei voller Fahrt bekommt einer der Kids eine Axt in den Oberkörper geschlagen. Als ihnen das nach dem Anhalten vollends gewahr wird, stellen sie obendrein rasch fest, dass die Tasche mit ihren eingesammelten Handys "verschwunden" ist. Nur Fiona hat ihrs noch – worauf sie eilig den Notruf wählt. Eine creepy beschädigter-Porzellan-Puppenkopf-Maske tragend, tritt der Killer ihnen nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber – was darin resultiert, dass Fiona´s Telefon unbrauchbar wird sowie sich die Gruppe in unterschiedliche Richtungen versprengt. Drei von ihnen starten kurzerhand den Versuch, über den Außenzaun zu klettern – allerdings verletzt sich ein Mädel dabei, welches ihre beiden Freunde beim Auftauchen des Verfolgers (aus Furcht) dann prompt ihrem Schicksal überlassen, um sich selbst zu retten. Entsprechende Schuldgefühle erkeimen etwas später – doch bleibt ihnen im Prinzip kaum Zeit fürs Drübernachdenken oder sich verschnaufen: Sie müssen konstant auf der Hut sein und gemeinsam taktieren – denn wie es ausschaut, können sie nicht wirklich auf effektive Hilfe der Cops zählen…
Als zwei Polis-Beamte am Eingang eintreffen und dort nur flüchtig mit ihren Taschenlampen in den Park hineinleuchten, bevor sie erneut abrücken – da sie den Anruf für einen Prank halten – animiert einen das natürlich unweigerlich zum Augenrollen. Es läuft übrigens keiner zu ihnen hin oder schreit drauf los, weil sich der Killer zwischen ihnen platziert hat und die Polizisten keine Chance hätten, den Schließ-Mechanismus schnell genug zu öffnen. Und wo der einzige Wachmann (Michael Brolin) eigentlich gerade steckt, weiß niemand. Immerhin kommen die Teens auf eine sinnige Idee – nämlich das 60 Meter hohe Lisbergshjulet-Riesenrad einzuschalten: Hell angestrahlt mitten in der Nacht in Bewegung, sollte gewiss jemand auf diese Ungewöhnlichkeit aufmerksam werden – und tatsächlich geht der Plan auf und kehrt der Streifenwagen postwendend wieder zurück. Da der Film an diesem Punkt aber bloß ungefähr halb vorüber ist, dürfte das wohl noch nicht ihre Rettung bedeuten. Generell setzt sich "Halloween Park" nahezu komplett aus vertrauten Genre-Versatzstücken zusammen – was schade, aber auch nicht gleich automatisch ein "KO-Kriterium" ist…
Charaktere wie die vorliegenden sind einem schon aus zig ähnlichen Werken bekannt: Relativ konturlose Stereotypen, von denen die meisten in gewohnter Manier der Reihe nach sterben, ohne über die Credits hinaus länger im Gedächtnis zu verweilen. Unabhängig dessen, dass die zugehörigen Performances in die Kategorie nichts Besonderes fallen, sind sie an sich aber dennoch annehmbar-solide geraten. Neben Embla Ingelman-Sundberg ("the Birthday"), Ludvig Deltin (TV´s "Gåsmamman"), Amanda Lindh (TV´s "Cryptid") und Emil Algpeus ("Eva & Adam") ragt der venezolanisch-schwedische Sänger und TV´s "Young Royals"-Star Omar Rudberg als Dante (von seiner Rolle und Darbietung her) einen kleinen Zacken aus dem Cast-Ensemble heraus – ebenso wie Wilma Lidén (TV´s "Ruset"), welche Fiona ordentlich portraitiert und sich als erfreulich bedacht agierendes Final Girl entpuppt. Konfrontiert mit der Situation bzw. Gefahr, müssen sie ihre Differenzen überwinden, auf Fiona´s Kenntnisse ihres Beschäftigungsortes bauen sowie sich aktiv und direkt verteidigen, sollte es dazu kommen. Die Frage nach der Identität desjenigen hinter der Maske ist für sie da erst einmal zweitrangig…
Man muss kein Genie sein, um sich denken zu können, wer da Jagd auf die Jugendlichen macht. Die Flashbacks liefern das Motiv. Der persönliche Bezug zu Petra´s Tod ist klar – wie auch dass sich die Autoren beim Verfassen ihrer Story u.a. von "I know what you did last Summer" und dessen 1998er Sequel (Stichwort: falsches Gewinnspiel) "inspirieren" ließen. Der Mörder selbst ist nicht allzu interessant – a generic silent Stalker&Slasher, der dabei aber nie irgendwie "übermenschlich" anmutet. In Anbetracht von Faktoren wie der Größe der Fläche, der Menge an Versteck-Möglichkeiten sowie der Chancen dahingehend, dass es jemand mehr oder minder geschwind raus oder zu einem Telefon schafft, hat mich das "obligatorische" Aufteilen hier nicht unbedingt gestört. Überdies beginnen sie sich zu wehren, nachdem sie den anfänglichen Schrecken einigermaßen zu verarbeiten vermochten – allerdings ohne ihre Überzahl in jenem Rahmen effektiv einbringend zu nutzen. Insgesamt kann man sagen: Es sind die bei Streifen dieser Sorte gängigen Unglaubwürdigkeiten und Klischees – einschließlich eines (unaufregend-belanglosen) Twists am Ende…
Während die Kills kaum der Rede wert sind – wohl aber mit vereinzelten überraschend fiesen Momenten aufwarten – und sich die Suspense-Ausprägung stark in Grenzen hält, kommt die Regie sowie der Score Christian Sandquists ("Bad Ass Bikers") jeweils solide daher und weiß das Pacing zufrieden zu stellen. Innerhalb der City gelegen – mit nur einem Zaun, welcher die Teens davon trennt, Sicherheit zu erreichen – bildet Liseberg ein reizvolles, stimmiges Setting, das einem verschiedene anständig-schicke Setpieces offeriert – u.a. eins auf dem klassisch-schönen Blomsterkarusellen, auf einer Rolltreppe sowie ganz oben auf der Balder-Holzachterbahn. Da nicht alle buntfarbenen Lichter eingeschaltet sind und der Täter weder Fallen vorbereitet hat noch seine Opfer gezielt umher treibt, wird das Potential in dieser Hinsicht zwar nicht umfänglich ausgeschöpft – doch kann man sich über Cinematographer Andrés Rignell´s ("the Evil next Door") Optik keineswegs beklagen und sind einige Drohnen-Shots (bspw. ums Riesenrad herum oder einem Coaster-Zug durch einen Korkenzieher-Looping nachfliegend) wahrlich cool anzusehen…
Fazit: "Halloween Park" ist ein routinierter, kurzweiliger schwedischer Horror-Thriller nach altbekanntem Muster, der bis auf seinen ansprechenden Dreh- und Entfaltungsort jedoch nicht allzu viel zu bieten hat…
gute