Entstehungsdaten:
GB 2022
Regie:
Richard Anthony Dunford
Darsteller:
Sarah Alexandra Marks
Eric Roberts
Dani Thompson
Trailer
Bei "Minacious" (aka "the Caller") handelt es sich um einen britischen Microbudget-Thriller aus dem Jahr 2022, dessen Entstehung u.a. via einer Crowdfunding-Kampagne finanziert wurde, bei der insgesamt 4.529,- Pfund von 48 Unterstützern zusammenkamen – unter denen auch ich mich befand. Für sein Werk war es Drehbuch-Autor, Produzent und Regisseur Richard Anthony Dunford ("Dragonflies only live for 24 Hours") sogar gelungen, Schauspiel-Veteran Eric Roberts ("Runaway Train", "the Ambulance", "Final Analysis", "the Dark Knight" etc.) zur Mitwirkung zu gewinnen – was in Anbetracht des qualitativen und quantitativen Outputs von Julia´s Bruder und Emma´s Vater an sich zwar nicht viel heißen mag – schließlich hatte jener laut Imdb.com allein 2022 noch zweiundvierzig (!) weitere Projekte am Start, deren Mehrzahl weder eines Blickes noch irgendwelcher Zeilen würdig ist – doch trägt seine Beteiligung natürlich nichtsdestotrotz zu einer besseren Vermarktung des Streifens bei; seiner internationalen Bekanntheit sei Dank. In diesem Kontext ist allerdings anzuführen, dass Roberts hier bloß stimmlich (im Rahmen diverser Anrufe) sowie nur in einem Moment (im Zuge einer Online-Recherche) auf einem Foto zu sehen mit von der Partie ist…
Eröffnet wird in Gestalt eines Prologs, in welchem die Callcenter-Mitarbeiterin Melissa (Meghan Adara) just ein unschönes Telefonat mit einem aggressiven Herrn hinter sich hat. Seitens des Vorfalls ziemlich mitgenommen, sprechen ihre Kollegen ihr gut zu, bevor sie sich etwas frischmacht, um im Anschluss daran früher in den Feierabend aufbrechen zu wollen – allerdings hat der besagte Widerling eine seiner Drohungen in der Zwischenzeit tatsächlich umgesetzt und ist vor Ort im Gebäude aufgetaucht! Grundsätzlich ein solider Einstieg, den sich Dunford da ausgedacht hat – wenn denn nicht gewisse mächtige Logik-Schwächen derart offenkundig wären. Was z.B. ist aus der Security und all den anderen aus dem Großraumbüro (plus der Reinigungskraft) geworden? Wie konnte sich das alles in den wenigen Minuten abspielen, in denen sich Melissa im Toilettenraum aufhielt? Warum gab´s kein Geschrei und hat man ihn nicht überwältigt, wo er doch nur mit einer Zange bewaffnet ist? An Dunford´s Stelle hätte ich ihn Melissa eher an ihrem Wagen (oder so) auflauern lassen, um all das zu umgehen bzw. zu vermeiden. Nunja, sich jedenfalls kurz darauf von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehend, schlägt der Vermummte mit dem Werkzeug sogleich wort- und erbarmungslos auf sie ein…
Als nächstes lernen wir Isabella 'Izzy' Robertson (Sarah Alexandra Marks) kennen – eine Inbound-Service-Telefonistin einer Bank, die für ein paar Tage das schicke Haus ihres Onkels (Judson Vaughan) hütet, während jener im Urlaub verweilt. Ihr Vorhaben ist es, die Dienste, für die sie sich einplanen ließ, remote (per Laptop) abzuleisten – vorrangig nachts, so dass sie tagsüber in aller Ruhe relaxen kann; wofür sich u.a. ein einsatzbereiter Outdoor-Whirlpool geradezu perfekt anbietet. Bis auf eine "unheimliche Grinse-Maske" im Flur – welche so rein gar nicht zu der sonstigen Einrichtung passt und von der man auf Anhieb (nicht bloß anhand des Covermotivs) weiß, dass sich irgendein Fiesewicht (der vom Anfang vielleicht?) diese im Verlauf noch greifen und aufsetzen wird – ist Izzy von der Bleibe begeistert. Dem kann ich nur beipflichten: Ein absolut mietwürdiges Airbnb (nehme ich einfach mal an). In Addition dazu steuerten Dunford und sein Team einzelne nette, die Optik "aufpeppende" Ideen bei – á la den Raum, welchen Izzy fortan zum Arbeiten nutzt, nach Sonnenuntergang sowohl in bläulichen Tönen als auch im bernsteinfarben-warmen Schein einiger vertikaler Lichterketten an den Wänden auszuleuchten. Anständig gelaunt, loggt sie sich so dann also zu ihrer ersten Schicht ein…
"Minacious" zeigt einem nun die Routine-Tätigkeiten von Izzy´s Job auf: Das Beantworten von Fragen sowie die damit verknüpften Bemühungen, etwaige Wünsche und Probleme der Kunden zu deren Zufriedenheit zu lösen. Zwar bremst das das generell nicht sonderlich flotte Pacing zusätzlich aus – fördert allerdings den Sympathie-Aufbau zugunsten der ebenso freundlich wie geduldig das Erzielen eines positiven Ergebnisses anstrebenden Izzy (jeder dürfte ja aus eigener Erfahrung wissen, wie rasch sich Frust aufbauen kann, wenn man eine Hotline wählen und dabei mitunter gar noch längere Zeit in der Warteschleife verbringen muss). In dieser Phase injiziert Dunford eine Prise Humor ins Geschehen – nämlich als es Izzy bei einem Call schwerfällt, nicht zu lachen, als ein Mann ihr herumdrucksend sein Dilemma schildert: Von dessen ehelichen Gemeinschaftskonto wurde zuvor die Lastschrift eines Erotik-Anbieters eingezogen – welche er jetzt gern unbedingt so zügig wie möglich per Ablehnen der Zahlung "gelöscht" haben will (ohne es konkret auszusprechen: bevor seine Frau das sieht). Das mag ein wenig klischeehaft sein – ist aber amüsant und festigt simultan einen zentralen Faktor der Story, da man auf diesem Wege (indirekt) mehr über Izzy´s Persönlichkeit erfährt…
Ihre Gefälligkeit und Professionalität wird jedoch auf eine Belastungsprobe gestellt, als ihr Caleb Baxter (Roberts) in der Leitung zugeschaltet wird und sie ihm bei seinem Anliegen nicht in dem von ihm geforderten Umfang zu helfen in der Lage ist: Eine Verkettung von Umständen und Transaktionen hatte dazu geführt, dass seine Miete nicht abgebucht werden konnte und ihm nun der Verlust seiner Wohnung droht. Das zu korrigieren, so wie er es verlangt, übersteigt allerdings Izzy´s Optionen und Befugnisse. Stetig wird Baxter genervter, lauter sowie zudem zorniger und einschüchternder. Als er auf Izzy´s Anmerkungen, solche Äußerungen doch bitte zu unterlassen, nicht reagiert, beendet sie an dem Punkt das Gespräch – worauf sie sich am folgenden Tage zu allem Überfluss seitens ihrer Chefin (Dani Thompson) anhören muss, dass sich jemand über sie beschwert hätte sowie die Anzahl der von ihr in der vergangenen Nacht bearbeiteten Fälle nicht hoch genug gewesen sei. Davon unverscheut, wählt sie sich am nächsten Abend erneut ins System ein und legt los – nur um irgendwann wiederum an Baxter zu geraten: Dieses Mal von einer anderen Nummer aus anrufend, konfrontiert er sie kurzerhand damit, dass er im Internet auf verschiedene private Informationen über sie gestoßen sei…
Oft hatte er es probieren müssen, bis er endlich mit ihr verbunden wurde – worüber hinaus es ihm dank seiner Kenntnis ihres Vornamens und Arbeitgebers (mit etwas Gesuche) gelungen war, ihre Social-Media-Pages zu finden, wo sie u.a. eindeutige Hinweise auf ihren aktuellen Aufenthaltsort gepostet hatte. Als sein Gerede immer explizierter Gewaltanwendung ihr gegenüber implizierend wird, legt Izzy vehement auf – nur um wenig später eine verstörende E-Mail von ihm zu erhalten. Es ist jetzt, dass sie die Polizei kontaktiert, welche ihr die Beantragung einer einstweiligen Verfügung empfiehlt. Anschließend nimmt sie weitere Calls an – auch um sich abzulenken – fortan aber mit einem Hockey-Schläger in Griff-Reichweite. Überdies forscht sie ebenfalls mal im Netz nach ihm – und tatsächlich stellt sich heraus, dass er der Täter vom Filmbeginn ist. Hauptsächlich wegen der Körperverletzung Melissas hatte man ihn damals zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt – allerdings ist er inzwischen auf Bewährung frei. Plötzlich taucht ein Wagen in der Gegend auf, der nahebei anhält. Die Cops können das eigentlich nicht sein. Zwar wollte man jemanden vorbeischicken, als klar wurde, dass von Baxter eine reale Gefahr ausgeht – doch würde das noch rund 45 Minuten dauern, hatte man ihr gesagt…
"Minacious" wartet mit einer Menge Dialoge auf – die meisten von ihnen Telefonate – deren Qualität im Grunde nie besser als zweckdienlich ist. Fast allesamt in voller Länge präsentiert, erweckten sie im Bereich ihrer jeweiligen inhaltlichen Entfaltung einen durchaus realistischen Eindruck – bewahren das Verlaufs-Tempo so aber ziemlich niedrig. Zu einem ordentlichen Slow Burn fehlt es dem Kreierten in den entscheidenden ersten zwei Dritteln schlichtweg an einer sich effektiv verdichtenden, mit anwachsender Spannung verbundenen Atmosphäre – welche hier einfach nicht in einer wünschenswerten Ausprägung vermittelt werden kann. Dazu trägt auch der bei solch kostengünstigen Produktionen häufig zu registrierende "biedere Look" bei, welcher von der sauberen Digital-Optik sowie der nicht gerade kreativen Kamera- und Editing-Arbeit geprägt ist. Nicht missverstehen: Unansehnlich oder "amateurhaft" schaut das Gebotene keineswegs aus – z.B. gefiel mir die Nutzung kräftiger Farben (nicht nur bei der schon erwähnten Beleuchtung oder dem sexy knallig-lila-pinken Bikini Izzys) gut – bloß sind die Limitierungen des Projekts (in finanzieller, technischer und handwerklicher Hinsicht) so nunmal relativ schnell erkennbar…
Ausgenommen der Ereignisse des Prologs spielt sich alles in und um dem Haus ab, das Izzy hütet – wobei eben jene in angrenzend jeder Einstellung kontinuierlich im Zentrum des Ganzen steht: Fraglos eine Herausforderung – welche Sarah Alexandra Marks ("Exorcist Vengeance") jedoch überzeugend gemeistert hat; maßgeblich indem sie Izzy genügend Charme verlieh sowie die sich wandelnden Emotionslagen der Rolle glaubwürdig rüberzubringen vermochte. Außerdem ist ihre entwaffnend sympathisch klingende Stimme prima für jemanden geeignet, der den Job einer Kundenservice-Callcenter-Agentin ausübt. Über dass sie kürzlich mit ihrem Boyfriend Schluss gemacht hat hinaus erfährt man nicht viel über sie – doch damit konnte ich leben. Eric Roberts' Voice-Acting würde ich indes als okay einstufen: Obgleich er an Kollegen wie Kiefer Sutherland in "Phone Booth" oder Toby Jones in "Mercy Road" nicht herankommt, wird Baxter´s in Bedrohlichkeit übergehender Ärger und Frust dennoch deutlich. In Nebenparts treten u.a. noch Dani Thompson ("Pandamonium") als Izzy´s sie zum Erfüllen der vorgegebenen Quoten drängende Chefin sowie Meghan Adara ("Winnie-the-Pooh: Blood and Honey 2") als Baxter´s vorheriges "Fixierungs-Opfer" Melissa in Erscheinung…
Des Weiteren ist "Doctor Who" Colin Baker im Rahmen eines Anrufs als ein Detective Sergeant zu hören und kann man mich in Minute 46 als einer von Izzy´s Kontakten (auf ihrem Computer) erspähen: Ein reines "Foto-Cameo" meinerseits. Während später dann doch noch ein Streifenwagen zu Izzy´s Adresse entsandt wird und jener unterwegs ist, überbrückt sie die Zeit mit einer Indoor-Cycling-Session (samt Workout-Anleitung übers Web), um sich wegen der Sache nicht noch verrückter zu machen. Was sie nicht weiß: Als sie zuvor mal draußen war, hatte sich Baxter bereits unbemerkt hineingeschlichen! Jetzt beobachtet er sie heimlich – auf dem Bike sowie im Folgenden unter der Dusche – schnüffelt obendrein an ihrer Unterwäsche und setzt sich (zusätzlich zu seiner Sturmhaube) natürlich auch die Maske aus dem Flur auf. Leider ist es ziemlich leicht zu registrieren, dass er weder am Anfang noch in dieser letzten halben Stunde von Roberts verkörpert wird – sondern von einem jüngeren Double mit einer anderen Statur. Per se ist das nichts Ungewöhnliches – siehe etwa das 2006er "When a Stranger calls"-Remake (Stimme: Lance Henriksen – am Set: Tommy Flanagan) – doch war es da weit weniger auffällig als im Vorliegenden; zumal Baxter in Präsenz fortan kein Wort mehr spricht…
In seinem finalen Akt wird der Film zu einem gewöhnlichen Home-Invasion-Thriller – bei dem neben Dunford´s Problemen bei der Suspense-Erzeugung überdies hinzukommt, dass ihm beim Arrangieren des Überlebenskampfs Izzys keine "Profis" im Bereich der Fight-Choreographie zur Verfügung standen. Das Schicksal einer eintreffenden Polizistin fand ich von der Darbietungsweise her leicht unfreiwillig belustigend und war es mir einfach nicht möglich, dem Streifen die “Waffe“, zu der Izzy schlussendlich wider Baxter greift, zusammen mit ihrer Anwendung jener ernst nehmend abzukaufen. Generell hatte Dunford sein Skript kompetent aufgebaut – selbst eine passable kurze Albtraum-Sequenz ist vorhanden – und wussten mir einige der Ideen und Momente (unter ihnen der schwarzhumorig-böse Ausklang) durchaus zuzusagen – allerdings reicht das nicht aus, um verschiedene Logik-Patzer und anderweitige Schwächen zu kaschieren. Alles in allem möchte ich aber gar nicht zu hart bzw. zu negativ klingen: Seiner unaufregenden Beschaffenheit zum Trotz, ist "Minacious" für einen kleinen Microbudget-Indie beileibe nicht so schlecht wie manch anderes vergleichbares Projekt – primär dank seiner guten Hauptdarstellerin und seiner an sich soliden, wenn auch "simplen" Inszenierung…