Entstehungsdaten:
USA 2022
Regie:
Spenser Cohen
Darsteller:
Sophie Thatcher
Alicia Coppola
Scot Nery
Link zum Kurzfilm
"Blink" ist ein Horror-Kurzfilm aus dem Jahr 2022, der (ohne Abspann) knapp über sieben Minuten lang läuft sowie in Gestalt einer Kollaboration zwischen Scott Glassgold´s "Ground Control"-Produktions-Schmiede und "Sony Pictures' Screen Gems" entstand. Eigentlich sollte dieses Projekt das erste einer ganzen Reihe von Zusammenarbeiten markieren, im Rahmen derer man aufstrebenden Regisseuren mit interessanten Genre-Ideen die Möglichkeit offerieren wollte, mit ausreichenden (u.a. technischen und finanziellen) Ressourcen Proof-of-Concept-"Shorts" zu realisieren, welche bei Gefallen anschließend dann in direkter Partnerschaft mit "Screen Gems" einen begleiteten und geförderten Ausbau hin zu einer Abend-füllenden Version der jeweiligen Materie erfahren könnten. Seit der Veröffentlichung dieses Werks hier – dessen Premiere übrigens auf dem "South by Southwest"-Festival stattfand – hat man zwar nicht mehr wirklich etwas von diesem sogenannten "Inkubator-Programm" gehört – doch dürfte diese Gegebenheit nicht mit der Qualität des gebotenen Ergebnisses in Verbindung stehen…
Inspiriert von Streifen wie Alfred Hitchcock´s "Rear Window" und dem Schaffen James Wans sowie auf Erinnerungen an eine Situation basierend, in der Co-Autor Spenser Cohen aufgrund eines Geräuschs eines Nachts erwacht war, nur um sich im Zuge dessen in einem beklemmend-furchteinflößenden Schlaflähmungs-Zustand wiederzufinden, hatten er und Anna Halberg ursprünglich einen kompletten Spielfilm verfasst, als sie von Glassgold auf die besagte Gelegenheit hingewiesen wurden – weshalb sie sich ihr Skript entsprechend erneut vorköpften und kräftig Reverse Engineering betrieben, bis es die Vorgaben erfüllte und mitberücksichtigt werden konnte. Der finalen (positiven) Entscheidung folgend, schlug Glassgold ihnen Sophie Thatcher als Lead vor, welche er von seiner Beteiligung an dem feinen kleinen 2018er Science-Fiction-Streifen "Prospect" her kannte: Eine gute Wahl. Mit jener jungen Dame wenig später tatsächlich mit an Bord, setzte Cohen seine und Halberg´s Vorlage daraufhin an nur zwei Tagen (unmittelbar vor dem weitreichenden Ausbruch der Covid-19-Pandemie in den Staaten) in Szene…
Zum Klang von Sirenen erscheint das gewohnte "Sony"-Logo – wonach sich das Bild anstatt in die weiße Schrift des Os jedoch in die schwarze Innenfläche des Buchstabens hineinbewegt, man Reanimations-Bemühungen hört sowie ein silbernes "Screen Gems"-Signet eingeblendet wird, bevor ein Schwall an Blut von oben herabläuft, es rot färbt und sich die Textzeile hin zu "Scream Gems" wandelt. Es ist an dieser Stelle, dass Mary (Thatcher) in einem Krankenhausbett wieder zu sich kommt: Nur knapp hatte sie einen Sturz aus einem Fenster überlebt – allerdings ist sie nun gelähmt; kann sich allein bloß via ihre Augen bemerkbar machen. Eine Schwester namens Lynn (Alicia Coppola) registriert das und berichtet ihr, dass sie in einem Koma gelegen hätte. Außerdem fragt sie Mary einige Dinge. Um zu antworten, solle sie 1x für ja und 2x für nein blinzeln. Hat sie Schmerzen? Nein. Kann sie sich daran erinnern, was passiert ist? Ja. War es ein Unfall? Nein. Ist sie gesprungen? Nein. War noch jemand dort? Ja. Kennt sie die Person? Nein. Ein Mann? Nein. Eine Frau? Nein. Weder Mann noch Frau? Ja. Wurde sie gestoßen? Ja.
Als Lynn das Zimmer verlässt, um den zuständigen Arzt und die Polizei über das zu informieren, was Mary ihr mitgeteilt hat, beginnt letztere plötzlich Laute zu hören, die mich an jene der Judas Brut aus der "Mimic"-Franchise erinnerten. Knartschend schließt sich nun langsam die Tür – und gibt den Blick auf eine in der Dunkelheit schemenhaft erkennbare Kreatur preis. Mit Lynn´s Rückkehr verschwindet diese allerdings gleich wieder. Das Wesen, welches nicht genauer zu betrachten war, wirkte Menschen-ähnlich. Hatte es ein Kleid an? War es weiblich – oder "früher" eventuell mal eine Frau? Die großen Augen schienen geleuchtet zu haben – oder hatte sich in ihnen bloß Licht gespiegelt? Offenbar kann es sich unsichtbar machen – denn ohne dass man es erneut zu Gesicht bekommt, öffnet sich im Folgenden das Fenster, wird Mary´s Bett (mit dem Fußende voran) bis direkt an die Kante geschoben und die automatische Oberkörper-Hebefunktion aktiviert, so dass sie rasch in die Situation gerät, in den nächsten Sekunden wohlmöglich hilflos runterzurutschen sowie hinaus in die Tiefe zu stürzen…
Der Einsteig von "Blink" vollzieht sich aus der Ego-Perspektive Marys heraus gezeigt – wie sie immer nur kurzzeitig gewisse (undeutlich hör- und verschwommen sehbare) Momente um sich herum wahrnimmt – worauf sich der zentrale Teil des "Shorts" auf traditionelle Weise bebildert entfaltet – nur um am Ende dann in einem langsamen Zoom auf ihr linkes Auge zu münden, auf dessen Oberfläche sich das Schreckliche reflektiert, das sich gerade vor ihr ereignet: Eine ebenso klasse konzipierte wie arrangierte Sequenz, deren Effektivität seitens Mary´s Immobilität zusätzlich verstärkt wird. Als überdies die Tür zuschwenkt, bis nahezu völlige Finsternis herrscht, wäre das eigentlich der perfekte Ausklang gewesen – doch leider hat irgendwer entschieden, quasi on Top noch den einen speziellen (unnötigen) Jump-Scare einzubauen, der inzwischen einfach nur lahm und ärgerlich anmutet: Damit ist ein solcher wie bei "Sinister" oder "Unfriended" gemeint – nicht etwa so ein mustergültiger wie beim "Lights Out"-Original, der einem durch Mark und Bein fährt und einen mit genau dem Feeling in die Credits entlässt…
Neben den soliden CGIs, mit denen in erster Linie das fiese Geschöpf animiert wurde, griff man auf eine Reihe anständiger Practical Effects zurück und nutzte die Dunkelheit (u.a. in Kombination mit dem creepy-feinen Sound-Design) einträglich zum Zwecke der Intensitäts- und Atmosphäre-Steigerung. Generell verfügt das Werk über einen vorbildlichen Spannungsbogen, hat Cinematographer Elie Smolkin ("the Final Girls") ansprechende Arbeit abgeliefert und kommt das Ganze in Sachen Look und allem so slick wie die "regulären" Veröffentlichungen aus dem Hause "Screen Gems" daher. Gelähmt sowie obendrein in anhaltend-akuter Gefahr schwebend, ist Mary´s Lage eine überaus beklemmend-entsetzliche: Sophie Thatcher (Natalie aus TV´s "Yellowjackets") portraitiert sie prima – die empfundene Furcht nimmt man ihr anstandslos ab. Mit dem Ergebnis hat sich Cohen zu bewähren vermocht – weshalb man ihn (und Halberg) stracks auch gleich mit der Adaption von Nicholas Adams' Roman "Horrorscope" betraute, welche 2024 schließlich unter dem Titel "Tarot" in die Kinos kam…
Fazit: Unabhängig dessen, dass ich ihn ohne seiner letzten Einstellung noch einen kleinen Zacken besser bewertet hätte, ist "Blink" ein kompetent gemachter, optisch schicker, dem geneigten Genre-Fan in seinen knapp über sieben Minuten durchaus Ordentliches bietender Kurzfilm…