Entstehungsdaten:
USA 2016
Regie:
Art Camacho
Darsteller:
Olivier Gruner
Stephanie Gerard
Steven Dell
Nina Bergman
Trailer
Art Camacho ist vor allem für zwei Dinge bekannt – nämlich sowohl ein kompetenter Stunt- und Fight-Koordinator als auch ein furchtbarer Regisseur zu sein. Bis heute (10/2024) anhaltend gut im Geschäft, hat er sich auf ersterem Gebiet seit Mitte der '90er durch seine entsprechende Beteiligung an Streifen wie "T-Force", "Guardian Angel", "the Base", "Confessions of a Pit Fighter" und "Seized" einen bekannten Namen innerhalb der Branche erworben – wohingegen er als Filmemacher für einen ganzen Haufen mieser Machwerke verantwortlich ist (unter ihnen "Gangland", "13 Dead Men", "Sci-Fighter" und "Half Past Dead 2"). Und bevor mir jetzt jemand mit "Recoil" ankommt: Der Verdienst dürfte viel eher Spiro Razatos zuzuschreiben sein. Im Vorliegenden soll es hier nun jedenfalls um den von ihm in Szene gesetzten 2016er Action-Thriller "Assassin X" (aka "the Chemist" aka "the Target" aka "Final Payback 2") gehen, welcher auf einer Drehbuch-Vorlage James Dean Simingtons ("Ruthless") beruht, die jener wiederum auf der Basis einer Story-Idee Camachos verfasst hatte…
Auftragskiller Ronus Steele's (Oliver Gruner) Spezialität ist es, seine Opfer per Gift zu töten – denn früher war er mal Chemiker, wie wir erfahren. Im Dienste einer Organisation tätig, bei der sein langjähriger Kamerad Frank (Martin Kove) sein Handler sowie der einschüchternde Claxton (Patrick Kilpatrick) der örtliche Boss ist – erhält er seine Zielpersonen stets über ein auf einem Laptop installierten Computer-System zugeteilt. Als eines Tages ein anderer Schützling Franks – der ungeduldig-hitzköpfige Blaine (Steven Dell) – einen Hit in Chinatown vermasselt, indem er jenen weitaus "auffälliger und unsauberer" als eigentlich gewünscht ausführt, bittet Frank Ronus kurzerhand darum, Blaine quasi als Protegé zu übernehmen und ihn im Zuge dessen u.a. in Sachen Professionalität "zurechtzurücken", da er trotz allem ein durchaus verheißungsvolles Talent sei. Seinem unter Druck stehenden Freund da aushelfen wollend, willig Ronus ein – das aber ebenso ungern wie Blaine, welcher der festen Meinung ist, das nicht nötig zu haben sowie den Job auch ohne "Nachhilfe" meistern zu können…
Parallel dazu lernen beide Männer Mädels kennen: Ronus gerät in einem von ihm regelmäßig besuchten Lokal nett mit der College-Studentin Gabriela (Stephanie Gerard) ins Gespräch – woraus sich schon bald mehr entwickelt – während Blaine mit dem punky-freizügigen Chick Trinidad (Nina Bergman) zusammenkommt, welche es ziemlich anturnt, dass er ein Killer ist – weshalb er sie fortan (so ohne weiteres) bei seinen Aufträgen mittingeln und sogar mitmachen lässt! Für Ronus sind das die ersten Gefühle dieser Art seit der Ermordung seiner Frau ein paar Jahre zuvor – und so fängt er umso konkreter darüber nachzudenken an, allmählich aus dieser "Branche" auszusteigen. Zwei neue Assignments verändern dann jedoch plötzlich eine Menge für ihn: Nacheinander werden ihm Frank und Gabriela als Marks zugewiesen – und als er bei letzterer zögert bzw. für sich die Entscheidung trifft, sich in der Hinsicht gegen Claxton aufzulehnen, gerät er (erwartungsgemäß) umgehend selbst auf die Abschussliste und damit ins Visier nicht allein bloß nur von Trinidad und Blaine…
"Assassin X" erzählt beileibe keine originelle Story – was generell jedoch nicht weiter ein Problem wäre, sofern denn zumindest "das Drumherum" stimmen würde. Leider aber krankt der Streifen an einer solchen Masse an Unzulänglichkeiten und Ärgernissen, dass man im Grunde genommen alles als durch die Bank weg schwach in eine "Schublade" stecken kann. Die Zahl der Klischees ist hoch, die Logik-Löcher sind groß, die Dialoge einfältig und die Charakter-Zeichnungen banal. Im Hinblick auf die Beschaffenheit des betreffenden "Killer-/Crime-Netzwerks" bleiben so einige Fragen unbeantwortet – z.B. wie weit bei jenem Ausbreitung und Einfluss überhaupt reichen (das zugehörige Programm blendet immerzu eine Weltkarte ein – doch spielt sich alles rein auf den Raum Los Angeles begrenzt ab). Zudem ergibt ein Teil der Motivation einer mit einem "Twist" im finalen Akt verbundenen Figur wenig Sinn und haben wir es mal wieder mit einem Film zu tun, in dem ein Herr von Mitte 50 eine "romantische Beziehung" mit einer deutlich Jüngeren beginnt (Gruner wurde 1960 geboren, Gerard 1993)…
Als Zuschauer wundert man sich punktuell über dies und jenes – á la dass Steele einfach einem zufällig in der Nähe stehenden Kind ein Hündchen schenkt, das er sich im Vorfeld (zwecks Ablenkung) für einen Mord besorgt hatte, dass er bei einem anderen Auftrag irritierend unprofessionell agiert, indem er in einem Club einen Drink auf dem Tablett einer Kellnerin vergiftet, welcher dann prompt vom falschen Gast gegriffen und getrunken wird, oder warum zum Geier regelmäßig Auszüge aus einer Poker-Partie (u.a. mit Richard Grieco, Sasha Mitchell und Robert Miano am Tisch sitzend) zwischengeschnitten werden, die zum Schluss hin zwar noch mit einer losen Verbindung zum vorherigen Geschehen aufwartet, an sich aber locker hätte wegelassen werden können – genauso wie der Hauch von Humor in Gestalt eines lahmen "Running-Gags" rund um Blaine's Sorge darum, ob Steele wohl gewisse Gegenstände mit "chemischen Stoffen" präpariert haben könnte, nachdem er von ihm auf jene Weise mal in eine tiefe Bewusstlosigkeit versetzt worden war…
Oliver Gruner ("Nemesis") ist kein sonderlich guter Mime – doch langt sein Talent für B- und C-Movies dieser Sorte seit jeher zufrieden stellend aus und sind seine Fitness, Punches und Kicks im Rahmen der Action (speziell für jemanden in seinem Alter) weiterhin ansehnlich. Eingangs hat Steele den gewaltsam-tragischen Tod seiner Frau noch nicht gänzlich verarbeitet – welcher einem (als Flashback) natürlich nicht vorenthalten wird – bis er Gabriela begegnet sowie dank ihrer Zuneigung die Bereitschaft in ihm anwächst, dahingehend das nächste Kapitel aufzuschlagen. Gespielt wird sie von der ebenfalls als Aktivistin, Sängerin und Akrobatin tätigen Stephanie Gerard ("Hitchhiker Massacre"), die in "Assassin X" durchaus sympathisch rüberkommt, mit den verschiedenen Facetten ihrer Rolle aber augenfällig überfordert war und keine allzu hochwertige Darbietung abzuliefern vermochte. Derweil agiert Steven Dell ("Sector 4") als überheblicher, impulsiver, schon bald zum Feind seines unfreiwilligen Mentors werdender Blaine immerhin (gnädig ausgedrückt) "zweckdienlich"…
Nina Bergman ("Cold Meat") verkörpert das mordlüsterne Killer-Groupie Trinidad sexy, tough und selbstbewusst – doch ist ihr Part ein mau verfasster und hätte man eine "Bett-Szene" mit ihr nicht unbedingt mit einem ihrer eigenen Songs unterlegen müssen: Egal wie prima das Lied auch sein mag, wirkt so etwas oft irgendwie uncool – siehe Curtis '50 Cent' Jackson's "P.I.M.P." in "Expend4bles" (was unbestreitbar ein weitaus schlimmeres Exempel ist, nicht nur weil die meisten hier mit Bergman's Musik nicht vertraut sein dürften). Unterdessen bringen die beiden Genre-Veteranen Patrick Kilpatrick ("Death Warrant") und Martin Kove ("the Karate Kid") ihre limitierte Screen-Time jeweils "routiniert" über die Bühne, tauchen Richard Grieco ("the Demolitionist"), Robert Miano ("Pig Killer") und Sasha Mitchell ("Tales of an Ancient Empire") bloß flüchtig in Form wortloser Cameos auf und sind überdies die gestandenen Kampfsportler Eric Lee ("Fists of Iron"), Rigan Machado ("Jiu Jitsu") und Samuel Kwok ("Replecan") mit von der Partie…
Von Camacho, Kwok, Mario Rocha ("Gunfight at Rio Bravo") und dem Ex-MMA-Profi Fabiano Iha ("the Bleeding") choreographiert und koordiniert, weisen die Stunts und Fights unterschiedliche Stile (wie z.B. Kickboxen und Wing Chun) auf. Leider hat man sich aber dazu entschieden, eben jene mit reichlich Shaky-Cam zu filmen sowie das Bildmaterial im Zuge der Post-Production dann auch noch mit wechselnden Abspiel-Geschwindigkeiten und schnellen Schnitten zu versehen. Carmen Cabana's ("Bullet") Kamera- und Hector Rodriguez' ("the Idealist") Editing-Arbeit ist jeweils unterdurchschnittlich. Unweigerlich erkeimt die Frage, ob das am Set Arrangierte dermaßen lahm war, dass man das auf diesem Wege zu kaschieren und "aufzupeppen" versucht hat – oder ob eigentlich Brauchbares via diese "Mätzchen" schlichtweg verschandelt wurde. Wie sie einem letztlich präsentiert wird, fehlt es der Action an dynamischem Drive und Wucht – während man mitunter sogar Schwierigkeiten hat, vernünftig ausmachen zu können, was in den einzelnen Momenten gerade so vor sich geht…
Doch das ist nicht alles – denn darüber hinaus gibt's u.a. noch eine unnötige CGI-Projektil-Slow-Motion-Sequenz, eine "CSI"-eske Gift-im-Blutkreislauf-Animation, einen irritierend plötzlichen Tag-zu-Nacht-Wechsel sowie diverse "Mini-Zooms" und möchtegern stylische Musik-/Szenen-Übergänge zu verzeichnen. Erkennbar wurde am Ende kein echter Hubschrauber in die Luft gejagt, kommen mehrere Passagen zu dunkel ausgeleuchtet daher und mutet das Ganze mit fast 100 Minuten mindestens eine Viertelstunde zu lang an – zumal keinerlei Spannung entsteht und einen nichts zu packen oder ergiebig bei Aufmerksamkeit zu halten in der Lage ist. Quantitativ mangelt es "Assassin X" nicht an Action – allerdings wird diese nunmal so unansehnlich, unaufregend und uninspiriert wie der komplette Rest dargeboten, dass selbst punktuelle "Lichtblicke" nicht(s) am negativen Gesamteindruck rütteln können. Am Budget lag´s jedenfalls nicht – sondern in erster Linie an Camacho's Unvermögen als Regisseur sowie an der Art und Weise, wie der Streifen "zusammengeschustert" wurde…