
Entstehungsdaten:
UK 2015
Regie:
Gareth Evans
Darsteller:
Hannah Al Rashid
Yayan Ruhian
Cecep Arif Rahman
Link zum "Short"
Nach „the Raid 2: Berandal“ (2014) hatte Gareth Evans mit der Entwicklung mehrerer Projekte begonnen, aus denen zu jener Zeit aber allesamt nichts wurde – darunter „Blister“ (ein an „the Wild Bunch“ angelehnter Gangster-Streifen) sowie „the Night comes for us“, welchen Timo Tjahjanto später schließlich für „Netflix“ realisierte – worauf er überdies mit seiner Familie zurück in seine britische Heimat zog. Neben dessen, dass er gern auch mal was erschaffen wollte, das er seinem minderjährigen Sohn zeigen könnte, wuchs in ihm generell der Drang an, endlich wieder aktiv tätig zu werden. In seinen Worten: „I really needed to fucking shoot something after two years without picking up a camera.“ Da kam ihm eine Idee…
Kurzerhand kontaktierte er drei Freunde, mit denen er zuvor bereits zusammengearbeitet hatte – nämlich Hannah Al Rashid (aus seinem „V/H/S/2“-Segment „Safe Haven“) sowie Yayan Ruhian und Cecep Arif Rahman, beide aus dem eingangs genannten Martial-Arts-Crime-Epos – und lud diese im Sommer 2015 zu sich nach Wales ein, um sich wiederzusehen und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Vor Ort begaben sie sich dann u.a. daran, in Evans' Garten an einigen Choreografien herumzuwerkeln, die er im Sinn hatte – stets mit der Absicht präsent, den Fight-Stil seiner zwei Genre-Hits in einen ganz anderen Story- und Setting-Kontext zu übertragen sowie diesen dabei vom Gewalt-Level her jugendfrei zu halten…
Am Ende schnappte sich Evans seine „Sony Alpha NEX-7“-DigiCam und zog mit seinen Gästen los ins Umland von Hirwaun, wo er mit ihnen in unter vier Tagen in den Wäldern und Tälern der Gegend das hier nun zur Besprechung vorliegende Ergebnis schuf – komplett ohne weiteren Crew-Mitgliedern sowie nur mit einem Minimum an Ausstattung. Herausgekommen ist eine unmittelbar ins Geschehen einsteigende rund fünfminütige Kampf-Sequenz – also nicht wirklich ein klassischer narrativer Short – welche Evans Anfang 2016 als „Pre Vis Action“ bei „YouTube“ veröffentlichte; der aber ebenfalls die Titel „Samurai“ (auf gewissen Poster-Motiven) und „Feudal“ (bei „XYZ Films“) zugeschrieben sind…
In einem vergangenen Jahrhundert, in dem gerade Krieg zwischen verfeindeten Herrschern wütet, erhält eine junge Schwertkämpferin den Auftrag, ein Friedensabkommen zu überbringen. Auf ihrem Weg wird sie jedoch plötzlich seitens eines Assassinen-Duos attackiert. Offenbar sind nicht alle daran interessiert, den Konflikt auf diese Weise zu beenden – und so entbrennt eine unerbittliche Auseinandersetzung um das bedeutsame Dokument. Hätte Evans die inhaltlichen Details des Plots nicht selbst (in Textform unter dem geposteten Video) preisgegeben, wäre es nicht möglich gewesen, diese zu wissen oder sich zusammenzureimen – weshalb ich ein paar Zeilen mit Infos zur Eröffnung bevorzugt hätte…
Allein schon aufgrund der Konstellation geht man quasi automatisch davon aus, dass die Frau die Heroine und die Männer die Baddies sind – was so ja auch zutreffend ist. Gut und gern hätte Evans diese „Unklarheit“ beim reinen (Erläuterungs-losen) Ansehen jedoch dazu nutzen können, um sich das letztlich als exakt andersherum entpuppen zu lassen: Chance vertan. Aber um die Handlung geht es hier ja eh nicht – sondern um die Fights. Diese starten nach round about 100 (primär Gehetze durch den Wald) Sekunden und bestehen maßgeblich aus Swordplay – wobei die Angegriffene zwei Katanas schwingt, während ihre Gegner jeweils eins haben – kombiniert mit einigen Kicks und Schlägen sowie etwas Geringe…
Wie von Evans gewohnt, entfaltet sich die Kette an Konfrontationen ruppig und schnell – mit den aus den „the Raid“-Streifen vertrauten Moves und Rhythmen aufwartend. Ohne Doubles, Matten und so weiter waren Al Rashid („Never Back Down: Revolt“), Rahman („the Gate“) und Ruhian („John Wick: Chapter 3“) mit vollem Körpereinsatz bei der Sache – mit ersterer die Entschlossenheit und geschwinden (u.a. reaktiven) Bewegungen ihrer Figur wider die grimmig dreinschauenden Herren anstandslos vermittelnd sowie allen drei Anerkennung gebührend, die frisch ausgearbeiteten Abläufe binnen so limitierter Zeit derart klasse einstudiert und hinbekommen zu haben…
Die Intensität der Kämpfe passt – mit Evans' Kamera immerzu nahe dran am Geschehen; sich mit den Akteuren (und ihren Waffen) quasi im Takt umher bewegend. Dennoch ist der wilde Einsatz von „Shaky-Cam“ mitunter unvorteilhaft too much – speziell weil Gerenne zwischendurch genauso in jenem hektischen Stil gefilmt wurde und sowohl einzelne ruhigere Einstellungen (á la abwägende Momente) als auch mehrere Long-Shots im Vergleich tatsächlich einen bleibenderen Eindruck hinterlassen: Zum Beispiel Rahman auf einem Felsvorsprung hockend, Ruhian an einem See sitzend, ein Pfad mit nach innen hin geneigten Bäumen rechts und links oder die stillen Augenblicke nach einem Kill an einem Ufer…
Was ich bislang noch gar nicht erwähnt habe: Das Gebotene kommt in Schwarzweiß daher – so wie bereits Evans' 2003er Short „Samurai Monogatari“ – dazu noch ohne gesprochene Worte sowie frei künstlicher Beleuchtung. Um den Schnitt kümmerte sich Evans ebenfalls selbst – und für die Musik-Untermalung griff er auf seine beiden Stamm-Komponisten Aria Prayogi und Fajar Yuskemal zurück, welche einen tadellosen Score beisteuerten, bei dem sie japanische und indonesische Klänge miteinander vereinten. Mit dem „Ton“ des Werks grundsätzlich auf-Leben-und-Tod-ernst, hätte ich persönlich indes darauf verzichtet, Rahman direkt zu Beginn „die vierte Wand durchbrechen“ zu lassen…
Und wie sieht's mit dem verminderten Brutalitäts-Grad aus? Bei den Fights an sich hat mich das überhaupt nicht gestört – wohl aber bei den Finishern: Das Fehlen von Blut wirkt da unweigerlich unnatürlich. Überdies mutet Evans' Entscheidung, am Ende ausgerechnet noch das „zweifach erfolgreiche“ Schwert überaus prominent ins Bild zu rücken – mit der makellos reinen Klinge und haltenden Hand direkt im Fokus – geradezu irritierend an: Wie nichts weiter als eine sterile Pose nach dem gritty Vorangegangenen. Mit kleinen Veränderungen hätte Evans den einen oder anderen meiner Kritikpunkte leicht verhindern können – doch gewiss wird er sich bei allem so wie es jetzt ist etwas gedacht haben…
Fazit: „Pre Vis Action“ (aka „Samurai“ und „Feudal“) liefert einen weiteren Beweis für die jeweiligen Talente von Evans und seiner Stars – so viel ist fraglos. Ist es ihm jedoch auch gelungen, seine auserkorenen Ziele zu erreichen? Eingeschränkt, würde ich sagen. Und hat man nach dem Ansehen Lust auf eine „Langfassung“ einer solchen Materie in dieser Umsetzungsform? Nicht unbedingt, um ehrlich zu sein…