
Entstehungsdaten:
Australien 2024
Regie:
Jason Trost
Darsteller:
Jason Trost
Tallay Wickham
Ryan Gibson
Trailer
Bei „the Waves of Madness” handelt es sich um einen in Schwarzweiß gehaltenen sowie knapp über eine Stunde lang laufenden australischen Microbudget-Action-Adventure-Horror-Streifen aus dem Jahr 2024, mit welchem Skript-Autor, Hauptdarsteller, Produzent und Regisseur Jason Trost the World's first Side-Scrolling-Film geschaffen hat. Seit einiger Zeit schon jemand, den ich für seine Kreativität und DIY-Künste schätze – siehe bspw. „How to save us“, „the FP“ (samt Sequels) sowie „All Superheroes must die“ und dessen Fortsetzung „the Last Superhero“, an der ich selbst als Executive Producer beteiligt war – ließ sich Trost für dieses Projekt hier u.a. von Games wie „Resident Evil“, „Silent Hill 2“ und „Limbo“ inspirieren – wobei ihm die konkrete Story-Idee dazu gekommen war, als er während der Covid-19-Pandemie „Oxenfree“ spielte sowie H.P. Lovecraft's 1926er Kurzgeschichte „the Call of Cthulhu“ las…
Für nur rund 20.000 US-Dollar in weniger als zwei Wochen nahezu komplett in einem ungefähr zur Hälfte mit Green-Screens (und grünen Kindergarten-Bodenplatten) ausgekleideten Zimmer eines Studio-Apartments im Stockwerk über seiner eigenen Wohnung (in Sydney) gedreht – und das mit einer Crew von bloß drei Personen (inklusive er selbst) – hat Trost einen Indie gestemmt, der zwar durchaus seine Schwächen haben mag, entsprechend geneigte Zuschauer nichtsdestotrotz zu entertainen weiß sowie im Ganzen eine Menge Anerkennung gebührt. Mit Hilfe selbst-geknipster Fotos als Grundlage gestaltete er in den sechs Monaten vor dem eigentlichen Shoot die später genutzten Backgrounds an seinem Rechner – wonach er in sechs weiteren alles dann (darunter noch verschiedene Practical-Effects- und Miniaturen-Aufnahmen) seinen Vorstellungen gemäß (mit „Final Cut Pro“) bearbeitete und zusammenfügte…
In letzterer Hinsicht ist ein unterhaltsam-informatives Behind-the-Scenes-Featurette zu empfehlen, welches im Bonus-Material der Aussie-BluRay-Veröffentlichung aus dem Hause „Umbrella Home Entertainment“ mit dabei ist. Nun aber zum Inhalt des Gebotenen: Irgendwo in der Südsee geschieht „etwas Mysteriöses“ mit dem Kreuzfahrtschiff „The Elder of the Seas“. Obgleich der Absender einer empfangenen SOS-Meldung mit Nachdruck betont, man solle auf keinen Fall Hilfe schicken, wird stracks der sich der Position des Vessels gerade am nächsten befindende, für eine nicht klar benannte Organisation tätige Agent Legrasse (Trost) entsandt, um die Situation zu eruieren. Es ist keine Rettungs-Mission – stattdessen soll er prüfen, ob es dort wohlmöglich „bedeutsame Technologien“ sicherzustellen gibt, da in dem entlegenen Gebiet des Öfteren ausgediente oder beschädigte Satelliten „versenkt“ werden…
Jene Vermutung stammt daher, dass vor dem Kontakt-Abbruch über ungewöhnliche Lichter am Himmel berichtet wurde. Mit einem Boot erreicht Legrasse schließlich den Ocean-Liner – doch ist von den mehreren hundert Leuten, die an Bord waren, keinerlei Spur zu entdecken. Die einzelnen Ebenen und Bereiche erkundend, beginnen ihn zunehmend gewisse „Einwirkungen“ (á la aufblitzende Images, bedrückende Empfindungen sowie Erinnerungen an seine verstorbene Angetraute) heimzusuchen und stößt er mit einem Mal auf eine unversehrt allein in einer Arrestzelle eingesperrte Frau (Tallay Wickham als Francis), deren Erklärung dafür nicht unbedingt die glaubwürdigste ist – weshalb er sie fortan auch stets (vor sich hergehen lassend) im Blick behält, nachdem er sie befreit hat. Ahnen kann er da noch nicht, dass sie schon bald russischen Söldnern, Kultisten und garstigen Monstern gegenüberstehen werden…
Unverkennbar merkt man „the Waves of Madness“ das Herzblut an, welches Trost in das Projekt reingesteckt hat. Bewandert sowie mit Spaß an der Sache kombinierte er die betreffenden Einflüsse und Elemente der Vorbilder-Werke zu einem Ergebnis, das in der Beziehung prächtig rund geartet ist. Von dem Verzicht auf Farben und dem klassisch-atmosphärischen Setting – also das große, leere, vernebelte Passagierschiff, u.a. mit Piano-Bar und Aufführungssaal – über die Musik-Untermalung und den 2D-Seitenläufer-Präsentationsstil bis hin zu den (absichtlich so verfassten) relativ unfiligranen Charakteren und Dialogen sowie der „digital-lastigen“, keineswegs „high-end-glatten“ Inszenierung: Wer Survival-Horror-Games aus den '90ern (mit deren Zwischen-Sequenzen und solchen Dingen wie Audio-Logs) noch im Gedächtnis hat, der registriert auf Anhieb, was Trost im Vorliegenden angestrebt (und erzielt) hat…
Darüber hinaus gibt's noch einige Anspielungen sowie ein paar „Easter Eggs“ zu erspähen – wie z.B. eine Erwähnung S.D. Perrys; Autorin diverser „Resident Evil“-Taschenbücher – allerdings ist (für diejenigen, die es nicht wissen) Trost's Augenklappe nicht etwa eine Anlehnung an die „Metal Gear“-Reihe, sondern tatsächlich echt. Den Namen einer Figur aus „the Call of Cthulhu“ tragend, orientierte sich Trost bei Legrasse vom Gebaren und den Bewegungen her vorrangig an Chris Redfield (aus Shinji Mikami's Hit-Franchise), versah ihn mit einer tragischen Backstory – welche in „Silent Hill: Shattered Memories“-esken Sessions mit einem Therapeuten (Ryan Gibson aus „Stygian“) aufgearbeitet wird – und portraitierte ihn als Kampf-erprobten No-Nonsense-Man-on-a-Mission, der einer nicht weiter beleuchteten Organisation angehört sowie in seinem Rucksack eine Sprengkraft-starke Bombe für'n Fall der Fälle dabei hat…
Die zu Legrasse's Sidekick werdende Francis ist dagegen deutlich lockerer als er – vermag ihm Infos zu liefern und ihn auch sonst hilfreich zu unterstützen. Tally Wickham (TV's „Corona House“) verkörpert sie anständig – nicht nur wegen ihrer prima zu Francis' „beschwingtem Gemüt“ passenden Stimme sowie der Chemie mit Trost im Rahmen ihrer sich entwickelnden Kameradschaft (beide sind schon über einer Dekade miteinander verheiratet). Die Performances und Rollen wurden bewusst einen Zacken cheesy angelegt und sind beileibe nicht preisverdächtig – bloß ist das hier weitestgehend egal, einfach weil das in der Weise mit dem gesamten Drumherum harmoniert. Eine arg miese Darbietung – nein, nicht von Nick Principe („the Last Heist“), Bru Muller („Infestation“) oder Jeff Howell („Outside Sales“) – markiert da jedoch eine eklatante Ausnahme: Debütantin Meg Woodcraft ist schlichtweg furchtbar…
Von einem ordentlichen Score James Hardings (teils mit seiner Band The Quatrio) untermalt, erkunden Legrasse und Francis das von einer Form von Cosmic Horror vereinnahmte Schiff – im Zuge dessen sie an einem Punkt einer Gruppe schwer bewaffneter Söldner begegnen, welche scheinbar kurz nach ihm dort eingetroffen war: Shootouts entbrennen und Messer kommen zum Einsatz. Apropos Action: Später braust das Duo sogar in einem MINI Cooper Cabrio durch Deck-Korridore – Francis am Steuer, Legrasse mit einer AK-47 auf das feuernd, was sie verfolgt. Das bringt uns nun zu den Kreaturen, die ihnen nach dem Leben trachten: Überwiegend sind das Wesen, die sich als verschwommene Rauchwolken beschreiben lassen, aus denen verschmolzene Arme, Tentakel und Stachel herausragen – quasi wie eine Kreuzung aus „Wirbelwind“ Taz (der Tasmanische Teufel der „Looney Tunes“) und dem Alien-Monster in Neill Blomkamp's „Zygote“…
Natürlich besitzen die Effekte, mit denen „the Waves of Madness“ aufwartet, keine „Kino-Qualität“ – verfügen dafür aber (im Einklang mit dem umfassenden Ganzen) über ein stattliches Maß an Charme und zeugen von einer beseelten Erfindungsgabe der für sie Verantwortlichen (also in erster Linie Trost). Es ist eine Freude, ihm und Markus Mentzer („Clara's Ghost“) im Making-of beim Arrangieren der Shots, beim Herumhantieren mit Spielzeugen und Miniaturen sowie beim Zusammensetzen bspw. der einzelnen non-CGI-Komponenten des „Final Bosses“ zuzuschauen, mit dem sich Legrasse und Francis in einem Saal voller Leichen konfrontiert sehen, als sie sich schließlich bis zu ihm durchschlagen konnten – u.a. nachdem sie noch in Fights mit in Ordens-Gewändern gekleideten Kult-Mitgliedern geraten waren, welche die toten Passagiere an ihren „Meister“ verfüttern, um ihn so an Stärke gewinnen zu lassen…
Sich von der kennzeichnenden lateral-zweidimensionalen Perspektive her (unabhängig kleinerer Zooms) nie verändernd, entfaltet sich das Geschehen jeweils nahtlos entweder horizontal nach rechts oder links (von einer Örtlichkeit zur nächsten) oder vertikal nach oben oder unten (beim Nutzen von Fahrstühlen) – woran sich der Betrachter ziemlich rasch gewöhnt. Zusätzlich gibt es aber auch einige Flashbacks, rapide aufblitzende (zwischen-geschnittene) Visionen Schrägstrich Images sowie häufig mit Bild-Interferenzen einhergehende Übergänge zu Legrasse's Therapie-Meetings, die ihrerseits mehr über seinen Hintergrund und Geisteszustand preisgeben. Zwar ist die Story oberflächlicher Beschaffenheit sowie das eine oder andere vorausahnbar, kommt keine Spannung auf und fallen Stil und Ton klar in die Kategorie „Geschmackssache“ – doch gleichen die aufgeführten positiven Faktoren so manches da einträglich wieder aus…
Kurzum: Jason Trost's „the Waves of Madness“ ist ein kreativ-unterhaltsamer Mainstream-ferner Lovecraftian-Retro-Videogame-esker High-Concept-Low-Budget-Action-Adventure-Horror-Streifen – welcher in seinen End-Credits übrigens bereits einen netten kleinen Sequel-Teaser zu bieten hat…