
Entstehungsdaten:
USA-Kanada 2025
Regie:
Maggie Kang
Chris Appelhans
Sprecher:
Arden Cho
May Hong
Ji-young Yoo
Trailer
Bei „KPop Demon Hunters“ handelt es sich um eine infolge ihrer Veröffentlichung im Sommer 2025 prompt zu einem „weltweiten Phänomen“ avancierte Fantasy-Action-Musical-Komödie aus dem Hause „Sony Pictures Animation“ und „Netflix“. Als ein volljähriger Mann, der nur selten Zeichentrick- oder computergenerierte Filme schaut sowie die im Titel genannte Musik-Richtung nicht hört, zählte ich nun nicht gerade zur Zielgruppe dieser 100-Millionen-Dollar-Produktion – allerdings hatte der ansprechend (und letztendlich auch sehr passend) arrangierte Trailer durchaus meine Neugier erweckt und ist das betreffende Studio generell ja für qualitativ hochwertige Kost bekannt: Siehe bspw. „the Mitchells vs. the Machines“ sowie (jeweils samt Sequels) „Cloudy with a Chance of Meatballs“ und „Spider-Man: Into the Spider-Verse“…
Also habe ich mir den Streifen ein paar Wochen nach seinem Erscheinen spontan mal angesehen – und das noch bevor eine „Sing-along-Version“ in den USA nachträglich einen limitierten zweitägigen Kino-Start erhielt sowie im Zuge dessen rund 19 Millionen Dollar erwirtschaftete. Obgleich er mir zusagte, hätte ich dennoch nicht damit gerechnet, zu welch riesigem Hit er sich alles in allem entwickeln würde: Im August wurde er zum bislang erfolgreichsten Release des Streaming-Giganten – hat den bisherigen Spitzenreiter „Red Notice“ klar hinter sich gelassen – schrieb der Soundtrack Geschichte, da sich noch nie zuvor vier Songs von einem simultan unter den Top 10 der „Billboard Hot 100“ platzieren konnten – Nummer 1 inklusive – und bescherte das Werk sogar dem Nationalmuseum in Seoul massive Besucher-Rekorde…
Im Vorfeld durfte man gespannt sein, ob das angestrebte Konzept funktionieren würde: Ein in Korea angesiedelter sowie in der zugehörigen Kultur und Mythologie verwurzelter kanadisch-amerikanischer Film, den Maggie Kang, Chris Appelhans, Danya Jimenez und Hannah McMechan verfassten sowie erstere beiden in Szene setzten. Nachdem sie hauptsächlich schon als Storyboard-Artist u.a. an „Over the Hedge“, „Puss in Boots“ und „Minions: The Rise of Gru“ beteiligt gewesen war, markierte dies Kang's Regie-Debüt – während Appelhans bereits „Wish Dragon“ (2021) realisiert sowie sich aufgrund Kang's Ideen und Vorstellungen (á la die „Wurzeln“ der Materie zu ehren und die Protagonistinnen besser als die üblichen „Marvel“-Heldinnen darzustellen) zur Mitwirkung an dem Projekt entschlossen hatte…
Im Zentrum der Geschehnisse stehen die Sängerinnen Rumi (Arden Cho), Zoey (Ji-young Yoo) und Mira (May Hong), welche die Band HUNTR/X bilden sowie beliebte, die größten Arenen ausverkaufende Mega-Stars sind; allerdings ein Geheimnis hegen, das wesentlich bedeutsamer als ihre Karriere(n) ist – denn in Wahrheit gehen sie primär einer speziellen, sehr wichtigen Aufgabe nach und wissen von beunruhigenden Gegebenheiten, von denen sonst nahezu niemand auch nur etwas ahnt: Es ist nämlich so, dass seit Ewigkeiten Dämonen in einer „Unterwelt“ existieren Schrägstrich leben, deren Absicht das Einnehmen unserer Erde markiert. Befehligt werden diese Kreaturen von ihrem „Eye of Sauron“-esken Leader Gwi-Ma (Byung-hun Lee), dessen Bestrebungen in der Hinsicht bisher aber stets vereitelt werden konnten…
Vor einigen Generationen gelang es drei Frauen, diese Gefahr via Musik in Schach zu bannen – und zwar indem sie mit Hilfe der Kraft ihrer Stimmen eine „magische Barriere“ erzeugten, die umfangreichere Übertritte zu verhindern in der Lage ist: Den Honmoon. Ablösend wurde diese Berufung immerzu neuen weiblichen Trios übertragen – mit dem aktuellen sich dank Können und beherztem Einsatz nun (am Ende einer aufwändigen Tournee) kurz vor einer entscheidenden Errungenschaft befindend: Der immense Grad an „positiver Energie“ ihrer Fans hat die Mädels an einen Punkt gebracht, an dem bloß noch wenig fehlt, bis der Honmoon vollständig versiegelt ist! Und so kündigt Rumi stracks die nächste Single im Internet an, um den „Rückenwind“ der Shows für jenes Ziel zu nutzen, anstatt ihnen einige Tage zum Relaxen zu gönnen…
„KPop Demon Hunters“ eröffnet in Gestalt einer beschwingten Kombination aus flotter Action, Humor, Exposition und Charakter-Einführungen: Nach einer bündigen Backstory-Montage während eines Privatflugs aufs Durchgaren ihrer Ramyeon-Nudeln wartend, geraten Rumi, Zoey und Mira mit einer Gruppe Dämonen aneinander, welche sich als die Flight-Crew auszugeben versucht hat – worauf ein Song sowie ein ihr Teamwork und ihre Kampf-Skills demonstrierender Fight einsetzt, der infolge der Zerstörung des Jets nahtlos (per Abspringen aus luftiger Höhe ohne Fallschirm) in einen gefeierten Open-Air-Gig einmündet. Vom dortigen Publikum werden die „übernatürlichen Komponenten“ für Special Effects gehalten – und der Film-Zuschauer weiß nun um den Stil des ihm fortan Gebotenen Bescheid…
Dass Rumi besonders daran interessiert ist, den Honmoon so schnell wie möglich komplett zu verschließen, liegt auch daran, dass sie vor allen und jedem verborgen hält, dass sie selbst ein „Halb-Dämon“ (väterlicherseits) ist – erkennbar an auffälligen Mustern auf der Haut, die sie unentwegt mit ihrer Kleidung verdeckt bewahrt (aus diesem Grund weigert sie sich etwa beharrlich, mit Mira und Zoey schwimmen oder in einem Mokyoktang bzw. Jjimjilbang baden zu gehen). Allein ihrer Tante und vormaligen Ausbilderin Celine (Yunjin Kim) ist das bekannt – welche ihr empfohlen hatte, das nicht zu offenbaren, da viele das gewiss „nicht akzeptieren“ würden. Rumi's Hoffnung ist es, dass die finale Verfestigung der „Übergangs-Grenze“ zwischen den Welten diese „Äußerlichkeiten“ bei ihr verschwinden lassen wird…
Just dann schlägt einer aus Gwi-Ma's Reihen seinem Herrn jedoch einen ungewöhnlichen Plan vor: Jinu (Ahn Hyo-seop) bietet ihm an, zusammen mit vier anderen eine Boyband zu formen, um so die Bewunderung der Menschen zu gewinnen, auf diesem Wege den Honmoon zu schwächen sowie den Leuten in diesem Zustand leichter (Gwi-Ma stärkend) „die Seelen aussaugen“ zu können. Sollte ihm das gelingen, verlangt Jinu im Gegenzug dafür, dass Gwi-Ma ihn seine schmerzhafte Vergangenheit vergessen lässt. Der Deal wird besiegelt – wonach die fünf „Saja Boys“ auf der Basis ihres attraktiven Aussehens und Ohrwurms „Soda Pop“ quasi über Nacht einen rapide anwachsenden Hype auslösen. Ein Konkurrenz-Kampf um die Fans entbrennt – mit den Girls allerdings rasch durchblickend, was es mit diesen „Newcomern“ auf sich hat…
Mit einer medienträchtigen Battle-of-the-Bands-Awards-Show bevorstehend, wachsen die Komplikationen kontinuierlich weiter an: U.a. hat Rumi Probleme mit ihrer Stimme, nimmt die Beliebtheit der Saja Boys sowie (damit verwoben) die Macht der Dämonen immer weiter zu, kommt Jinu hinter Rumi's Geheimnis, fühlen sich beide durchaus zueinander hingezogen und leidet die Einigkeit in der Gruppe unter Rumi's Unklarheit, wie am besten vorzugehen ist – bspw. ob ein Diss-Track wirklich der richtige Schritt in der Sache wäre. Unüberraschend, ist es nicht gerade schwer vorauszusagen, wohin sich die Plot-Stränge wohl entwickeln werden: So ist das nunmal meist bei auf Kinder und jüngere Teens ausgerichteten Filmen. Zum Glück haben die Verantwortlichen „drum herum“ aber noch eine Menge Wertig-Unterhaltsames aufgefahren…
„KPop Demon Hunters“ erzählt seine Geschichte mit reichlich Humor – aber auch mit einigen ernsten Themen darin eingeflochten, wie die psychische Belastung, nicht zu sich selbst zu stehen oder mal eine gravierende falsche Entscheidung getroffen zu haben, sowie die Verunsicherung, Scham und Sorge davor, für etwas mit seiner Herkunft verknüpftes abgelehnt und ausgegrenzt zu werden. In der Beziehung an „Frozen“ erinnernd, wird für Toleranz plädiert und die Wichtigkeit von wechselseitigem Vertrauen innerhalb von Freundschaften betont. Manche Emotionen und Dilemmas werden dabei ein Stückchen zu ausführlich verbalisiert: Da hätte man sich ruhig auf den Kontext oder entsprechende Lyrics verlassen können, ohne einzelnes noch einmal derart konkret herauszustellen. Allerdings ist das bei Kids eventuell nicht unbedingt verkehrt so…
Die Voice-Actors wurden treffend gecastet: Arden Cho („the Baytown Outlaws“) als Rumi – welche einen soliden „Arc“ zugeschrieben bekommen hat – Ji-young Yoo („Until Dawn“) als lebhafte, früher eine Weile in Burbank ansässige Rapperin Zoey sowie May Hong (TV's „Tales of the City“) als sardonisch-renitente, eine coole tiefe Klangfarbe aufweisende Mira – plus Ahn Hyo-seop („Omniscient Reader: The Prophecy“) als Jinu, Byung-hun Lee („Ashfall“) als Gwi-Ma, Yunjin Kim („Confession“) als Celine, Ken Jeong („Boss Level“) als Bobby (der Manager der Mädels) sowie Daniel Dae Kim („Hellboy“) als Healer Han. Die Figuren-Zeichnungen kommen überwiegend eher oberflächlich-zweckdienlicher Beschaffenheit daher – doch überzeugt die Dynamik und Verbundenheit des schlagkräftigen Trios nichtsdestotrotz…
Zwar von echten K-Pop-Bands wie Blackpink, Itzy, Tomorrow X Together und BTS inspiriert, benötigt man als Zuschauer dennoch keine „Connection“ zu jenen oder dem zugehörigen Musik-Genre an sich, um „mitgenommen“ zu werden – denn die Lieder sind durchweg catchy, bremsen den Inhalt nicht aus und muten von ihrer Zahl bzw. Häufigkeit her nie „überbordend“ an. Nett zudem, dass es bei dem Streben nach Hits und Anhängerschaft nicht um Geld und Ruhm geht, sondern das Schicksal der Menschheit dahinter steht. Gesungen wird übrigens nicht von den o.g. Mimen: Jene sind bloß für die „Rede-Passagen“ zuständig und werden dann stets von Profis wie Ejae Kim (Rumi), Audrey Nuna (Mira), Andrew Choi (Jinu), Rei Ami (Zoey) und Lea Salonga (Celine) „abgelöst“. Ebenfalls prima: Der Score Marcelo Zarvos' („the Equalizer 3“)…
Schlichtweg hervorragend ist die Optik des Werks: Die Kombination sowohl aus kräftigen Neon- und sanfteren Pastellfarben als auch verschiedenen Animations-Techniken (hybrid 2D und 3D, mit deutlichen Einflüssen von Animes, Webtoons und Manhwas) kann sich absolut sehen lassen – spezielle verspielt-spaßige Eigenheiten, welche für die Mehrheit hier im Westen nicht gerade „gängig“ sein dürften, inklusive. Neben punktuell verzerrten Gesichtszügen sind damit Momente wie folgender gemeint: Als Zoey die Saja Boys erstmalig erblickt, verwandeln sich ihre Augen prompt in rote Herzen – sowie anschließend (angesichts der Bauchmuskeln einer der Jungs) u.a. in Maiskolben mit schmelzender Butter drauf, was in aufpuffendes und wegfliegendes Popcorn resultiert, das sie in einem Behältnis sammelt und wiederum von Mira gegessen wird…
Dieser modernisierte „Tex-Avery-Sight-Gag“ wird gar mitten im (seinerseits prächtig zufrieden stellenden, mit dem sich upliftend-schmissig steigernden Song „What it sounds like“ unterlegten) Showdown noch einmal aufgegriffen – was mich schmunzeln ließ und zugleich die Kreativität unterstreicht, die in „KPop Demon Hunters“ hineingeflossen ist. Nicht nur die von koreanischer Mythologie geprägten Designs bestimmter Wesen mochte ich gern – auch die der Personen und Umgebungen sowie die grundsätzliche Art, wie einem die Action präsentiert wird. Kampfkünste bestens beherrschend sowie akrobatisch durch die Luft zu springen fähig, nutzen die Girls jeweils traditionelle Klingen, mit denen sie die Dämonen sauber durchschneiden können: Rumi ein Saingeom-Schwert, Mira ein Gokdo sowie Zoey Shinkal-Wurfmesser…
Abwechslungsreich entfaltet sich der (ohne Abspann) 86-minütige Streifen mit einer Menge Energie, einem hohem Tempo und einer angenehmen Lockerheit, die sich von „Augenzwinkern“ über Spitzfindigkeiten und Lustigmachen (etwa über K-Pop- und Hollywood-Movie-Tropes) bis hin zu überdreht-komödiantischen Gags erstreckt. Dazu noch dramatische und emotionale Abschnitte, die dank der sympathischen Protagonisten und positiven Botschaften ordentlich funktionieren – ergibt im Ganzen (unabhängig gewisser Schwächen) einen kurzweilig-unterhaltsamen Zeitvertreib. Und natürlich darf die sechsäugige, einen Gat-Hut tragende Elster Sussie sowie der blaue Grinse-Tiger Derpy nicht unerwähnt verbleiben: Eine Szene mit ihnen und Rumi rund um einen Blumentopf gehörte zu meinen liebsten des Films…