
Entstehungsdaten:
USA 2015
Regie:
Megaforce
Rihanna
Darsteller:
Rihanna
Rachel Roberts
Mads Mikkelsen
Eric Roberts
Link zum Video
Bei „Bitch better have my Money“ handelt es sich um einen Trap-Music-Song von Rihanna, welchen die Berlinerin Badriia Bibi Bourelly im Alter von zwanzig (aus einer Freestyle-Session mit Producer Jamil Pierre (aka Deputy) in Los Angeles hervorgehend) geschrieben hatte – bevor er im Folgenden noch von Künstlern wie Ebony Naomi Oshunrinde (aka WondaGurl), Travis Scott, Kanye West (aka Yeezy) sowie RiRi herself weiter überarbeitet und schließlich am 26. März 2015 veröffentlicht wurde. Hier soll fortan nun aber nicht das Lied an sich besprochen werden – sondern der zugehörige Videoclip, der mit knapp sieben Minuten Laufzeit fast doppelt so lang ist, im Juli jenes Jahres erschien sowie die TV-Parental-Guidelines-Freigabe „MA“ (for graphic Violence, Nudity, and adult Language) erhielt…
Eröffnet wird in Gestalt einer sonnig-schicken Aussicht auf ein relativ begrüntes besiedeltes kalifornisches Tal von einem gepflegten Garten aus – mit einer edlen Reise-Kiste im Zentrum der Einstellung, aus der blutige Frauenbeine herausragen. An diese Vorwegnahme des Endes anknüpfend, tritt daraufhin eine Dame (Rachel Roberts) in den Fokus, die sich im Bad eines luxuriösen Apartments stylt, einem weder zu ihr noch zur Kamera blickenden Mann einen Kuss auf die Wange gibt sowie mit Hündchen und teurem Täschchen durch den Flur des Hotels (oder Wohngebäudes) hinüber zu den Aufzügen schreitet – wo sie dann prompt von Rihanna (wie ist sie einfach mal nenne, da mir kein konkreter Rollen-Name bekannt ist) überwältigt, in die Box vom Anfang gestopft sowie verschleppt wird…
Zusammen mit zwei Komplizinnen (Sita Abellan und Sanam Sindhi) fährt sie die Entführte zwischen verschiedenen Örtlichkeiten umher – mal in der Kiste eingesperrt, mal gefesselt auf der Rückbank eines Cabrios. In einer Scheune hängt man sie mit den Füßen voran von der Decke, auf einem Boot darf sie zumindest unter freiem Himmel in einem Planschbecken liegen – und in einem Motelzimmer wird sie unter Drogen gesetzt. Das alles oft nahezu komplett nackt. Wie es sich entpuppt, gilt die Aktion aber eigentlich gar nicht ihr: Stattdessen ist sie bloß das auserkorene Druckmittel für ein beabsichtigtes Erzwingen. Die Titel-gebende fordernde Drohung richtet sich nämlich an ihren Gatten – The Accountant (Mads Mikkelsen) – welcher offenbar eine nicht unerhebliche Summe Rihanna zustehendes Geld für sich einbehalten hat…
Wie augenfällig anvisiert, polarisierte „Bitch better have my Money“ die Zuschauerschaft auf Anhieb – wobei die positiven Aussagen und Argumente (darunter u.a., dass das Gebotene auf eine selbstbewusst-provokante Weise ja unterhaltsam sowie eindeutig keineswegs ernster Natur sei) ebenso nachvollziehbar sind wie die negativen (á la dass es sexistisch Gewalt gegen Frauen emporstilisieren würde); wenn man sich denn in die jeweiligen Betrachtungs-Perspektiven hineindenkt. Ziel war es, das Ganze als Female Empowerment zu präsentieren – alles simultan jedoch auch überzogen zu fetischisieren. In diesem schrägen, bunten Pulp-Milieu-Szenario wurde Rihanna von einem „Schmierlappen“ um ihren Lohn betrogen – allerdings hat er sich da definitiv mit der Falschen angelegt: Nobody fucks with this bad(ass) Fatherfucker…
Damals war es durchaus überraschend und neu, Rihanna plötzlich als Austeiler von Brutalitäten zu sehen. Eine zentrale Komponente der Story beruht indes tatsächlich auf wahren Begebenheiten – da es wirklich einst einen Buchhalter gab, von dem die Sängerin übers Ohr gehauen wurde. Vor diesem Hintergrund kann man schon ein Stück weit von einer persönlichen Rache-Phantasie sprechen – ohne dass man das aber jetzt irgendwie groß überanalysieren müsste, meiner Meinung nach. Die Sache ist nur: Warum dermaßen ausgiebig die scheinbar überhaupt nicht aktiv darin involvierte Gemahlin leiden lassen? Zumal gezeigt wird, dass ihn das keineswegs „trifft“ – er sich gern mit anderen Ladies vergnügt – und es auch nicht etwa so endet, dass ihm die beiden Frauen das letztlich gemeinsam heimzahlen…
Das Opfer ist blond, hübsch, schlank, gepflegt, trägt teure Kleidung, hat wohl reich geheiratet und ist vermutlich nicht berufstätig – und sollte dem doch so sein, dann mit Sicherheit nicht körperlich fordernd. Ob sie klug ist oder nicht, kann man nur spekulieren – aber sie hat einen dieser kleinen Hunde: Eine dieser Paris-Hilton-Barbie-esken Trophy Wives halt, denen es häufig arg egal ist, wie genau der Partner dafür sorgt, dass seine ihr gegebene Kredit-Karte bei Lust, Laune und Bedarf stets funktioniert. Klar: Diese Figur ist symbolisch aufzufassen und soll nicht gerade Mitleid heraufbeschwören – doch dem Video gelingt es nicht, diesem Punkt Bedeutung zu verleihen. Anstelle des Transportierens einer stimmigen Message – bspw. via Parodismus – erweckt der überlagernde „Quäl-Spaß“ eher den Eindruck von Misogynie…
Bei „Bitch better have my Money“ teilten sich Rihanna und Megaforce die Regie – wohinter sich vier Branchen-erfahrene Franzosen verbergen: Raphaël Rodriguez, Leo Berne, Clement Gallet und Charles Brisgand. Vom Handwerklichen und seinem Look her ist das Geschaffene hochwertig – mit Comic-haft schrägen Einfällen und Setpieces, kräftigen Farben sowie einer kompetenten Bebilderung Benoît Debies (u.a. „Irréversible“, „Vinyan“, „Enter the Void“ und „Spring Breakers“). Diverse Momente und zu erspähende Details sind fraglos nett und/oder cool – wie eine in Form eines Cannabis-Blatts explodierende Leucht-Rakete, Rihanna's $420-Kontostand (Stichwort: 420 Day) oder als sie wütend ihr Handy wegwirft und es in der Luft zerschießt: In der Hinsicht ist hier jedenfalls kein Mangel an Kreativität zu verzeichnen…
Im Song gibt es die Textzeile „your Wife in the Backseat of my brand new foreign Car“ zu hören – welche statt eine erotische im Vorliegenden eine ziemlich wörtliche Auslegung erfuhr. Während einen das schmunzeln lässt, sind manch andere Metapher allerdings einen Zacken too on the Nose geraten: Da hätte ich mir mehr Interpretations-Spielraum gewünscht. Öfters hat man das Gefühl, dass Rihanna und Co. gewisse Leute unbedingt erzürnend triggern wollten: Neben unterschiedlichen weiteren, mit solchen Augenblicken wie das Urinieren der Entführten am Straßenrand oder ihr aufgezwungener Marihuana-Konsum – speziell aber im Bereich Nudity, die mit einem durchsichtigen BH beginnt sowie sich über etliche oben-ohne-Shots bis hin zu einer splitternackten Rihanna inmitten eines Haufens Bargeld erstreckt…
Obgleich exploitative, werden die Damen in den jeweiligen Situationen nie als „Sexobjekte“ dargestellt – weshalb beim Zusehen von Rihanna (sei es beim Partymachen oder Vorbereiten eines Mordes) nie Zweifel erkeimen, dass sie keinerlei Probleme damit hat, so herumzulaufen. Dieser Aspekt wurde gut gemeistert. Für einige RiRi-Fans mögen die Inhalte und Images recht direkt, gewagt oder gar shocking gewesen sein – bloß gab es exakt diese Elemente (á la Freizügigkeit, Drogen, Chillen im/am Pool, Schulden-Eintreibung und Gewalt; nicht selten „verharmlosend“ ästhetisch schick verpackt) schon lange nicht nur im Hip-Hop-Genre sowie der Popkultur an sich. Ich gehe davon aus, dass den Betroffenen der Gender-Switch dahingehend relativ ungewohnt war – auch wenn jener nicht einmal konsequent durchgezogen wurde…
Nach Rihanna („Battleship“) verfügt das kanadische Model Rachel Roberts („S1m0ne“) über die zweitmeiste Screen-Time: Seit 2002 mit Andrew Niccol verheiratet, hat ihr der Dreh ordentlich was abgefordert – wie regungslos unter Wasser die Luft anhalten zu müssen sowie kopfüber aufgehängt und dabei zudem noch rumgeschaukelt zu werden. Sita Abellan und Sanam Sindhi waren beide absolute Newcomer und Eric Roberts („Final Analysis“) – welcher übrigens nicht mit Rachel verwandt ist – taucht als ein Cop auf, der nur Augen für die hübschen Ladies hat und daher nicht mitbekommt, was dort eigentlich direkt unter seiner Nase geschieht. Und last, but certainly not least: Für die Rolle des Accountants konnte der renommierte dänische Mime Mads Mikkelsen (TV's „Hannibal“) gewonnen werden…
In einem späteren Interview mit Ralph Jones berichtete der „Casino Royale“-Star über diese Kollaboration: „I wasn’t really aware of who she was, so I had to double-check with my Kids – and they were screaming in my Face: You fucking Moron! Don't you know who she is?! If you don't do this, we’ll kill you!“, worauf er einen entscheidenden Satz ausspricht: „I have a soft Spot for „Bitch better have my Money“ – because after all, I am the Bitch.“ Feines Casting. Am Ende nimmt Rihanna dann schließlich Rache an diesem Mann, der sie bestohlen und ihr Geld verprasst hat: Es wird blutig. Ein transparentes Hauch-von-nichts aus abwaschbarem Kunststoff tragend, schneidet sie ihm (an einen Sessel gefesselt) Körperteile ab, nachdem sie aus einer mitgebrachten Waffen-Sammlung ihr „Instrument“ dafür auserwählt hatte…
Zwar weist die offizielle Fassung des Videos die grausame Tat nicht konkret auf – just the bloody Aftermath – wohl jedoch separat veröffentlichte Deleted Scenes, welche einiges davon (u.a. aus seiner Perspektive heraus) zeigen. Alles in allem mischt dieser bunte, mit einer Reihe von Film-Anlehnungen aufwartende Hochglanz-Siebenminüter eine Menge zusammen: T&A, Drugs, Abduction, Murder, Menschen, die sich in Zeitlupe durchs Bild bewegen – sich nachts etwa von einem brennenden Auto entfernen – Spaß mit Klischees sowie substantiell gemeinte ernste Statements über Ausbeutung, Privilege und Empowerment – plus vieles mehr. Leider aber ist das Ergebnis weder so cartoony-fun wie z.B. Lady Gaga's und Beyonce's „Telephone“ noch inspiriert, tiefgründig oder provokant genug, um wahrhaft Eindruck zu erzeugen…