Bei „Goodnight, Phone“ handelt es sich um eine 90-sekündige Preview für einen Horror-Film von Meredith Alloway („Forbidden Fruits“) mit Kiernan Shipka (TV's „Chilling Adventures of Sabrina“) in der Hauptrolle – welchen es an sich jedoch nicht gibt: Ein klassischer Fake-Trailer also, der am 13. Oktober 2025 (pünktlich-passend zur Halloween-Season) sowohl im Internet veröffentlicht wurde als auch fortan im Rahmen verschiedener Vorstellungen der beiden großen amerikanischen Kino-Ketten AMC und Cinemark zu sehen war…
Based on true Events, steht die gerade gemeinsam mit ihrem Partner Kyle (Jake Cannavale) umgezogene Ava (Shipka) im Zentrum der Handlung: Mit diversen Dingen stressig und noch ungewohnt, fällt es ihr schwer, sich zu entspannen. „It all started when we moved into to new House“, berichtet sie: „I couldn't sleep.“ Eine Menge Zeit am Handy verbringend, macht ihr die Schlaflosigkeit körperlich wie psychisch zunehmend zu schaffen – worauf sie außerdem plötzlich von albtraumhaften geisterhaften Erscheinungen heimgesucht wird…
Ava gerät in einen Teufelskreis: Ihre Insomnie führt dazu, dass sie ihr Phone gar noch mehr nutzt – sie im Zuge dessen einfach allerlei Online-Content konsumiert, um sich die Stunden zu vertreiben. Amüsant und geschickt zugleich, wird rasch deutlich, dass letzteres direkt mit den bei ihr Angst und Schrecken auslösenden Gegebenheiten verknüpft ist, denen sie sich ausgesetzt sieht: Bspw. begegnet sie eines Nachts zwei Phantom-Gestalten im Flur, die sich auf einmal synchron wie ein TikTok-Mädels-Duo zu bewegen beginnen…
U.a. via sich von Ava's Daumen ablösender Haut, einer Variante eines markanten J-Horror-Moments – nämlich als sie sich (anstatt einer schwarzen Haarsträhne) ein weißes Ladekabel aus dem Mund/Hals zieht – sowie des Auftauchens eines demonic Doppelgängers, spitzt sich der Trailer immer weiter zu – bis am Ende (nach Einblenden des Titels) eine unerwartet sanfte Melodie erklingt und ein angenehm warmes Licht angeht; denn tatsächlich hat Kyle stets gut durchgeschlafen und wird nun just auf diese Weise behutsam-feinfühlig geweckt…
Während es nicht unwahrscheinlich ist, dass so einige von dem Sachverhalt unwissende oder eher unaufmerksame Betrachter „Goodnight, Phone“ bis dahin durchaus für eine echte Film-Vorschau eines offenbar augenzwinkernd gewisse aktuelle Themenpunkte aufgreifenden B-Movies halten, geben die finalen Sekunden schließlich den eigentlichen Clou des Ganzen preis: Quasi mit einer abgestimmten Public Service Announcement inhaltlich integriert, war das Vorangegangene eine Werbung des „Schlaf-Verbesserungs-Unternehmens“ Hatch!
Das betreffende Produkt ist der Screen-lose Smart-Wecker „Restore 3“ – der einem dank individuell programmierbarer beruhigender Leucht- und Klang-Optionen behilflich sein soll, entspannt zu entschlummern und ebenso aufzuwachen. Sprich: Ein höherer Grad an Seelenfrieden durch Digital-Detox am Abend. Oder wie es im Spot heißt: Don't let Doomscrolling haunt your Sleep. Viele kennen das: Beim Zubettgehen schnell nochmal seine Socials und/oder FYPs checken wollen – nur um dann doch länger dran hängen zu bleiben…
2014 gegründet, ist man bei Hatch seit jeher darum bemüht, den Menschen Schrägstrich Kunden mit speziellen technischen Entwicklungen eine wohligere, gesündere Schlafhygiene zu ermöglichen: Eine Leitabsicht, die dieser Short auf vergnügliche Art überspitzt. Der vom Algorithmus genährte schier endlose Content-Feed resultiert in Abhängigkeit und anwachsenden Belastungen (auch gegenüber Kyle), manifestiert sich Terror-verbreitend und konfrontiert Ava dabei überdies sozusagen mit einer garstigen Version von sich selbst…
In Sachen Horror-Tropes griff man auf eine Reihe altbewährte zurück – á la creepy Anblicke und Entitäten, spärlich helle Räumlichkeiten, flackernde Lichter und Jump-Scares. Generell eine kompetente Cast&Crew sowie ein hochwertiges Produktions-Design aufweisend, geht die Optik in Ordnung, passt die Editing-Arbeit Henry Hayes' („the Plague“) und kann sich die Musik-Untermalung von Komponistin und Multi-Instrumentalistin Ariel Marx (u.a. „Shiva Baby“ und „the Hand that rocks the Cradle“, 2025) anstandslos hören lassen…
Die „Goodnight, Phone“ Kampagne wurde bei Hatch komplett intern konzipiert und realisiert – ohne dafür eine externe Agentur hinzuzuziehen. Inspiriert durch den Buzz rund um Zach Cregger's „Weapons“, gab es einen grob gehaltenen Pitch, der regen Anklang fand, trug das zuständige, rein weibliche Team (unter der Führung von Kreativ-Direktorin Rinee Shah) anschließend eine Auswahl an Einfällen und Referenzen zusammen, konkretisierte das Ganze zu einem Skript und organisierte den Dreh – und das alles in unter vier Wochen…
Obendrein war es natürlich super, Kiernan Shipka als Lead gewinnen zu können: Zum einen verfügt sie über ein solides Level an Genre-Cred – siehe (neben der eingangs genannten Netflix-Show) u.a. „February“, „Totally Killer“ und „Longlegs“ – zum anderen agiert sie gewohnt likeable und überzeugend. Dagegen vermag Bobby's Sohn Jake (aka Jacob Lumet) Cannavale (TV's „the Offer“) als Kyle zwar keinen echten Eindruck zu hinterlassen – allerdings ist das in erster Linie dem Part an sich, und nicht unbedingt seiner Darbietung zuzuschreiben…
Neugier erweckend, gingen parallel mit dem Erscheinen des Kreierten auf YouTube, in ausgewählten Kinos sowie auf einer eigens eingerichteten Micro-Site zudem etliche Social-Media-Posts mit Pics, Behind-the-Scenes-Material und „kryptischen Botschaften“ wie etwa Stop the Doomscroll und Detach from your Feed online – wodurch geschwind allerlei User und Seiten darüber zu berichteten anfingen und somit reichlich Views generiert werden konnten, so dass die Aktion im Prinzip umgehend zu einem amtlichen Erfolg avancierte…
Die Veröffentlichung im Halloween-Monat sowie innerhalb des Vorprogramms von Horror-Film-Screenings war optimal getimt und koordiniert, das Präsentierte ist unterhaltsam sowie die Offenbarung am Ende, was man sich da eigentlich gerade angeschaut hat, tatsächlich überraschend – wobei das Produkt an sich bloß durch diesen „Twist“ in den Fokus gerückt und die Wellness-Message prima vermittelt wird: Unaufdringlich, getreu der Show-don't-tell-Devise sowie in einem Content-Konsum-Szenario eingebettet, das für viele relatable ist…
Kurzum:
„Goodnight, Phone“ ist sowohl ein gelungener Faux-Trailer als auch ein origineller, in Erinnerung verbleibender Cinematic-Storytelling-Werbespot (mit jeweils einem netten Maß an Style und Substance)…
- ohne Wertung -
