Jorin
Von Pferdezöpfen zu Zungenküssen: "I'm Not A Girl, Not Yet A Woman". Wahr gesprochen. Die Karriere des 22-jährigen Pop-Supergirls befindet sich im Umbruch. Den Takt hierzu gibt die biologische Uhr vor.
Ihren Wandel vom braven Teenie mit den Pferdezöpfen zum geschlechtsreifen Vamp dokumentiert die Greatest Hits-DVD, die Tracks seit 1998 vereint und bei der Hälfte der Songs mit alternativen Clip-Versionen oder Bonusfeatures (beispielsweise Karaoke) lockt - ansteuerbar über ein schickes, chronologisch strukturiertes 3D-Menü. Die Protagonistin ist talentiert, auch wenn viele Künstler eine bessere Stimme haben. Die früh bis ins Detail kalkulierte Karriere und ein leckeres Aussehen machen den Unterschied. Geradezu perfekt: diese Blondine begehrt jeder, ob pubertierend, liebender Vati oder tougher Gangsta. Brits Videoclips zwischen Mainstream-Dance, Pop-Ballade und R'n'B-Club können deshalb im Klassenzimmer und auf dem Basketball-Court mit Snoop Dogg ("Outrageous") stattfinden - so absurd das klingt.
Zumindest optisch ist Britney chartverdächtig. Wo Brits Vocals stetig auf demselben Niveau bleiben, legten Produktionen und Videos an Coolness zu. Die Klassen-Party "... Baby One More Time" (1998) unterscheidet sich ein Jahr später noch kein Stück von "Oops I Did It Again" oder "You Drive Me Crazy" - selbst wenn die damals 17-Jährige ihre Reize deutlicher nutzt. Auch "Overprotected" (2000) oder die Boygroup-Nummer "I'm Not A Girl, Not Yet A Woman" (2001) bleiben so teenielike, dass das recht lässig produzierte Cover "I Love Rock 'n' Roll" aus ihrem Munde ("... My loneliness is killing me ...") nur lächerlich klingen kann.
Dabei hatten Brits Songs das nächste Level schon erreicht: der laszive Hüftschwung von "I'm A Slave 4 U" (The Neptunes) lässt vor dem Bildschirm den Atem stocken. Das gefragte Produzenten-Duo löste mit "Boys (The Co-Ed Remix)" nochmals Spears'schen Clubalarm aus, bevor sie Madonna in "Me Against The Music" an der Hand nahm und Britney, vollgetankt mit neuem Selbstbewusstsein, die Pferdezöpfe endgültig gegen Zungenküsse eintauschte ("Toxic").
Gelang die Image-Metamorphose bei "Toxic", geht die neue Single "My Prerogative" in die Hose: zwischen einem kramphaft anders klingen wollenden Sound-Mix und einer abgelutschten "Britney in den Neunzigern"-Refrainhook weiß der Track nicht recht, wohin er will. Im dazugehörigen Video trumpft sie dagegen im Movieformat mit Strapsen und verführerischer Erotik auf. Rein musikalisch könnte ihre jüngst verkündete Auszeit für mindestens zwei Jahre (Begründung: zuviel Stress bzw. endlich eine Familie gründen) dennoch hilfreich sein. Brit will dann mit einem "völlig neuen Image" zurückkehren.
Sollte damit auch ein ernsthaftes musikalisches Comeback gemeint sein, könnte das Feilen am Gesangsstil hilfreicher sein, als knisternde, neu verfilmte Clips mit Snoop Dogg oder ein sexy Macht-Image: denn das inszeniert die 22-Jährige längst perfekt. Ihr großes Vorbild Madonna dürfte ihren Masterplanern jedenfalls mit Sicherheit zur Inspiration dienen.
Während die "Greatest Hits"-CD mit zwei unveröffentlichten, ungewohnt kantigen Produktionen aufwartet, lockt die DVD bei etwa der Hälfte der Tracks mit alternativen Clip-Versionen und einigen Bonusfeatures (Acapella, Karaoke usw.) - ansteuerbar über ein schickes, chronologisch strukturiertes 3D-Menü. Nach der jüngst verkündeten, längeren Auszeit will Brit dann mit einem "völlig neuen Image" zurückkehren. Madonnas Mix aus Sex und Macht dürfte ihren Masterplanern dabei sicher Inspiration sein.
Britney SpearsTitel: "Greatest Hits: My Prerogative"
Genre: Rock / Pop
Erscheinungstermin: 08.10.2004
Label: BMG
Bildformat: Vollbild (4:3), Cinemascope (2,35:1)
Laufzeit: 160 Minuten
Tackliste:
01. My Prerogative
02. Outrageous
03. Everytime
04. Toxic
05. Me Against The Music feat. Madonna
06. Boys (The Co-Ed Remix) feat. Pharrell Williams
07. I Love Rock 'n' Roll
08. I'm Not A Girl, Not Yet A Woman
09. Overprotected - The Darkchild Remix
10. Overprotected (International Version)
11. Don't Let Me Be The Last To Know
12. I'm A Slave 4 U
13. Stronger
14. Lucky
15. Oops! ... I Did It Again
16. Born To Make You Happy
17. From The Bottom Of My Broken Heart
18. (You Drive Me) Crazy (The Stop Remix!)
19. Sometimes
20. ...Baby One More Time
Quelle: gmx.de