Okay, in meinen Augen hat Alt-Meister Dario Argento („Phenomena“) ohnehin schon seit über einer Dekade keinen wirklich brauchbaren Film mehr abgeliefert, aber man hofft ja irgendwie doch noch – und so habe ich mir im Rahmen der „Nacht der 1000 Schreie 2004“ sein neustes Werk „the Card Player“ angesehen ...
Ich muss schon gestehen: So viel gelacht habe ich im Kino schon seit Jahren nicht mehr (dem Großteil des restlichen Kinopublikums ging es genauso) ... nur dass es sich eigentlich um einen „ernsthaften“ Serienkiller-Film handeln sollte.
Die unfreiwillige Komik war einfach überwältigend – Argento selbst hat am Drehbuch mitgeschrieben, doch das fertige Werk hätte auch aus der Feder eines 10-Jährigen stammen können, der einfach mit Hilfe eines billigen Programms alle nur denkbaren Klischees, stereotype Charaktere sowie die abgegriffensten Dialoge der Filmgeschichte zu einem Skript kombiniert hat ... man füge noch eine Gruppe talentfreier Darsteller hinzu, inszeniere das ganze möglichst Tempo-, Innovations- und Spannungsarm, und fertig ist ein unfreiwillig komisches Machwerk der (untersten) „Spitzenkasse“.
Zur Story: Ein Serienkiller geht in Rom um – er entführt junge Frauen und fordert die Polizei jeweils zu einem Spiel Online-Poker heraus ... gewinnt er, stirbt das Mädchen / gewinnen die Cops, lässt er sie gehen.
Eine erfahrene Polizistin (natürlich leidet sie unter einem vom Selbstmord des Vaters ausgelösten Trauma) bearbeitet den Fall, unterstützt von einem britischen Beamten des Konsulats (da das erste Opfer britische Touristin war), der seinerseits als Sündenbock eines misslungenen Einsatzes nach Rom „verbannt“ wurde und nun ein Alkoholproblem hat...
An den Leichen der Opfer findet man Pflanzen-Sporen als Spur, die Tochter des Polizeichefs wird entführt, die zwei Cops beginnen eine Affäre, der Killer könnte aus den Reihen der Polizei stammen ... Innovationen im Storyverlauf sind gleich null.
Es wird viel über die Bedeutung von Poker geredet, die Online-Duelle hätten nicht spannungsloser gestaltet werden können (obwohl man per Web-Cam das angstverzerrte Gesicht des Opfers immer im Bild hat) und der „fiese“ Showdown ist ein Witz (allein die Musik dabei!), der dem Niveau des Films jedoch perfekt angepasst wurde.
Wie gesagt: Dialoge und Figuren sind zum schreien komisch, die Inszenierung (unspektakulär, wie von Argento gewohnt) langweilt nur, die Schauspieler agieren mies oder bestenfalls auf Autopilot, Gewalt und gar Action bekommt man auch nicht wirklich zu sehen, die Auflösung um die Identität des Killer und seine Motive ist lahmer Standard.
Aussagekräftiges Beispiel gefällig?
Die Polizistin sitz in ihrem Wohnzimmer auf der Couch. Plötzlich sieht sie in der Reflektion einer Glasschüssel auf dem Tisch einen maskierten Mann, der sie vom Fenster her beobachtet. Was macht sie? Sie greift sich eine Lupe, beugt sich ganz nah an die Schüssel heran und versucht durch die Lupe den Beobachter besser zu erkennen...?! Dann erst (so nach einer weiteren Minute) greift sie zur Dienstwaffe, doch der Mann ist schon weg...
Fazit: Ein Thriller der untersten Schublade (in so ziemlich allen Bereichen), der aber die unfreiwillige Komik in ungeahnte Höhen treibt – allein deshalb habe ich das Kino nicht vorzeitig verlassen, wie es etliche übrigens taten....
Argentos Zeiten sind wohl endgültig vorüber – jene lagen ohnehin hauptsächlich in einer Epoche, als „Online-Poker“ noch fast „Science Fiction“ war ... 1 von 10.
(StS / Ofdb)
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