Sir Khan
In Sachen Qualität gehören sie im deutschen Kino schon lange zu den Großen: Unabhängige Verleihe wie Piffl Medien, Neue Visionen oder Ventura bürgen für einen wesentlichen Teil dessen, was an ambitionierten Filmen aus aller Welt auf unsere Leinwände kommt. Im DVD-Bereich sieht es damit bisher eher mau aus. Wer künstlerisches Kino jenseits der aktuellen Arthouse-Hits sucht, wird am ehesten noch – zu hohen Preisen – im Importregal fündig. Daran dürfte sich nun manches ändern. Neun der wichtigsten unabhängigen Verleiher Deutschlands – neben den oben erwähnten auch Arsenalfilm, Gmfilms, Kool, Pegasos, Real Fiction und Timebandits – haben sich unter dem Label good!movies zusammengeschlossen, um ihre Filme auf dem DVD-Markt erfolgreich zu vermarkten und damit auch ihre Position beim Filmeinkauf zu stärken. 17 Filme sind jetzt in einer ersten Staffel auf dem Markt, dabei ist der Frankfurter Pegasos Verleih mit vier Filmen besonders präsent.
Eine Stärke des Mediums DVD ist die langfristige und flächendeckende Verfügbarkeit. Nahe liegend also, dass sich in diesem ersten Pegasos-Paket gleich zwei Filme finden lassen, die zwar mit jeweils 80 000 (Pan Nalins Ayurveda, 2001) und 26 000 Zuschauern (Ulrike Kochs Ässhäk – Geschichten aus der Sahara, 2004) für Dokumentarfilme passabel im Kino liefen, aber nur einen kleinen Teil ihres Ethno-Interest-Publikums erreicht haben dürften. Der Dritte im DVD-Bunde, Edward Yangs charmant melancholische Familiengeschichte YiYi – 2000 hatte der Film den Regiepreis in Cannes gewonnen – darf trotz des geringen Lebensalters von fünf Jahren schon als Klassiker bezeichnet werden und gehört in jede Filmbibliothek. Komplett wird das Viererpaket von der Dokumentation Memoria del Saqueo - Chronik einer Plünderung des argentinischen Altmeisters Fernando Solanas.
Alle bisher veröffentlichten – und auch die angekündigten – Pegasos-DVDs sind Originalfassungen mit deutschen (der Solanas zusätzlich französischen und englischen) Untertiteln. Die einzelnen Abschnitte der Filme lassen sich durch eine relativ detaillierte Indexierung ansteuern, die sonstige Ausstattung beschränkt sich auf ein paar erläuternde Texttafeln. Für die Zukunft sind von Pegasos Film sechs bis zehn Neueditionen pro Jahr geplant, darunter in der nächsten Staffel im Februar/März solche Delikatessen wie Abbas Kiarostamis „Der Wind wird uns tragen“(1999) und Heddy Honigmanns brasilianische Elegie „O Amor Natural“ (1997). Spätestens dann muss man endlich nicht mehr befürchten, auf der Suche nach Honigmann bei amazon.de kurzerhand zum Horrorschocker „Hangman's Curse“ weitergeleitet zu werden. S.H.
(tagesspiegel.de)